Zuckersüß, authentisch und atmosphärisch...
So leise wie ein Sommerregen"So leise wie ein Sommerregen" ist nun mein drittes Buch von Leonie Lastella. In den letzten Jahren habe ich schon "Das Licht von tausend Sternen" und "Wenn Liebe eine Farbe hätte" von ihr lesen dürfen ...
"So leise wie ein Sommerregen" ist nun mein drittes Buch von Leonie Lastella. In den letzten Jahren habe ich schon "Das Licht von tausend Sternen" und "Wenn Liebe eine Farbe hätte" von ihr lesen dürfen und war jedes Mal total begeistert. Auch diese Geschichte ist wieder zuckersüß, authentisch und atmosphärisch, blieb aus einem unerfindlichen Grund für mich aber ein bisschen hinter den beiden Vorgängern zurück.
Hope: "Ich liebe Sommerregen. Er ist selten. So verdammt selten. Fast immer ist Regen kalt und grau. Er verwässert die Gerüche und Farben. Ein Sommerregen hingegen ist leise, weich und warm. Er intensiviert die Armon und Farbtöne. So wie dieser. Hier. Und jetzt."
Bevor ich versuche zu ergründen, warum mich "So leise wie ein Sommerregen" gerade zu Beginn nicht so ganz abholen konnte, noch ein paar Worte zum wunderschönen Cover. Mit der Gestaltung hat der dtv Verlag mal wieder einen Volltreffer gelandet. Wie schon bei den ersten beiden bei dtv erschienenen Romanen der Autorin besteht der Einband aus bedruckter, weicher Pappe, in die der goldene Titel hineingeprägt ist und wie eines dieser Metallic-Kratzbilder wirkt, die ich vor einigen Jahren geliebt habe. Nachdem auf dem Vorgänger ein Abendhimmel im Hintergrund zu sehen war, blicken wir hier in den bunten Farbverlauf eines Sommertages, von dem sich die gezeichnete Silhouette eines Paares abhebt. Warum der Roman ausgerechnet den kunstvollen Titel "So leise wie ein Sommerregen" trägt, wird erst mit der Zeit klar, entfaltet dann aber nachträglich seine Wirkung. Auf 368 Seiten erzählen Hope und Cooper abwechselnd in 57 sehr kurzen Kapiteln ihre Geschichte, die aufgrund des sehr vagen und wenig aussagekräftigen Klapptextes für mich eine überraschende Wundertüte war.
Erster Satz: "Die Bilder an der Wand meines Zimmers vibrieren, als mehrere Kampfjets tief über das Dach unseres Hauses auf der Militärbasis hinwegdonnern."
"So leise wie ein Sommerregen" beginnt damit, dass das Leben der achtzehnjährigen Hope an einem Tag gleich zweimal zusammenbricht. Zuerst muss sie erfahren, dass ihr Vater im Kriegseinsatz gefallen ist und dann erwischt sie auch noch ihre Mutter mit einem anderen Mann. Kein Wunder, dass ihr erstmal die Sicherungen durchbrennen und sie sich wutentbrannt zurückzieht. Erst als sie am Tag der Trauerfeier durch einen Zufall in die Arme des neu zugezogenen Cooper rennt, lichtet sich die Dunkelheit in ihr ein Stück. Doch hat ihre Liebe, die zum falschesten Zeitpunkt entstanden ist, eine Chance? Das ist der grobe Handlungsrahmen der knapp 370seitigen Geschichte, ohne schon zu viel zu verraten und ganz viel davon passiert schon auf den ersten Seiten. Warum ich und "So leise wie ein Sommerregen" trotz bester Vorsätze einen eher holprigen Start hatten, kann ich mir immer noch nicht zu 100 Prozent erklären. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich durch den eher schwammigen Klapptext nicht genau wusste, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen wird und dann von den vielen Ereignissen, die in den ersten Kapiteln passieren, überrumpelt war.
Hope: "Wie kann ich lächeln? Dad ist tot. Ich sollte traurig sein. ich bin traurig. Aber in Coopers Nähe wird hell, was sonst schwarz ist. Ich fühle mich leichter, lebendig, ein bisschen so wie die alte Hope. Das ist falsch und gleichzeitig unfassbar reizvoll."
Dazu kommt, dass Leonie Lastella hier wieder sehr knappe Kapitel von ungefähr 3-7 Seiten nutzt, was ich grundsätzlich als Kapitelleserin eher positiv bewerten würde. Hier habe ich den Einstieg in Hopes und Coopers Geschichte aber als viel zu schnell, zu abgehackt und zu sprunghaft empfunden. Nur wenige Seiten nach dem Prolog, in dem wir nicht nur unsere Protagonistin Hope das erste Mal treffen, sondern auch gleich die beiden erschütternden Wahrheiten erfahren, treffen sie und Cooper das erste Mal aufeinander. Ihr erstes Treffen beinhaltet Trauer, eine Ohrfeige, Wodka, einen stürmischen Kuss und eine Menge Tränen und ... schwuppdiwupp sind wir schon mitten in der Liebesgeschichte, ohne überhaupt richtig im Roman angekommen zu sein. Von Normalität zu Trauer, zu Wut, zu Überforderung, zur Liebe auf den ersten Blick - die Geschichte wechselt rasend schnell zwischen verschiedenen Emotionen und hat mich auf dem Weg einfach abgehängt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich aufgrund der kurzen Kapitel nur sehr portionsweise gelesen habe, aber so kam ich zunächst schwer in die Geschichte rein und habe von den vielen von Anfang an präsenten Emotionen nur die Hälfte gefühlt.
Hope: "Ich lache und dann essen wir schweigend. Aber es ist eine angenehme Stille. Sie ist gefüllt mit uns. Und dieses Uns fühlt sich verdammt perfekt an. Egal wie unperfekt jedes einzelne Date ist, Cooper stielt mir mit jedem einzelnen mein Herz."
Erst nach dem ersten Drittel, als "So leise wie ein Sommerregen" dann einen Gang zurückschaltet und sich auf Hopes Beginn an der Universität, Coopers Rückkehr nach North Carolina zu seinem Stiefvater Mac konzentriert und die beiden erst im zweiten Schritt wieder an der Uni miteinander konfrontiert werden, konnte ich eine richtige Beziehung zu den Figuren aufbauen. Zwar sind auch im weiteren Verlauf der Geschichte jede Menge kleinere Zeitsprünge versteckt und über einige Themen geht die Autorin eher großzügig hinweg, ab hier entfaltete der Roman dann aber so langsam die leise, echte Magie, die ich von Lastellas anderen Romanen kenne. Sonnenuntergänge am Strand, spontane Lagerfeuer und DIY-Aktionen, Koch-Dates und Küsse im Regen - hier wird die romantische Volldröhnung aufgefahren, um uns Lesern Hope und Cooper als Paar schmackhaft zu machen und eine sommerliche Wohlfühl-Atmosphäre zu kreieren. Neben der langsamen, zuckersüßen Entwicklung der Beziehung von Hope und Cooper, geht es hier auch vordergründig um das Verhältnis der beiden zu ihren Eltern, der Wert neuer und alter Freundschaften und die Kraft weiterzumachen, zu vergeben und nach vorne zu blicken. Leonie Lastella schreibt hier also wieder sehr lebensnah über Themen, die junge Menschen beschäftigen, über Protagonisten, die es wirklich geben könnte und Gefühle, die wir wohl alle kennen.
Cooper: "Habe ich sie gerade allen Ernstes als meine Freundin bezeichnet? Das fällt wohl im Allgemeinen nicht unter ich lasse sie das Tempo bestimmen. Andererseits hat sie eine Scheißflagge in mein Herz gerammt und es damit als ihr Territorium markiert. Ob es nun zu schnell geht, ob ich damit einverstanden bin oder nicht - das sind die Fakten."
Vor allem Leonie Lastellas atmosphärischer Schreibstil, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" (Colleen Hoover) schafft, Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren, hat dafür gesorgt, dass ich Hope und Cooper nach meinen Anfangsschwierigkeiten noch sehr ans Herz geschlossen hatte. Dennoch (und hier kommt das große ABER ins Spiel, das dafür gesorgt hat, dass "So leise wie ein Sommerregen", mich nicht so sehr überzeugen konnte, wie Lastellas Vorgänger) haben mir hier die geballten Emotionen gefehlt, die zum Beispiel "Das Licht von tausend Sternen" so mitreißend gemacht hat, der besondere Funke, der auch weit nach dem Beenden der Geschichte das Vergessen unmöglich machte und die außergewöhnliche Grundidee, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Dazu waren mir die Entwicklungen der Protagonisten zu schnell, die Nebenfiguren zwar toll, aber noch mit zusätzlichem Potential, Coopers Vergangenheit zu flott abgehakt und der Prä-Happy-End-Breakdown zu aufgebauscht.
Hope: "Lügen kann man nicht zurücknehmen. Vertrauen nicht einfach wiederherstellen. Denn es zerbricht nicht, wie alle immer sagen. Dann könnte man es reparieren. Seine Lügen löschen unsere Basis aus. Das Vertrauen in ihn verschwindet in dem Nichts, das in mir herrscht."
Schade ist auch, dass ich die "große Wendung" der Storyline schon sehr früh vorhergesehen habe und so eigentlich nur halbherzig auf deren Enthüllung gewartet hatte. Da mich NA-Romane sowieso selten überraschen können und in der in Zwischenzeit allerlei tolle Dinge passieren - durch Sonnenuntergänge am Strang, Lagerfeuer, DIY-Aktionen, Koch-Dates und Küsse im Regen wird die romantische Volldröhnung aufgefahren - ist das nicht besonders schlimm, für eine enthusiastische Bewertung reicht es aber trotzdem nicht. Alles in allem fällt mein Urteil also ein bisschen enttäuscht aus. Versteht mich nicht falsch, ich mochte die Geschichte wirklich sehr, sie hatte nur einfach nicht genügend Pepp, um ein richtiges Herzensbuch zu werden.
Fazit:
Gerade zu Beginn hätte ich mir eine langsamere Entwicklung und mehr Zeit zum Ankommen gewünscht. Nach dem holprigen Start ist der Mittelteil gewohnt authentisch, magisch und voll romantischer Sommeratmosphäre - die Figurenentwicklung, Storyline und können es aber dennoch nicht mit Leonie Lastellas Vorgängern aufnehmen.