Profilbild von Sigrid1

Sigrid1

Lesejury Star
offline

Sigrid1 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sigrid1 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2021

Freiflug... hin zu einem selbstbestimmten Leben

Freiflug
0

In diesem Roman lernen wir die beiden Frauen Katharina und Rita kennen. Ihr Leben könnte nicht unterschiedlicher sein, aber in den 1970er Jahren haben sie trotzdem gegen die gleichen Probleme zu kämpfen: ...

In diesem Roman lernen wir die beiden Frauen Katharina und Rita kennen. Ihr Leben könnte nicht unterschiedlicher sein, aber in den 1970er Jahren haben sie trotzdem gegen die gleichen Probleme zu kämpfen: Frauen werden immer noch als "unmündige" Menschen behandelt, auch per Gesetz. Sie dürfen vieles noch nicht oder müssen die Einwilligung ihres Vaters oder Ehemanns vorweisen. Katharina ist gegen den Willen ihrer Familie, Anwältin geworden und merkt immer wieder sehr stark, das die Männer bevorzugt werden. Sie verdienen mehr, ihr Wort hat einen größeren Wert und den Frauen wird grundsätzlich nicht so viel wie Männern zugetraut. Sie hadert mit ihrer Rolle und will sich nicht durch Witze und sexistische Behandlung in der Kanzlei als Mensch zweiter Klasse behandeln lassen. Rita dagegen hat bisher etwas bessere Erfahrungen im Leben gemacht. Sie hat eine Ausbildung zur Pilotin durchlaufen und auch in ihrem Beruf gearbeitet. Der Weg war zwar auch steinig, aber sie hat sich durchgesetzt. Auch mit Hilfe ihres Vaters, der sie im Segelflugverein und auch später nicht nur finanziell unterstützt hat. Ihre Eltern haben immer zu ihr gehalten und auch ihre, für die damalige Zeit ungewöhnliche Berufswahl, akzeptiert. Doch dann merkt Rita, das auch sie den damaligen Ansichten gegenüber Frauen nicht entkommen kann. Sie bewirbt sich nämlich um eine Stelle als Pilotin für Passagiermaschinen. Und wird sofort abgelehnt.

Und jetzt verknüpfen sich die Leben der beiden Frauen. Denn Katharina soll Rita helfen die Lufthansa zu verklagen.

Die beiden Protagonistinnen finde ich sehr sympathisch. Sie sind beide starke Frauen, die sich ihren Lebenstraum nicht durch unsinnige Vorschriften zerstören lassen. Sie gehen ihren Weg gegen den Strom, auch wenn sie anecken und immer wieder auf Hindernisse stossen. Für mich sind sie richtige Vorbilder. Denn sie haben sich durchgesetzt und gewehrt gegen die frauenfeindlichen Ansichten und Gesetze. Die beiden Frauen machen das in einer Zeit, wo gerade die Frauenbewegung im Entstehen ist. Sie machen Mut und sie lassen sich nicht unterkriegen. Egal ob im Beruf oder Privat.

Die Geschichte ist sehr gut erzählt. Der Text lässt sich flüssig lesen. Ich konnte mir auch alles gut vor Augen vorstellen. Die Verhältnisse in der Kanzlei sind sehr gut geschildert und haben mich nur kopfschüttelnd zurückgelassen. Die vorkommenden Personen sind sehr realistisch und leider nicht alle unbedingt sympathisch. Es hat mich sehr enttäuscht, als die Wahrheit um Theo rauskam. Aber das ganze Buch hat für mich das Thema "Gleichbereichtigung der Frau" gut aufgegriffen. Die hier vorkommenden Themen wie z.B Scheidungsrecht usw. sind wirklich interessant und werden manche Leser*innen überraschen. Sie kennen die alten Gesetze vielleicht nicht und dann ist man echt geschockt.

Es werden viele Sichtweisen lebhaft geschildert, die Meinungen spalten ganze Familien. Aber es ist eine sehr realistische Darstellung und zeigt diese Zeit und ihre Ansichten gut. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Und es hat mir wieder in Erinnerung gerufen, das es immer noch nicht eine richtige "Gleichberechtigung der Frauen" gibt. Auch wenn es manche Menschen so sehen wollen. Und auf keinen Fall dürfen wir wieder in diese "unterdrückte" Zeit zurückfallen. Daher kann ich diesen Roman gut weiterempfehlen, gerade für die jungen Frauen - aber nicht nur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2021

Zwei Frauen mit interessanten Lebenswegen

Sie haben mich nicht gekriegt
0

In diesem Buch dürfen wie die beiden Frauen Mary S. Rosenberg und Tina Modotti auf ihrem Lebensweg begleiten. Diese beiden sehr unterschiedlichen Frauen haben aber jede für sich ein interessantes Leben ...

In diesem Buch dürfen wie die beiden Frauen Mary S. Rosenberg und Tina Modotti auf ihrem Lebensweg begleiten. Diese beiden sehr unterschiedlichen Frauen haben aber jede für sich ein interessantes Leben geführt und uns die damalige Zeit, die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr gut nahe gebracht. So unterschiedlich sie auch waren, beide haben ihr Leben trotz der widrigen Umstände nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet. Tina Modotti hatte schon einen viel schwierigeren Start ins Leben als Mary, aber sie hat durchgehalten und sich auch durchgesetzt gegen viele damalige Traditionen und vorgegebenen Lebensmodelle. Sie hatte es eigentlich ihr ganzes Leben lang schwer. Schon als Kind in Armut geboren, wollte sie durch die Politik die Lebenssituation der Menschen ändern. Der Kommunismus war für sie die richtige Lösung für dieses Problem. Ich war beeindruckt von der Zähigkeit dieser beeindruckenden Frau. Sie hat wirklich für ihren Traum einer gerechten Welt gelebt. Sie hat viel durchgemacht und ist meiner Meinung nach auch oft ausgenutzt worden. Sie erlebt so viele verschiedene Lebensmodelle. Sie ist Schauspielerin in Hollywood und sozusagen eine "Partykommunistin" - endlos diskutieren und reden, aber dann nicht nach den kommunistischen Vorstellungen leben. Sie wird zu einer erfolgreichen Fotografin und gibt dann ihr Leben wirklich dem Kommunismus hin. Sie reist über die ganze Welt, trifft die verschiedensten Menschen. Sie gibt ihr kapitalistisches Leben auf und geht voll in der Arbeit für die Kommunisten auf. Dafür lebt sie gefährlich und ist für viele Einsätze unterwegs. Sie wird sogar in manchen Ländern polizeilich gesucht und trotzdem hilft sie bei gewagten und gefährlichen Einsätzen den Unterdrückten. Sie begibt sich in Gefahr um anderen zu helfen. Es ist ein gewegtes Leben. Mir war sie sehr sympathisch, auch wenn manche ihrer Taten mir doch zu extrem erscheinen. Tina ist für mich eine besondere Frau. Man kann sie in keine Schublade stecken, auch ihr Verhältnis zu den Männern ist nicht den normalen Regeln der damaligen Zeit unterworfen. Sie hat viele Liebhaber und doch ist sie meiner Meinung nach immer für sich alleine. Aber ich glaube, der Kommunismus ist ihr zum Schluß wichtiger. Sie will sich nicht für einen Mann aufgeben. Ihre Bekannten sind teilweise sehr berühmt - Frida Kahlo sei hier genannt. Man erlebt diese Zeit sehr intensiv. Der Leser wird in die Künstlerkolonien eingeführt und erlebt die schrecklichen Zustände in Spanien. Es ist eine verrückte Welt und Tina mittendrin. Die Erzählung ist sehr gut geschrieben, man kann gut folgen und sich durch die sehr detailreiche Schilderungen alles gut vorstellen. Und das tollste ist natürlich dann der Gegenpart, nämlich das Leben von Mary. Sie wächst schon priviligiert auf. Als Tochter eines Buchhändlers und sehr intelligent. Mary hat den Traum Ärztin zu werden, aber die Umstände lassen ihn zerplatzen. Sie versucht alles ihn zu verwirklichen, aber an ihrem starken Vater und ihrer Liebe zu Büchern
scheitert sie mit diesem Traum. Erst sieht ihr Leben einfach aus, aber im Laufe der Zeit merkt man, das auch Mary immer gegen ihr eigenes Empfinden lebt. Sie möchte eigentlich das eine und macht das andere. Aber sie ist auch eine starke Frau, das erlebt man gerade in der Nazi-Zeit. Obwohl sie da wohl doch was blauäugig ist. Denn gerade sie als Jüdin ist gefährdet und nimmt es nicht ganz so ernst. Auch ihr Leben ist anders als der Frauen in der damaligen Zeit. Sie ist auch genauso gradlinig in ihrem Leben wie Tina. Beide eigentlich so unterschiedlich, aber sich doch so ähnlich. Mir hat Mary auch sehr gut gefallen. Sie findet immer eine Lösung und lässt sich durch nichts unterkriegen. Es hat mir sehr gut gefallen den beiden so unterschiedlichen Frauenschicksalen zu folgen. Ich wurde in eine mir unbekannte Welt geschickt und kam eigentlich voller ereignisreicher Erlebnisse wieder hervor. Es ist lebendige Geschichte und man lernt Dinge kennen, die einem vorher doch vielleicht nur nebelhaft bekannt waren. Auch wenn ich am Anfang Schwierigkeiten beim Wechsel der Erzählungen zwischen den Protagonistinnen hatte, konnte ich das Buch gut und flüssig lesen. Es hat Spaß gemacht, die vielen verschiedenen Charakteren zu erleben. Das Leben der damaligen Zeit aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Mir ist auch aufgefallen, wie frei und ungezwungen die vielen Reisen unternommen wurden. Dabei stelle ich mir das gerade in dieser Zeit noch sehr beschwerlich vor. Man war ja ewig unterwegs und das auch nicht gerade luxeriös und sicher. Aber trotzdem sind die Leute viel und auch weit gereist, aus welchem Grund auch immer. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen. Es ist voller Leben, interessant, spannend, lehrreich und gibt tiefe Einblicke in die verschiedenen Lebensmodelle. Ich hatte jedenfalls eine tolle Lesezeit und bin froh, das Buch gelesen zu haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2021

eine besondere Frau

Die Frau von Montparnasse
0

Dieses Buch über Simone de Beauvoir hat mir sehr gut gefallen. Es spielt auch keine Rolle, ob man schon über das Leben von ihr informiert ist oder nicht, es macht einfach sehr viel Spaß ihr Leben so dargestellt ...

Dieses Buch über Simone de Beauvoir hat mir sehr gut gefallen. Es spielt auch keine Rolle, ob man schon über das Leben von ihr informiert ist oder nicht, es macht einfach sehr viel Spaß ihr Leben so dargestellt zu bekommen. Wir erfahren hier auf eine sehr unterhaltsame und lebendige Weise, etwas über die ersten Jahrzehnte ihres Lebens. Gerade weil es ein Roman ist und man durch die Dialoge und die Gedankengänge richtig in ihr Leben eintaucht. Alles wird sehr authentisch dargestellt. Die Personen sind ja sehr vielfälltig und man lernt sie durch die Erlebnisse im Alltag gut kennen. Es ist schon etwas anderes eine Person über einen Roman oder über ein Sachbuch kennenzulernen. Ich finde, dieser Roman bringt die Charkteren besser zum Vorschein, weil man die Protagonisten in einem gelebten Alltag erlebt. Es ist eben irgendwie verständlicher und man versteht die Beweggründe irgendwie besser. Ich kann mir das Leben eben so besser vorstellen. Man wird ja auch durch die Erzählung z.B der Stadt Paris mitten ins Geschehen versetzt. Man kann es sich gut vorstellen und alles wird realistischer. Man sieht die Bistros und Cafès regelrecht vor sich, mit Rauchschwaden durchsetzt und den diskutierenden Menschen an den Tischen. Ich kenne Paris und sehe genau vor mir, wie Simone mit Sartre durch den Park schlendert oder die Stufen zu Montmartre hochsteigt.

Simone ist wirklich eine sehr interessante und tolle Frau. Sie war ihrer Zeit weit voraus und hat sich ihr Leben nach ihren eigenen Regeln soweit wie möglich gestaltet. Es ist interessant ihre Vorstellungen zu erleben und zu sehen, wie sie mit ihrer Beziehung zu Sartre zurecht kommt. Man erlebt alle Facetten dieser intelligenten Frau. Sie hat Träume und Wünsche, sie arbeitet hart und ist für ihre Freunde und ihre "kleine" Familie da. Sie tut alles für sie und manchmal vernachlässigt sie dadurch sich und ihre eigene Arbeit. Ich denke, man erlebt Simone mal aus einem anderen Blickwinkel und lernt dadurch auch viel über die vorkommenden Künstler. Ihr Leben war aufregend und vielschichtig. Sie hat viel erlebt und die hier geschilderte Zeit war ja auch eine Zeit des Aufbruchs. Ich habe jedenfalls wieder einen neuen Blick auf Simone de Beauvoir bekommen und es hat mir sehr großen Spaß gemacht ihr hier zu folgen. Sie ist auch heute noch für viele ein Vorbild und Wegweisend.

Ich kann das Buch nur empfehlen. Man wird sehr viel über Simone erfahren und auch andere wichtige Personen aus ihrem damaligen Leben kennenlernen. Vielleicht auch ein Anstoß um tiefer in die Schriften von ihr einzutauchen. Es lohnt sich auf alle Fälle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2020

eine bemerkenswerte Persönlichkeit

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
0

In diesem Buch erfahren wir die Lebensgeschichte der Nobelpreisträgerin Marie Curie. Im Jahr 1926 beginnt Marie, bei verschiedenen Gelegenheiten und gegenüber unterschiedlicher Personen, verschiedene Episoden ...

In diesem Buch erfahren wir die Lebensgeschichte der Nobelpreisträgerin Marie Curie. Im Jahr 1926 beginnt Marie, bei verschiedenen Gelegenheiten und gegenüber unterschiedlicher Personen, verschiedene Episoden aus ihrem Leben zu erzählen. Wir erleben ihre Sicht des Geschehens von ihrer Kindheit an. Ich fand das besonders interessant, denn dadurch konnte man ihre Gefühle und auch ihre Beweggründe für ihr Handeln nachvollziehen. Dadurch wird das Geschehen ausdrucksstärker und man ist irgendwie persönlicher involviert. Die von Marie erwähnten Personen werden sehr detailliert und voller Emotionen beschrieben. Sie manifestieren sich vom dem inneren Auge des Lesers und man sieht alles genau vor sich. Die geschilderten Situationen und Gegebenheiten sind ja aus der Sicht Maries geschrieben und dadurch wird der Leser bei seiner Einschätzung der Charakteren und der Handlungen natürlich beeinflußt. Aber trotzdem wird wohl jeder seinen Sympathien oder Abneigungen gegenüber bestimmten Personen individuell festlegen. Ich habe allerdings die ganze Zeit auf der Seite Maries gestanden. Sie ist wirklich eine außergewöhnliche Frau mit überragenden Begabungen. Und sie hat ihren Weg gefunden, gegen alle Widerstände zum Trotz. Mich hat auch ihre Hilfsbereitschaft und Bindung zu ihrer Familie beeindruckt. Sie war auf keinen Fall egoistisch, sondern hat ja z.B. ihrer Schwester sehr geholfen. Mir hat die Erzählweise in diesem Buch sehr gut gefallen. Es wechselt zwischen den aktuellen Ereignissen in der "Echtzeit" im Jahr 1926 und den verschiedenen Episoden aus der Vergangenheit, die Marie wichtig waren und natürlich für das Verstehen der "Gegenwart" wichtig sind. Man kann den Text auch durch diese Wechsel der Zeiten gut verfolgen. Es baut sich eine gut erzählte und lebensnahe Geschichte auf. Daraus entsteht ein sehr lebendiges und interessantes Bild dieser herausragenden Wissenschaftlerin. Interessant fand ich auch die Schilderungen, wie sorglos mit dem radioaktiven Material umgegangen wurde. Heute ist es ja unvorstellbar, aber damals wußte man ja noch nichts genaues über die Gefährlichkeit des Stoffes. Auch wenn man bereits Hinweise darauf hatte, auch Marie selbst war sich dessen bewußt. Aber für die Forschung nahm Marie das in Kauf. Mir hat diese lebendige Beschreibung des Lebens von Marie Curie sehr gut gefallen. Es hat mir eine sehr außergewöhnliche und sympathische Frau und die Zeit in der sie lebte und arbeitete, in all ihren Facetten näher gebracht. Der Epilog aus dem Jahr 1932 war ein würdiges und emotional ergreifendes Ende der Erzählung. Und durch das Nachwort wurde man über den restlichen Werdegang von Marie informiert.
Ich kann dieses Buch guten Gewissens weiterempfehlen. Die Lektüre hat mir eine sehr interessante und schöne Lesezeit beschert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2019

die wahre Welt der Barmherzigkeit

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit
0

In dem Buch erfährt der Leser durch die Erfahrungen drei junger Frauen von den schrecklichen Machenschaften der kathl. Magdalenen-Wäschereien, den sogenannten "Gottes Schwitzbuden" in Irland. Die junge ...

In dem Buch erfährt der Leser durch die Erfahrungen drei junger Frauen von den schrecklichen Machenschaften der kathl. Magdalenen-Wäschereien, den sogenannten "Gottes Schwitzbuden" in Irland. Die junge Nonne Rose wird von ihrem Orden sozusagen in das Magdalenen-Kloster in Dublin "starfversetzt". Da sie sich doch zu sehr für ihre Schützlinge im bisherigen Kloster eingesetzt hat.
Fiona dagegen wird auf der Flucht mit ihrem Freund vor einer Zwangsheirat, von der Familie verfolgt, gefunden und als Strafe in das Kloster in Dublin gebracht. Dort soll sie Buße tun und bereuen.
Cindy dagegen kommt als ledige Mutter erstmal freiwillig ins Kloster. Man will ihr dort Zeit geben, sich wieder auf den richtigen Weg im Leben zu begeben und ihr ihren Sohn später wiedergeben.
Auch wenn Rose nicht auf der selben "Seite" wie die beiden anderen Frauen landet, kommen sie aber in eine irdische Art der "Hölle". Die Einrichtung, zum Wohle von "gefallenen" Frauen und Mädchen, soll ihnen Demut und Gehorsam lehren. Und außerdem hat so das Kloster kostenlose "Sklavinnen" für die Arbeit in der Wäscherei. Die Zustände dort sind brutal und scheußlich. Dem Leser werden die Zustände sehr detailliert geschildert. Die Frauen werden unter unsäglichen Zuständen dort festgehalten und müssen Schwerstarbeit leisten. Abgeschottet von der Umwelt werden die Frauen dort wie Sklavinnen ohne Rechte behandelt.
Man kann es nicht glauben, denn auch wenn die Handlung hier in einem fiktiven Romanablauf geschildert werden, so sind die Wäschereien und ihre Arbeitsmethoden und Lebensbedingungen reale Ereignisse. Die Schicksale der hier erzählten Lebensgeschichten von Fiona, Rose und Cindy sind fiktiv, aber eingebettet in tatsächliche Begebenheiten der Magdalenen-Wäschereien. Man ist beim Lesen schockiert von den geschilderten Zuständen und den Übergriffen der Priester auf die Frauen. Die Sympathie liegt natürlich bei den betroffenen Frauen, die dort leben mussten. Es ist aus heutiger Sicht unvorstellbar, das diese jahrzehntelange Praxis bekannt war und ohne Konsequenzen blieb. Allerdings sind dort einige Dinge auch nur möglich, weil die allgemeine Ansicht über die Stellung der Frau in der Gesellschaft keinen Raum für die Selbstbestimmung der Frau gab. Auch das ist ein Thema in dem Roman. Es ist immer wieder sehr positiv, wenn man sich der Stärke der drei Frauen bewußt wird. Sie schaffen sich gegen alle Widrigkeiten ein neues Leben aufzubauen.
Ein anderer Punkt in dem Buch ist die Geschichte der Irisch Republikanischen Bruderschaft - IRB. Auch hier wird der Leser durch die Geschichte der drei Frauen und des jungen Mannes an das Thema herangeführt. Und gerade der Aufstand am Ostermontag 1916 wird thematisiert.
Das Buch ist sehr gut und erklärend geschrieben. Manchmal wünscht man sich nicht alles so klar vor Augen zu sehen. Aber es rüttelt auf und man wird aus seiner Komfortzone gebracht. Es ist besonders gut, das gerade die Darstellung in einem Roman verarbeitet wurde. Denn dadurch wird eine größe Anzahl an Menschen erreicht als durch ein reines Sachbuch.
Trotz des schlimmen Themas ist es, gerade durch die Lebensgeschichte der Protagonisten, die wir über einen großen Zeitraum ihres Lebens begleiten durften, ein sehr lesenswertes Buch. Im Nachwort wird man dann auch über die Fakten der Magdalenen-Wäschereien informiert.
Zum Schluß wünscht man sich nur, das solche Dinge sich nicht wiederholen. Und das es immer Autorinnen wie Rebecca Michéle gibt, die Missstände auch in der Form eines Romans, der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.