Alva und Jo- ein leider enttäuschender, belangloser Abschlussband der „Northern Love“ Reihe
Wild wie der WindDie Ärztin Alva, ist es schon von frühester Kindheit an gewohnt, sich um ihre Familienmitglieder zu kümmern, was auch mit der schweren Erkrankung ihrer bereits verstorbenen Mutter, zusammenhängt. Im Laufe ...
Die Ärztin Alva, ist es schon von frühester Kindheit an gewohnt, sich um ihre Familienmitglieder zu kümmern, was auch mit der schweren Erkrankung ihrer bereits verstorbenen Mutter, zusammenhängt. Im Laufe der Jahrzehnte, kamen immer mehr Personen hinzu, die Alva umsorgte und bemutterte, doch tief in ihrem Inneren hat sie es langsam satt, dass sich alle stets nur auf sie verlassen. Dabei geht es ihr nicht darum, sich um Menschen oder Not zu kümmern; so liebt sie es beispielsweise sehr, an den freien Wochenenden in der Robbenauffangstation mitzuhelfen. Doch Alva wünscht sich mehr vom Leben, als nur allen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und deren Liebesglück, sozusagen aus zweiter Reihe, verfolgen zu dürfen.
Andererseits fürchtet Alva jedoch auch, nochmals verletzt zu werden; denn ihr Exfreund hat ihr das Leben nicht gerade leicht gemacht.
Als Alva eines Tages auf einen attraktiven Fremden stößt, dem sie bereits mehrfach als großzügigen Spender und Besucher der Robbenauffangstation begegnete, ist ihr Interesse geweckt. Zudem hat Jo, dessen Yacht am Hafen vor Anker gegangen ist, ein kleines Problem. Ihm ist eine kleine Hündin zugelaufen und obwohl er sie nach kurzer Zeit bereits sehr ins Herz geschlossen hat, fürchtet er, sie könne womöglich von irgendjemand vermisst werden. Alvas bietet selbstverständlich an, sich im Ort umzuhören und so freunden sich Alva und Jo schließlich miteinander an. Doch obwohl es zwischen ihnen knistert, haben beide zunächst Angst vor großen Gefühlen. Denn auch der Ex-Handballspieler Jo verbirgt ein Geheimnis vor Alva und hat sich lediglich zurückgezogen vor der Welt, weil er zunächst ein Problem lösen muss…
Mit „Wild wie das Meer“, legt die Autorin Julie Birkland nun den dritten und letzten Teil ihrer Romantrilogie über die Geschwister Solberg nach, die eine kleine Gemeinschaftspraxis in dem beschaulichen, norwegischen Örtchen Lillehamn betreiben. Während wir in den beiden Vorgängerbänden die Liebesgeschichten der beiden Brüder Krister und Espen verfolgen durften, ist es nun deren Schwester, die diesmal im Fokus des Geschehens steht.
Alva wurde bislang als verlässliche, sehr mütterlich wirkende und back und kochbegeisterte Frau beschrieben, die sich praktisch um alles kümmert, was atmen kann.
Ich erhoffte mir nun, ein wenig mehr Einblicke in die Gedanken und Gefühlswelt der Romanheldin. Und tatsächlich begreift man als Leser, dass Alva durchaus ein verletzliches Seelenleben besitzt und darunter gelitten hat, dass ihre Familie sie immer als selbstverständlich gesehen hat. Leider wird dieser wichtige Punkt relativ kurz angesprochen und ich hätte mir einfach gewünscht, dass die Gespräche der Haupt und Nebenfiguren, die sich darum drehten, ein wenig ausführlicher geworden wären. Vor allem aber mit Alvas Vater, der auch in diesem Teil leider nur eine schemenhafte Randfigur bleibt.
Genauso wenig konnte ich es nachvollziehen, dass Alva und Jo so lange zögern, sich miteinander einzulassen. Sicher, Alvas Ängste, dass sie womöglich wieder enttäuscht wird, mögen ja nachvollziehbar sein, doch Jos plötzliche Schüchternheit ist nicht begreifbar. Sein Rückzug aus der Öffentlichkeit, bietet dafür keinen wirklichen Grund. Überhaupt fand ich seine Selbstkasteiung überzogen, denn sein, zugegeben, etwas überzogenes Verhalten traf ja am Ende keine Unschuldigen.
Aber Jos Probleme werden ebenfalls nur sehr oberflächlich angesprochen und abgehandelt, hier hätte ich mir ebenfalls gewünscht, dass die Autorin mehr in die Tiefe gegangen wäre. Vor allem aber fand ich es seltsam, dass die Erbkrankheit der Solbergfamilie in Alvas Story praktisch gar keine Rolle mehr zu spielen scheint.
Dazu kommt die Sache mit dem zugelaufenen Hund. Es ist praktisch eine Sache von wenigen Minuten, einen zugelaufenen Hund oder eine Katze, die gechippt wurde, beim Tierarzt überprüfen zu lassen, ob des Halters. Und den Verlauf, den die Story um den zugelaufenen Hund nimmt, mutet daher nicht nur unglaubwürdig an- man fragt sich zudem warum die Autorin diesen Handlungsstrang überhaupt so hat enden lassen.
So begeistert ich vom Vorgängerband über Espen Solberg auch war, so enttäuscht hat mich letztendlich der Band über Alva und Jo.
Sicherlich, wie immer bekommt man lebensechte Dialoge zwischen den Familienmitgliedern geboten und natürlich mischen die Heldenpaare der Vorgängerbände auch diesmal mit. Doch ich fand einfach, dass es der Liebesgeschichte von Alva und Jo an Tiefe mangelte. Man findet in diesem Roman einfach zu viele „Small Talk“ Gespräche vor und zu wenige Gespräche, die klar machen, wieso sich beide überhaupt ineinander verlieben. Vor allem Jos Geheimniskrämerei ging mir besonders auf die Nerven. In Zeiten des Internets kann man eine Person des öffentlichen Lebens schließlich schnell googeln und wenn einem tatsächlich so daran gelegen ist, eine Person zu lieben, würde man sich dann nicht eher dazu entschließen, gleich reinen Tisch zu machen, bzw. seine Version der Story auf den Tisch zu legen?
Positiv fand ich aber auch diesmal den Schreibstil der Autorin, die Art wie sie Sehenswürdigkeiten oder aber die Natur beschreibt und das ungezwungene Miteinander der Geschwister fand ich herrlich. Der Roman lässt sich trotz meiner Kritikpunkte flüssig lesen, wenn man sich einfach nur berieseln lassen möchte, ist er okay, doch wenn man mehr Tiefgang erwartet, könnte man enttäuscht sein.
Kurz gefasst: Alva und Jo- ein leider enttäuschender, belangloser Abschlussband der „Northern Love“ Reihe.