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Veröffentlicht am 13.03.2021

Authentisch, ehrlich, nachdenklich

Ins Mark getroffen
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Professor Dr. Thomas Bein steht normalerweise am andere Ende des Krankenbettes, kümmert sich um seine Patienten und weiß die Annehmlichkeiten der modernen Intensiv-Medizin nach bestem Wissen und Gewissen ...

Professor Dr. Thomas Bein steht normalerweise am andere Ende des Krankenbettes, kümmert sich um seine Patienten und weiß die Annehmlichkeiten der modernen Intensiv-Medizin nach bestem Wissen und Gewissen sinnvoll einzusetzen. Bis zu dem Tag, an dem aus einer Routineuntersuchung plötzlich die Schockdiagnose wird: Knochenmark-Krebs.

In seinem Buch "Ins Mark getroffenen" schildert er seinen notwendig gewordenen Rollentausch vom Arzt zum Patienten und berichtet, was passiert, wenn man als Spitzen-Mediziner sich plötzlich als Erkrankter im Getriebe der Hightech-Medizin wiederfindet.

Vom ungläubigen entgegennehmen der Diagnose, über das Phänomen der Verdrängung (lt. eigenen Aussagen seien Ärzte wahre Meister darin), bis hin zum Akzeptieren der Erkrankung und dem damit verbundenen leben lernen gibt Thomas Bein hier einen sehr authentischen und ehrlichen Einblick in seine Krankheitsgeschichte.

Damit es nicht allzu wissenschaftlich und fachlich fundiert zugeht, arbeitet er mit vielen anschaulichen Bildern die er für den Leser projiziert, um sich in der Welt der Intensiv-Medizin und Krebserkrankungen zurecht zu finden.

Dabei geht es ihm hauptsächlich um die Autonomie und Würde des schwerkranken Menschen, die im Vordergrund stehen sollten. Doch die moderne Medizin ist leider zu einem Kosten-Nutzen-Faktor verkommen und so stellt sich nicht nur der Mensch Thomas Bein, sondern auch der Arzt Thomas Bein die Frage, was sich schnellstens verändern muss, damit der Erkrankte auch unter ethischen Gesichtspunkten bestens behandelt wird. Er soll und muss Mensch bleiben können, auch wenn das bedeuten sollte, dass er am Ende verstirbt. Doch ist es wirklich immer ein Vorteil, ein Leben um jeden Preis zu erhalten ? Allein diese Frage beschäftigt mich sehr, sehr lange....

Eine ergreifende und beeindruckende Krankheitsgeschichte, die nachdenklich stimmt und mit sehr vielen persönlichen Empfindungen des Schreibenden dafür sorgt, dass seine Worte einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Frösche geküsst - Schatz gefunden :-)

Sie dürfen den Frosch jetzt küssen
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Mit "Sie dürfen den Frosch jetzt küssen" hat Mimi Fiedler wieder einmal bewiesen, dass sie ihre LeserInnen verzaubern und für extrem gute Unterhaltung sorgen kann.

Man begleitet sie auf ihrer mehr als ...

Mit "Sie dürfen den Frosch jetzt küssen" hat Mimi Fiedler wieder einmal bewiesen, dass sie ihre LeserInnen verzaubern und für extrem gute Unterhaltung sorgen kann.

Man begleitet sie auf ihrer mehr als chaotischen Reise durch das Liebesleben und erfährt dabei, wie aus den anfänglichen Traumprinzen echte Knalltüten werden und kommt nicht umhin, sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen, denn ihre Fehlgriffe in Sachen Herzensmensch fürs Leben sind mit so viel Wortwitz und Unverblümtheit geschildert, dass kein Auge trocken bleibt.

Allein die Suche nach dem Brautkleid für ihre erste Hochzeit ist unglaublich schräg und die Kommentare ihrer Mutter brüllend komisch. Dass es aber immer noch eine Spur verrückter geht, dafür liefert ihr Vater den besten Beweis. Ich hab mich vor Lache nicht mehr eingekriegt, als er, Mimi am Arm, den Weg zum Altar mit seien Kommentaren anstatt mit Rosenblütenblättern besprenkelt.

Die kleinen und größeren Katastrophen in Sachen Liebe geben sich die Klinke in die Hand und zeigen Mimi, dass sie auf der Suche nach Mr. Right noch immer nicht das Non-plus-ultra gefunden hat. Sie schildert äußert amüsant ihre Fehlgriffe im Froschteich (Notarzt- & Feuerwehreinsatz bei der Verlobung mit Luigi) und gibt nebenbei noch Tipps, wie es mit dem Finden von d e m Einen doch noch klappen kann.

Man merkt dem Buch an, dass die Schreibende Entertainment und Temperament im Blut hat und so verfliegen die Seiten in Null-Komma-nix. Hier stimmt die Mischung, denn zwischen all der Szenekomik gibt es auch Momente, die zum Innehalten verleiten und nachdenklich stimmen. Ein Buch voller Charme und Liebe, das eine wundervolle Botschaft in sich trägt- es ist nie zu spät für den eigenen Schatz. Du musst nur an ihn glauben

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Mitten im Leben und trotzdem ein Fels in der Brandung

»Frau Doktor, wo ich Sie gerade treffe...«
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Der Mangel an Landärzten (m/w/d) ist mir nur allzu gut bekannt, denn auch ich lebe auf dem Land, bin beruflich im Gesundheitswesen unterwegs und kenne die andere Seite des Landarztlebens daher ziemlich ...

Der Mangel an Landärzten (m/w/d) ist mir nur allzu gut bekannt, denn auch ich lebe auf dem Land, bin beruflich im Gesundheitswesen unterwegs und kenne die andere Seite des Landarztlebens daher ziemlich gut.

Und dann kommt Dr. Ulrike Koock mit einem Lächeln um die Ecke, schenkt dem Leser einen erfrischenden und zugleich ernsten Blick in ihr Leben als Landärztin und macht möglich, was eigentlich unmöglich ist - nämlich den Ablauf einer Praxiswoche kennenzulernen, der es in sich hat.

Sie räumt mit Vorurteilen auf, legt den Finger in die sprichwörtliche Wunde und zeigt dem Leser, wo das Gesundheitssystem selbst kränkelt. Doch bei all dem schwingt eines mit- ihre unglaubliche Sympathie für ihre Patienten, ihre große Leidenschaft für den Beruf und eine große Portion an Einfühlungsvermögen, um mit offenem Ohr und einem großen Herzen für ihre Kranken da zu sein.

Da gibt es Anekdoten, die einem die Lachtränen in die Augen treiben (ich sage nur reifer Pfirsich, ), die für unglaubliches Staunen sorgen (Verträglichkeit der Medikamente wird ausgependelt) oder einfach nur Fassungslosigkeit hervorrufen, wenn der Egoismus des Menschen über Einsatz- & Hilfsbereitschaft der Ärztin noch negativ urteilen will (Ja, ihr reanimiert. Aber kann ich meine Spritze haben ?).

Die geschilderten Szenen sind wirklich mitten aus dem Leben gegriffen, kommen mir auf die eine oder andere Weise so unglaublich bekannt vor und wenn dann auch noch der heißgeliebte hessische Dialekt (Mir kloppt's im Kopp) mit in die Erzählungen einfließt, geht mir das Herz auf.

Das Fachwissen wird alltagstauglich für den Leser aufbereitet und bietet so den einen oder anderen Aha-Effekt und ich mag diese außergewöhnliche Sprechstunde mit der äußert sympathischen Landärztin. Man merkt, dass sie mit Herz und Seele ihren Beruf ausübt, gerne für ihre Patienten da ist und sich auf dem Land pudelwohl fühlt. Sie mag ihr Leben zwischen kleinen und großen Wundern, schrulligen Eigenarten und der Gewissheit, immer und überall als die Frau Doktor erkannt und angesprochen zu werden. Sie ist mittendrin im Leben und für viele ein Fels in der Brandung. Für mich ist sie eine Frau mit Herz, unschlagbar in dem, was sie tut und ein Vorbild, wenn es mal wieder nicht so richtig läuft, wie es laufen soll.


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Veröffentlicht am 11.03.2021

Das Schweigen von gestern rechtfertigt nie das Schweigen von heute. Otto Schily

Klaras Schweigen
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Miriams Welt steht Kopf, denn ihre Großmutter Klara hat einen Schlaganfall erlitten. Zu den Sorgen und der Angst, ob Klara Beeinträchtigungen zurückbehalten wird, stellt sich noch Verwunderung ein, denn ...

Miriams Welt steht Kopf, denn ihre Großmutter Klara hat einen Schlaganfall erlitten. Zu den Sorgen und der Angst, ob Klara Beeinträchtigungen zurückbehalten wird, stellt sich noch Verwunderung ein, denn Klara spricht plötzlich einige französische Worte. Wie kann das sein ? Miriam versucht behutsam, aber mit Nachdruck, dieser Neuigkeit auf den Grund zu gehen. So sehr sie sich auch bemüht, Klara schweigt sich aus. Miriam lässt sich dadurch nicht beirren, stellt eigene Nachforschungen an und stößt auf ein Familiengeheimnis, das lange unter dem Deckmäntelchen des Schweigens verhüllt gewesen ist...


Mit "Klaras Schweigen" hält der Leser erneut einen kleine Diamanten in der Hand, der von Bettina Storks sorgsam geschliffen worden ist, damit alle Facetten ihrer Geschichte zum Vorschein kommen.

Auf zwei Zeitebenen erzählt, lässt sie ihre Leser in die Lebens- & Liebesgeschichte von Klara eintauchen, die mit unglaublich viel Gespür für das Seelenleben der Protagonistin erzählt wird. Man reist zurück in die letzten Kriegstage und die Besatzungszeit, lernt die Stadtgeschichte Freiburgs kennen und streift mit Klara durch die Gassen. Die Schreibende lässt die bigotte Mutter Adelheid ebenso lebendig aus den Seiten steigen wie den nichtsnutzen Vater, der so viel Feingefühl besitzt wie ein Amboß. Klara hat es nicht leicht, sich in diesem strengen Regiment der Eltern durchzusetzen und doch ist sie eine liebenswerte junge Frau, die das Herz auf dem rechten Fleck hat.

Mit der beginnende Romanze bringt Bettina Storcks die Saiten im Herzen ihrer Leser zum Klingen. Dass aus diesen zarten Gefühlen ein Geheimnis entsteht, wird von ihr mit eindrucksvollen und lebendigen Szenen für den Leser nachvollziehbar dargstellt, der nicht ahnt, dass eine Tragödie unter dem Deckmantel des Schweigens verborgen liegt.

Die Handlung in der Gegenwart ist genau so abwechslungsreich und ansprechend gestaltet, sodass der Leser gerne in den Kapiteln versinkt und die Verästelungen des Familienstammbaums frei legt. Es sind ergreifende und sehr emotionale Augenblicke, die man über den Verlauf der Geschichte erlebt - Momente der Freude und des Glücks, aber auch der Wut und der Trauer sorgen dafür, dass der Leser sich immer mehr an die Geschichte bindet und zu einem Teil von ihr wird.

Bettina Storks malt bis zum Schluß mit ihren Worten eindrucksvolle Bilder, die faszinieren und begeistern. Sie ist einfach ein Garant für Bücher, die sich einen Platz im Herzen des Lesers erobern und dort lange nachwirken.


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Veröffentlicht am 10.03.2021

Ferienzeit = Krimizeit fürs Fredenbüller Ermittler-Duo

Der weiße Heilbutt
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Die Sonne brutzelt vom Himmel und laugt die Fredenbüller Freunde aus - wie gut, dass sie am Strand von Amrum liegen und es sich so richtig gemütlich machen können. Doch sie haben die Rechnung ohne den ...

Die Sonne brutzelt vom Himmel und laugt die Fredenbüller Freunde aus - wie gut, dass sie am Strand von Amrum liegen und es sich so richtig gemütlich machen können. Doch sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn ein mörderischer Heilbutt treibt sein Unwesen vor der Küste und ein abgetrennter Frauenfuß mit leuchten orangepinken Zehnägel sorgt für ordentlich Wirbel in den Dünen...


Mit dem 9. Band der Detlefsen & Stappenbeck-Reihe übertrifft sich Krischan Koch selbst und beschert seiner großen Fangemeinde ein Urlaubsabenteuer der Extraklasse. Die Gang aus der "Hidden-Kist" hat nämlich die Koffer gepackt und macht Amrum unsicher. Dabei verteilt der Autor gekonnt kleine und größere Seitenhiebe auf die Welt der Influencer, in dem er mit Bibi Barrakuda den Nerv der Zeit getroffen hat. Zwar ist sie ein bisschen einfältig, kann nicht unbedingt denken von zwölf bis Mittagsläuten, aber sie spiegelt all die wildgewordenen Typen wieder, die mehr den Blick auf das Handy-Display richten, als in die Landschaft.

Die Fredenbüller Freunde geraten mal wieder eher zufällig in einen verzwickten Mordfall, der an Spannung, guten Einfällen und schräger Szene-Komik nicht zu toppen ist.

Der Leser ist mittendrin im Geschehen, wenn Fräulein Smillas Gespür für Schnee eher durch die Nase, als durch die Literatur führt, wenn Koch-Shows und ihre Jurymitglieder auf die Schippe genommen werden, der neue Trend zur Achtsamkeit und Entschleunigung eher das Gegenteil bewirkt und sich zwielichtige Gestalten am und auf dem Wasser herumtreiben.

Der Fall baut sich langsam, aber chronologisch auf, bietet genügend Möglichkeiten, um selbst die Spürnase in die Seiten zu stecken und eigene Vermuten anzustellen. Von Korruption, über Neid und Missgunst bis hin zu Rachegelüsten ist alles vertreten, was man in einem guten Krimi erwartet.

Antje bekommt endlich ihren großen Auftritt...aber mehr wird hier nicht verraten, denn dieser Roman ruft geradezu danach, von einer großen Leserschar verschlungen zu werden.

Eins steht fest -Urlaub mit den Fredenbüllern ist bestimmt alles andere, aber niemals langweilig

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