Bloß raus aus der Einflugschneise
Irgendwelche Probleme gab es immer - das ist Programm. Bis jetzt lebte Gundula im Rotkehlchenweg mit ihrem Mann Gerald („Das Finanzamt hat seine Fühler überall, uns entgeht nichts“ ), zwei nervigen Schwiegermüttern ...
Irgendwelche Probleme gab es immer - das ist Programm. Bis jetzt lebte Gundula im Rotkehlchenweg mit ihrem Mann Gerald („Das Finanzamt hat seine Fühler überall, uns entgeht nichts“ ), zwei nervigen Schwiegermüttern (eine egozentrisch und überschuldet, beide ohne Wohnung) und Bruder mitsamt Schwägerin, die ihr Baby sehr gern anderen Leuten aufdrängen plus zwei Hunden einigermaßen geduldig in einem Haus. Als aber der BER endlich eröffnet wird, befindet man sich genau in der lauten Einflugschneise. Man plant, eine neue Bleibe zu suchen. Aber: für die gesamte Bagage samt der zwei Hunde soll es EIN Heim sein.
Gerald (ewige Rechthaberei, Oberlehrerhaftigkeit, Klugscheißerei, ewiges Selbstmitleid usw.) ist keine Hilfe, die anderen auch nicht. Stets mit sich selbst befasst, anhaltend fordernd oder vorwurfsvoll.
Im Lauf der Geschichte entstehen nicht nur bei Gundel mörderische Gedanken, diese drängen sich dem Leser auch auf. Wie wird Gundula damit fertig? Will und schafft sie einen Befreiungsschlag?
Andrea Sawatzki stellt sehr anschaulich eine Reihe nicht unbedingt sympathischer Mitmenschen vor. Ihre Heldin scheint geduldig und ausnutzbar bis zur völligen Selbstverleugnung zu sein. Obwohl: manchmal muckt sie ein wenig auf. Aber verhilft ihr die Therapie beim angehimmelten Berater wirklich zu einer besseren Situation?
Überspitzt dargestellte Nervensägen und eine überforderte Protagonistin sind unterhaltsame Lektüre aus dem Piper Verlag.