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Veröffentlicht am 16.03.2017

Suchtgefahr, trotz kleiner Schwächen

Paper Princess
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INHALT:
Ellas Leben war bisher alles andere als leicht, und als ihre Mutter stirbt, muss sie sich auch noch ganz alleine durchschlagen. Bis ein Fremder auftaucht und behauptet, ihr Vormund zu sein: der ...

INHALT:
Ellas Leben war bisher alles andere als leicht, und als ihre Mutter stirbt, muss sie sich auch noch ganz alleine durchschlagen. Bis ein Fremder auftaucht und behauptet, ihr Vormund zu sein: der Milliardär Callum Royal. Aus ihrem ärmlichen Leben kommt Ella in eine Welt voller Luxus. Doch bald merkt sie, dass mit dieser Familie etwas nicht stimmt. Callums fünf Söhne – einer schöner als der andere – verheimlichen etwas und behandeln Ella wie einen Eindringling. Und ausgerechnet der attraktivste von allen, Reed Royal, ist besonders gemein zu ihr. Trotzdem fühlt sie sich zu ihm hingezogen, denn es knistert gewaltig zwischen ihnen. Und Ella ist klar: Wenn sie ihre Zeit bei den Royals überleben will, muss sie ihre eigenen Regeln aufstellen …
MEINUNG:
Ich habe mich seit Harry Potter, glaube ich, nicht mehr so auf ein Buch gefreut. Ich freue mich schon seit der Frankfurter Buchmesse 2016, wo bekannt gegeben wurde, dass die Trilogie auf Deutsch erscheinen wird. Ich kann noch nicht mal sagen, was mich so angezogen hat. Ich schätze es ist eine Mischung aus tollen Cover, heißer Lovestory, Emotionen-Mix und der Tatsache, dass Elle Kennedy ein Teil des Autoren-Duos ist, welches sich hinter Erin Watt verbirgt.
Bei Paper Princess wird das Fahrrad im Bereich von New Adult nicht neu erfunden, aber darum geht es ja auch nicht. Ich mag die Protagonistin Ella sehr gerne, denn sie ist schlagfertig, trotzdem liebenswert und bleibt sich selbst auch treu. Sie weiß, wie ist für seinen eigenen Lebensunterhalt sorgen sowie für die schwerkranke Mutter sorgen zu müssen. Sie bleibt auch gegenüber dem luxuriösen Leben, das ihr durch Callum Royal ermöglicht wird, skeptisch und versucht sich immer noch eine Hintertür offen zu halten, falls sich diese Situation mal schlagartig ändern könnte. Trotz des vielen Geldes, geht Ella auch dann weiterhin arbeiten. Auch in der neuen Schule machen es ihr die Mitschüler nicht leicht und es gibt viele Neider, doch auch diese Situation meistert Ella wirklich sehr mutig und versucht sich davon nicht unterkriegen zu lassen. Ihr Charakter bleibt allerdings nicht völlig frei von Klischees, so ist sie noch Jungfrau und hat natürlich eine schwäche Bad Boys.
Bad Boys sind eigentlich alle fünf Royal-Brüder. Wie der Klappentext schon verrät, verliebt sie sich in Reed, den gemeinsten Bruder der fünf Royals. Es ist zunächst nicht so ganz ersichtlich, welches Problem die Jungs bzw. Reed eigentlich haben und warum sie sich ihr gegenüber so verhalten. Zum Teil fand ich manche Aktionen ein wenig absurd. Besonders Reed will scheinbar den Ruf der Familie bewahren, auch wenn die Jungs zu ihrem Vater ein schwieriges Verhältnis haben und alle irgendwie verkorkst sind. Auch hier ist mir nur zum Teil nicht klar, warum das so ist, aber dazu wird uns in den nächsten Bänden sicher mehr verraten.
Ein wenig missfallen hat mir die Gewaltbereitschaft der Royal-Brüder, später natürlich auch, um Ella zu schützen, aber auch um ihrer inneren Zerrissenheit und Leere, die der Tod ihrer Mutter hinterlassen hat, Herr zu werden. Vor allem Ella stellt das nicht kritisch in Frage und das hätte ich mir schon gewünscht, denn so erweckt es den Eindruck, als wäre das völlig normal und in Ordnung.
Gegen Ende gab es ein paar Szenen bei einer Party, die mir nicht so gefallen haben, da sie mir einfach zu kindisch waren und nicht so, wie ich es sonst von den Büchern von Elle Kennedy kenne. Trotzdem hat das Buch auch einen unheimlichen Suchtfaktor und ich konnte mir nur schwer davon lösen.
Der erste Teil endet mit einem riesigen Cliffhanger. Gott sei Dank erscheint der zweite Teil, Paper Prince, schon am 3. April bzw. ist als eBook sogar schon jetzt verfügbar.

FAZIT:
Paper Princess ist keine neue Geschichte und entspricht ungefähr einer modernen Cinderalla-Story mit heißen Jungs, aber trotzdem kann man sich ihrer Sogwirkung nur schwer entziehen. Das Buch bringt einfach große Unterhaltung und ebenso große Emotionen, die mich einfach mitgerissen haben.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.03.2017

Ein guter Start, aber da ist noch Luft nach oben

Der Kuss der Lüge
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INHALT:
Lia ist die älteste Tochter im Königshaus Morrighan. Gerade mal 17 Jahre alt, soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat. Doch das Mädchen entscheidet ...

INHALT:
Lia ist die älteste Tochter im Königshaus Morrighan. Gerade mal 17 Jahre alt, soll sie mit einem Prinzen verheiratet werden, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat. Doch das Mädchen entscheidet sich, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Sie flieht und heuert weit entfernt von zu Hause in einer Taverne an. Dort lernt sie zwei Männer kennen, die sofort ihre Aufmerksamkeit erregen. Was sie nicht weiß: Die beiden sind auf der Suche nach ihr. Einer wurde ausgesandt, um die Königstochter zu töten. Und der andere ist ausgerechnet jener Prinz, den sie heiraten sollte. Schnell fühlt Lia sich zu beiden hingezogen...
MEINUNG:
Ich hab das Buch schon sehr lange auf Englisch auf meiner Wunschliste zu stehen gehabt. Als dann bekannt wurde, dass es auf Deutsch erscheinen wird, habe ich mich sehr gefreut und habe mich schnell von den vielen sehr guten Meinungen infizieren lassen.
Wer Prinz und wer Attentäter ist, soll durch eine geschickte Erzählweise verschleiert werden. Ich bin allerdings der Meinung, dass der Prinz einmal den Namen des Attentäters erwähnt und außerdem war mir das irgendwie schon recht schnell klar, wer wer ist. Diese geschickt eingebaute Finte hat bei mir also leider keine Wirkung gezeigt.
Die Autorin hat eine tolle fantastisch-historische Welt geschaffen mit einer eigenen Karten, vielen Stämmen und sogar eigenen Sprachen. Vor so viel Kreativität ziehe ich immer den Hut, auch wenn mich die Stellen in der fremden Sprache oft etwas gestört haben, da sie nicht übersetzt worden sind so richtig. Irgendwie fühlt man sich dann als Leser ausgeschlossen. Ihre Welt beschreibt Mary E. Pearson sehr detailliert, so dass man sich ein genaues Bild machen kann.
Die Geschichte wird zum größten Teil aus der Ich-Perspektive erzählt, unterbrochen vom Prinz, Attentäter und später auch von Pauline. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, aber leider passiert ungefähr zwei Drittel des Buches nicht besonders viel, außer einer genauen Beschreibung von Paulines und Lias Alltag in Terravin, was leider nicht besonders spannend und auch für die Handlung nicht wirklich wichtig ist. Man muss also schon ein wenig Durchhaltevermögen beweisen und es für mich auch ein Grund, um einen Stern abzuziehen. Dennoch macht das letzte Drittel sehr viel Lust auf den zweiten Teil.
Ich muss aber auch sagen, dass ich es ein wenig unglaubwürdig fand, dass sie so lange unbemerkt in Terravin leben konnte, welches sehr nah an ihrem eigentlichen Wohnort liegt. Vor allem als einer ihrer Brüder sie heimlich besucht und sie den anderen seinen richtigen Namen sagt und dass er ihr Bruder ist. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das Gesicht von ihrem Bruder so unbekannt ist und die Leute nicht längst 1 und 1 zusammen gezählt haben. Was mich gleich zu Lias Naivität führt unter der ich diese Aktion verbuchen wollen würde.
Lia habe ich anfangs als sehr naiv wahrgenommen, aber man muss vielleicht auch berücksichtigen, dass trotz aller Wildheiten in ihrem Charakter wohlbehütet als Prinzessin aufgewachsen ist und keinen Schimmer hat, wie das richtige Leben funktioniert. In diesem Kontext kann ich ihr die eine oder andere Aktion verzeihen, aber sie ist sich noch nicht so richtig bewusst, dass ihr Handeln womöglich einen Krieg herauf beschworen hat. Lias Beweggründe zur Flucht mögen nachvollziehbar sein, aber sie lässt damit in schweren Zeiten ihr Land und ihre Familie im Stich. Man muss ihr aber zu Gute halten, dass im letzten Drittel sehr schnell lernen muss wir hart das Leben sein kann und sie wächst auch daran. Am meisten beeindruckt sicherlich ihr schier unbeugsamer Wille und Kampfgeist ihre derzeitige Situation nicht einfach hinzunehmen.

FAZIT:
Dieser erste Teil konnte mich nicht restlos überzeugen, dass sich die Geschichte doch sehr gezogen hat und die wirkliche Handlung nur schwer in Gang kam. Das Ende lässt jedoch sehr auf Band 2 hoffen! Die Welt, die Mary E. Pearson geschaffen hat, konnte mich wirklich faszinieren und es ist spürbar, dass dort viele Geheimnisse verborgenen sind, auf deren Aufdeckung ich in den nächsten Teilen hoffe.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.03.2017

Ein toller Roman!

Im ersten Licht des Morgens
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INHALT:
Bevor an einem Morgen im Jahr 1943 die Sonne aufgeht, tritt Chiara im besetzten Rom auf die Straße. Noch ahnt sie nicht, dass sie an diesem Tag einem kleinen Jungen das Leben retten wird. Doch ...

INHALT:
Bevor an einem Morgen im Jahr 1943 die Sonne aufgeht, tritt Chiara im besetzten Rom auf die Straße. Noch ahnt sie nicht, dass sie an diesem Tag einem kleinen Jungen das Leben retten wird. Doch als sie Daniele begegnet, verbinden sich ihre Schicksale unwiderruflich miteinander. Chiara nimmt ihn allen Widrigkeiten zum Trotz an wie einen Sohn. Aus Liebe tut sie fortan alles, um ihn zu schützen – und aus Liebe begeht sie nach Kriegsende einen folgenschweren Verrat …
MEINUNG:
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen und zwar um 1943 und dann 1973. Die Kapitel wechseln sich immer ab. Fast ausschließlich spielt die Geschichte in Italien bzw. Rom. Aus dem Klappentext ist nicht so richtig ersichtlich, wie die Geschichte konstruiert ist bzw. hatte ich zumindest eine andere Vorstellung. Daniele Tochter, Maria, die allerdings in Wales lebt ist die Person, die die ganze Geschichte ins Rollen bringt und vor allem auch Chiara zwingt sich wieder mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, denn seit 10 Jahren weiß niemand, wo Daniele ist und ob er noch lebt. Als Maria, 15 Jahre alt, heraus bekommt, dass ihr vermeintlich geglaubter Vater nicht ihr richtiger ist, kommt in ihrer Familie zu einem Eklat und sie macht sich auf den Weg nach Italien.
Maria ist ein typisches pubertierendes Mädchen, die herauszufinden versucht, wer sie wirklich ist. Ich fand es sehr mutig, dass sie ganz alleine in ein ihr fremdes Land fährt, dessen Sprache sie nicht spricht, um ihre Wurzeln zu finden. Manchmal habe ich schnell vergessen, dass die „Gegenwart“ des Buches ja 1973 ist. Von daher scheint es auch kein Problem zu sein, dass man mit 15 schon raucht und scheinbar auch noch nicht fliegt, sondern mit der Bahn fährt.
Daniele lernt man nur indirekt kennen, aber es ist deutlich spürbar, dass er innerlich wohl völlig zerrissen war und auf die schiefe Bahn gerät. Ihm ist auch sehr wohl bewusst, dass Chiara nicht seine leibliche Mutter ist. Das lässt er sie vor allem in der Vergangenheit spüren. So spricht er zum Beispiel ganze drei Monate nicht mit ihr, nachdem sie ihn in ihre Obhut genommen hat, weil seine Mutter deportiert worden ist. Ihm scheint nicht so richtig klar zu sein, dass ihm damit das Leben gerettet worden ist.
Ob er noch lebt oder nicht, weiß Chiara nicht. Eine Verkettung sehr unglücklicher Zustände führte allerdings dazu, was dann so nach und nach raus kommt. Die Suche nach Daniele liegt allerdings nicht im Fokus des Buches, was ich ein wenig schade fand, aber mir ist schnell klar geworden, dass es mehr um das geht, was Chiara getan hat. Was für Auswirkungen es auf Daniele und sein weiteres Leben hat und Chiara damit leben kann. Man muss sich mit der Frage auseinander setzen, wie viel Schuld Chiara trägt und ob, das was sie getan hat nicht zu Daniele Besten war, sondern vor allem zu ihrem Besten.
Chiara mochte ich dennoch sehr gerne. Anfangs habe ich immer rum gerätselt, wie alt sie wohl sein möge, aber an einer Stelle wurde indirekt gesagt, dass sie 60 Jahr alt sei. Mir kam sie deutlich jünger vor. Ich mochte ihre Stärke und zugleich ihre Unsicherheit. Ich mochte ihre Neurosen und Spleens, die vor allem sehr humorvoll von ihrer Putzfrau beschrieben worden sind Man spürt auf das ganze Buch hinweg, dass sie Daniele bedingungslos liebt, auch als er auf die schiefe Bahn gerät und dass sie ihn nicht vergessen kann.



FAZIT:
Virginia Bailey schafft eine großartige Atmosphäre und gestaltet ihre Charaktere so, dass man nach Beendigung des Buches das Gefühl hat sie wirklich zu kennen. Man bekommt nicht nur einen Einblick in das Italien zur Zeit des zweiten Weltkriegs und das Italien der 1970er Jahre, sondern die Autorin fängt auch das italienische Flair einzigartig ein. Ich hätte mir noch ein wenig mehr den Fokus auf der Geschichte von Daniele, späteren Manns, in den 1970er gewünscht, aber ansonsten hatte mich das Buch wirklich begeistern können. Ich freue mich auf weiter Romane von der Autorin!

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 30.01.2017

Ein cleverer und außergewöhnlicher Thriller

Die Gerechte
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INHALT:
Eine Flughafenbar in London. Es ist Abend, und Ted Severson wartet auf seinen Rückflug nach Boston, als eine attraktive Frau sich neben ihn setzt. Kurz darauf vertraut er der geheimnisvollen Fremden ...

INHALT:
Eine Flughafenbar in London. Es ist Abend, und Ted Severson wartet auf seinen Rückflug nach Boston, als eine attraktive Frau sich neben ihn setzt. Kurz darauf vertraut er der geheimnisvollen Fremden an, dass seine Frau ihn betrogen hat. Mit ihrer Reaktion jedoch hat er nicht gerechnet: Sie bietet ihm Hilfe an – beim Mord an seiner Ehefrau. Ein Trick? Ein morbider Scherz? Oder ein finsteres Rachespiel, das nur ein böses Ende nehmen kann?

COVER:
Das Cover und den Titel finde ich sehr treffend ausgewählt, denn beide spielen auf besagte attraktive Frau an, die Ted in der Flughafenbar trifft. Für die meisten Leute wirken rote Haare sehr anziehend und das trifft auch auf dieses Titelbild zu.

MEINUNG:
Der Klappentext verrät nicht besonders viel und aus dem Grund waren auch meine Erwartungen niedrig. Die erste Hälfte des Buches plätschert ein wenig vor sich. Ich war nicht wirklich gelangweilt, aber ich war auch noch nicht richtig gepackt. Ich war in entspannter Erwartungshaltung, wie die beiden nun Teds Ehefrau umbringen wollen. Wir lesen diese erste Hälfte aus den Perspektiven von Ted und der besagten Frau, welche ich aber deutlich spannender fand, denn man wird weit in ihren Vergangenheit geworfen und bekommt einen Einblick, warum sie beschließt Ted zu helfen. Obwohl das Buch in den USA spielt, habe ich es als sehr englisch empfunden, was vermutlich daran liegt, dass die Orte in Neuengland angesiedelt sind. Die englische Atmosphäre ist es was ich sehr gern mag und hier hat es mir gut gefallen.

Auf der zwei Hälfte kommt es zu einer nicht vorhersehbaren, wirklich krassen Wendung, die die ganze Geschichte in eine völlig andere Richtung lenkt und ab da hatte die Geschichte auch meine volle Aufmerksamkeit. Von da an bekommt man ein Gefühl dafür, worum es wirklich geht. Es bleiben immer noch zwei Erzählperspektiven, aber sie sind andere als die im ersten Teil. Auch dieser zweite Teil, zu dem gar nicht mehr verraten möchte, gipfelt in eine weitere Wendungen, die etwas vorsehbarer war, aber bei der ich mich gefragt, wie das ganze enden wird.

Im dritten und letzten Teil werden wieder die Perspektiven gewechselt und man kommt dem Täter langsam auf die Spur. Mit fortschreitendem Lesen habe ich auch innerlich mit mir gehadert, ob ich lieber ein unmoralisch Ende hätte oder ein solches, wo der Täter seine gerechte Strafe bekommt. Der Autor kam mir sehr entgegen, denn er schuf ein Ende, das nur scheinbar ein Ende ist. Die letzten Seiten zeigen allerdings, dass das Ende vermutlich ein anderes sein wird und damit würde ich es schon fast als offen beschreiben. Sehr clever gemacht!

FAZIT:
Der Thriller ist schwer in Worte zu fassen ohne das man zu viel verrät, denn er lebt von seinen ungewöhnlichen Wendungen. Bis auf die fehlende Spannung im ersten Teil, konnte mich dieser Thriller restlos von sich überzeugen, denn er ist einfach mal was anderes und gar nicht bis wenig vorhersehbar. Zum ersten Mal habe ich hier auch erlebt, dass das Ende relativ offen ist und sich nach den letzten Seiten noch seinen Teil denken muss.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.01.2017

Einfühlsame Familiengeschichte

Ich fühle was, was du nicht fühlst
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INHALT:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die ...

INHALT:
Die 13-jährige India lebt mit ihren Hippie-Eltern und ihrem Bruder Che in der bürgerlichen Umgebung einer süddeutschen Kleinstadt. Intelligent und mit spöttischem Scharfblick betrachtet sie die Welt der Erwachsenen und durchschaut deren Lebenslügen. Ihr Nachbar, ein Musiklehrer, überredet sie zu Klavierstunden und entdeckt ihre große musikalische Begabung. Während ihre Eltern mit einer Ehekrise beschäftigt sind und Che in die Kriminalität abzudriften droht, entsteht zwischen India und ihrem Lehrer eine einzigartige Verbindung, getragen von der Liebe zur Musik. Doch in einem einzigen Moment zerstört er ihr Vertrauen, und India steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ihr Geheimnis öffentlich zu machen – oder für immer zu schweigen.

COVER:
Das Cover ist mir sofort ins Auge gefallen. Vor allem auch deswegen, weil es von typischen Cover von Amelie Frieds Romanen abweicht. Die bunten Farbspritzer erinnern mich an die diversen Holi Colour Festivals, welches sehr gut zu den 1970ern passt, in denen der Roman spielt. Ich bin großer Freund von diesen matten Broschur-Ausgaben, aber es ist fast unmöglich, dass der Rücken des Buches nach dem ersten Lesen nicht schief ist. Für mich als Buchliebhaber immer ein kleiner Wehmutstropfen.

MEINUNG:
Ich habe bisher noch nie einen Roman von Amelie Fried gelesen, auch mir ihr Name schon lange geläufig ist. Die von Amelies Fried bisher geschriebenen Romane werden ja eher dem Bereich der Frauenliteratur (auch wenn ich den Begriff überhaupt nicht mag) zugeordnet und das ist nicht so mein Genre. Umso mehr wurde ich auf dieses Buch aufmerksam, welches ich als Coming-of-Age-Roman bezeichnen und auf Grund des Alters der Protagonistin auch als Jugendbuch einordnen würde.

Weil es aus dem Klappentest nicht hervor geht, war ich überrascht, dass es in den 1970er Jahren spielt. Damit ist es nicht ein Jugendbuch, sondern auch ein gesellschaftlicher Roman, denn er gibt Einblick in die Generation der 68er, zu denen Indias und Ches Eltern zweifelllos gehören. Sie sind eine
Nachkriegsgeneration, die auf der einen Seite immer noch mit nationalsozialistischen Vergangenheit ihrer Eltern zu kämpfen haben und die auf der anderen Seite bei ihren eigenen Kindern völlig mit dem damaligen Erziehungsstil brechen und diese völlig anti-autoritär erziehen. Was für viele Jugendliche der heutigen Generation ein erstrebenswertes Ziel wäre, ist etwas, woran Che und India sehr zu leiden haben.
Bei beiden ist sehr deutlich spürbar, dass sie unter dem Anders sein ihrer Eltern, aber auch mit deren Vernachlässigung, jeder auf seine Art zu kämpfen habe. Beide wünschen sich feste Regeln oder auch mal Bestraffungen für ihr Handeln. Ches und India Eltern ecken auch häufig mit ihrer Lebensweise in der klein-bürgerlichen, christlich geprägten, schwäbischen Kleinstadt an und sorgen damit auch nicht selten bei den beiden für peinliche und unangenehme Momente (India) und Ausrastern (Che). Dennoch gehen beide ganz unterschiedlich mit der familiären Situation um.
Es ist deutlich spürbar, dass bei Che der Leidendruck sehr groß ist und er flüchtet sich während des Verlaufs in zwei völlig konträre Richtungen mit dem deutlich Wunsch irgendwo dazu zu gehören und auch endlich die gewünschten Regeln zu haben, die er bei seinen Eltern so schmerzlich vermisst. Beiden gemeinsam ist, dass nirgendwo wirklich dazu gehören. India ist weitaus klüger und intelligenter als es für ihr Alter üblich ist und wird von ihren Mitschülern nur als Streberin betrachtet. Ich mochte an ihr, dass sie bereits ihr eigenes Verhalten und das der Erwachsenen sehr klug reflektiert. Auch wenn sie lieber normal und durchschnittlich sein würde, hat die Erziehung ihrer Eltern bzw. eher das Fehler auch einen positiven Einfluss auf sie. In meinen Augen ist sie deutlich offener für alternative Lebensweisen. Selbst als die Ehe der Eltern anfängt zu zerbrechen, geht sie damit bewundernswert um. Obwohl ihre Eltern sich eigentlich nur um sich selbst kümmern und nicht mal für das Essen sorgen, spürt man bei India keine Verbitterung gegenüber ihnen (auch wenn ich das gut verstanden hätte).

Der Roman zeigt auch auf, wie Vorwürfe gegenüber einer Person, die einen guten Ruf hat, in einer Kleinstadt gehandhabt werden. Man glaube der anschuldigenden Person einfach nicht und da unterscheiden sich auch Hippies von Nicht-Hippies nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das in einigen ländlichen Regionen auch noch immer so ist. Es wurde aufgezeigt, dass es dann besser ist zu schweigen bevor sich die Anschuldigungen noch gegen einen richten könnten. Das hat mich wirklich wütend gemacht.

FAZIT:
Mir hat es manchmal etwas an Spannung gefehlt, aber es ist in diesem Genre einer der besten Romane, die ich je gelesen habe. Trotz vieler schwieriger Themen, die Amelie Fried sehr einfühlsam aufgegriffen hat, verliert der Roman niemals an Leichtigkeit und Humor, was vor allem an Ich-Erzählerin India liegt, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Sie trägt diesen Roman als Schlüsselfigur.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.