Ein modernes Kunstmärchen
Spiegel, das Kätzchen. Ein MärchenInhalt: Für Spiegel, einem Kätzchen, ist das behagliche Leben vorbei, als seine Besitzerin stirbt. Spiegel ist obdachlos, magert ab und droht zu verhungern. Doch plötzlich taucht ein Hexenmeister auf, ...
Inhalt: Für Spiegel, einem Kätzchen, ist das behagliche Leben vorbei, als seine Besitzerin stirbt. Spiegel ist obdachlos, magert ab und droht zu verhungern. Doch plötzlich taucht ein Hexenmeister auf, der Spiegel einen Handel vorschlägt: Spiegel dürfe bei freier Kost und Logis bei ihm wohnen, wenn der Hexenmeister im Gegenzug beim nächsten Vollmond den Schmer (die Fettschicht) Spiegels bekommt, was für das Kätzchen allerdings tödlich enden würde.
Inhalt: "Spiegel, das Kätzchen" ist eine Novelle von Gottfried Keller, die zuerst im Novellenzyklus "Die Leute von Seldwyla" erschienen ist. Erzählt wird sie aus der Perspektive Spiegels. Was die Novelle besonders interessant macht, ist, dass sie in der Tradition mehrerer Genres steht. Einerseits finden sich Anleihen an Märchen (suggestiver Untertitel: "Das Märchen"; mehrmalige Nutzung der Dreizahl), andererseits aber auch Strukturen, die an Fabeln (Personifikation und Sprachfähigkeit Spiegels; belehrende Pointe) und Schwänke erinnern. Innerhalb der Erzählung existiert nämlich noch eine Erzählung zweiter Ordnung: Eine von Spiegel fingierte Liebesgeschichte, mit der er dem Hexenmeister ein Schnippchen schlägt. So entpuppt sich Spiegel, das Kätzchen, als ein kleiner Eulen"spiegel" (Später in der Handlung taucht auch noch eine sprechende Eule auf, was das Wort "Eulenspiegel" komplettiert und als humoristische Referenz gesehen werden kann). Der Erzählstil zeichnet sich durch eine klare, detaillierte Sprache aus. Die Ausgabe des Reclam Verlags wird abgerundet durch einen Stellenkommentar und ein Nachwort von Alexander Honold, das in Entstehung, Interpretation, Rezeption und Erzählstruktur der Novelle einführt. Insgesamt ist "Spiegel, das Kätzchen" eine humoristische Erzählung, die verschiedene Genretraditionen verbindet.