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Veröffentlicht am 22.03.2021

Die bewegende Geschichte einer traumatisierten, aber starken jungen Frau

With(out) You
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Dieses Buch ist Mehr. Mehr als eine Romanze. Mehr als ein durchschnittlicher New Adult Roman und mehr als eine Kampfansage. Maike Voß erzählt hier eine bewegende Geschichte einer traumatisierten, aber ...

Dieses Buch ist Mehr. Mehr als eine Romanze. Mehr als ein durchschnittlicher New Adult Roman und mehr als eine Kampfansage. Maike Voß erzählt hier eine bewegende Geschichte einer traumatisierten, aber starken jungen Frau, die zwischen Neuanfang und Rückkehr, Aufbruch und Heimat, Loslassen und Wurzelnschlagen die Liebe findet. An der ein oder anderen Stelle hätte ich vielleicht eine Kleinigkeit anzumerken, aber ansonsten: I love it!


"Vielleicht", murmle ich irgendwann. "Dabei ergibt das gar keinen Sinn."
"Seit wann sind Gefühle da, um Sinn zu ergeben?"


Das Cover setzt das Thema subtil aber sehr ausdrucksstark um. Zu sehen ist ein verwischter Klecks dunkelblauer Farbe, welcher aussieht, als würde er über eine regennasse Fensterscheibe laufen. Das "out" des Titels ist dabei kunstvoll zurückgesetzt, einige Lichtpunkte vervollständigen das Bild. Besonders gefreut hat mich, dass der Büchersendung des Verlags neben meinem Exemplar (das übrigens signiert ist!!!!) auch eine Tasse mit passendem Covermotiv und ein Notizbuch für tolle Zitate beigelegen hat. Neben der üblichen Danksagung ist außerdem eine Ansammlung von Hilfe- und Anlaufstellen hinten angefügt. Vermisst habe ich an der Gestaltung allerdings eine Triggerwarnung, da die Geschichte die Themen Stalking, sexuelle Gewalt und Körperverletzung behandelt. Zwar lässt das Vorwort der Widmung erahnen, was Luna zugestoßen ist, ich hätte mir aber dennoch eine kleine Warnung des Verlags gewünscht. Meine allgemeine Meinung zu Triggerwarnungen und wo diese am besten zu platzieren sind, habe ich übrigens HIER dargelegt, falls sich jemand mit dem Thema beschäftigen will.


Erster Satz: "Eli und ich lernten uns auf einem Festival kennen und wir passierten so schnell wie ein plötzliches Sommergewitter."


Schon bei diesem Satz hatte ich die diffuse Vorahnung: ich glaube das wird gut. Zwar beginnt "With(out) You" eher kryptisch und verwirrend, da die Geschichte einige Jahre NACH dem Ereignis ansetzt, das alles verändert hat. Durch die vielen Unklarheiten und offenen Fragen, denen wir uns zusammen mit unserer Protagonistin und Ich-Erzählerin Luna gemeinsam stellen müssen, wird aber auch die Spannung hochgehalten. Was ist damals vorgefallen, dass Luna Hamburg so überstürzt verlassen musste? Weshalb ist sie ein Jahr in München bei ihrem Vater geblieben? Warum hat sie sich bei ihrem damaligen Freund Eli und ihren Freundinnen nie wieder gemeldet? Wovor läuft sie davon? Und vor allem: weshalb fühlt sie sich jetzt bereit, in ihre Heimat zurückzukehren? Diese Fragen werden erst nach und nach beantwortet, während wir gemeinsam mit Luna in Hamburg einen Neuanfang wagen, der zugleich eine Heimkehr ist. Neu an der Uni, aber zurück in ihrem alten Kinderzimmer; der Blick nach vorne, aber Begegnungen mit Akteuren ihrer Vergangenheit - Maike Voß schreibt hier von Neuanfang und Rückkehr, Aufbruch und Heimat, Loslassen und Wurzelnschlagen.


"Die ernsthaften Themen lassen wir für heute bleiben und der Abend tut mir unheimlich gut, weil er absolut gewöhnlich ist. Genau das, was ich brauche. Ich wünschte, ich könnte mir ein bisschen davon in eine Phiole abfüllen, nur um ein paar Tropfen davon zu borgen, wenn ich sie brauche. Denn so ruhig, wie es jetzt ist, wird es nicht bleiben. Und wenn es erst mal losgeht, geht es nur noch vorwärts und nicht mehr zurück."


Im Vordergrund steht jedoch ein anderes Thema, das ich aus Spoilergründen nicht genauer erklären werde, welches jedoch aus meiner oben genannten Triggerwarnung deutlich wird. Die offenen Fragen werden nach und nach beantwortet und mit jeder neuen Information, die wir in einem Gespräch mit Lunas bester Freundin Anni, ihrer Mutter oder ihrem Exfreund Elias erfahren, setzt sich das Puzzle mehr zusammen. Wenn man zuerst noch dachte, das kann ja nicht so schlimm gewesen sein, wird man mit jedem hinzukommenden Puzzleteil und jeder der kursiv geschriebenen Rückblenden wütender. Wütender auf Lunas Peiniger. Wütender auf alle, die weggeschaut haben. Und wütender auf die Gesellschaft, die es Opfern nach wie vor so schwer macht, Anzeige zu erstatten, laut zu werden und die Schuld nicht bei sich selbst zu vermuten. Maike Voß hat hier also ein sehr wichtiges und aktuelles Thema mit viel Fingerspitzengefühl und zugleich Kampfgeist umgesetzt!


"Von Anfang an wollte ich kämpfen und mutig sein und ich dachte, dass ich das mit meiner Rückkehr erreicht habe, aber sie war nur der erste Schritt, wie mir in dem Augenblick bewusst wird. Das Schwerste liegt noch vor mir. Voller Ungewissheit, ob es am Ende so ausgeht, wie wir es hoffen, doch ich bin mir mit jeder Faser meines Körper sicher, das ich es versuchen will. Auf diese Gelegenheit habe ich die ganze Zeit gewartet und ich werde sie nutzen, komme, was wolle.
"Wir versuchen es", flüstere ich, als meine Tränen schwächer werden und ich meine Stimme wiederfinden."
"Wir versuchen es", erwidert er, ebenfalls etwas kratzig. "Und zwar zusammen."


Leider gibt es einige Wiederholungen gerade im ersten Drittel, wo Luna versucht, sich nach unliebsamen Begegnungen mit ihrer ehemaligen Freundin Jess und ihrem Exfreund Eli zu erklären, aber immer wieder abgewiesen wird. Die eher langsame Entwicklung zu Beginn ist zwar realistisch, aber nicht immer angenehm zu lesen. Leichtigkeit und Geplänkel, was sonst oft Romane dieses Genres prägt, fehlen hier fast komplett und die kleinen Lücken zwischen der Handlung werden genauso häufig mit kleinen Tiefpunkten wie mit kräftezehrendem Wiederaufstehen gefüllt. Auch wenn die Geschichte so bewegend und suchterzeugend ist, dass keine Zeit für eine Leseflaute aufkommt, hätte ich mir das erste Drittel etwas kürzer und das letzte dafür etwas ausführlicher gewünscht. Hier kommt es dann nämlich zu einem recht flotten Wiederaufleben der Liebesgeschichte, welches mich nach dem vorherigen Schmerz, der Ablehnung und der Kluft zwischen Luna und Eli nicht ganz abholen konnte, da es mir einfach etwas zu schnell ging.


"Draußen ist es schon dunkel, doch ich kann erkennen, dass sich eine dünne weiße Schicht auf dem Fenstersims niedergelassen hat. Jeder Flocke ist ins Ungewisse gefallen und einige sind gekommen um zu bleiben. Selbst wenn es nur für diese Nacht ist und sie morgen verschwinden."


Dies ist jedoch mein einziger Kritikpunkt. In Sachen Schreibstil und Figuren kann "With(out) You" nämlich auch ordentlich Punkte sammeln. Maike Voß schreibt gleichzeitig unaufgeregt und fesselnd, sodass die Geschichte schnell eine Sogwirkung entwickelt, dabei aber authentisch und nicht über dramatisiert wirkt. Auch ihre Charaktere wirken wie echte Figuren mit echten Schicksalen. Im Vordergrund steht natürlich Luna, welche uns Lesern zeigt, dass man stark, selbstbestimmt und mutig sein kann, auch wenn man ab und zu Durchhänger hat und nicht immer sofort den richtigen Weg findet. Viel Raum nehmen aber auch Eli und Anni ein. Während ich über ersteren gerne noch mehr erfahren hätte, war letztere der Inbegriff einer perfekten Freundin, wie ich sie nur jedem wünschen kann. Besonders toll an den beiden ist, wie sich die Autorin neben ihrem Hauptthema ganz beiläufig gegen Rassismus, Sexismus und Intoleranz stark macht und ihre Figuren divers gestaltet, ohne dass es dick aufgetragen wirkt.


"Als erneut der Donner über uns rollt, erinnere ich mich wieder an das, was mein Vater gesagt hat. Draußen geht die Welt unter und hier drinnen kann uns gar nichts passieren. Denn zum ersten Mal habe ich trotz der Dinge, die auf mich einstürmen, nicht das Gefühl, dass unsere Welt tatsächlich untergeht. das Gewitter wütet, aber irgendwann zieht es weiter und dann ist es nur noch etwas, das war. So wie Julian mein Monster war, mein persönlicher Sturm."


Das Ende hält dann nochmal einige schmerzhafte Wahrheiten bereit und schließt die Geschichte perfekt unperfekt ab. Ich war also von meinem ersten Buch von Maike Voß echt beeindruckt und bin nun gespannt auf weitere Projekte von ihr!




Fazit:


Maike Voß erzählt hier eine bewegende Geschichte einer traumatisierten, aber starken jungen Frau, die zwischen Neuanfang und Rückkehr, Aufbruch und Heimat, Loslassen und Wurzelnschlagen die Liebe findet. Für das erste Drittel muss man zwar etwas Geduld und einen langen Atem mitbringen, das Weiterlesen lohnt sich aber!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2021

Ein symbolträchtiges, bildgewaltiges und doch sehr einfühlsames Buch über Leben, Tod und Monster!

Sieben Minuten nach Mitternacht
0

Die Eindrücke:

Gestaltung: Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige ...

Die Eindrücke:

Gestaltung:
Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige oder nur angedeutete Motive am Seitenrand - durch kontrastreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen erhält die Geschichte einen düsteren, aber verträumten Beigeschmack, der ganz wunderbar zur Handlung passt.

Handlung:
Sohn einer Krebskranken Mutter trifft auf eine Kreatur der englischen Folklore und geht einen Deal ein: drei Geschichten gegen die Wahrheit - So könnte man den Roman ganz trocken beschreiben. Besonders wird "A Monster Calls" jedoch dadurch, dass die Haupthandlung auf einer Metaebene zwischen Traum und Realität stattfindet. Patrick Ness nutzt die Begegnungen mit dem Monster, die verwirrenden "Tales", die das Monster Conor erzählt und Conors immer wieder kehrender Albtraum ("THE nightmare, the one with the falling, with the screaming"), um die Trauerverarbeitung eines Dreizehnjährigen auf ergreifende und symbolische Art und Weise darzustellen. Die Geschichte lebt dabei nicht nur von bildreichen Metaphern und Symbolik, sondern auch von Andeutungen, dem was in der Luft und zwischen den Zeilen schwebt. Vieles wird nicht ausgesprochen (die Worte "die" oder "death" oder "cancer" kommen kein einziges Mal vor), dem Leser wird jedoch trotzdem schnell klar, wie es um Conors Mutter steht. Gerade dadurch, dass vieles unausgesprochen bleibt, erscheinen die Erkenntnisse, zu denen Conor und somit auch der Leser im Verlauf der Geschichte kommt, zeitloser und mächtiger.

Figuren: "A Monster Calls" war mein zweites Buch des Autors. Schon in "Chaos Walking", welches ich erst kurz zuvor gelesen habe, hat mich die Art und Weise, wie Patrick Ness sich Figuren zu eigen macht, sehr beeindruckt. Besonders interessant ist die sehr natürliche Charakterisierung unter dem Gesichtspunkt, dass die Originalidee zur Geschichte eigentlich von Siobhan Dowd stammt, die durch ihre Krebserkrankung leider nicht in der Lage war, den Roman zu beenden. Außer dem mehrdimensional und sehr feinfühlig gezeichneten Conor, der seine Emotionen zwischen Verdrängung und Konfrontation, Vergebung und Selbsturteil, Trauer und Wut, Angst und Gelassenheit auszubalancieren versucht, bleiben andere Figuren jedoch eher blass, da wir sie weniger als Figuren und aus Conors Sicht eher als Rollen wahrnehmen.

Schreibstil: Dass die Erzählart trotz der grundsätzlich einfach gehaltenen Sprache anspruchsvoll ist, kann ein Grund sein, weshalb auch viele Erwachsene die Geschichte ansprechend finden. Ein anderer Grund ist wohl die grandiose und komplexe Umsetzung eines schweren Themas, das alle Altersklassen betrifft: die Konfrontation mit Tod, Verlust, Trauer und Loslassen. Es geht darum, wie man schwere Wahrheiten ins Gesicht sieht, ohne an ihnen zu zerbrechen und wie man angenehme Lügen entlarvt und einen Raum findet, in dem man geborgen und in allem Ausmaß trauern kann. Die düstere, manchmal geradezu unheimliche Atmosphäre steht dabei einer so schmerzhaften Traurigkeit gegenüber, dass man durchaus schonmal ein Taschentuch gebrauchen kann.


Die Zitate:


"Who am I?", the monster repeated, still roaring. "I am the spine that the mountains hang upon! I am the tears that the rivers cry. I am the lungs that breathe the wind! I am the wold that kills the stag, the hawk that kills the mouse, the spider that kills the fly! I am the stag, the mouse and the fly that are eaten! I am the snake of the world devouring its tail! I am everything untamed and unteameable!"
It brought Conor up close to its eye.
"I am this wild earth, come for you, Conor O´Malley."

"Stories are the wildest things of all", the monster rumbled. "Storys chase and bite and hunt."

"Stories don´t always have happy endings."
This stopped him. Because they didn´t, did they? That´s one thing the monster had definitely taught him. Stories were wild, wild animals and went off in directions you couldn´t expect."

"I didn´t mean it", Conor said.
"You did", the monster said, "but you also did not."
Conor sniffed and looked up to its face, which was as big as a wall in front of him. "How can both be true?"
"Because humans are complicated beasts", the monster said. "How can a queen be both a good witch and a bad witch? How can a prince be a murderer and a savior? (...)"
"I don´t know", Conor shrugged, exhausted. "Your stories never made any sense to me."
"The answer is that it does not matter what you think", the monster said, "because your mind will contradict itself a hundred times each day. You wanted her to go at the same time you were desperate for me to save her. Your mind will believe comforting lies while also knowing the painful truths that make those lies necessary. And your mind will punish you for believing both."
"But how do you fight it?" Conor asked, his voice rough. "How do you fight all the different stuff inside?"
"By speaking the truth."




Das Urteil:


Ein symbolträchtiges, bildgewaltiges und doch sehr einfühlsames Buch über Leben, Tod und Monster, welches ich sowohl Kindern ab 12 als auch Erwachsenen allen Alters und aller Lebenslagen ans Herz legen kann!

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 13.03.2021

Ein symbolträchtiges, bildgewaltiges und doch sehr einfühlsames Buch über Leben, Tod und Monster!

Sieben Minuten nach Mitternacht
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Die Eindrücke:

Gestaltung: Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige ...

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Gestaltung:
Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige oder nur angedeutete Motive am Seitenrand - durch kontrastreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen erhält die Geschichte einen düsteren, aber verträumten Beigeschmack, der ganz wunderbar zur Handlung passt.

Handlung:
Sohn einer Krebskranken Mutter trifft auf eine Kreatur der englischen Folklore und geht einen Deal ein: drei Geschichten gegen die Wahrheit - So könnte man den Roman ganz trocken beschreiben. Besonders wird "A Monster Calls" jedoch dadurch, dass die Haupthandlung auf einer Metaebene zwischen Traum und Realität stattfindet. Patrick Ness nutzt die Begegnungen mit dem Monster, die verwirrenden "Tales", die das Monster Conor erzählt und Conors immer wieder kehrender Albtraum ("THE nightmare, the one with the falling, with the screaming"), um die Trauerverarbeitung eines Dreizehnjährigen auf ergreifende und symbolische Art und Weise darzustellen. Die Geschichte lebt dabei nicht nur von bildreichen Metaphern und Symbolik, sondern auch von Andeutungen, dem was in der Luft und zwischen den Zeilen schwebt. Vieles wird nicht ausgesprochen (die Worte "die" oder "death" oder "cancer" kommen kein einziges Mal vor), dem Leser wird jedoch trotzdem schnell klar, wie es um Conors Mutter steht. Gerade dadurch, dass vieles unausgesprochen bleibt, erscheinen die Erkenntnisse, zu denen Conor und somit auch der Leser im Verlauf der Geschichte kommt, zeitloser und mächtiger.

Figuren: "A Monster Calls" war mein zweites Buch des Autors. Schon in "Chaos Walking", welches ich erst kurz zuvor gelesen habe, hat mich die Art und Weise, wie Patrick Ness sich Figuren zu eigen macht, sehr beeindruckt. Besonders interessant ist die sehr natürliche Charakterisierung unter dem Gesichtspunkt, dass die Originalidee zur Geschichte eigentlich von Siobhan Dowd stammt, die durch ihre Krebserkrankung leider nicht in der Lage war, den Roman zu beenden. Außer dem mehrdimensional und sehr feinfühlig gezeichneten Conor, der seine Emotionen zwischen Verdrängung und Konfrontation, Vergebung und Selbsturteil, Trauer und Wut, Angst und Gelassenheit auszubalancieren versucht, bleiben andere Figuren jedoch eher blass, da wir sie weniger als Figuren und aus Conors Sicht eher als Rollen wahrnehmen.

Schreibstil: Dass die Erzählart trotz der grundsätzlich einfach gehaltenen Sprache anspruchsvoll ist, kann ein Grund sein, weshalb auch viele Erwachsene die Geschichte ansprechend finden. Ein anderer Grund ist wohl die grandiose und komplexe Umsetzung eines schweren Themas, das alle Altersklassen betrifft: die Konfrontation mit Tod, Verlust, Trauer und Loslassen. Es geht darum, wie man schwere Wahrheiten ins Gesicht sieht, ohne an ihnen zu zerbrechen und wie man angenehme Lügen entlarvt und einen Raum findet, in dem man geborgen und in allem Ausmaß trauern kann. Die düstere, manchmal geradezu unheimliche Atmosphäre steht dabei einer so schmerzhaften Traurigkeit gegenüber, dass man durchaus schonmal ein Taschentuch gebrauchen kann.


Die Zitate:


"Who am I?", the monster repeated, still roaring. "I am the spine that the mountains hang upon! I am the tears that the rivers cry. I am the lungs that breathe the wind! I am the wold that kills the stag, the hawk that kills the mouse, the spider that kills the fly! I am the stag, the mouse and the fly that are eaten! I am the snake of the world devouring its tail! I am everything untamed and unteameable!"
It brought Conor up close to its eye.
"I am this wild earth, come for you, Conor O´Malley."

"Stories are the wildest things of all", the monster rumbled. "Storys chase and bite and hunt."

"Stories don´t always have happy endings."
This stopped him. Because they didn´t, did they? That´s one thing the monster had definitely taught him. Stories were wild, wild animals and went off in directions you couldn´t expect."

"I didn´t mean it", Conor said.
"You did", the monster said, "but you also did not."
Conor sniffed and looked up to its face, which was as big as a wall in front of him. "How can both be true?"
"Because humans are complicated beasts", the monster said. "How can a queen be both a good witch and a bad witch? How can a prince be a murderer and a savior? (...)"
"I don´t know", Conor shrugged, exhausted. "Your stories never made any sense to me."
"The answer is that it does not matter what you think", the monster said, "because your mind will contradict itself a hundred times each day. You wanted her to go at the same time you were desperate for me to save her. Your mind will believe comforting lies while also knowing the painful truths that make those lies necessary. And your mind will punish you for believing both."
"But how do you fight it?" Conor asked, his voice rough. "How do you fight all the different stuff inside?"
"By speaking the truth."




Das Urteil:


Ein symbolträchtiges, bildgewaltiges und doch sehr einfühlsames Buch über Leben, Tod und Monster, welches ich sowohl Kindern ab 12 als auch Erwachsenen allen Alters und aller Lebenslagen ans Herz legen kann!

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Ein symbolträchtiges, bildgewaltiges und doch sehr einfühlsames Buch über Leben, Tod und Monster!

Sieben Minuten nach Mitternacht
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Die Eindrücke:

Gestaltung: Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige ...

Die Eindrücke:

Gestaltung:
Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige oder nur angedeutete Motive am Seitenrand - durch kontrastreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen erhält die Geschichte einen düsteren, aber verträumten Beigeschmack, der ganz wunderbar zur Handlung passt.

Handlung:
Sohn einer Krebskranken Mutter trifft auf eine Kreatur der englischen Folklore und geht einen Deal ein: drei Geschichten gegen die Wahrheit - So könnte man den Roman ganz trocken beschreiben. Besonders wird "A Monster Calls" jedoch dadurch, dass die Haupthandlung auf einer Metaebene zwischen Traum und Realität stattfindet. Patrick Ness nutzt die Begegnungen mit dem Monster, die verwirrenden "Tales", die das Monster Conor erzählt und Conors immer wieder kehrender Albtraum ("THE nightmare, the one with the falling, with the screaming"), um die Trauerverarbeitung eines Dreizehnjährigen auf ergreifende und symbolische Art und Weise darzustellen. Die Geschichte lebt dabei nicht nur von bildreichen Metaphern und Symbolik, sondern auch von Andeutungen, dem was in der Luft und zwischen den Zeilen schwebt. Vieles wird nicht ausgesprochen (die Worte "die" oder "death" oder "cancer" kommen kein einziges Mal vor), dem Leser wird jedoch trotzdem schnell klar, wie es um Conors Mutter steht. Gerade dadurch, dass vieles unausgesprochen bleibt, erscheinen die Erkenntnisse, zu denen Conor und somit auch der Leser im Verlauf der Geschichte kommt, zeitloser und mächtiger.

Figuren: "A Monster Calls" war mein zweites Buch des Autors. Schon in "Chaos Walking", welches ich erst kurz zuvor gelesen habe, hat mich die Art und Weise, wie Patrick Ness sich Figuren zu eigen macht, sehr beeindruckt. Besonders interessant ist die sehr natürliche Charakterisierung unter dem Gesichtspunkt, dass die Originalidee zur Geschichte eigentlich von Siobhan Dowd stammt, die durch ihre Krebserkrankung leider nicht in der Lage war, den Roman zu beenden. Außer dem mehrdimensional und sehr feinfühlig gezeichneten Conor, der seine Emotionen zwischen Verdrängung und Konfrontation, Vergebung und Selbsturteil, Trauer und Wut, Angst und Gelassenheit auszubalancieren versucht, bleiben andere Figuren jedoch eher blass, da wir sie weniger als Figuren und aus Conors Sicht eher als Rollen wahrnehmen.

Schreibstil: Dass die Erzählart trotz der grundsätzlich einfach gehaltenen Sprache anspruchsvoll ist, kann ein Grund sein, weshalb auch viele Erwachsene die Geschichte ansprechend finden. Ein anderer Grund ist wohl die grandiose und komplexe Umsetzung eines schweren Themas, das alle Altersklassen betrifft: die Konfrontation mit Tod, Verlust, Trauer und Loslassen. Es geht darum, wie man schwere Wahrheiten ins Gesicht sieht, ohne an ihnen zu zerbrechen und wie man angenehme Lügen entlarvt und einen Raum findet, in dem man geborgen und in allem Ausmaß trauern kann. Die düstere, manchmal geradezu unheimliche Atmosphäre steht dabei einer so schmerzhaften Traurigkeit gegenüber, dass man durchaus schonmal ein Taschentuch gebrauchen kann.


Die Zitate:


"Who am I?", the monster repeated, still roaring. "I am the spine that the mountains hang upon! I am the tears that the rivers cry. I am the lungs that breathe the wind! I am the wold that kills the stag, the hawk that kills the mouse, the spider that kills the fly! I am the stag, the mouse and the fly that are eaten! I am the snake of the world devouring its tail! I am everything untamed and unteameable!"
It brought Conor up close to its eye.
"I am this wild earth, come for you, Conor O´Malley."

"Stories are the wildest things of all", the monster rumbled. "Storys chase and bite and hunt."

"Stories don´t always have happy endings."
This stopped him. Because they didn´t, did they? That´s one thing the monster had definitely taught him. Stories were wild, wild animals and went off in directions you couldn´t expect."

"I didn´t mean it", Conor said.
"You did", the monster said, "but you also did not."
Conor sniffed and looked up to its face, which was as big as a wall in front of him. "How can both be true?"
"Because humans are complicated beasts", the monster said. "How can a queen be both a good witch and a bad witch? How can a prince be a murderer and a savior? (...)"
"I don´t know", Conor shrugged, exhausted. "Your stories never made any sense to me."
"The answer is that it does not matter what you think", the monster said, "because your mind will contradict itself a hundred times each day. You wanted her to go at the same time you were desperate for me to save her. Your mind will believe comforting lies while also knowing the painful truths that make those lies necessary. And your mind will punish you for believing both."
"But how do you fight it?" Conor asked, his voice rough. "How do you fight all the different stuff inside?"
"By speaking the truth."




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Ein symbolträchtiges, bildgewaltiges und doch sehr einfühlsames Buch über Leben, Tod und Monster, welches ich sowohl Kindern ab 12 als auch Erwachsenen allen Alters und aller Lebenslagen ans Herz legen kann!

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Ein symbolträchtiges, bildgewaltiges und doch sehr einfühlsames Buch über Leben, Tod und Monster!

A Monster Calls
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Die Eindrücke:

Gestaltung: Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige ...

Die Eindrücke:

Gestaltung:
Zuerst will ich hervorheben, dass meine englische Ausgabe mit stimmungsvollen Illustrationen des englischen Künstlers Jim Kay verziert sind. Egal ob ganzseitige, halbseitige oder nur angedeutete Motive am Seitenrand - durch kontrastreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen erhält die Geschichte einen düsteren, aber verträumten Beigeschmack, der ganz wunderbar zur Handlung passt.

Handlung:
Sohn einer Krebskranken Mutter trifft auf eine Kreatur der englischen Folklore und geht einen Deal ein: drei Geschichten gegen die Wahrheit - So könnte man den Roman ganz trocken beschreiben. Besonders wird "A Monster Calls" jedoch dadurch, dass die Haupthandlung auf einer Metaebene zwischen Traum und Realität stattfindet. Patrick Ness nutzt die Begegnungen mit dem Monster, die verwirrenden "Tales", die das Monster Conor erzählt und Conors immer wieder kehrender Albtraum ("THE nightmare, the one with the falling, with the screaming"), um die Trauerverarbeitung eines Dreizehnjährigen auf ergreifende und symbolische Art und Weise darzustellen. Die Geschichte lebt dabei nicht nur von bildreichen Metaphern und Symbolik, sondern auch von Andeutungen, dem was in der Luft und zwischen den Zeilen schwebt. Vieles wird nicht ausgesprochen (die Worte "die" oder "death" oder "cancer" kommen kein einziges Mal vor), dem Leser wird jedoch trotzdem schnell klar, wie es um Conors Mutter steht. Gerade dadurch, dass vieles unausgesprochen bleibt, erscheinen die Erkenntnisse, zu denen Conor und somit auch der Leser im Verlauf der Geschichte kommt, zeitloser und mächtiger.

Figuren: "A Monster Calls" war mein zweites Buch des Autors. Schon in "Chaos Walking", welches ich erst kurz zuvor gelesen habe, hat mich die Art und Weise, wie Patrick Ness sich Figuren zu eigen macht, sehr beeindruckt. Besonders interessant ist die sehr natürliche Charakterisierung unter dem Gesichtspunkt, dass die Originalidee zur Geschichte eigentlich von Siobhan Dowd stammt, die durch ihre Krebserkrankung leider nicht in der Lage war, den Roman zu beenden. Außer dem mehrdimensional und sehr feinfühlig gezeichneten Conor, der seine Emotionen zwischen Verdrängung und Konfrontation, Vergebung und Selbsturteil, Trauer und Wut, Angst und Gelassenheit auszubalancieren versucht, bleiben andere Figuren jedoch eher blass, da wir sie weniger als Figuren und aus Conors Sicht eher als Rollen wahrnehmen.

Schreibstil: Dass die Erzählart trotz der grundsätzlich einfach gehaltenen Sprache anspruchsvoll ist, kann ein Grund sein, weshalb auch viele Erwachsene die Geschichte ansprechend finden. Ein anderer Grund ist wohl die grandiose und komplexe Umsetzung eines schweren Themas, das alle Altersklassen betrifft: die Konfrontation mit Tod, Verlust, Trauer und Loslassen. Es geht darum, wie man schwere Wahrheiten ins Gesicht sieht, ohne an ihnen zu zerbrechen und wie man angenehme Lügen entlarvt und einen Raum findet, in dem man geborgen und in allem Ausmaß trauern kann. Die düstere, manchmal geradezu unheimliche Atmosphäre steht dabei einer so schmerzhaften Traurigkeit gegenüber, dass man durchaus schonmal ein Taschentuch gebrauchen kann.


Die Zitate:


"Who am I?", the monster repeated, still roaring. "I am the spine that the mountains hang upon! I am the tears that the rivers cry. I am the lungs that breathe the wind! I am the wold that kills the stag, the hawk that kills the mouse, the spider that kills the fly! I am the stag, the mouse and the fly that are eaten! I am the snake of the world devouring its tail! I am everything untamed and unteameable!"
It brought Conor up close to its eye.
"I am this wild earth, come for you, Conor O´Malley."

"Stories are the wildest things of all", the monster rumbled. "Storys chase and bite and hunt."

"Stories don´t always have happy endings."
This stopped him. Because they didn´t, did they? That´s one thing the monster had definitely taught him. Stories were wild, wild animals and went off in directions you couldn´t expect."

"I didn´t mean it", Conor said.
"You did", the monster said, "but you also did not."
Conor sniffed and looked up to its face, which was as big as a wall in front of him. "How can both be true?"
"Because humans are complicated beasts", the monster said. "How can a queen be both a good witch and a bad witch? How can a prince be a murderer and a savior? (...)"
"I don´t know", Conor shrugged, exhausted. "Your stories never made any sense to me."
"The answer is that it does not matter what you think", the monster said, "because your mind will contradict itself a hundred times each day. You wanted her to go at the same time you were desperate for me to save her. Your mind will believe comforting lies while also knowing the painful truths that make those lies necessary. And your mind will punish you for believing both."
"But how do you fight it?" Conor asked, his voice rough. "How do you fight all the different stuff inside?"
"By speaking the truth."




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Ein symbolträchtiges, bildgewaltiges und doch sehr einfühlsames Buch über Leben, Tod und Monster, welches ich sowohl Kindern ab 12 als auch Erwachsenen allen Alters und aller Lebenslagen ans Herz legen kann!

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