Eine ermüdende Geschichte, die leider thematisch nur an der Oberfläche kratzt
Der letzte Tanz der DebütantinSpätestens seit der erfolgreichen Netflix Serie "Bridgerton" erleben Regency Bücher und Debütantinnenbälle ein fulminantes Comeback und sind aus der aktuellen Unterhaltungsliteratur nicht mehr wegzudenken.
Auch ...
Spätestens seit der erfolgreichen Netflix Serie "Bridgerton" erleben Regency Bücher und Debütantinnenbälle ein fulminantes Comeback und sind aus der aktuellen Unterhaltungsliteratur nicht mehr wegzudenken.
Auch ich liebe diese Geschichten mit rauschenden Bällen, schönen Kleidern und feinen Gesellschaften.
"Der letzte Tanz der Debütantin" von Julia Kelly thematisiert dabei ein ganz besonderes historisches Ereignis, denn 1958 wurden letztmals die Töchter von adligen Familien und Aristokraten offiziell bei Hofe vorgestellt und in die Gesellschaft eingeführt.
Danach erklärte Königin Elisabeth II. diese Tradition als nicht mehr zeitgemäß.
Ich habe mich wirklich auf diese Geschichte gefreut, musste sie aber nach den ersten 100 Seiten erst einmal beiseitelegen, weil ich einfach keinen Zugang zur Handlung finden konnte.
Genau wie Lily, der Protagonistin des Buches, empfand ich die Vorbereitungen für die Einführung bei Hofe, die zahlreichen darauffolgenden Teenachmittage und Abendveranstaltungen anstrengend und mühsam.
Dabei hat die Autorin den Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne gut widergespiegelt, denn gesellschaftlich zeichnete sich Ende der 50-iger Jahre ein bedeutender Wandel ab.
Vor allem junge Frauen strebten nach neuen Wegen, sahen ihre Zukunft fernab von festgelegten Familienhierarchien und vorgeschriebenen Geschlechterrollen. Sie wollten selbst über ihr Leben entscheiden, was sie lernten oder studierten, wen sie heirateten und mit wem sie Umgang pflegten.
Dieses innere Zerwürfnis zwischen Gehorsamkeit und Pflichtgefühl gegenüber der Familie und eigenen (Lebens-)Wünschen spürt auch Lily immer eindringlicher.
Neben dem Haupthandlungsstrang hat Julia Kelly noch einen weiteren Plot in die Geschichte eingeflochten, der in meinen Augen dem Roman aber nicht zugänglich war. Lieber hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin das Potenzial der Buchidee genutzt hätte, um die Ballsaison und die aufregende Zeit als Debütantin für den Leser greifbarer und erlebbarer zu machen.
Denn leider konnte mich die Geschichte in ihrem Gesamten nicht erreichen.
Mir waren Lily und ihre Wegbegleiter und Freunde sympathisch, aber es fehlte oftmals an Tiefgang.
Die Soiree Abende und verschiedenen Veranstaltungen wurden immer nur kurz angerissen und blieben oberflächlich. Gefühle und tiefere Einblicke ins Geschehen fehlten oftmals komplett, so dass ich die Beschreibungen und Erlebnisse Lilys nur flüchtig nachverfolgen konnte.
Das Lesen war für mich oft mühsam und ermüdend. Zudem bin ich immer wieder über die Vorstellung von bauschenden und ausladenden Ballkleidern, angestaubten Traditionen und der eigentlich vorherrschenden Mode des Jahrzehnts gestolpert.
Schlussendlich hinterlässt "Der letzte Tanz der Debütantin" ein schales Gefühl über verpasste Lesefreuden.
Fazit
Eine ermüdende Geschichte, die leider thematisch nur an der Oberfläche kratzt.
Die Autorin konnte den Charme, den Glanz und die Aufregung der Debütantinnenzeit leider nicht bildhaft zu Papier bringen.