Ein wahres Emotionsfeuerwerk
Ich sollte als Frau rosa Kleider und pinken Nagellack tragen können, ohne an Respekt einzubüßen, solange ich meinen Job gut erledigte (...). ~ Cain
Es geht zurück in die Welt der Hunter!
Wenn man Cain ...
Ich sollte als Frau rosa Kleider und pinken Nagellack tragen können, ohne an Respekt einzubüßen, solange ich meinen Job gut erledigte (...). ~ Cain
Es geht zurück in die Welt der Hunter!
Wenn man Cain und Warden sieht, kann man sich nicht vorstellen, dass sie noch vor 3 Jahren Kampfpartner waren und ihr eigenes Leben dem jeweils anderen bedingungslos anvertraut haben. Zu groß ist dafür die Schlucht, welche sich zwischen den beiden aufgetan und beide langfristig gezeichnet hat.
Doch um ihre Ziele zu erreichen, müssen sich sie wieder zusammenraufen und gemeinsam gegen die Wesen der Schattenwelt und den Tod kämpfen. Ob Cain und Warden dabei ihre gemeinsame Vergangenheit und auf- und auch verarbeiten können?
Ich habe sehnsüchtig auf den 2. Teil der Midnight Chronicles gewartet und mich umso mehr darüber gefreut, "Blutmagie" in der Lesejury-Leserunde gemeinsam mit vielen anderen Buchbegeisterten lesen zu dürfen. Und eins kann ich ganz sicher sagen: Ich wurde nicht enttäuscht! Starke Protagonisten, eine emotionsgeladene Handlung und ein Ende, dass auf baldigen Buchnachschub drängt.
Von Beginn an ist es mir sehr leicht gefallen, in die Geschichte und Laura Kneidls Schreibstil einzutauchen. Man stolpert über keine skurrilen Formulierungen oder ähnliches sondern kann quasi locker-flockig durch die Seiten hindurchhüpfen.
Anders als in meinen anderen Rezensionen möchte ich jetzt zuerst meine Gedanken über Cain und Warden verlieren, bevor ich auf die Handlung eingehe.
Cain ist eine selbstbewusste, junge Frau mit einem Ziel vor Augen. Irgendwann möchte sie die Quartiersleitung des Hunterquartiers in Edinburgh übernehmen. Und dafür arbeitet sie hart. Neben den Patrouillen mit ihrem Kampfpartner Jules unterrichtet sie Hunterkinder für einige Stunden in der Woche und ist dabei stets darauf bedacht, alle Regeln zu befolgen. Dadurch ist sie nicht die typische Heldin, der alle Regeln egal sind (wie z.B. Roxy aus Schattenblick). Das liest man mittlerweile immer seltener, wodurch Cain mit wirklich sympathisch ist. Ihren Freunden und ihrer Familie gegenüber ist sie wahnsinnig loyal. Und sie sieht eine Tatsache, die viele Hunter nicht sehen wollen. Auch bei der Hunterwelt handelt es sich um einer männerregierte Welt. Und das soll und kann Cains Empfinden nach nicht so bleiben. Sie setzt sich für ihr Geschlecht ein, ohne dabei eine "nervige" Feministin (bitte nicht falsch verstehen!) zu werden. Auch das ist, finde ich, eine beeindruckender Charakterzug.
Warden war mich hingegen nicht so schnell so sympathisch wie Cain. Der Leser lernt Warden als stillen Einzelgänger kennen, der sich nur auf sich selbst und sonst auf niemand verlässt. Er hat als Blood Hunter nur ein Ziel vor Augen. So viele Vampire wie möglich vernichten und dabei irgendwie an Isaac, den Vampirkönig heranzukommen. Seine Verbissenheit ist in dieser Hinsicht schon ziemlich extrem ausgebildet. Ich hatte das Gefühl, dass er sein Leben nur aus diesem Sinn überhaupt lebt. Und dennoch lernt man eine Seite von Warden kennen, die zeigt, dass er doch nicht ganz so gefühlskalt ist, wie es nach außen hin scheint (Beispiel: Er hilft Roxy, ihre Geister einzufangen, indem er für sie eine Erfindung seines Vaters, welche Geister aufspüren kann, weiterentwickelt). Für Menschen, die ihm ans Herz gewachsen sind, würde er durchs Feuer gehen, aber liebevolle Gesten sind nicht so sein Ding. Das Gesamtbild von Warden nach dem Lesen gefällt mir recht gut, mein Lieblingscharakter wird er aber ganz bestimmt nicht mehr werden.
Neben den beiden Protagonisten lernt man noch viele weitere Hunter kennen, welche in den Folgeromanen noch häufiger auftauchen werden. Und auch Roxy, Shaw und Finn lassen sich in Edinburgh blicken, sodass auch die Geschichte der beiden nicht in Vergessenheit gerät.
Über die Handlung und die Geschichte selbst verrät der Klappentext im Voraus nicht wirklich viel.
Im ersten Drittel des Buches geht es deshalb erstmal darum, Cain und Warden richtig kennenzulernen und auch zu verstehen, wodurch sie nicht mehr miteinander auskommen. Dabei wird immer zwischen einem Gegenwartskapitel und einem Vergangenheitskapitel hin und her gewechselt. Auf diesem Weg lernt man die beiden recht schnell kennen und kann sich selbst ein Bild über sie machen. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart hat mir hier auch wirklich gefallen. Die Kapitel enden dabei nicht an irgendwelchen gemeinen Stellen, sondern so, dass man sich auch auf das folgende Vergangenheits- / Gegenwartskapitel einlassen kann, ohne im Hinterkopf schon die jeweils andere Zeit weiterzuspinnen. (Ich hoffe, das ist verständlich ausgedrückt ).
Kurz vor der Hälfe des Buches stehen dann nicht mehr nur noch Cain und Warden und ihr Verhältnis zueinander im Vordergrund, sondern auch die Rückkehr des Vampirkönigs Isaac. Ab hier kommt der Fantasyleser dann auch auf seine Kosten. Die Geschichte der Hunter, die sich ein wenig durch alle Bücher hindurchzieht, nimmt also auch wieder Fahrt auf.
Bis zu diesem Punkt habe ich die Handlung als durchaus interessant, aber nicht als wahnsinnig gut empfunden. Und dann kamen die letzten 150 Seiten, die ich an einem Stück durchlesen musste!
Speziell auf emotionaler Ebene ist Laura Kneidl hier ein Meisterwerk gelungen. Selten habe ich so viele verschiedene Emotionen zugleich beim Lesen verspürt. Schock, Hass, Liebe, Trauer, Fassungslosigkeit. Und zum Schluss, als ich das letzte Wort der letzten Seite gelesen hatte, kam die Leere und ich musste das Gelesene mit einem "Uff" erstmal sacken lassen. Dieser Teil der Geschichte macht dieses Buch für mich zu einem Highlight!
Wie man aus meiner Beschreibung der Handlung bestimmt auch schon rauslesen kann, baut sich der Spannungsbogen über etwas mehr als die Hälfte des Buches kontinuierlich auf, um schlussendlich in einem riesigen Emotionsfeuerwerk seinen Höhepunkt zu erreichen. Das Lesen wird dadurch nie langweilig. Die ersten 2/3 des Buches sind dabei an den richtigen Stellen mit spannenden Stellen versehen, im letzten Teil kann man ich vor Spannung kaum mehr retten. Der Verlauf des Spannungsbogens kann also recht gut mit dem aus "Schattenblick" verglichen werden.
Und zum Schluss noch ein paar Worte zur Umsetzung der Geschichte und dem Lesepaß.
Ich bin mittlerweile eher vom Fantasy-Leser weg zum New-Adult-Leser mutiert. Dennoch mag ich beide Genre sehr. Aus diesem Grund gefällt mir die Art und Weise, wie Laura Kneidl und Bianca Iosivoni die Liebe und das Fantastische miteinander kombinieren, total. Ich liebe die Geschichte, ich liebe die unerwarteten Wendungen, ich liebe die Herzchen, die zwischen den Protagnisten hin und her fliegen! Und aus diesem Grund hatte ich auch das Bedürfnis, ständig und überall zu lesen, weil es mich so unglaublich viel Freude bereitet hat.
Zu meinem Fazit: Laura Kneidl ist mit "Blutmagie" ein tolles, emotionsgeladener 2. Teil der Midnight Chronicles gelungen. Die Liebe wird unfassbar gut mit der fantastischen Welt verknüpft. Ich habe bei einem solchen Buch bisher selten so viele verschiedene Emotionen verspürt! Wahnsinn. Also, wenn ihr es noch nicht getan habt: ran an die Bücher und losgelesen! "Dunkelsplitter" kann kommen.
Und jetzt, noch eine allerletzte Sache, welche ich aus dieser Leserunde gelernt habe. Manchmal wird eine Geschichte noch besser, wenn man an der spannendsten Stelle das Buch zuklappt und sich das bisher Geschehene einfach mal durch den Kopf gehen lässt. Es sind so viele tolle, witzige und abgefahrene Theorien in der Leserunde entstanden, über welche ich nie nachgedacht hätte, hätte ich das Buch am Stück durchgelesen. Ich selbst werde den Tipp auch nicht immer befolgen, aber ab und an kann man es ja mal ausprobieren.
Kategorie: Highlight