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Morlin

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2021

Emotionsreicher Lesegenuss

Fritz und Emma
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In einem kleinen Dorf in der Westpfalz, erblicken Ende der 1920er Emma und Fritz am gleichen Tag das Licht der Welt. Die beiden sind schon als Kinder unzertrennlich. Aber die Schrecken des zweiten Weltkrieges ...

In einem kleinen Dorf in der Westpfalz, erblicken Ende der 1920er Emma und Fritz am gleichen Tag das Licht der Welt. Die beiden sind schon als Kinder unzertrennlich. Aber die Schrecken des zweiten Weltkrieges verhindern am Ende, dass aus den beiden ein Ehepaar wird.

Das gleiche Dorf im Jahre 2019. Der neue Pfarrer Jakob mit seiner Frau Marie übernimmt das Pfarramt. Jakob hat sich direkt in das Dorf und seine Bewohner verliebt. Marie dagegen findet es in Oberkirchbach trostlos und fühlt sich dort überhaupt nicht wohl. Doch Stück für Stück lernt sie die Einwohner und deren Geschichten kennen. Ganz besonders interessiert sie sich für Fritz und Emma, die seit fast 70 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen haben. Und sie will unbedingt herausfinden, was damals passiert ist und die beiden wieder zusammenbringen.

Das Buch hat bei mir tatsächlich einige Emotionen ausgelöst. Große Teile waren leicht und fluffig – so richtig zum Wohlfühlen. Und dann gab es immer wieder Ereignisse, die mir einen Kloß im Hals beschert haben. Vor allem in der Mitte des Buches, musste ich es mal kurz schließen und tief durchatmen, bevor ich weiter lesen konnte.

Die Protagonisten sind mir während der Lesestunden wirklich ans Herz gewachsen und ich habe sie am Ende des Buches nur ungern losgelassen. Vielleicht gibt es ja irgendwann mal eine Fortsetzung? Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen.

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Wunderbar erzählt

Johanna spielt das Leben
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Die Geschichte beginnt in Wien Anfang der 60er. Johanna ist vor ein paar Monaten Mutter geworden und stellt fest, dass die Mutterschaft nicht das Glücksgefühl bei ihr auslöst, dass sie sich vorgestellt ...

Die Geschichte beginnt in Wien Anfang der 60er. Johanna ist vor ein paar Monaten Mutter geworden und stellt fest, dass die Mutterschaft nicht das Glücksgefühl bei ihr auslöst, dass sie sich vorgestellt hat. Um glücklich zu sein, muss sie auf der Theaterbühne stehen. Dort lebt sich auf, dort findet sie ihre Erfolgserlebnisse und Selbstbestätigung.

Ihr Umfeld ist wenig begeistert, dass Johanna wieder arbeiten möchte. Für sie gehört eine Mutter zu ihrem Kind – für Selbstverwirklichung fehlt ihrem Mann und ihrer Familie jedes Verständnis.

Der Roman erzählt von der Zerissenheit Johannas. An einer Stelle heißt es „ich muss doch wenigstens etwas sein“. Ein Gefühl, dass Frauen auch heute oft nur zu gut kennen. Der Spagat zwischen Beruf und Familie und dass sie sich dabei selbst verlieren.

Ich fand es sehr spannend erzählt. Und gerade der zeitliche Aspekt – also den Zeitraum der 50er bis 60er Jahre – hat mir besonders gut gefallen. Für mich eine klare Leseempfehlung.

In den Vorgängerroman der Autorin „Anatol studiert das Leben“, in dem es um den Enkel von Johanna geht, musste ich dann auch direkt reinlesen. Kleiner Funfact: Beide Bücher beginnen im Garten der Döblinger Villa mit Johanna und Josef Meinard. Was für eine schöne Idee der Autorin.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Geschichte erlebbar gemacht

Sie haben mich nicht gekriegt
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Tina wächst in tiefster Armut auf. Früh schon muss sie die Schule verlassen und in der Weberei arbeiten, um die Familie durchzubringen. Gegen die Ungerechtigkeit, die sie schon in ihren jungen Jahren erlebt, ...

Tina wächst in tiefster Armut auf. Früh schon muss sie die Schule verlassen und in der Weberei arbeiten, um die Familie durchzubringen. Gegen die Ungerechtigkeit, die sie schon in ihren jungen Jahren erlebt, wird sie ihr Leben lang als Kommunistin ankämpfen.

Das „Gegenstück“ ist Marie, die sehr wohlbehütet in Bayern aufwächst. Doch auch sie ist in ihren Entscheidungen nicht frei. Der Vater drängt sie zur Übernahme der eigenen Buchhandlung und ihre Träume, einmal als Ärztin in fremden Ländern zu arbeiten, zerplatzen.

Die Geschichte wechselt nach wenigen Seiten immer wieder von Tina zu Marie und wieder zurück. Das fand ich erfreulich abwechselnd und hat auch dazu geführt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Die Geschichte von Tina hat mich dabei wirklich gefordert. Hier wurden für mich völlig neue Aspekte der Geschichte beschrieben. Mit der mexikanischen Revolution oder den Bürgerkrieg in Spanien hatte ich mich bisher noch nie befasst. Zudem tauchten immer wieder Personen auf, deren Namen ich zwar schon einmal gehört habe, aber nicht immer richtig einordnen konnte. Daher habe ich hier des Öfteren im Internet recherchiert. Das empfand ich aber nicht als Nachteil – ganz im Gegenteil. Am Ende des Buches hatte ich das Gefühl, einiges gelernt zu haben und ich werde das ein oder andere Thema bestimmt noch weiter vertiefen.

Erst in der Mitte des Buches ist mir klar geworden, dass diese beiden Frauen tatsächlich gelebt haben. Der Autor hat natürlich vieles Ausschmücken müssen – aber dennoch fand ich die Tatsache, dass das Buch letztendlich auf wahren Begebenheiten beruht, ganz besonders bewegend und macht Geschichte für mich umso greifbarer.

Ein wirklich tolles Buch, dass hatte ich in dieser Form nicht erwartet. Geschichte und Roman in einem.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Als wäre man dabei gewesen

Lebenssekunden
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Zwei junge Frauen Mitte/Ende der 50er – eine als Leistungssportlerin in der DDR (Christine Magold) und die andere als angehende Fotografin in der BRD (Angelika Stein). Die Autorin hat die Geschichte der ...

Zwei junge Frauen Mitte/Ende der 50er – eine als Leistungssportlerin in der DDR (Christine Magold) und die andere als angehende Fotografin in der BRD (Angelika Stein). Die Autorin hat die Geschichte der beiden Frauen so bewegend, bildhaft und mit geschichtlichen Details beschrieben – ich hatte das Gefühl, als wäre ich selber dabei gewesen. Mir hat der Roman unheimlich gut gefallen. Eine Schande, dass dies erst mein erstes Buch von Katharina Fuchs war. Ihr vorheriges Werk „Neuleben“ habe ich mir daher direkt auf meinen ebook-Reader geladen und wartet nun darauf, von mir gelesen zu werden.

Auf den letzten beiden Seiten – der Nachlese – habe ich mich gefragt, ob das nun eine wahre Geschichte ist oder eben „nur“ angelehnt an die damaligen Ereignisse. Da konnte mir auch die Internetseite der Autorin nicht weiterhelfen. Aber ich denke, die beiden Personen sind letztendlich fiktiv, wenn auch so lebensnah beschrieben, dass man am Ende das Gefühl hat, zwei Freundinnen dazu gewonnen zu haben.

Für mich eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Das Buch macht wütend

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Die Autorin beschreibt das Leben von Kim Jiyoung, geboren 1982, in Südkorea. Wir begleiten Kim auf ihrem Lebensweg, beginnend mit ihrer Geburt, dem Aufwachsen in ihrer Familie (als zweites Kind mit einer ...

Die Autorin beschreibt das Leben von Kim Jiyoung, geboren 1982, in Südkorea. Wir begleiten Kim auf ihrem Lebensweg, beginnend mit ihrer Geburt, dem Aufwachsen in ihrer Familie (als zweites Kind mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder), während ihrer Schul- und Studienzeit, bei ihrer Heirat und der Geburt ihrer Tochter, bis zum Jahr 2015.

Dieses Buch hat etwas in mir ausgelöst, dass ich so nicht erwartet habe. Ich wurde mit jeder Seite wütender. Nicht auf die Autorin oder das Buch, sondern auf eine Gesellschaft, die mit einer unfassbaren Selbstverständlichkeit die Frauen in eine festgelegte Rolle zwängt und jedes noch so kleine Aufbegehren durch Verständnislosigkeit und Strafen im Keim erstickt. Schon von Kindesbeinen an, wird hier Mädchen eingetrichtert, dass sie nicht den gleichen Wert haben, wie Jungs. Bei sexuellen Übergriffen wird die Schuldfrage beispielsweise sofort bei der Frau gesucht, da dieser Übergriff ja nur passieren konnte, weil sie (die Frau) sich nicht an die Regeln gehalten hat. Die Schuldfrage des Mannes steht nicht zur Debatte oder wird kleingeredet. Von Chancengleichheit im Berufsleben brauchen wir gar nicht erst zu reden.

Natürlich gibt es Länder, in denen Frauen einen noch schlechteren Stellenwert haben, gar um Leib und Leben bangen müssen, nur weil sie als Frau geboren wurden. Aber dass Südkorea als sogenannte Industrienation die Frauen derartig benachteiligt, war mir bisher nicht klar und ist für mich unfassbar.

Ein Buch das aufrüttelt und vielleicht dazu beitragen kann, dass sich in Südkorea (und auch in anderen Ländern) etwas ändert und Frauen endlich gleichberechtigt und wertgeschätzt werden.

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