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Veröffentlicht am 21.11.2021

Wissenswertes über die Feste des evangelischen Kirchenjahres

Feste feiern
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Welche biblischen Geschichten stecken hinter den christlichen Festtagen? Der frühere Prälat Ulrich Mack stellt in seinem Buch "Feste feiern" bekannte und unbekannte christliche Feste der evangelischen ...

Welche biblischen Geschichten stecken hinter den christlichen Festtagen? Der frühere Prälat Ulrich Mack stellt in seinem Buch "Feste feiern" bekannte und unbekannte christliche Feste der evangelischen Kirche vor. Mack orientiert sich dabei an den kirchlichen Festkreisen. 

Das Buch beginnt wie das Kirchenjahr mit dem ersten Advent. Hier wie auch im gesamten Buch geht Mack kaum auf die "weltlichen" Traditionen ein, sondern konzentriert sich auf die Herkunft der Feste. Jedem Fest ist ein Kasten mit den zugehörigen Bibeltexten zugeordnet, sodass man den biblischen Hintergrund der Festtage selbst erlesen kann. 

Die Auswahl der Feste des Kirchenjahres, die im Buch aufgegriffen sind, verwundert ein wenig. So sind für die protestantischen Christen recht unbedeutende Festtage wie der Andreastag, Thomastag oder der Stephanustag aufgegriffen, es fehlt jedoch der - auch wenn es kein staatlicher Feiertag mehr ist - Buß- und Bettag als wichtiger Festtag der evangelischen Kirche. Aus meiner Sicht ist das ein Manko. 

Dass katholische Feiertage nicht berücksichtigt sind, ist mit der Fokussierung auf den Festkreis der evangelischen Kirche gut begründbar, auch wenn "katholische Exkurse" zur Allgemeinbildung beigetragen hätten. Allerdings hat mich verwundert, weshalb einfache Sonntage wie Misericordias domini und Jubilate Eingang in das Buch gefunden haben. Weshalb ausgerechnet diese "gewöhnlichen" Sonntage des Kirchenjahrs in das Buch aufgenommen wurden, erschließt sich dem Leser nicht. 

Die Gestaltung des Buches ist sehr gelungen. Es wirkt trotz der vielen Texte sehr locker, was durch Layout und ansprechende Bilder erreicht ist. Die Texte zu den Festen, ihrem Zeitpunkt und ihren Wurzeln, sind verständlich geschrieben und sehr präzise. 

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Veröffentlicht am 01.11.2021

Leicht lesbares Jugendbuch um Odysseus' Sohn Telemachos

Der Sohn des Odysseus
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Telemachos heißt er, der Sohn des Odysseus. Auch er hat einen Platz in der griechischen Sagenwelt. In den Gesängen der Odyssee wird von seiner Kindheit und Jugend erzählt.

Die schwedische Schriftstellerin ...

Telemachos heißt er, der Sohn des Odysseus. Auch er hat einen Platz in der griechischen Sagenwelt. In den Gesängen der Odyssee wird von seiner Kindheit und Jugend erzählt.

Die schwedische Schriftstellerin Annika Thor hat das Leben des Telemachos – so heißt der Sohn von Odysseus und Penelope – nun zur Grundlage ihres Jugendbuches „Der Sohn des Odysseus“ gemacht.

11 Jahre ist er alt, wenn er dem Leser zum ersten Mal entgegentritt, am Ende des Buches ist er erwachsen. Die Handlung dazwischen ist schnell erzählt: Da Odysseus nicht zurückkehrt, soll sich – so der Wunsch der Einflussreichen in Ithaka – seine Frau neu vermählen. 108 Königs-Kandidaten versammeln sich im Schloss, doch Penelopoe zögert die Heirat Tag um Tag, Jahr um Jahr heraus. Telemachos macht sich schließlich auf den Weg, um dem Schicksal seines Vaters nachzuforschen. Einem Mordanschlag der Freier entgeht er, schließlich erobert er mit dem zurückgekehrten Odysseus die Macht zurück.

Annika Thor gelingt es auf ganz unterschiedliche Weise, den Leser zu fesseln. So ist Telemachos ganz und gar kein Held, im Gegenteil: die anderen machen sich über den jungen Mann im Stimmbruch ordentlich lustig. Zu sagen hat er nichts. Die Erlebnisse von Odysseus sind recht kunstvoll in die Handlung eingeflochten: das Kindermädchen erzählt ihm die Geschichten, die es gehört und im Schlaf erfahren hat. So bleibt die Haupthandlung im Zentrum.

Einen philosophischen Exkurs bietet die Frage, inwiefern die Götter das Leben der Menschen beeinflussen können. Auch ethische Fragen sind thematisiert, unter anderem in Blick auf die Ermordung der Kinder in Troja. Telemachos, der wie seine Mutter Gewalt und Krieg ablehnt, muss hier das Bild, das er von seinem Vater hat, deutlich revidieren.

Trotz solcher Themen ist die Altersangabe des Verlags von 10 Jahren realistisch. Das Buch ist leicht lesbar und für uns Ungewohntes wie die Macht der griechischen Götter wird sorgsam eingeführt.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Spannendes Thema, komplexe Erzähltechnik

Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner
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In seinem Roman „Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner“ fordert Omer Meir Wellber seine Leser stark heraus. Auf unterschiedlichen, ineinander verwobenen Erzählebenen wird das Leben des Chaim Birkner entfaltet.

Mit ...

In seinem Roman „Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner“ fordert Omer Meir Wellber seine Leser stark heraus. Auf unterschiedlichen, ineinander verwobenen Erzählebenen wird das Leben des Chaim Birkner entfaltet.

Mit 108 Jahren ist Birkner der älteste Einwohner Israels. Und er ist so etwas wie ein Anti-Held. Er ist einer, auf den man – um es mit Bertolt Brecht zu sagen – nicht bauen kann. Unzuverlässig, unsicher, unbeständig: all das trifft auf Chaim Birkner zu. Er könnte sich ein Leben aufbauen, aber er nimmt eine andere Identität an; er könnte eine Beziehung aufbauen, verlässt aber das Kibbuz; er könnte…

Was den Leser stark herausfordert, sind die ineinander verwobenen Erzählebenen. Innerhalb eines Satzes kann plötzlich ein Zeitsprung auf ein anderes ähnlich gelagertes Ereignis erfolgen, kann plötzlich zu einer anderen Figur des Romans gewechselt werden. Von der Kindheit in Budapest zum Kibbuz in Israel und umgekehrt.

Der Roman beginnt in Budapest, 11 Jahre ist Chaim da alt. Er spielt mit seiner Freundin, kauft Kaugummi, während eingeschoben erzählt wird, wie Chaim zusammen mit seinem Vater zwei Tora-Rollen aus der Synagoge rettete. Die Schnitte zwischen den Ebenen können dabei ziemlich hart sein. Auf das ernste Gespräch der Eltern über die Zukunft folgt die Verabredung zum Spielen:

„Was wird in einer Woche sein? Das ist die Frage. Das Morgen ist zu ertragen, das Übermorgen auch, aber wie soll das alles enden?“
„Treffen wir uns dann am Baum?“, fragte ich Leon lässig, als wäre es mir nicht so wichtig.“

Wenn man so will, verweist diese Erzähltechnik auf das Leben aus der Erinnerung heraus. Umso erstaunlicher ist es, dass der 108-jährige Chaim Birkner eher spontan entscheidet, Israel wieder zu verlassen und mit 108 Jahren wieder nach Ungarn zu ziehen, zurück in das alte Haus, das nie verkauft werden konnte. Und so ist „Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner“ auch so etwas wie eine Dystopie. Im Jahr 2038 ist das Israel, in das Chaim Birkner 1944 flüchtete, keine Heimat mehr für ihn.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Roman eines Lebens

Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit
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Michael Ende - Roman eines Lebens" - so nennt Charlotte Roth ihr Buch im Untertitel. Weder ist es eine Biografie noch eine Romanbiografie, vielmehr ist es der Versuch, den Menschen Michael Ende lebendig ...

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Michael Ende - Roman eines Lebens" - so nennt Charlotte Roth ihr Buch im Untertitel. Weder ist es eine Biografie noch eine Romanbiografie, vielmehr ist es der Versuch, den Menschen Michael Ende lebendig werden zu lassen. Der Mensch Michael Ende zeigt sich bei Roth vor allem im Umgang mit Menschen, in seinem Vertrauen zu Freunden, seinem Umgang mit Frauen und darin, was er unter Treue verstand. Was wahr ist, was erfunden ist. Roth gibt es nicht preis, wie sie in ihrem Nachwort schreibt. Der Roman will eine Fiktion sein. 

"Die ganze Welt ist eine große Geschichte und wir spielen darin mit" lautet der Titel von Charlotte Roths Romans, bei dem es sich um ein Zitat aus Michael Endes Buch "Momo" handelt. Dies zeigt sich vor allem am Anfang des Romans. Sehr ausführlich geht Charlotte Roth auf Kindheit und Jugend Endes in München ein. Vor allem dem Vater, Edgar Ende, ein surrealistischer Maler, wird sehr viel Raum eingeräumt. 

Hier verknüpft Charlotte Roth sehr geschickt Edgar Endes Art zu malen mit Michael Endes Art zu schreiben. wo der Vater im verschlossenen Zimmer wartet, bis die Bilder zu ihm kommen, wartet der Sohn auf die Geschichten, bis sie in ihm lebendig werden. Er kann nicht weiterschreiben, wenn die Figuren nicht zu ihm sprechen. Ein Schriftsteller sei wie ein Angler, heißt es im Text, er müsse geduldig sein und warten können. 

Dem, wie Michael Ende geschrieben hat, wird in dem Buch nicht viel Platz eingeräumt, wohl aber dem, wie er mit seinem Stoff umging, wenn er ihn erst einmal gefunden hatte. Auch den Enttäuschungen wird Raum gegeben: den vergeblichen Versuchen, sich als Schriftsteller (oder Schauspieler) in der Nachkriegszeit zu etablieren, dem schwieriger werdenden Verhältnis zum Vater und schließlich der Enttäuschung durch einen Freund, der zugleich Finanzverwalter seines Geldes war und nicht nur Endes Vermögen an der Börse verzockte, sondern Ende zugleich einen riesigen Schuldenberg von 7 Millionen D-Mark verursacht hat. 

Allerdings: Beim Lesen von Charlotte Roths Roman bekommt man den Eindruck, dass es Michael Ende mehr Verdruss bereitete, dass die Verfilmung der "Unendlichen Geschichte" aus Sicht Endes ein Desaster war, als dass es er vom Millionär zum Hochverschuldeten wurde. 

Die Sprache des Buches kommt an manchen Stellen sehr opulent daher, wenn über Ingeborg Hoffmann, Endes spätere Ehefrau und rechte Hand, etwa gesagt wird, ihre "Augen waren Bojen, um die der Ozean hätte tosen können, ohne dass sie sich erschüttern ließen". Das Nachmittagslicht kann da schon mal "wie Honig vom Himmel tropfen". 

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Roman über Virginia Woolfs letzten Tage

Ach, Virginia
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Im Alter von 59 Jahren nahm die Schriftstellerin Viriginia Woolf sich das Leben. Michael Kumpfmüller lässt nun in seinem Buch "Ach, Virginia" die letzten Tage der Virginia Woolf lebendig werden. 

Kumpfmüller ...

Im Alter von 59 Jahren nahm die Schriftstellerin Viriginia Woolf sich das Leben. Michael Kumpfmüller lässt nun in seinem Buch "Ach, Virginia" die letzten Tage der Virginia Woolf lebendig werden. 

Kumpfmüller begibt sich dazu in die Gedanken- und Gefühlswelt Woolfs. Er wählt die Innensicht als erzählerisches Mittel, den Bewusstseinsstrom. Er umkreist dabei immer wieder die gleichen Gedanken und Gefühle der Schriftstellerin: ihre Selbstzweifel, die Angst, wahnsinnig zu werden, wieder in eine Anstalt zu müssen, ihr Unvermögen, zu schreiben. 

Wer sich von dem Buch erzählerisch nahegebrachte Informationen über Woolfs Bücher, ihre Erfolge, ihre neuen Ansätze des Erzählens erhofft, wird bitter enttäuscht. All das kommt in dem Buch nicht, allenfalls am Rande, vor. Kumpfmüller zeigt stattdessen eine Virginia Woolf, die - das dürfte es wohl am besten treffen - zutiefst selbstreferenziell ist. 

Deutlich wird dadurch einerseits Woolfs Stolz und Narzissmus, ihre Überheblichkeit im Wissen darüber, dass sie (und nur sie!) eine außerordentliche Schriftstellerin ist. Ebenso tritt aber auch ihre Brüchigkeit und Verletzlichkeit zutage, verbunden mit abgrundtiefen Selbstzweifeln und ebenso abgrundtiefer Angst. Allenfalls verschwommen ist die Wahrnehmung ihrer Umwelt. Der Leser ist mit hineingenommen, wenn sie sich fragt, ob sie gerade etwas laut gesagt hat oder nur gedacht hat, ob die Stimmen, die sie hört, real sind oder nicht. Und ja: der Leser spürt, wie groß ihre Angst sein muss, erneut psychotische Schübe zu haben, wieder in eine Anstalt zu müssen. 

Dieser schmale Grat zwischen Realität und Wahn macht den Leser zum Deuter. Spätestens die subjektive Sicht auf den Ehemann , auf Freundinnen und Freunde lassen den Deuter zum skeptischen Beobachter werden. Bei den vielen vielfältigen Wiederholungen des immer gleichen Themas ist es das, was einen Kumpfmüllers Buch nicht vorzeitig beiseite legen lässt. Man wird als Leser Teil dieser Welt. 

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