Das Leben ist eine Insel
Und an den Rändern nagt das MeerAnne de Walmont tauscht für 7 Monate den Stadtlärm und die Hektik gegen das Alleinsein auf der Vogelinsel Trischen und erlebt eine intensive Zeit in und mit der Natur, aber auch mit sich selbst.
Mitten ...
Anne de Walmont tauscht für 7 Monate den Stadtlärm und die Hektik gegen das Alleinsein auf der Vogelinsel Trischen und erlebt eine intensive Zeit in und mit der Natur, aber auch mit sich selbst.
Mitten im Wattenmeer und mit einem absoluten Betretungsverbot belegt, liegt das kleine Eiland und hat so viel an aufregenden Erfahrungen zu bieten. Das Leben in der kleine Holzhütte scheint karg, aber trotzdem hat Anne alles, was ihr Herz braucht, um glücklich zu sein. Ein kleiner Gasherd, ein Kühlschrank für die Lebensmittel und die Solarzelle auf dem Dach sorgt für den notwendigen Strom, um Laptop und Handy am Laufen zuhalten.
Zu ihren täglichen Aufgaben gehören das Beobachten von Vögeln, die Insel zu vermessen und Pflanzen zu bestimmen - ein außergewöhnlicher und zugleich neugierig machender Job, der für unvergessliche Momente mit der Natur und ihren Bewohnern sorgt.
Da fliegt schon mal ein vorwitziger Zilpzalp beim Kochen umher und schaut neugierig in die Töpfe, oder das stille Örtchen wird kurzerhand zum Ort der Begegnung, wenn eine steife Brise die Tür aufschlägt und so zum spontanen Besuch der gefiederten Inselbewohner einlädt.
Das Leben mit den Gezeiten entschleunigt Anne und zeigt ihr, dass man eigentlich ganz wenig braucht, um sich zu erden, mit sich selbst im Einklang zu sein und dem Wechselspiel der Natur mit staunenden Augen zuzusehen. Es sind die täglichen kleinen Wunder, die Anne immer wieder begeistern - das Verschmelzen von Himmel und Horizont zu einer unendlichen Weite, die leuchtenden Farben der Sonnenuntergänge, die vielen Vögel, die auf der Insel rasten oder auf ihr ihr Zuhause gefunden haben.
Anne de Walmont erzählt aber auch von den Schattenseiten, die im Wattenmeer zu finden sind, denn durch die unachtsame Lebensweise der Menschen finden sich am Spülsaum nicht nur Obst und Gemüse, Holzkisten oder Treibholz (mit dem sie übrigens heizt), sondern auch Unmengen von Plastikmüll, der das empfindliche Ökosystem gefährlich beeinträchtigt.
Der siebenmonatige Aufenthalt mitten im Wattenmeer, Wind und Wetter ausgesetzt, aber auch im Einklang mit der Natur, ist abwechslungsreich und interessant erzählt, lässt den Leser das Salz auf den Lippen schmecken und den Wind durch die Haare zauseln. Es ist eine ganz besondere Stimmung, die hier von Anne de Walmont erzeugt wird, um den Zauber des Wattenmeeres bis in das heimische Wohnzimmer zu transportieren.
Besonders gut gefällt mir die Aussage, dass das Meer atmet- mit jeder Welle, die an der kleinen Insel anlandet, atmet das Meer aus....eine schöne und zugleich sehr poetische Sichtweise auf das Wechselspiel der Wellen.
Das Buch bietet einen detaillierten Einblick auf eine intensiv erlebte Zeit- eine Zeit der Stille, des bei sich Ankommens und des bewussten Erlebens.
Sehr lesenswert !!