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Veröffentlicht am 16.03.2021

Schwabenkinder

Als wir uns die Welt versprachen
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Signora Edna lebt mit Papagei Emil in einem alten Haus in Südtirol. Sie liebt ihren Garten, hat eine kaputte Hüfte, soll in eine Seniorenresidenz ziehen. In einer Zeitschrift sieht sie ihn: Jacob Kneip, ...

Signora Edna lebt mit Papagei Emil in einem alten Haus in Südtirol. Sie liebt ihren Garten, hat eine kaputte Hüfte, soll in eine Seniorenresidenz ziehen. In einer Zeitschrift sieht sie ihn: Jacob Kneip, dessen Haus von einer Schlammlawine weggerissen wurde. Erinnerungen werden wach. „Zimperliese“ hat er sie genannt ...
1938/39: Ein Dutzend Kinder stehen vor einem Bauernhof, gekommen sind sie aus ihren Heimatdörfern. Ihre Eltern hatten die sogenannten Schwabenkinder vermietet. Sie mussten bei der Ernte helfen, Gänse rupfen, Kühe melken und den Stall ausmisten, Flachs ernten und Ähren aufklauben, abspülen, Betten machen, Böden schrubben. Den gesamten Frühling, Sommer und Herbst. Edna war in allem langsamer als die anderen. Als sie nach Hause durfte, war sie zehn Jahre alt.
Beinahe 80 Jahre später will sie ihren einzigen Freund aus der damaligen Zeit, Jacob besuchen, ein gebrochenes Versprechen einlösen. Dazu muss sie von Castelbello nach Ravensburg, eine weite Strecke.
Mit ihrem alten Wollumhang, der Transportkiste, in der Emil sitzt und einem sorgfältig gepackten Rucksack bricht sie auf.
Zwischendurch tauchen immer wieder Gedankensplitter an jene Zeit auf, in der sie Jacob, den wilden, ungehorsamen und hilfsbereiten Jungen, kennenlernte, der ihr Freund und Beschützer wurde. Die anderen hatten Respekt vor ihm.
Auf der Reise tauchen unerwartete Probleme auf. Emil wird im Bus nicht befördert. Edna geht ab jetzt zu Fuß. Sie vergisst ihr Portemonnaie. Die Hüfte schmerzt.
Viele Erinnerungen werden wach, aber der Weg wird immer schwerer.
Jetzt zeigt sich, ob sie eine Zimperliese ist ...
Romina Casagrande hat sehr beeindruckend und sehr ausführlich beschrieben, wie hart das Leben der Kinder bei hartherzigen und geizigen Großbauern für die als billige Arbeitskräfte eingekauften Kinder war. Ein Überlebenskampf trotz Hunger, Kälte, ewiger Schufterei unter härtesten Bedingungen.
Edna wächst einem ans Herz, Jacob auch. Man wünscht beiden ein spätes Glück.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Auch im Chiemgau ist viel los

Prost, auf die Erben
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Auch im Chiemgau ist viel los
Hauptkommissar Constantin Tischler ermittelt jetzt in den Chiemgauer Alpen, tatkräftig unterstützt vom trachtenliebenden Polizeiobermeister Felix Fink und von Luise Brand, ...

Auch im Chiemgau ist viel los
Hauptkommissar Constantin Tischler ermittelt jetzt in den Chiemgauer Alpen, tatkräftig unterstützt vom trachtenliebenden Polizeiobermeister Felix Fink und von Luise Brand, der Sekretärin der Brunngrieser Dienststelle.
Scheinbar beschaulich geht es hier zu, man spricht im gemütlichen Dialekt, Verhöre oder Tratsch gibt es nicht, man unterhält sich immer nur. Ob das ausreicht, den Mord am umtriebigen Hallodri, dem Bauunternehmer Wickerl Holzinger, aufzuklären?
Dabei sind doch alle so sympathisch, der Hauptkommissar mit seiner Kaffeemaschine, der Leberkässemmeln mag, der Felix, der über ungeahnte Talente verfügt und die Luise, die die Urlaubspläne des Gatten sabotiert. Aber wer schickt dem Chef die mysteriösen Kraniche, unliebsame Erinnerungen an frühere Zeiten?
Der Schreibstil von Friedrich Kalpenstein ist locker, angenehm zu lesen, die Handlung entwickelt sich unaufgeregt, logisch. Gern folgt man dem Dorfleben, lernt die verschiedensten Einwohner genauer kennen, erfährt etwas über bayrisch-thailändische Küche und Filz bei Auftragsvergaben. Außerdem kann man sich über gelingende Gaunereien wundern.
Veröffentlicht von Edition M, Amazon Media.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Bloß raus aus der Einflugschneise

Woanders ist es auch nicht ruhiger
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Irgendwelche Probleme gab es immer - das ist Programm. Bis jetzt lebte Gundula im Rotkehlchenweg mit ihrem Mann Gerald („Das Finanzamt hat seine Fühler überall, uns entgeht nichts“ ), zwei nervigen Schwiegermüttern ...

Irgendwelche Probleme gab es immer - das ist Programm. Bis jetzt lebte Gundula im Rotkehlchenweg mit ihrem Mann Gerald („Das Finanzamt hat seine Fühler überall, uns entgeht nichts“ ), zwei nervigen Schwiegermüttern (eine egozentrisch und überschuldet, beide ohne Wohnung) und Bruder mitsamt Schwägerin, die ihr Baby sehr gern anderen Leuten aufdrängen plus zwei Hunden einigermaßen geduldig in einem Haus. Als aber der BER endlich eröffnet wird, befindet man sich genau in der lauten Einflugschneise. Man plant, eine neue Bleibe zu suchen. Aber: für die gesamte Bagage samt der zwei Hunde soll es EIN Heim sein.
Gerald (ewige Rechthaberei, Oberlehrerhaftigkeit, Klugscheißerei, ewiges Selbstmitleid usw.) ist keine Hilfe, die anderen auch nicht. Stets mit sich selbst befasst, anhaltend fordernd oder vorwurfsvoll.
Im Lauf der Geschichte entstehen nicht nur bei Gundel mörderische Gedanken, diese drängen sich dem Leser auch auf. Wie wird Gundula damit fertig? Will und schafft sie einen Befreiungsschlag?
Andrea Sawatzki stellt sehr anschaulich eine Reihe nicht unbedingt sympathischer Mitmenschen vor. Ihre Heldin scheint geduldig und ausnutzbar bis zur völligen Selbstverleugnung zu sein. Obwohl: manchmal muckt sie ein wenig auf. Aber verhilft ihr die Therapie beim angehimmelten Berater wirklich zu einer besseren Situation?
Überspitzt dargestellte Nervensägen und eine überforderte Protagonistin sind unterhaltsame Lektüre aus dem Piper Verlag.

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Es sind nicht die Häuser

Böse Häuser
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Bei einer Hausbesichtigung in einer Gegend, in der Hochdeutsch als Fremdsprache gilt, wird ein interessierter Kunde, ein wohlhabender Autohändler, erschossen. Ein Mitkonkurrent? Ein erboster Autokäufer? ...

Bei einer Hausbesichtigung in einer Gegend, in der Hochdeutsch als Fremdsprache gilt, wird ein interessierter Kunde, ein wohlhabender Autohändler, erschossen. Ein Mitkonkurrent? Ein erboster Autokäufer? Oder war er gar nicht die Zielperson? Galt der tödliche Schuss eher dem gewieften Makler?
Das angebotene Haus ist nicht das, was die Irmi, die gerade auf Grundstückssuche und deshalb vor Ort ist, möchte. Polizei wird hinzugerufen. Kommissar Weinzirl ist brummig und verplant, aber hartnäckig und ein guter Beobachter. Kriminalkommissarin Irmi Mangold kommt ihm als Assistentin gerade recht. Eine gute Idee, wie sich herausstellt.
Über Irmis Privatleben erfährt man eine ganze Menge. Sehr normal, unaufgeregt. Die Ermittlungen gehen in verschiedene Richtungen, Befragte plaudern bereitwillig.
Nicola Förg vermittelt Allgäuer Lokalkolorität, bemüht geografische und historische Fakten, berichtet über Argwohn gegenüber Fremden, lässt über das Lebensrisiko dozieren, gibt Gespräche im örtlichen Dialekt wieder. Passt. Ebenso die muntere Kathi, die Schwung ins Geschehen bringt. Irmis Freund und Kollege Fridtjof Hase wird immer wieder als hilfreich erwähnt. Dann wird es gefährlich ... .
Ein Krimi mit vielen Abschweifungen, dennoch gut zu lesen.
Herausgegeben vom Pendo Verlag in der Piper Verlag GmbH.

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Machtkämpfe auf Avalon

Hidden Worlds 2 – Die Krone des Erben
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In Band 2 der abenteuerlichen Urban-Fantasy-Trilogie sind Elliot und Elfe Soleil nach Avalon gelangt. Vor längerer Zeit schon war Elliots Mutter Cecile auf die magische Insel geflohen, wollte die phantastischen ...

In Band 2 der abenteuerlichen Urban-Fantasy-Trilogie sind Elliot und Elfe Soleil nach Avalon gelangt. Vor längerer Zeit schon war Elliots Mutter Cecile auf die magische Insel geflohen, wollte die phantastischen Wesen Schottlands vor der Inquisition zu retten. In der
Hauptstadt Avanaat, die wie wie Filmkulisse für einen mittelalterlichen Blockbuster scheint, leben Zwerge, Elfen, Gnome, Halblinge, Trolle und zahlreiche andere Gestalten. Gehörnte Wesen mit behaarten Beinen und Hufen, Totenkröten, Nachtalbe, Phönixe findet man auch auf dem geheimnisvollen Eiland. Nur Hilfe für die Erdenmenschen und ihre Märchenwesen und Feen findet man nicht, Magie ist ausgestorben, Machtkämpfe bestimmen das dortige Leben. Im Parlament bekriegen sich zwei Parteien: die Liga des Volkes und die Erben Merlins. Das tun sie unter anderem in langweiligen politischen Diskussionen oder Wahlkampfdebatten. Das passt nicht so wirklich. Erst recht keine Mutter, die wie eine lieblose Politkommissarin auftritt.
Es wird wieder spannend, als Elliot und Soleil auf der Flucht und der Suche nach Rhegad, einer geflügelten Echse, sind. Sie begegnen Dämonen, unheimlichen Nachtalben und sogar Zentauren. Mikkel Robrahn schildert packend, mit welchen Herausforderungen seine Helden fertig werden müssen, welche Gefahren auf sie lauern, welchen Überraschungen sie ausgesetzt werden. Ausweglos scheinende Situationen häufen sich. Wird am Ende doch das Böse triumphieren?
Auf den dritten Teil darf man gespannt sein.
Unterhaltsames aus dem Fischer Verlag.

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