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Veröffentlicht am 29.04.2021

Süße Idee für eine leichte, vorhersehbare Liebesgeschichte, Entwicklung und Ende sind aber zu gewollt

Und dann war es Liebe
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Hannah ist mit ihrem Freund Simon von einem romantischen Urlaub in Venedig unterwegs nach Amsterdam, um dort die Hochzeit von Simons Schwester zu feiern. Als der Nachtzug in Genf geteilt wird, befindet ...

Hannah ist mit ihrem Freund Simon von einem romantischen Urlaub in Venedig unterwegs nach Amsterdam, um dort die Hochzeit von Simons Schwester zu feiern. Als der Nachtzug in Genf geteilt wird, befindet sich Hannah versehentlich im falschen Zugteil. Sie kommt in Paris an, während Simon zusammen mit ihrem Gepäck weiter unterwegs nach Amsterdam ist. Dem Franzosen Léo ist derselbe Fehler passiert. Nach einer anfänglichen Abneigung, da Hannah Léo die Schuld dafür gibt, die Durchsagen nicht gehört zu haben, überredet er sie, "sein" Paris zu zeigen, denn der nächste Zug nach Amsterdam fährt erst sechs Stunden später. In der Zeit führt er Hannah durch Paris. Sie kommen an typischen Sehenswürdigkeiten vorbei, aber er zeigt ihr auch unbekannte Ecken, sein Arrondissement, kleine Cafés und Bistros, während sie innige Gespräche führen. Léo bleibt dabei eher verschlossen, aber Hannah erzählt einiges über ihre Beziehung zu Simon, ihre Eltern und ihre beruflichen Aussichten. Durch die intensiven Fragen und sein aufrichtiges Interesse gerät Hannah ins Grübeln, ob sie wirklich das Leben führt, das sie führen möchte und ob Simon der richtige Partner an ihrer Seite ist.

"Und dann war es Liebe" - Der Titel verrät bereits sehr viel und auch die Geschichte ist sehr vorhersehbar geschrieben. Bereits während der Zugfahrt kommt es zu Spannungen zwischen Hannah und Simon und man spürt, dass die beiden nicht so wirklich glücklich miteinander sind. Dann trifft Hannah auf den smarten Franzosen Léo, der ganz anders ist, als der geerdet wirkende, durchgeplante Simon.
Zu Beginn ereignen sich eine ganze Reihe an Pleiten, Pech und Pannen, was zwar unterhaltsam ist, aber auch etwas überzogen wirkte. Hannah ist eine etwas schusselige Person, die unter Minderwertigkeitskomplexen leidet und sich nur allzu gern auf ihren Freund verlässt. Sie traut sich nur wenig zu, hat Angst zu versagen und geht stets den bequemsten Weg. Sie wirkt dabei deutlich jünger, als die 30 Jahre, die sie ist.
Der Trip mit Léo durch Paris ist für Hannah ein Abenteuer. Sie bewegt sich dadurch heraus aus ihrer Komfortzone und geht ein Risiko ein. Sie sieht nicht nur Paris von einer ganz anderen Seite, sondern denkt, angeregt durch die Gespräche mit Léo, über ihr eigenes Leben nach.
Der Roman liest sich leicht und besonders gut haben mir die Szenen gefallen, in denen Léo Hannah die Besonderheiten von Paris zeigt. Die Geschichte ist für mich zu konstruiert gewesen - von der Zugfahrt, über die ganzen Missgeschicke bis hin zu der umfangreichen Städtetour innerhalb weniger Stunden.

Es ist ein Coming-of-Age-Roman über Selbstreflexion und weniger eine romantische Liebesgeschichte, wie ich sie eigentlich erwartet hatte. Die Handlung ist einfach aufgebaut und das Ende von Anbeginn vorhersehbar, so dass der Roman gleichförmig dahinplätschert, ohne dass sich viel ereignet. Abrupt wirkt dagegen, wie die unsichere, abhängige und von Ängsten geprägte Hannah nur in einem Tag zu (neuem) Selbstbewusstsein findet. Die Geschichte ist eine süße Idee, Entwicklung und Ende sind jedoch zu gewollt.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Schockierender Roman über Terrorismus, Gewalt und Islamophobie, wobei die Art der Erzählweise es erschwert, die Geschichte zu durchdringen

Sie werden in den Tränen ihrer Mütter ertrinken
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Während eines Anschlags auf einen Comicshop in Göteborg kommen dem Mädchen, das die drei anderen Attentäter mit dem Handy filmen soll, plötzlich Zweifel, ob es richtig ist, was sie im Namen Gottes vollziehen. ...

Während eines Anschlags auf einen Comicshop in Göteborg kommen dem Mädchen, das die drei anderen Attentäter mit dem Handy filmen soll, plötzlich Zweifel, ob es richtig ist, was sie im Namen Gottes vollziehen. Nour, wie sie genannt wird, ist die einzige Überlebende unter den Attentätern und wird anschließend in einer der forensischen Psychiatrie Tundra, einer Hochsicherheitsklinik unweit von Göteborg, untergebracht.
Nach zwei Jahren sucht sie den Kontakt zu einem muslimischen Schriftsteller und gibt ihm die Seiten, die sie über ihr Leben aufgeschrieben hat. Diese geben auch den Ärzten in der Klinik Anhaltspunkte über das Denken der "Terroristin vom 17. Februar". Sie leidet offenbar unter Schizophrenie und behauptet, nur in den Körper der Attentäterin geschlüpft zu sein, um den Anschlag zu verhindern. Sie identifiziert sich nicht mit der konvertierten Belgierin, die in das Gefängnis al-Mima in der Wüste Jordaniens verschleppt und dort gefoltert worden war. Sie stamme aus der Zukunft, 15 Jahre später, wo sie im Kaninchenviertel in Göteborg gelebt hat und spricht tatsächlich fließend Schwedisch statt Flämisch. Sie erzählt von einer Einteilung der Bürger in Schweden und Schwedenfeinden, von Wächtern und von Ritterherzen. Es ist ein düsteres Szenario, das sie zeichnet, in dem Vielfalt und Freiheit in Schweden keinen Platz mehr haben und Andersdenkende oder Andersgläubige ghettoisiert werden.

Ich habe mich sehr schwer damit getan, mich in die Geschichte hineinzufinden. Da die Abschnitte nicht durch Überschriften gekennzeichnet, fand ich es schwierig, die beiden unterschiedlichen Erzählstimmen auseinanderzuhalten. Auch haben mich die jiddischen und arabischen Worte und Redewendungen, die nicht übersetzt wurden, immer wieder aus dem Lesefluss gebracht. Begriffe wie Scharia, Dschihad, Sunniten und Schiiten mögen inzwischen auch im westlichen Sprachgebrauch bekannt sein, Worte wie yani, balagan oder wallah hätten meiner Meinung nach jedoch durch Fußnoten oder ein Glossar erklärt werden sollen.

Über den Schriftsteller erfährt man wenig, außer dass er Familienvater ist und wie das Mädchen muslimischen Glaubens. Er bleibt fremd und auch dem Mädchen, der "belgischen schwarzen Witwe" kommt man nicht wirklich nahe. Es bleibt reine Spekulation, ob sie eine Geschichte erfinde, um sich selbst vor Bestrafung zu schützen, ob sie schizophren ist oder ob die erlebte Folter ursächlich für ihre Gedanken sind, aus der Zukunft zu stammen und sie damit schreckliche Erlebnisse verdrängt, indem sie in eine andere Person schlüpft.

Nichtsdestotrotz ist die fiktive Geschichte, die das Mädchen erzählt, erschreckend. Sie zeichnet ein Bild einer schwedischen Gesellschaft, in der Muslime, die den Bürgervertrag nicht unterzeichnen, als Schwedenfeinde stigmatisiert werden. Ihrer Freiheit beraubt, werden sie in einem eigenen Wohnviertel untergebracht, wo sie ihren Glauben nicht ausleben können und sogar gezwungen werden, Schweinefleisch zu essen. Nicht ganz klar ist, ob diese Art der Freiheitsberaubung und Bestrafung eine Auswirkung des Anschlag auf den Comicladen sind. Dieser Anschlag muss Schweden jedoch massiv getroffen haben, denn das dort aufgezeichnete Video wird auch Jahre später noch an öffentlichen Plätzen wie Bushaltestellen gezeigt.

"Sie werden in den Tränen ihrer Mütter ertrinken" ist ein schockierender Roman über Terrorismus, Gewalt und Islamophobie, der durch die (utopische) Vorstellung einer düster gezeichneten Zukunft eines undemokratischen, unfreien schwedischen Gesellschaft, die stellvertretend für andere westliche Staaten ist, eine Warnung sein sollte. Die Art der Erzählweise hat es mir jedoch erschwert, die Geschichte zu durchdringen, die scheinbar willkürlich zwischen den Perspektiven und Zeitebenen wechselt und mich am Ende verwirrt zurückließ.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Eine Familiengeschichte mit zu vielen Längen, bei der mir eine Verbundenheit zu den Charakteren fehlte

Die Erfindung der Sprache
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Hubert Riese kommt Anfang der 1980er-Jahre auf die ostfriesische Insel Platteeoog, um den Leuchtturm zu restaurieren und lernt dort die junge Oda kennen. Die beiden heiraten wenig später und bekommen nach ...

Hubert Riese kommt Anfang der 1980er-Jahre auf die ostfriesische Insel Platteeoog, um den Leuchtturm zu restaurieren und lernt dort die junge Oda kennen. Die beiden heiraten wenig später und bekommen nach langem Warten einen Sohn. Adam kommt als Frühchen zur Welt und ist seiner Entwicklung in vielem hinterher. Auch wenn er spät das Sprechen lernt und Probleme hat, die Menschen zu verstehen, interessiert er sich für Sprache und lernt bereits mit vier Jahren lesen und schreiben. Er ist ein besonderes Kind, das sich im Umgang mit anderen schwertut und hat vor allem Neuen und Ungewohnten panische Angst.
Als Adam 13 Jahre alt ist, verschwindet sein Vater während einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg spurlos. Seine Mutter Oda verkraftet den Verlust kaum und verliert ihre Sprache. Mit Adam und dem Rest der Familie kommuniziert sie nur noch schriftlich.
Adam zieht Jahre später nach Berlin, wird Dozent für Sprachwissenschaften und hält sich weiterhin an seinen Listen, der Zahl sieben und seinem Mantra "Einatmen. Ausatmen." fest.
Als seine Mutter durch einen Zufall auf das Buch "Die Erfindung der Sprache" stößt, findet sie darin einen Hinweis auf ihren Mann Hubert. Trotz Adams Schwierigkeiten mit Veränderungen umzugehen, macht er sich mit der Unterstützung der Autorin des Buches Auf den Weg, um seinen Vater zu finden.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, schildert in der Vergangenheit das Kennenlernen von Oda und Hubert und die Kindheit von Adam. In der Gegenwart ist Adam erwachsen und auf der Suche nach seinem Vater. Adam hat autistische Züge, weshalb das Leben und vor allem der Umgang mit anderen Menschen nicht einfach ist. Auch für den Leser ist es deshalb nicht einfach, einen Zugang zu dem Sonderling zu finden. Die weiteren Charaktere bleiben trotz ihrer Liebenswürdigkeit ebenfalls unnahbar und auf Distanz.

Es ist ein Buch, in der die Sprache in all ihren Varianten eine große Rolle spielt. Da ist Adam, der seine Mitmenschen und Redewendungen nicht versteht und sich lieber wissenschaftlich einen Zugang zur Sprache verschafft. Da ist Oda, die Radiomoderatorin, die mit dem Verlust ihres Mannes auch ihre Stimme verliert. Da ist Zola, die Romanautorin, die die Sprache der Tiere versteht. Und Hubert, der eigens eine Maschine gebaut hat, um Adam als Baby zu verstehen. Der Roman enthält viele sehr detaillierte Beschreibungen, viele Fremdwörter und Zitate, insbesondere von dem Dichter Rainer Maria Rilke, von dem Hubert ein großer Freund ist. So manche Abschweifungen wie der japanische Arzt, der zum Buddhismus übertritt oder die Katze Zola als Adams Reisebegleiterin empfang ich überflüssig.
Die Familiengeschichte bzw. das Motiv für Huberts klammheimliches Verlassen seiner Familie tritt bei all der Sprachgewaltigkeit und Wortakrobatik in den Hintergrund. Für mich hatte der Roman dadurch zu viele Längen. Das Geheimnis um Huberts Verschwinden und auch die Suche nach ihm hätten spannender geschildert sein können. Adams Roadtrip war mir von zu vielen glücklichen Zufällen geprägt.

"Die Erfindung der Sprache" empfand ich phasenweise ermüdend zu lesen. Mir fehlte eine Verbundenheit zu den Romanfiguren, so dass mich die Geschichte weder in der Vergangenheit und noch weniger in der Gegenwart wirklich fesseln konnte. Die Botschaft die der Roman vermittelt - der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft auf Platteoog, deren Toleranz und wie sie die Eigenarten ihrer Bewohner nicht hinterfragen und klaglos akzeptieren - ist glaubwürdig geschildert. Zudem ist schön zu sehen, wie es Adam schafft, sich seinen Ängsten zu stellen, sein gewohntes Umfeld zu verlassen, sich zu öffnen und damit auch einen Zugang zu anderen Menschen zu finden.
Im Vergleich zu den wunderschön berührenden Romanen "Kranichland" und "Kastanienjahre" von Anja Baumheier war ich von "Die Erfindung der Sprache" enttäuscht.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Ein Roman über Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe in schwierigen Zeiten, aber zu wenig über den Mut und die Stärke der Pilotinnen des WASP

Uns gehört der Himmel. Die Flight Girls
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Audrey Coltrane fliegt seit sie 12 Jahre alt ist. Ihr größter Traum ist es, einen kleinen Flugplatz in Texas zu kaufen, ihn weiter aufzubauen, zu leiten und als Pilotin zu arbeiten. Um sich Geld für ihre ...

Audrey Coltrane fliegt seit sie 12 Jahre alt ist. Ihr größter Traum ist es, einen kleinen Flugplatz in Texas zu kaufen, ihn weiter aufzubauen, zu leiten und als Pilotin zu arbeiten. Um sich Geld für ihre Pläne zu verdienen, nimmt sie die Gelegenheit wahr, auf Hawaii als Fluglehrerin für Rekruten zu arbeiten und lernt dabei Lieutenant James Hart kennen, der wie sie ein leidenschaftlicher Pilot ist. Sie verlieben sich ineinander, wollen aber an ihren persönlichen Zielen festhalten, weshalb sich nach dem folgenschweren Angriff der Japaner auf Pearl Harbor im Dezember 1941 ihre Wege trennen. James wird nach Übersee versetzt, um England im Kampf gegen Deutschland zu unterstützen. Audrey schließt sich im August 1943 den "Women Airforce Service Pilots" an, um sich als zivile Pilotin militärisch ausbilden zu lassen.
Audrey und James schreiben sich Briefe, aber die Distanz verunsichert Audrey zunehmend, insbesondere als die Nachrichten von James immer weniger werden. Zudem fühlt sie sich zu dem kriegsversehrten Ausbilder Officer Carter Wilson hingezogen, der ihr Avancen macht.
Audrey versteht sich selbst nicht mehr. Nie hätte sie gedacht, dass ein und nun sogar zwei Männer sie von ihrem großen Traum der Fliegerei hätte ablenken können. Als sich Audrey ihrer Liebe zu James sicher ist und diese nicht gleichbedeutend damit ist, ihre Freiheit aufzugeben, erhält sie die Nachricht, dass James abgestürzt ist und vermisst wird.

Während der Roman zu Beginn spannend geschildert ist und auf Hawaii eine ganz besondere Liebesgeschichte hervorzaubert, empfand ich die Ausbildung bei den WASP als zu langatmig geschildert, insbesondere da die Verunsicherung in Bezug auf Officer Wilson, die Verdrängung von Audreys Gefühlen und die kleinen Sticheleien ihrer Kolleginnen sehr viel Raum einnahmen. Schade ist auch, dass Audrey in der Zeit so sehr auf ihr schönes Äußeres reduziert wird, dass alle Männer sie anstarren und ihr Talent als Pilotin dabei fast in Vergessenheit gerät. Die weiteren Pilotinnen, die mit ihr zusammen die Ausbildung machen, bleiben blass und austauschbar. Damit rücken auch die Anstrengungen, welche die mutigen jungen Frauen in Kauf nehmen und das Ziel, wofür sie sich einsetzen, weit in den Hintergrund. Das ändert sich erst wieder, als Audrey nach ihrer Ausbildung zum Überführungskommando wechselt.

"Uns gehört der Himmel" versucht am Beispiel der zu Beginn starken und fokussierten Pilotin Audrey den Heldenmut der außergewöhnlichen Frauen darzustellen, die während des Zweiten Weltkriegs für den Airforce Service arbeiteten, darzustellen. Dabei nimmt jedoch das Hin und Her und die Schwärmereien, die von der Hauptfigur so gar nicht gewollt waren, wie nicht aufgehört wurde zu betonen, dem Roman Tiefe und Spannung. Die sich behutsame entwickelnde zarte Liebesgeschichte war glaubhaft und bewegend, während ich die zweite Romanze zu Carter Wilson überflüssig empfand.
Für einen historischen Roman enthält er zu wenige historische Details, die Kriegsereignisse in Europa finden kaum Erwähnung. Der Autorin gelingt es dagegen anschaulich zu zeigen, welche Kraft Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe in schwierigen Zeiten spenden können. Statt der tragischen Liebesgeschichte, zu der sich der Roman entwickelte, hatte ich mir allerdings mehr über die Arbeit im Kampf für den Frieden und die Persönlichkeiten der "Flight Girls" erhofft, die mir die Frauen und den Zeitgeist der letzten Kriegsjahre näher gebracht hätten. Auch empfand ich Audreys Mission am Ende nicht wirklich realistisch geschildert und die Protagonisten, die in ihrer Gesamtheit alle herzensgute, hilfsbereite, eifrige und selbstlose Menschen waren, zu glatt.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Mit skurrilen Dialogen und manch aberwitziger Szene, kurzweilig und unterhaltsam, als Liebesgeschichte jedoch unpassend nüchtern und emotionslos

Nathalie küsst
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Nachdem Nathalies Ehemann Francois beim Joggen von einer Blumenverkäuferin angefahren wurde und wenig später im Krankenhaus stirbt, kehrt sie nach einer Phase der Trauer wieder an die Arbeit zurück. Ihr ...

Nachdem Nathalies Ehemann Francois beim Joggen von einer Blumenverkäuferin angefahren wurde und wenig später im Krankenhaus stirbt, kehrt sie nach einer Phase der Trauer wieder an die Arbeit zurück. Ihr Vorgesetzter Charles befördert sie direkt zur Teamleiterin. Er ist voll Verständnis für ihre Situation und gibt ihr alle Zeit, um sich wieder neu einzufinden. Dabei agiert er nur vorgeblich fürsorglich und selbstlos, fühlt er sich doch von der schönen, unnahbaren Nathalie schon länger angezogen. Charles drängt sie zu einem gemeinsamen Abendessen, bei dem sie ihm sehr deutlich seine Grenzen aufzeigt.
Aus einem Impuls heraus küsst sie stattdessen ihren Mitarbeiter Markus, ohne etwas zu fühlen oder zu bezwecken. Dieser ist vor den Kopf gestoßen und verlangt eine Erklärung. Er lässt nicht locker und so bleibt es nicht bei dem einen Kuss, was in ihrer Firma zu wilden Spekulationen führt.

Wer von der Geschichte nun einen berührenden Roman über Trauer, Trauerbewältigung und die Chance auf einen neuen Anfang mit einer neuen Liebe erwartet, wird enttäuscht werden. "Nathalie küsst" ist kein klassischer Liebesroman, was vor allem an dem sehr speziellen Schreibstil liegt. Dieser ist distanziert, so dass man sich als Leser lediglich als Beobachter fühlt, aber nicht mitten ins Geschehen eintauchen kann. Wechselnde Perspektiven sorgen zwar dafür, dass man die Gedanken der Hauptfiguren erfährt, aber insbesondere Nathalie bleibt undurchschaubar.
Der Fokus wechselt zudem stark auf Markus, der wenig attraktiv, unsicher und verschüchtert, aber nach dem Kuss schwer verliebt in Nathalie ist. Zum ersten Mal in seinem Leben steht er im Mittelpunkt und wird von Kollegen beneidet, denn jeder fragt sich, was die schöne, unantastbare Nathalie an ihm findet. Als Leser fragt man sich dagegen, was er an Nathalie findet, denn im Alltag verhält sie sich schroff und unhöflich.

Es ist eine kurze Geschichte mit kurzen Kapiteln, die überwiegend in der Firma handeln. Daneben gibt es kurze Einschübe mit Kochrezepten, Spielergebnissen oder Lexikaeinträgen, die zwar inhaltlich irgendwie zur vorherigen Situation passen und kreativ sind, aber wie Lückenfüller für eine Geschichte wirken, von der man das Gefühl hat, das wie den Charakteren auch dem Autor die Worte fehlten.
Der Roman ist aufgrund der skurrilen Dialoge und manch aberwitziger Szene, da sich alle Figuren übertrieben seltsam verhalten, kurzweilig und unterhaltsam. Dennoch ist der Roman für eine Liebesgeschichte unpassend nüchtern und emotionslos geschrieben. Über die Gefühle von Nathalie kann man nur spekulieren. Als titelgebender Hauptcharakter ist sie weit von einer Identifikationsfigur entfernt.

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