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Veröffentlicht am 27.03.2021

Ein Weihnachtsklassiker

Der Grinch
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Inhalt: Der Grinch kann nichts mit Weihnachten anfangen. Gesang, geschmückte Häuser und vor allem Geschenke findet er schrecklich. Da Weihnachten scheinbar nicht von selbst aufhört, muss der Grinch selbst ...

Inhalt: Der Grinch kann nichts mit Weihnachten anfangen. Gesang, geschmückte Häuser und vor allem Geschenke findet er schrecklich. Da Weihnachten scheinbar nicht von selbst aufhört, muss der Grinch selbst was tun: Er klaut alle Geschenke aus Wer-wohnt-hier-Hausen.

Persönliche Meinung: "Der Grinch oder die geklauten Geschenke" ist ein Bilderbuch von Dr. Seuss. Die Neuübersetzung von Nadia Budde ist sehr gut gelungen: Die Verse und Paarreime lesen sich flüssig und besitzen eine schöne, intuitive Klangmelodie. "Der Grinch" ist außerdem reich illustiert. Die Zeichnungen von Dr. Seuss sind dabei in einem skizzenartigen schwarz-weiß Stil gehalten, allerdings werden zwischendurch rote Farbakzente gesetzt (z.B. beim Weihnachtsmannkostüm vom Grinch oder den Christbaumkugeln). Inhaltlich vermittelt das Bilderbuch die wichtige Botschaft, dass es Weihnachten nicht nur um Geschenke bzw. den Konsum geht. Aufgrund seines geringen Umfangs und der vergleichsweise großen Schrift eignet sich "Der Grinch" auch für Leseanfänger*innen. Insgesamt ist "Der Grinch" ein Bilderbuch-Weihnachtsklassiker in Versen, die eine schöne Klangmelodie besitzen.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Wie Hildegunst zum Dichter wurde oder: Eine Liebeserklärung an das Medium "Buch"

Die Stadt der Träumenden Bücher
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Inhalt: Auf dem Sterbebett überreicht Danzelot von Silbendrechsler seinem Dichtpatensohn Hildegunst von Mythenmetz das Manuskript eines anonymen Autors. Das Manuskript ist kurz, aber vollkommen; das Beste, ...

Inhalt: Auf dem Sterbebett überreicht Danzelot von Silbendrechsler seinem Dichtpatensohn Hildegunst von Mythenmetz das Manuskript eines anonymen Autors. Das Manuskript ist kurz, aber vollkommen; das Beste, was Danzelot und Hildegunst jemals gelesen haben. Um die Identität des Autors aufzuklären, reist Hildegunst nach Buchhaim, der Bücherhauptstadt Zamoniens.

Persönliche Meinung: "Die Stadt der Träumenden Bücher" von Walter Moers ist der vierte Teil des Zamonien-Zyklus. Der Protagonist ist diesmal der große Lindwurm-Dichter Hildegunst von Mythenmetz, der bereits kurz im "Blaubär" und "Rumo" namentlich genannt worden ist und u.a. "Ensel und Krete" "geschrieben" hat. Wie der Titel schon ankündigt, dreht sich die "Die Stadt der Träumenden Bücher" inhaltlich um das Medium "Buch", Literatur und den Literaturbetrieb. Der Handlungsort ist Buchhaim, eine kleine, verwinkelte Stadt für Buchliebhaber. Dort tummeln sich (gefallene) Schriftsteller, Dichter und (gedungene) Literaturkritiker. Antiquariat reiht sich an Antiquariat. Abends finden kostenfreie Lesungen statt. Aber das ist nur die touristenfreundliche Seite Buchhaims: Unterhalb der Stadt befindet sich ein ausuferndes Labyrinth, in dem die seltensten Bücher zu finden sind und skrupellose Bücherjäger ihr Unwesen treiben. Sowohl Buchhaim als auch das unterirdische Labyrinth sind atmosphärisch dicht und detailliert beschrieben. Während es im ersten, in Buchhaim spielenden Teil eher ruhig zugeht (hier wird eine schön gemütliche Bücherstadt-Atmosphäre aufgebaut), werden im zweiten Teil, der im Labyrinth spielt, dezente Gruselakzente gesetzt, die an Schauerliteratur erinnern (ein unterirdisches Schloss, Monster/Geister, dämmerige, verwinkelte Gänge). Spannung wird durch die Suche nach dem des Manuskript-Autors erzeugt. Auch in diesem Roman hat Moers wieder viele Wortspielereien eingebaut. Diesmal häufig in Form von Anagrammen, die auf reale Autor*innen anspielen (um nur ein Beispiel zu nennen: "Ojahnn Golgo van Fontheweg" alias - na, wer erkennt's? :D). Eigenschaften dieser realen Vorbilder werden außerdem teilweise parodiert. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive Hildegunsts, der sympathischer gezeichnet ist als in "Ensel und Krete". Zum Handlungszeitpunkt von "Die Stadt der Träumenden Bücher" ist Hildegunst noch kein gefeierter Dichter, sondern steht gerade erst am Anfang seiner Karriere. Der Roman nimmt daher - besonders im letzten Teil - Züge eines Künstlerromans an: Wir begleiten Hildegunst auf seiner Dichter-Werdung, wobei auch, wie man es von Moers kennt, unkonventionelle Wege gegangen werden. Insgesamt ist "Die Stadt der Träumenden Bücher" eine Liebeserklärung an die Literatur, die durch dezente Schauerakzente und den Moersschen Wortwitz überzeugt.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Noch besser als der "Blaubär"

Rumo & die Wunder im Dunkeln
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Inhalt: Gerade als Rumo erahnt, dass er kein normaler Wolpertinger ist, ist sein behagliches Leben vorbei: Einäugige Riesen marodieren den Fhernhachenhof, auf dem der kleine Wolpertinger lebt, und verschleppen ...

Inhalt: Gerade als Rumo erahnt, dass er kein normaler Wolpertinger ist, ist sein behagliches Leben vorbei: Einäugige Riesen marodieren den Fhernhachenhof, auf dem der kleine Wolpertinger lebt, und verschleppen die Bewohner auf die Wandernden Teufelsfelsen. Gefangen in der Vorratskammer der Riesen beginnt der Kampf ums Überleben, den er nur gemeinsam mit der Haifischmade Volzotan Smeik überleben kann. Doch die Wandernden Teufelsfelsen sind erst der Anfang eines großen Abenteuers...

Persönliche Meinung: "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" ist der dritte Roman des Zamonien-Zyklus. Neben Rumo, dem Protagonisten des Romans, treten unterschiedliche Figuren auf, die man bereits aus "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" kennt, sodass man sich auf das ein oder andere Wiedersehen - in den unerwartbarsten Situationen - freuen kann. (Besonders Rumo und Smeik sind in "Rumo" sympathischer charakterisiert als im "Blaubär", sodass man sich rückwirkend fragt, inwiefern der Lügengladiator Blaubär im "Blaubär" überhaupt seine Erlebnisse glaubwürdig geschildert hat.) Unterteilt ist Rumo in die Bücher "Obenwelt" und "Untenwelt", wodurch ein zweifacher Cursus entsteht, der strukturell an die Aventiurefahrten der mittelalterlichen Artusepik erinnert. Der erste Teil "Obenwelt" besitzt zudem leichte Tendenzen eines Entwicklungsromans. Rumo reift körperlich und geistig heran, erlernt Fertigkeiten, findet eine Heimat und verliebt sich. Besonders gut gefallen hat mir auch das umfangreiche Worldbuilding, das im Vergleich zum "Blaubär" noch verfeinert worden ist. So besucht Rumo die unterschiedlichsten - z.T. gegensätzlichsten - Orte, trifft verschiedenste Lebewesen und besteht mannigfaltige Abenteuer, wodurch eine Welt mit gigantischen Ausmaßen entsteht. Dabei hat Moers es wie schon im "Blaubär" geschafft, eine äußerst stimmige Handlung zu kreieren: Zwar dreht und wendet sich die Handlung auf den ersten Blick willkürlich, aber (scheinbar) lose Enden werden immer wieder aufgegriffen, sodass insgesamt eine runde Handlung mit einigen überraschenden Auftritten und Aufdeckungen entsteht. Neben Leidenschaft steckt auch viel Fleiß in "Rumo". Bei Moers muss man sich allerdings darauf einstellen, dass er häufig abschweift und immer mal wieder Mikroerzählungen in die Handlung einpflegt (Hintergrundgeschichten zu bestimmten Figuren etc.), wodurch der Erzähl- und Handlungsfluss kurzzeitig durchbrochen wird. In "Obenwelt" funktioniert das ganz gut und ist nicht hemmend; in "Untenwelt" wird das Abschweifen allerdings ein wenig exzessiv, sodass sich die Handlung in eher unwichtige Detailfragen zu verlieren droht. Das ist aber insgesamt nur ein vergleichsweise kurzer Moment, der sich schnell wieder legt. Ansonsten ist "Rumo" eine schöne, spaßige Geschichte, die man gerne liest - mit gewohnt viel Ideenreichtum, Wortwitz und Referenzen. Mir hat "Rumo" sogar noch besser gefallen als "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär".

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Geschichten über den Schulweg nach Hause

Asphalthelden
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Inhalt: Ein Junge läuft mit einem Besenhund durch die Schule. Ein Mädchen schreibt alles auf, was auf ihrem Schulweg passiert. Gleichbleibendes wie Abweichendes. Ein Opa ist sanft wie Cinderella aber auch ...

Inhalt: Ein Junge läuft mit einem Besenhund durch die Schule. Ein Mädchen schreibt alles auf, was auf ihrem Schulweg passiert. Gleichbleibendes wie Abweichendes. Ein Opa ist sanft wie Cinderella aber auch hart wie ein Sinterstein. Eine Gang klaut – aber nur Pennys. Ein Skateboard geht zu Bruch. Und: Immer mal wieder fällt ein Bus vom Himmel.

Persönliche Meinung: „Asphalthelden“ ist ein Kinder- und Jugendbuch des US-amerikanischen Schriftstellers Jason Reynolds und versammelt 10 Erzählungen. Thematisch drehen sich die Erzählungen um einen Gang (oder Fahrt), den wir alle kennen: den Heimweg von der Schule nach Hause. Die titelgebenden Asphalthelden sind meist Kinder mit einem tragischen Hintergrund. Familienangehörige sind krank oder tot, die Kinder haben einen Unfall miterlebt oder werden gemobbt. Jason Reynolds schafft es allerdings trotz der Ernsthaftigkeit und Tiefründigkeit der Thematiken, einfühlsame Geschichten zu erzählen, die mit einer Prise Humor gewürzt sind (Nur die erste Geschichte „Wasser, Popel, Bären“ wirkt zu albern, da hier viel über Popel geredet wird, was die Ernsthaftigkeit der Geschichte in den Hintergrund rückt). Oft ist es bei den Erzählungen so, dass sie sich langsam aufbauen und ihr wahrer Gehalt erst im letzten Abschnitt offenbart wird. Dabei ist das Ende zwischendurch auch mal offener, aber stimmig und versöhnlich. Unabhängig davon, wie schlimm die Situation ist, existiert immer ein kleiner Hoffnungsschimmer. Auf den ersten Blick erscheinen die einzelnen Geschichten losgelöst voneinander. Doch mit der Zeit erkennt man, dass sie miteinander verflochten sind und in einem Häuserblock spielen. Einzelne Kinder haben gewissermaßen Cameo-Auftritte, Gegenstände sind als Easter Eggs versteckt und Straßenzüge bzw. Geschäfte werden passiert, sodass sich ein Netzwerk aus Querverweisen ergibt. Interessant ist dabei, dass bestimmte Stellen erst nach der Lektüre einer späteren Geschichte Sinn machen und dadurch „von hinten motiviert“ sind. (Um nur ein Beispiel zu nennen: In einer Geschichte umarmt ein Protagonist die Schülerlotsin. Was der Grund dafür ist, erfahren die Leser*innen erst in einer späteren Geschichte). Besonders hat mir dabei gefallen, dass die Querverweise subtil sind: Wie nebenbei, meist in einem Nebensatz, werden Figuren, Gegenstände oder Orte aus anderen Erzählungen in die aktuelle miteinbezogen, ohne dass dies großartig erläutert wird. So wird das Gefühl erzeugt, man lese Mosaikstücke aus dem Leben eines Häuserblocks. Insgesamt ist „Asphalthelden“ eine schöne Sammlung mit einfühlsamen Geschichten, die immer irgendwie zusammenhängen.

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Veröffentlicht am 04.03.2021

Ein spannender Schauerroman

Die stillen Gefährten
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Inhalt: England im Jahre 1865. Elsie war glücklich. Sie hatte in Rupert Bainbridge einen fürsorglichen Ehemann gefunden und erwartet ein Kind; die Fabrik, die sie gemeinsam mit ihrem Bruder führte, prosperierte; ...

Inhalt: England im Jahre 1865. Elsie war glücklich. Sie hatte in Rupert Bainbridge einen fürsorglichen Ehemann gefunden und erwartet ein Kind; die Fabrik, die sie gemeinsam mit ihrem Bruder führte, prosperierte; einem Leben in den höheren gesellschaftlichen Kreisen schien nichts mehr im Wege zu stehen. Doch kurz nach der Hochzeit stirbt Rupert unter mysteriösen Umständen auf dem Familienanwesen "The Bridge" - und lässt die schwangere Elsie mit seiner verschrobenen Cousine zurück. Gemeinsam beziehen die beiden "The Bridge", wo sie auf ein seit Generationen verschlossenes Zimmer treffen. Als die Tür sich plötzlich öffnen lässt, offenbart der Raum seine Geheimnisse: ein uraltes Tagebuch und eine stille Gefährtin...

Persönliche Meinung: "Die stillen Gefährten" ist ein Schauerroman, der vor der historischen Kulisse des Viktorianischen Zeitalters spielt. Eine große Stärke des Romans ist seine atmosphärische Dichte, die besonders durch die Inszenierung der Handlungsorte entsteht. Nebel wogt über die Landschaften; "The Bridge" ist verwinkelt, knarzt und scheint verflucht; Fayford, das nahegelegene Dorf, ist heruntergekommen und den Bainbridges feindlich gesinnt. Der Schauer, der während der Lektüre entsteht, ist subtil: Nicht zerstückelte Leichen oder blutige Brutalität führen hier zum Grusel, sondern die titelgebenden "stillen Gefährten", lebensecht gemalte, zweidimensionale Holzfiguren, die den Bewohnern von "The Bridge" Gesellschaft leisten. Eher gemächliche Passagen wechseln sich mit spannungsgeladenen Szenen ab, wobei die Spannung/der Schauer jeweils langsam, in einem schön nervenkitzelnden Tempo aufgebaut wird. Erzählt wird die Handlung auf drei Zeitebenen und aus zwei Perspektiven. In Form eines Tagebuchs, das eine Vorfahrin Ruperts 1635 verfasste, erfahren die Leser*innen den Aufstieg der Familie Bainbridge und die Herkunft der stillen Gefährten. Der zweite Handlungsstrang spielt 1865/66 hauptsächlich auf "The Bridge" und wird aus Elsies Perspektive (dritte Person) erzählt. Über den dritten Handlungsstrang möchte ich gar nicht zu viel verraten. Nur so viel: Er spielt in einer Nervenheilanstalt zu einem nicht näher definierbaren Zeitraum (ungefähr ein, zwei Jahr) nach Elsies Erlebnissen in "The Bridge". Der Wechsel der Handlungsstränge erfolgt in einem schönen, Spannung erzeugenden Tempo. Interessant ist außerdem, dass der Roman den LeserInnen einen Interpretationsspielraum lässt - einige Antworten bleiben bewusst vage, einige Fragen offen, sodass man sich nicht vollends sicher sein kann, was auf "The Bridge" tatsächlich passiert ist. Insgesamt ist "Die stillen Gefährten" ein atmosphärisch dichter Roman, der subtile Schauerakzente setzt und durch mehrere Handlungsstränge Spannung erzeugt.

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