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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2021

Ruhiger, tiefgründiger Roman mit schwermütigem Unterton und kleinen Längen

Die Farbe des Nordwinds
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Der Name der Autorin Klara Jahn war mir zunächst unbekannt; umso mehr freute ich mich, als ich entdeckte, dass es sich hierbei um das Pseudonym einer Autorin handelt, deren äußerst poetischer Schreibstil ...

Der Name der Autorin Klara Jahn war mir zunächst unbekannt; umso mehr freute ich mich, als ich entdeckte, dass es sich hierbei um das Pseudonym einer Autorin handelt, deren äußerst poetischer Schreibstil mir von anderen Werken positiv in Erinnerung geblieben war.

Nach vielen Jahren kehrt Ellen zurück auf jene Hallig, wo sie sich als Jugendliche - geplagt mit einer rastlosen Mutter – das erste Mal heimisch gefühlt hatte. Ihre einstige Stiefschwester Liske ist alles andere als angetan von Ellens Rückkehr, immerhin hatte deren Weggang sie einst unheimlich verletzt. Dass Ellen nun als Lehrerin dort arbeiten und leben möchte ist für sie undenkbar. Sie hat jedoch nicht mit Ellens Beharrlichkeit gerechnet.

Ich erwartete keinen fluffig-leichten Wohlfühlroman, sondern eine Geschichte mit sehr viel Tiefe und die habe ich auch bekommen. Statt zweit Zeitebenen wird anfangs allerdings gleich auf drei erzählt, neben der Gegenwart unterteilt in ein "damals" (ca. um 1800) und in eine Zeitspanne von vor rund 20 Jahren.

Die Vergangenheitserzählung bietet unheimlich informative Einblicke in das Alltagsleben auf dem Marschland. Dabei wird die intensive Recherche der Autorin offensichtlich. Die Bedingungen waren mehr als hart, die Sitten rau und wirklich beständig war nur die Unbeständigkeit des Meeres, das sich noch nie von den Menschen hat zähmen lassen. So interessant diese Informationen auch waren, hat mich die aktuelle Zeitebene in Sachen Lesegenuss mehr angesprochen. Im Hier und Jetzt war ich mittendrin in der Handlung, abgesehen vom letzten Abschnitt des Werkes, in welchem Vergangenheit und Gegenwart um den Titel der meisten Dramatik konkurrierten und die bis dahin recht ruhige Geschichte endlich an Fahrt aufnahm. Ein weiterer Vorteil der Gegenwartsebene war, dass hier – im Gegensatz zur Vergangenheitsgeschichte - nicht auf die wörtliche Rede verzichtet worden ist, was das Lesen ganz klar angenehmer gestaltete.

Mit den Figuren, allen voran der weiblichen Hauptprotagonistin Ellen, wurde ich leider nicht warm, so sehr ich es auch versuchte. Es war, als würde ich ein Geschichtsbuch lesen, doch obwohl ihre Gedankengänge logisch dargelegt worden waren, ihre Emotionen waren für mich nicht richtig greifbar. Je atmosphärischer und wunderbarer die Beschreibungen der Natur, desto nüchterner präsentiert erschienen mir die Charaktere. Abgesehen von Liske, deren uneinsichtiges, störrisches und schlichtweg unsympathisches Verhalten mich regelmäßig auf die Palme brachte - was ja immerhin bedeutet, dass diese Figur etwas in mir auslöste -, blieben die Protagonisten blass und ich fieberte nur mäßig mit ihnen mit. Diese Distanz blieb über die Dauer des Werkes bestehen.

Den Schreibstil der Autorin habe ich als sehr künstlerisch und bildlich wahrgenommen, wenn auch an einigen Stellen - wie etwa den detaillierten Beschreibungen mancher Vogelarten – ein wenig zu ausschweifend und von einer gewissen Schwermütigkeit durchwoben, die den ganzen Roman über angehalten hat. Hin und wieder etwas Leichtigkeit wäre toll gewesen.

Absolut herausragend ausgearbeitet waren hingegen die Schilderungen vom Leben auf den Halligen, der Einfluss des Meeres auf die Einwohner/innen der Region sowie die Naturbeschreibungen der kargen, schroffen Landschaft. - Das Setting ist für mich das Highlight des Romans. Zudem greift die Autorin das wichtige Thema Klimaschutz auf.

Fazit: Ein größtenteils ruhiges, sehr tiefgründiges Werk über Freundschaft, Selbstfindung, Vergebung, Neuanfänge und das Leben im Einklang mit der Natur. Eher nicht geeignet für Fans von klassischen Feel-Good-Stories oder Liebesgeschichten, aber eine Empfehlung für Liebhaber der Nordsee.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Nicht ganz so mitreißend wie der Vorgänger, aber insgesamt ganz nett

Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands
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Susanne Oswalds vorheriger Roman, "Der kleine Strickladen in den Highlands", zählt zu meinen Lieblings-Wohlfühlromanen und speziell die sympathische Kräutersammlerin Chloe hatte mich damals mit ihrer herzlichen, ...

Susanne Oswalds vorheriger Roman, "Der kleine Strickladen in den Highlands", zählt zu meinen Lieblings-Wohlfühlromanen und speziell die sympathische Kräutersammlerin Chloe hatte mich damals mit ihrer herzlichen, offenen Art begeistert, daher war ich gespannt auf die Fortsetzung bzw. auf Chloes Geschichte. Das im Oktober 2020 bei HarperCollins erschienene Werk hat eine in sich geschlossene Handlung und lässt sich auch gut ohne Vorkenntnis von Band 1 lesen.

Die Story ist schnell erzählt: Chloe hat ihre einstigen Selbstzweifel überwunden und arbeitet mittlerweile wieder als Psychologin. Für ihren Job pendelt sie regelmäßig von ihrem idyllischen Heimatort am Loch Lomond nach Glasgow, wo auch ihr Lebensgefährte Scott lebt. Dieser hofft, sie nach und nach von den Vorteilen der Großstadt überzeugen zu können, doch Chloe fühlt sich stets unwohl inmitten des städtischen Trubels – zu viel Lärm und Hektik, zu wenig Natur, insbesondere im Hinblick auf ihre Leidenschaft für Kräuter. Und ein Alltag ohne ihre Freunde, ohne ihre beste Freundin Maighread, ist für sie sowieso unvorstellbar. Scott hingegen ist durch seinen Beruf als Krankenhausarzt fest an den Wohnort gebunden. Hat ihre Beziehung auf Dauer überhaupt eine Chance? Zunächst rückt dieses Problem allerdings in den Hintergrund, denn Chloes Großvater Padrig ist schwer krank und möchte sie gerne noch ein letztes Mal sehen. Gerade noch rechtzeitig gelangt sie nach Wales, und steht anschließend ihrer Oma Gwendolyn in dieser schweren Zeit bei. Aber Chloe weiß, dass sie dringend eine Entscheidung treffen muss und befürchtet insgeheim, dass dies gleichzeitig auch das Ende ihrer Liebe bedeuten wird …

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, jeweils in der dritten Person. Der Schreibstil der Autorin liest sich locker, ist angenehm und herrlich emotional. Äußerst ergreifend fand ich die Darstellung von Gwendolyns Trauer und wie rührend Chloe sich um sie gekümmert hat. Was die Handlung insgesamt angeht, fehlte mir in diesem Band ein klein wenig die Spannung bzw. der besondere Reiz, der mich beim Lesen des ersten Bandes total gepackt hatte. Das Buch ist trotzdem recht nett - vielleicht hatte ich auch zu hohe Erwartungen an das Werk? In jedem Fall zieht sich die Geschichte am Anfang für meinen Geschmack zu sehr, die große Message lautet: Chloe mag die Stadt nicht. Und dann dauert es erst einmal eine Weile, bis irgendetwas in die Gänge kommt. Im Laufe der Story gibt es dann natürlich ein paar Überraschungsmomente, aber alles verläuft eine Spur zu vorhersehbar und irgendwie zu 'glatt'.

Die Gemeinschaft in fiktiven Örtchen Callwell, wo alle einander unterstützen, ist bezaubernd. Kein Wunder, dass Chloe so sehr an ihrer Heimat hängt. Ein Highlight für mich waren die bildhaften Beschreibungen der Landschaften Schottlands und Wales', man hatte beim Lesen sofort Bilder vor Augen. Das ist wirklich eine ganz große Stärke der Autorin. Auch ihre Strickleidenschaft wird deutlich; hier kommen Liebhaber und solche, die es werden wollen, definitiv auf ihre Kosten! An die tollen Strickanleitungen im Anhang werde ich mich als blutige Anfängerin vorerst noch nicht wagen, habe es aber geliebt, von all den Kreationen zu lesen. Bei einer von Maighreads Strickrunden wäre ich zu gerne dabei – und wenn auch nur zum Plauschen und um ein Tässchen Tee zu genießen!

Fazit: Liebenswerte Figuren + angenehmer Schreibstil = entspannte Unterhaltung für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Nostalgische Familiengeschichte der besonderen Art

Wo wir Kinder waren
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Nach Kati Naumanns sensationellem Werk "Was uns erinnern lässt" wartete ich voller Vorfreude auf ihren nächsten Roman und war gespannt, ob er an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen können würde.

Bei "Wo ...

Nach Kati Naumanns sensationellem Werk "Was uns erinnern lässt" wartete ich voller Vorfreude auf ihren nächsten Roman und war gespannt, ob er an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen können würde.

Bei "Wo wir Kinder waren" (HarperCollins, Januar 2021) handelt es sich erneut um eine auf zwei Zeitebenen erzählte Familiengeschichte vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Vergangenheit.

Wir tauchen ein in den Alltag der Familie Langbein, die eine bereits zur Kaiserzeit gegründete Spielwarenfabrik betreibt, begleiten sie durch zwei Weltkriege bis hin zum Ende der DDR, erleben die Neuorientierung nach der Wiedervereinigung Deutschlands und begegnen schließlich in der Gegenwart (2019) den Urenkeln Jan, Eva und Iris. Vom einstigen Familienzusammenhalt ist nicht mehr viel übrig geblieben, da helfen auch alle Schuldzuweisungen nichts. Bei der gemeinsamen Entrümpelung des alten Familienhauses geraten die drei Langbein-Erben zunächst immer wieder aneinander, werden bei der Konfrontation mit ihrer Vergangenheit allerdings nach und nach wehmütig, schwelgen in Erinnerungen und tauschen Anekdoten aus.

Der im Innencover abgedruckte Stammbaum war mir vor allem zu Beginn der Lektüre eine große Hilfe, da doch zahlreiche Figuren erwähnt werden und ich stets genau wissen wollte, mit wem ich es gerade zu tun habe. Insbesondere mit den Protagonisten aus der Vergangenheitsebene konnte ich wunderbar mitfühlen, speziell Flora mit ihrer liebenswerten Art fand ich enorm sympathisch. Das Mädchen aus armen Verhältnissen schwärmte von klein auf für Otto, den Sohn der Langbeins, und wird nach langer, respektvoller Freundschaft eines Tages tatsächlich seine Frau. Es war berührend, diese Familie über die Jahre hinweg, die oft von tragischen Ereignissen und Rückschlägen geprägt waren, zu begleiten. Man hielt zusammen, rappelte sich immer wieder auf. Als die Fabrik letztlich geschlossen werden musste, war ich ganz ergriffen und fühlte ich regelrecht, wie damit ein wichtiges Stück Zeitgeschichte sein Ende fand. Im direkten Vergleich mit dem Vorgängerwerk der Autorin konnte mich "Wo wir Kinder waren" nicht ganz emotional abholen, da mir hier die Figuren der Gegenwartsebene leider zu blass und regelrecht nichtssagend blieben. Abgesehen von ein paar anfänglichen Unstimmigkeiten und der gemeinsamen Aufräumaktion passiert im Grunde über viele Seiten hinweg absolut nichts und dieser Erzählstrang kam mir lediglich wie ein (unnötiger) Puffer zwischen den Vergangenheitspassagen vor, die für sich allein einen hervorragenden Roman ergeben hätten.

Der Schwerpunkt der Story liegt auf der ausführlichen, bis ins Detail beschriebenen Spielzeugproduktion – von einzelnen Produktionsschritten bis hin zur Entwicklung neuer Trends, deren Finanzierung sowie den immer wieder neuen Herausforderungen, denen die Langbeins sich stellen müssen. Auch die Region wird sehr bildhaft und authentisch beschrieben. Der Handlungsort Sonneberg, ein kleines idyllisches Städtchen in Thüringen, war das damalige Zentrum der Spielzeugindustrie und lag während der DDR-Zeit mitten im Sperrgebiet, was für die Einwohner/innen vieles noch verkomplizierte. Neben dem wunderschönen, passend zum Genre gewählten Cover ist die hervorragende Recherchearbeit der Autorin, deren persönlicher Bezug zur Geschichte im inkludierten Interview deutlich hervorgeht, ein großer Pluspunkt.

Fazit: Kati Naumann beleuchtet in ihrem Werk ein interessantes Kapitel deutsch-deutscher Vergangenheit vor dem Hintergrund der Spielzeugindustrie. Zwar konnte mich die Gegenwartsebene nicht überzeugen, aber im Hinblick auf die in der Vergangenheit angesiedelte Handlung spreche ich gerne eine Empfehlung für alle Fans von historischen Familienromanen aus.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Nicht ganz so sehr Feel-Good-Story wie erhofft

Die Buchhandlung zum Glück
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In letzter Zeit habe ich einige Wohlfühlromane zum Thema Buchhandlungen gelesen, viele davon waren nach einem ähnlichen Handlungsschema aufgebaut, aber dadurch nicht minder bezaubernd. So hatte ich auch ...

In letzter Zeit habe ich einige Wohlfühlromane zum Thema Buchhandlungen gelesen, viele davon waren nach einem ähnlichen Handlungsschema aufgebaut, aber dadurch nicht minder bezaubernd. So hatte ich auch an dieses Werk (- erschienen im Januar 2021 bei HarperCollins -) die üblichen Erwartungen: sympathische Hauptfiguren, ein paar liebenswerte Nebenfiguren, eine gemütliche Buchhandlung und jede Menge Gefühl. Leider hat mich Susan Wiggs' Werk nicht ganz so beglückt zurückgelassen wie erhofft, dennoch gab es einige positive Aspekte.

Zur Handlung:
Am bisher wichtigsten Tag ihrer Karriere erlebt Natalie einen schrecklichen Schicksalsschlag; sie verliert ihren Partner und ihre Mutter bei einem Flugzeugabsturz. Schlimmer noch - sie gibt sich selbst die Schuld am tragischen Ereignis, da sich beide auf dem Weg zu ihr befanden, um sie bei einer betrieblichen Feier zu überraschen. Natalie hatte in dem auf Weinhandel spezialisierten Unternehmen im idyllischen Sonoma, einem der bekanntesten Weinanbaugebiete Kaliforniens, nämlich erst kürzlich eine Beförderung erhalten. Nun zieht sie zurück nach San Francisco, in das hübsche, leicht marode viktorianische Haus, das einst ihr Zuhause gewesen war, denn dort lebt ihr an Demenz erkrankter Großvater Andrew – und auch die Buchhandlung ihrer Mutter Blythe befindet sich im Erdgeschoss. Schnell erkennt Natalie, dass ihr harte Zeiten bevorstehen. Der Laden, so charmant eingerichtet er auch sein mag, steckt in enormen finanziellen Schwierigkeiten und somit gesellen sich zu Natalies Trauer auch Wut und Verzweiflung hinzu. Ein Verkauf kommt für sie und Andrew nicht in Frage, aber all die nötigen Reparaturen am Haus müssen bezahlt werden. Eine Lesung mit dem gefeierten, unverschämt attraktiven Star-Autor Trevor Dashwood könnte die Rettung sein. Und dann ist da auch noch Peach: Handwerker, Musiker (und Vater der jüngsten Stammkundin Dorothy), der Natalie mit Rat und Tat zur Seite steht…

Die mit allerlei Rückblicken gespickte Geschichte ist in dritter Person geschrieben, hauptsächlich aus der Sicht von Natalie und Peach, aber auch von 'Grandy' Andrew. Auf den ersten rund 100 Seiten dreht sich alles um Blythes Tod und Natalies bzw. Andrews Umgang damit. Einerseits lernt man die weibliche Hauptfigur in diesem Leseabschnitt bereits recht gut kennen und einschätzen, andererseits zog sich der Einstieg in die eigentliche Handlung damit für meinen Geschmack zu sehr in die Länge und drückte der Story, ob der offensichtlich traurigen Thematik, einen Stempel unterschwelliger Schwermütigkeit auf, die auch im Laufe der Handlung leider nie ganz verschwand.

Natalie Harper ist eine sympathische junge Frau, die sich in ihrem Job viel zu sehr von gehässigen Kollegen/innen ausnutzen lässt, deren Fehler sie regelmäßig und selbstverständlich ausbügelt. Es ist ja schön, wenn man sich hin und wieder für andere Menschen aufopfert, aber deshalb muss man sich doch nicht alles gefallen lassen. Sehr gut gefiel mir hingegen die Darstellung der innigen Beziehung zwischen Enkeltochter und Großvater.
Peachs Perspektive empfand ich als etwas angenehmer zu lesen; seine Faszination mit der scheinbar gebrochenen Harper wirkt absolut glaubwürdig. Außerdem ist seine kleine Tochter Dorothy einfach entzückend. Hier käme nun eigentlich die Erwähnung der reizenden Nebenfiguren, die allerdings allesamt recht blass blieben und keinen bedeutenden Eindruck bei mir hinterließen; schon wenige Tage nach der Lektüre musste ich ernsthaft überlegen, um mich überhaupt an ihre Namen erinnern zu können. Der Epilog ist in Form von Zeitungsartikel geschrieben, welche den weiteren Lebensverlauf der Hauptfiguren aufzeigen. Dadurch dass ich zu den Protagonisten keine enge Bindung aufbauen konnte, berührte mich ihr Schicksal letztlich nicht sonderlich.

Der erhoffte Charme der Buchhandlung im unter Denkmalschutz stehenden Gebäude kam viel zu kurz; zwar wurde das Interieur beschrieben, aber eine richtige Wohlfühlatmosphäre kam nicht zustande. Dafür lockerten ein Nebenplot zur Familiengeschichte und einige unerwartete Fundstücke das Ganze etwas auf. Auch diesbezüglich hätte ich mir eine intensivere Ausführung gewünscht; doch so dieses Thema wurde nur oberflächlich angerissen.

Fazit: Trauerbewältigung und Neuanfänge, eine von dramatischen Ereignissen geprägte Familiengeschichte und (leider nicht ganz überzeugende) Romantik – all das vor der Kulisse einer Buchhandlung in San Francisco. Das Potential dieser tollen Grundidee wurde meines Erachtens nicht ausgeschöpft, aber es bleibt ein netter Roman für Zwischendurch, dem ich gerne 3 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Rückkehr ins Comfort Food Café

Caféglück am Meer
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Wie sehr hatte ich mich darauf gefreut, ins beschauliche Budbury zurückzukehren, ins malerische Dorset mit seiner wildromantischen Schönheit und vor allem ins Comfort Food Café, dessen Name Programm ist: ...

Wie sehr hatte ich mich darauf gefreut, ins beschauliche Budbury zurückzukehren, ins malerische Dorset mit seiner wildromantischen Schönheit und vor allem ins Comfort Food Café, dessen Name Programm ist: hier findet jedes gebrochene Herz, jede traurige Seele Trost und ist sich der Unterstützung einer liebenswerten Dorfgemeinde gewiss.

In diesem Band, der stets mit einem bezaubernden Cover verzierten Buchreihe, tauchen wir via Ich-Perspektive in das Leben von Auburn Longville ein, einer jungen Frau, die es nach Jahren wilder Party- und Drogenexzesse zurück in den Schoß ihrer Familie verschlagen hat, wo sie nun ein weitaus gemäßigteres (wenn auch weiterhin dem Alkohol nicht abgeneigtes) Dasein führt. Ihre Schwester Willow, jener Frohgeist mit den leuchtend bunten Haaren, und ihre demenzkranke Mutter, kannte ich bereits aus Band 1. Für lange Zeit hatte Willow sich allein um die Pflege der Mutter gekümmert, während Auburn von Rausch zu Rausch durch die Welt geflattert war, allerlei Drogen ausprobierte und ganz nebenbei einen weiteren Nachtschwärmer geheiratet hat – den attraktiven, ebenfalls drogensüchtigen Seb. Das alles liegt jetzt weit hinter Auburn, sie genießt ihr 'ruhiges' Leben und hat sogar einen wundervollen, vernünftigen Freund gefunden, mit dem sie ungewohnt glücklich ist: Finn. Während der Vorbereitungen zur Hochzeit ihrer Freundin Laura wird Auburn allerdings mit der Tatsache konfrontiert, dass sie nie die Scheidung von Seb eingereicht hat, woraufhin sie Nägel mit Köpfen macht – nicht ahnend, dass dieser kurz darauf – clean, seine früheren Fehler einsehend und sein einstig manipulatives Verhalten bereuend – als geläuterter Mann in Budbury auftaucht und ihrer Beziehung eine zweite Chance geben möchte. Doch was will Auburns Herz…?

Es war herrlich, all die liebgewonnenen Figuren aus früheren Bänden wiederzusehen, allen voran Laura, die mittlerweile schwanger mit Zwillingen ist, und die legendäre Cherie Moon, der das Comfort Food Café gehört. Allerdings blieben viele Nebenfiguren, deren Schicksal sonst auf berührende Weise in die jeweilige Geschichte eingebunden worden war, dieses Mal tatsächlich nur Randfiguren. Auch das traumhafte Comfort Food Café konnte seine Magie nicht wie gewohnt wirken lassen, obwohl natürlich einige Szenen dort spielten. Erst auf der letzten Seite fand ich eine Beschreibung, die so gewinnend formuliert war (und auch auf dem vorderen Innencover als Klappentext eingefügt worden ist), dass ich diesen zauberhaften Ort wieder richtig vor Augen hatte.

Mit Auburn hatte ich von Anfang an Schwierigkeiten, wurde nicht warm mit ihr und muss gestehen: ich fand sie schlichtweg unsympathisch – und das war bereits ihr 'verbessertes', drogenfreies Ich. Die Kombination aus ihrer oftmals derben Wortwahl sowie die Erwähnung von allerlei tagesaktuellen, von der Presse ohnehin schon überbewerteten Themen (z.B. die Reality TV-Show Love Island oder Prince Harrys und Meghan Markles Hochzeit) passten für mich irgendwie nicht in die Idylle des Settings bzw. des Romans an sich. Spannungstechnisch passierte in der Handlung kaum etwas, damit konnte ich allerdings leben, da ich es einfach schön fand, wieder zurück in Budbury zu sein. Doch die überwältigenden, mitreißenden Emotionen blieben bei dieser Geschichte aus.

Debbie Johnsons toller Schreibstil ist mit seinen detaillierten Beschreibungen und realistischen Dialogen natürlich nach wie vor ein Garant für angenehme Lesestunden, was letztlich ausschlaggebend für meine Bewertung war (drei Sterne).

Fazit: In einer Buchreihe voller hochemotionaler Entwicklungen ist es vielleicht auch mal ganz angenehm, wenn man es ohne eine Packung Taschentücher durch die Story schafft – es muss nicht immer in einem Tränenmeer enden. Und wer freche, sehr direkte Figuren bzw. Antihelden mag, findet gewiss Gefallen an Auburn, auch wenn sie nicht mein 'Cup of Tea' war. Für alle, die das Comfort Food Café ebenso lieben wie ich, gibt es keinen Weg vorbei an diesem Roman – schon allein deswegen nicht, weil wir doch alle Lauras und Matts Hochzeit miterleben möchten.

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