Weltgeschichte im Hinblick auf die Rolle der Frau
Meine Meinung:
Kerstin Lücker und Ute Daenschel stellen in ihrem Werk »Weltgeschichte für junge Leserinnen« die Frage: Warum es nach 500 Jahren vielen immer noch schwer fällt, den so einfachen Gedanken ...
Meine Meinung:
Kerstin Lücker und Ute Daenschel stellen in ihrem Werk »Weltgeschichte für junge Leserinnen« die Frage: Warum es nach 500 Jahren vielen immer noch schwer fällt, den so einfachen Gedanken von Christie de Pizan zu akzeptieren, dass Frauen und Männer gleiche Fähigkeiten haben. In ihrem 560 Seiten umfassenden Werk versuchen die Autorinnen die Weltgeschichte zusammenzuraffen und dabei einige bekannte sowie viele mir bisher unbekannte Frauen und ihr Verdienst hervorzuheben.
Passenderweise ist auf dem türkisblauen Cover die Bronzestatue des »Fearless Girl« abgebildet, welche von der amerikanischen Bildhauerin Kirsten Visbal geschaffen wurde und vorerst zum Weltfrauentag 2017 gegenüber der Bullenstatue im Financial District in New York City aufgestellt wurde, um auf die Missstände von Frauen in der Geschäftswelt aufmerksam zu machen, mittlerweile stehen weitere Repliken der beliebten Statue in weiteren Städten.
Das Schreiben eines Sachbuches über die Weltgeschichte, die sich auch an junge Leser*innen richtet, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen und kommt eher einem Mammutwerk gleich. In ihrem Werk behandeln Kerstin Lücker die wichtigsten Ereignisse in der Weltgeschichte Europas, Amerikas und Asiens in knappen und leicht verständlichen Kapiteln und verkürzen vieles dabei so stark, dass nur ein flüchtiger Eindruck entsteht und daher nicht immer etwas davon im Gedächtnis hängen bleibt. Die kurzen Abschnitte haben jedoch den wunderbaren Vorteil, dass sie sich wunderbar zum Vorlesen eignen. Sicherlich ist die »Weltgeschichte für junge Leserinnen« auch ein Buch, dass man immer wieder zum Nachschlagen zur Hand nehmen kann. Dabei sind einem das Inhaltsverzeichnis sowie ein Personenverzeichnis am Ende hilfreich.
Angefangen beim Urknall und der Entstehung der Erde über die Einteilung unseres 365 Tage umfassenden Kalenders durch die Ägypter, spielen in den Jahrhunderten vor allem Männer, die Geschichte geschrieben haben, eine Rolle, und diese werden in Lücker und Daenschels Buch mit feministischer Note natürlich nicht ausgespart. Außerdem wird die große Rolle der Weltreligionen, die sich in ihrer Feindlichkeit gegenüber Frauen erstaunlich wenig unterschieden, Kriege und Machtkämpfe um Territorien aufs Tableau gebracht. Nicht nur einmal hätte ich mir gewünscht, dass für eine bessere Visualisierung des Textes Kartenabbildungen und Illustrationen eingebunden worden wären.
Interessant wurde es für mich vor allen Dingen, sobald Frauen hervorgehoben wurden, die kaum bekannt sind. Wie z. B. die Gelehrte Ban Zhao, die 92 v. Chr. am Hof des chinesischen Kaisers Geschichtsbücher schrieb und in ihrer Schrift »Ermahnung an die Frau« auffordert, die Frauen sollten wie sie gebildet sein. Doch um die Männer nicht zu sehr zu verärgern fügte sie hinzu: »Natürlich nur, um dem Mann besser dienen zu können« oder die adelige Japanerin Mursaki Shikibu, die 1008 n. Chr. am kaiserlichen Hof in Heian-kyo den wohl allerersten Roman »Die Geschichte vom Prinzen Genji« schrieb.
Fazit:
Mit »Weltgeschichte für junge Leserinnen« können sich nicht nur junge Leserinnen einen Überblick, über die tief verwurzelte und untergeordnete Rolle der Frau und wie sich dennoch immer wieder durch ihre Stärke hervorgetan haben, verschaffen. Nicht immer war ich mir sicher, was mir die Autorinnen vermitteln wollen und so hätte eine gezieltere Fokussierung dem Gesamtwerk sicherlich gut getan.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 13.06.2020