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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2017

Zwei starke Protagonisten gepaart mit einer eher schwachen Handlung.

Stell dir vor, dass ich dich liebe
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Jack und Libby könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie war einmal die dickste Teenagerin Amerikas und auch jetzt noch etwas übergewichtig, er dagegen ist gutaussehend und cool. Doch auch Jack hat ein ...

Jack und Libby könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie war einmal die dickste Teenagerin Amerikas und auch jetzt noch etwas übergewichtig, er dagegen ist gutaussehend und cool. Doch auch Jack hat ein Geheimnis: Er ist gesichtsblind, kann also niemanden ausschließlich anhand seines Gesichtes erkennen. Doch dann begegnet er Libby....

"Stell dir vor, dass ich dich liebe" von Jennifer Niven ist ein Buch mit einer ganz speziellen Thematik, von welcher ich vorher noch nie etwas gehört habe: Prosopagnosie. Gesichtsblindheit.
Diese Thematik finde ich unglaublich interssant und daher erhoffte ich mir, dass das Buch etwas "ganz besonderes" wird.

Leider machten bereits zu Beginn Titel und Inhalt keinen außergewöhnlich guten Eindruck auf mich: Ein quitschpinkes Buch, welches auch noch "Stell dir vor, dass ich dich liebe" heißt, hätte ich im Laden wohl nie in die Hand genommen, denn es klingt einfach extrem nach einem 08/15 Chick-Lit Roman, welche mich meist nicht so wirklich begeistern können.

Auch die Handlung selber konnte mich nicht 100%-tig überzeugen, zwar ist sie sehr flüssig, plätschert aber eher etwas vor sich hin. Wirklich viel interessantes passiert nicht und gerade zum Ende wirkt sie doch sehr klischeebelastet. Es ist eben eine Liebesgeschichte, wie jede andere.
Die Thematik Prosopagnosie gefällt mir zwar weiterhin, und ich finde sie in Jack auch durchaus gut umgesetzt, aber irgendwie habe ich einfach etwas anderes erwartet.

Die beiden Protagonisten gefielen mir allerdings sehr gut, besonders Libby ist mir unglaublich sympatisch, weil sie einfach charakterlich so stark ist. Sie vermittelt ihre Message "Du bist erwünscht" äußerst authentisch.
Jack ist eher der stille Part der Story, was vermutlich auch an seiner Krankheit liegt. Trotzdem ist er mir sehr sympatisch, auch wenn mich die Tatsache, dass er niemanden außer Libby in seine Krankheit einweiht, zum Ende zu doch etwas genervt hat. Faszinierend, aber auch etwas unvorstellbar, fand ich, dass scheinbar wirklich niemand etwas von seiner Krankheit mitbekommt....

Besonders gut haben mir außerdem die Rückblenden in die Zeit, als Libby in ihrem Haus gefangen war, gefallen. Sie kamen mir am authentischsten in der gesamten Geschichte vor und sind sehr ergreifend und persönlich geschrieben.
Etwas störend dagegen fand ich die (sehr) kurzen Kapitel, teilweise waren sie nur wenige Seiten lang. Dadurch wirkte die gesamte Geschichte auf mich etwas sprunghaft. Trotzdem finde ich es aber sehr gut, dass die Geschichte sowohl aus Libbys, als auch aus Jacks Sicht geschrieben ist.

Alles in allem ist "Stell dir vor, dass ich dich Liebe" eine schöne Liebesgeschichte für zwischendurch, der es besonders bei der Handlung aber etwas an Tiefgang fehlt und die sich nur schwer von anderen Liebesgeschichten distanzieren kann. Die beiden Protagonisten machen die schwächere Handlung an einigen Stellen aber deutlich wieder wett, in dem sie sehr persönlich und aufrichtig handeln und erzählen.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Etwas zu "zufällig"...

The Sun Is Also a Star
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"Sure, but why not more poems about the sun? The sun is also a star, and it's our most important one. That alone should be worth a poem or two." (p. 178)

One day Natasha and Daniel meet each other in ...

"Sure, but why not more poems about the sun? The sun is also a star, and it's our most important one. That alone should be worth a poem or two." (p. 178)

One day Natasha and Daniel meet each other in the crowded streets of NYC. She doesn't believe in fate and her family will be deported today in the evening. He believes in love at the first sight. And when he sees Natasha, he loves her. But she's fighting for a chance to stay in America. A relation is the last thing, she currently would like to have
Will their be any chance for the two of them?

"The sun is also a star" is the second book of Nicola Yoon. I enjoyed her debut "Everything, Everything" pretty much, but in my opinion this one cannot build on the succes of the first.

Like in "Everything, everything" I really enjoyed Nicola Yoons language, it's not "typical" English. I think, it is because of her Jamaican background, that she knows/uses some more unnusual words? (i've never known before, that words like "Lust" and "quasi" also exists in English [that are not the best examples for the language, but the one, i've still in mind :D])
Besides that, I like, how the author lets the universum speak, and how it explains some cultural differences. I think, she have experienced some of them on her own...

The point I would like to critizise most, is the "speed" of the whole story. Tasha and Daniel meet each other in the morning, and a few hours later they have their first kiss? I know, Tascha's time is marching on, but in my opinion, there were too much things for only one day.

Natasha and Daniel are characters with an interesting background and I liked the short storys of their family and life. But especially Daniel is drawn too poetical, he's a dreamer, but he is cute^^
Natasha is completely different from him, and I couldn't really identify with her.

Another point, I don't really like, is the changing of perspectives. Most chapters are just 1-2 sites long, thats to short in my opinion, sometimes I would have liked to read some more from one person. There are also some chapters of people out of the main story (they have something to do with it too, but more besides it) I would like to tear out of the book :D They sometimes really disturbed my reading "flow".

All in all, I really liked the plot pretty much, but the implementation is not mine. Too much chliches, too much fate.

>>"You're impossible," she says.
"It's possible," I say.<< (p. 123)

Veröffentlicht am 17.04.2017

Wo das Dunkel schläft..

Wo das Dunkel schläft
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Eine beängstigende Dunkelheit hat sich über die Ley-Linien gelegt und droht, den magischen Wald Cabeswater für immer zu zerstören. Für Blue und die Raven Boys beginnt damit ein Wettlauf gegen die Zeit ...

Eine beängstigende Dunkelheit hat sich über die Ley-Linien gelegt und droht, den magischen Wald Cabeswater für immer zu zerstören. Für Blue und die Raven Boys beginnt damit ein Wettlauf gegen die Zeit auf der Suche nach dem Grab des sagenumwobenen Königs Glendower. Denn wenn sie es nicht finden, wird Blues Kuss für Gansey tödlich sein. Und dieser Kuss wird für beide immer unausweichlicher ...
(Klappentext)

"Wo das Dunkel schläft" ist der 4. und letzte Teil der Raven Boys Saga von Maggie Stiefvater.
Wie schon bei den Vorgängern gefällt mir das Cover wahnsinnig gut, dieses ist mein absoluter Liebling. Generell waren die Cover für mich der auschlaggebene Punkt, die Reihe überhaupt zu beginnen bzw. fortzusetzen.

Die Story selber dagegen fand ich eher fad. Anfangs war die Geschichte rund um Glendower ja irgendwie noch interessant, das nahm dann aber stark ab, als sie immer weiter in den Hintergrund rückte. Es passiert nicht wirklich irgendetwas und "die Auflösung" empfinde ich auch als wenig gelungen. Da hätte man meiner Meinung einfach viel mehr draus machen können. Ich fand die Geschichte an vielen Stellen auch äußerst langatmig und kam teilweise nur schwer mit dem Buch voran.

Recht gern mochte ich allerdings die Charaktere. Sie allen haben ihre Ecken und Kanten und sind noch dazu mit magischen Fähigkeiten ausgestattet. Alle sind auf ihre Art einzigartig und keine plankpolierten "perfekten" Protagonisten, wie man sie so oft liest. Ganz besonders an Herz gewachsen ist mir Ronan mit seiner extrem harten Schale, unter der er viele Gefühle versteckt...
Auch wenn mir die Charaktere an sich gefielen, fand ich es doch schwer, mir Einzelheiten der verschiedenen Personen zu merken, dafür waren es dann wohl doch etwas zu viele. Generell blieb mir von der Story immer ziemlich wenig im Gedächtnis und sie konnte mich nicht wirklich mitreißen.
Es passiert einfach zu lange irgendwie nichts und dann wieder zu viel auf einmal.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass "Wo das Dunkel schläft" ein guter Abschluss einer Reihe, die mich im Großen und Ganzen leider nicht komplett von sich überzeugen konnte, ist. Maggie Stiefvaters Schreibstil ist sehr angenehm, die Story bleibt aber insgesamt eher auf der Strecke und konnte mich nicht mitreißen.

Veröffentlicht am 01.04.2017

Das Licht und die Geräusche...

Das Licht und die Geräusche
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Boris und Johanna sind beste Freunde und ihrer Meinung nach könnten die beiden auch ein Paar sein. Doch Boris hat eine Freundin in Portugal - Ana-Clara mit den ausdruckslosen Augen. Ana-Clara und Johanna ...

Boris und Johanna sind beste Freunde und ihrer Meinung nach könnten die beiden auch ein Paar sein. Doch Boris hat eine Freundin in Portugal - Ana-Clara mit den ausdruckslosen Augen. Ana-Clara und Johanna können nicht viel miteinander anfangen, bis Boris verschwindet und die beiden gemeinsam mit seinen Eltern in Island auf die Suche nach ihm gehen...

"Das Licht und die Geräusche" von Jan Schomburg ist ein Buch, welches ich mir wohl nie selber gekauft hätte, vermutlich hätte ich es im Regal nicht einmal wahrgenommen. Aber da ich es nun einmal geschenkt bekommen habe und es auch schön kurz war, entschied ich mich also dazu, es zu lesen. Und ich wurde wirklich positiv überrascht.

Der Hauptgrund, weshalb ich dieses Buch im Laden niemals in die Hand genommen hätte, ist das Cover. In meinen Augen ist es weder besonders ansprechend, noch irgendwie außergewöhnlich, sondern einfach nur braun in verschiedenen Nuancen mit einem unspektakulären Titel.
Ich gehe allerdings auch davon aus, dass ich, obwohl ich wohl ziemlich genauso alt wie die Protagonisten bin, überhaupt nicht zur Zielgruppe dieses Buches gehöre. Vermutlich SOLL mich das Cover also auch überhaupt nicht ansprechen.
Dennoch passen Cover & der Titel zumindest zum Inhalt und damit zum Buch im Allgemeinen.

Der zweite Punkt, weshalb ich das Buch nicht gekauft hätte, ist der Inhalt. Also ich weiß ja nicht, aber meiner Meinung nach klingt der Klappentext ziemlich langweilig und so furchtbar 'normal'. Unspektakuläre Szenen aus dem Leben gegriffen. Und irgendwie ist es das auch. Und doch auch eigentlich gar nicht.
Die Geschichte wird aus Johannas (btw: ich glaube, im gesamten Buch wird nur ein einziges Mal erwähnt, dass sie Johanna heißt, und das auf den letzten Seiten^^) Sicht erzählt. Sie ist ca. 16-17 Jahre alt und berichtet auch genau so. Kurze, prägnante Sätze und an vielen Stellen wird Umgangsprache verwenden. Außerdem gibt es immer wieder Rückblicke, die leider einfach so 'in den Raum geworfen' werden. Die Handlung bricht einfach an einer Stelle ab und es geht um ein völlig anderes Thema, mir hat teilweise dann doch irgendwie der Rote Faden gefehlt, denn dieser existiert in "Das Licht und die Geräusche" nicht wirklich...

Was mir äußert gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass immer wieder unvorhergesehene Dinge passieren, die eine gewisse 'Spannung' (es ist in dem Sinne nicht wirklich eine, eher in Richtung 'Faszination') aufrechterhalten.
Und das auf gerade einmal ca. 250 Seiten.

Dennoch viel es mir persönlich eher schwer, mich wirklich in die Geschichte hineinzufinden, dafür war sie dann wohl doch zu kurz. Mit keiner der Personen konnte und wollte ich mich wirklich identifizieren. Mir scheinen die Protagonisten irgendwie alle so sehr in ihre persönlichen Probleme verstrickt, dass man als Leser da gar nicht dazwischenfunken möchte...

Zusammengefasst ist "Das Licht und die Geräusche" ein seltsames und wirklich schwer einschätzbares Buch. Und ich gebe ehrlich zu: Auch nach dem Lesen hätte ich mir es noch immer nicht selbst gekauft. Dennoch hat es mich überrascht, so unscheinbar es wirkt, so viel tiefsinniger ist es. Und ich glaube, es ist ein Buch, welches man vielleicht ein zweites Mal lesen muss, um seine ganze Tiefe zu begreifen.
Ich weiß auch nicht, ob ich das Buch wirklich jemanden empfehlen würde, denn es ist in jedem Fall ein Buch, für das man selbst 'bereit' und offen sein muss....

Veröffentlicht am 18.03.2017

Ecosphere 2 - Leben hinter Glas

Die Terranauten
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Nichts rein, nichts raus. 4 Männer und 4 Frauen, 2 Jahre lang eingeschlossenen in einem autarken Ökosystem namens Ecosphere 2 (E2). Was als wissenschaftliche Sensation gedacht war, wir schnell überschattet ...

Nichts rein, nichts raus. 4 Männer und 4 Frauen, 2 Jahre lang eingeschlossenen in einem autarken Ökosystem namens Ecosphere 2 (E2). Was als wissenschaftliche Sensation gedacht war, wir schnell überschattet von Hunger, Neid und Fernsehteams, die jeden Schritt der Terranauten überwachen. Als Dawn dann auch noch schwanger wird, ist von der anfänglichen guten Gruppendynamik nicht mehr viel vorhanden...

T. C. Boyles neuer Roman "Die Terranauten" ist angelehnt an das Projekt "Biosphere 2", welches in den 90er Jahren wirklich in Arizona stattgefunden hat. Viele der im Buch genannten Probleme ähneln denen des realen Experiments, welches nach 2 Versuchen als gescheitert erklärt wurde.

Zu Beginn des Romans stellt Boyle den wissenschaftlichen Aspekt in den Vordergrund, weshalb bereits auf den ersten 100 Seiten einige Längen auftreten, in denen zum Beispiel die Wasserversorgung/-aufbereitung von E2 erklärt wird.

Im weiteren Verlauf verändert sich das Buch immer weiter in eine Art Charakterstudie, fast die gesamte Handlung rückt in den Hintergrund, wichtiger sind die 3 Protagonisten Dawn, Ramsey & Linda, aus deren Sicht die Geschichte abwechselnd erzählt wird. Während Dawn und Ramsey zu den Terranauten gehören und sich somit in E2 befinden, ist Linda draußen, sie wurde nicht für die Mission ausgewählt und ist dementsprechend sehr neidisch auf die Bewohner von E2, besonders auf Dawn, ihre (ehemals?) beste Freundin.

Alle 3 Personen sind auf ihre eigene Art unsympatisch, Linda ist unglaublich neidisch und hinterlistig, Dawn eitel und Ramsey ist einfach ein Arschloch. Alle 3 (und auch ihre Mitterranauten) sind unglaublich selbstsüchtig und denken nur an sich selbst. Was die anderen davon halten ist ihnen einfach völlig egal.

"Bis jetzt war ich machtlos, machtlos und zurückgestellt, bloß eine Fußnote in der Geschichte der Terranauten, aber jetzt habe ich etwas, auf dem ich aufbauen, aus dem ich vielleicht Kapital schlagen kann." (Linda Ryu, S. 163)

Die anderen handelnden Personen (und davon gibt es sehr viele! Die Mitteranauten, Mitarbeiter von Mission Control...) bleiben leider allesamt sehr blass und tauchen größtenteils eigentlich nur mit Namen und vielleicht noch Beruf auf. Zusätzlich dazu tragen viele Personen seltsame Spitznamen und mal werden sie mit dem einen, mal mit dem anderen Namen genannt (Dawn zB. heißt auch Eos bzw E.) und manche konnte ich bis zum Ende nicht wirklich zuordnen. (Wer ist denn bitte GM?) Das Ganze fand ich persönlich einfach ziemlich verwirrend.

Zu meiner allgemeinen Verwirrung trug übrigens auch T.C. Boyles - vielgelobter - Schreibstil bei. Ich persönlich empfand diesen an einigen Stellen mehr als holprig, verbunden mit vielen hypotaktischen Sätzen, die den Lesefluss nicht besser machen.

Alles in allem ist "Die Terranauten" ein faszinierendes Werk, das einen an vielen Stellen zum Nachdenken über den eigenen Charakter anregt. Besonders im Vordergrund befindet sich der psychologische Aspekt der Geschichte, der Leser sollte also auch Interesse daran mitbringen, sonst wird man vermutlich recht lange und müsehlig an dem Buch lesen. "Die Terranauten" ist also kein Buch für jedermann, bekommt aber trotzdem eine Lesemepfehlung von mir, denn mir hat es, trotz der Schwächen recht gut gefallen.

"In siebenundzwanzig kurzen Tagen werde ich in der größen Diätklinik der Welt leben, essen und atmen." (Linda Ryu, S. 542)