Ein Familienroman zwischen Mensch und Natur
Ich habe ein Buch gelesen, das mich mitnahm in ein mir unbekanntes Land, nach Mexiko, auf die Felder der wohlhabenden und herzensguten Familie Morales. Ich lernte das Familienoberhaupt Francisco kennen, ...
Ich habe ein Buch gelesen, das mich mitnahm in ein mir unbekanntes Land, nach Mexiko, auf die Felder der wohlhabenden und herzensguten Familie Morales. Ich lernte das Familienoberhaupt Francisco kennen, und seine Frau Beatriz. Außerdem ihre Töchter Consuelo und Carmen, und die beiden Großmütter, Nana Pola und Nana Reja. Nana Reja sitzt den lieben langen Tag auf ihrem Schaukelstuhl auf der Veranda und lässt das Leben an sich vorüberziehen. Doch eines Tages steht sie auf, denn sie wird gerufen, von einem kleinen Jungen namens Simonopio. Er liegt alleine und zurückgelassen im Wald, umgeben von einem Schwarm Bienen, der ihn zu beschützen scheint.
Die Familie Morales nimmt Simonopio sofort als Patenkind auf, obwohl sein Gesicht durch eine Fehlbildung am Mund vielen Angst macht. Ein Arbeiter auf der Farm sieht sogar den Teufel in ihm. In Wahrheit aber ist Simonopio ein Gesandter der Natur, die mit ihm und durch ihn spricht. Er macht es sich zur Lebensaufgabe, seine neue Familie mit dieser Gabe zu beschützen.
Und von da an begleitete ich die Familie durch eine Zeit, die mir bis dahin fremd war und die viel Leid mit sich brachte: Die spanische Grippe, Krieg, Revolution, Enteignungen und Reformen. Und daneben entspinnt sich das Leben einer Familie mit all seinen eigenen Dramen: Kinder werden geboren, geliebte Menschen sterben, es wird geheiratet, Geburtstag gefeiert und gestritten. Und die ganze Zeit ist es, als stünde ich daneben, als würde ich auch ein Gast ihres Hauses sein.
Denn Sofía Segovia beschreibt Simonopios Welt in einer Schönheit und Wortgewandtheit, die mich träumen und schweben ließ. Die Stadt erscheint plastisch, als könne man sie riechen und schmecken und ihre Bewohner sind behutsam ausgewählte und sorgsam ins Leben geschriebene Personen, die mir zu Freunden geworden sind. Ihre Geschichte ist mitreißend und dramatisch und ich bin heilfroh, dass Sofía Segovia sie mir erzählt hat.
Eine absolute Leseempfehlung für Freunde von historischen Geschichten, Familienromanen, Bienen und einem Hauch Magie.