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Veröffentlicht am 19.03.2017

Rachel und Grayson

Betört
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Die Autorin Robin Lyall, Tochter eines Briten und einer Deutschen,
verbrachte einen Großteil ihrer Jugend an der englischen Küste. Sie
studierte Psychologie und lebte eine Zeit lang im Ausland, bis sie ...

Die Autorin Robin Lyall, Tochter eines Briten und einer Deutschen,
verbrachte einen Großteil ihrer Jugend an der englischen Küste. Sie
studierte Psychologie und lebte eine Zeit lang im Ausland, bis sie sich
auf einem Hausboot in Norddeutschland niederließ. Dort wohnt sie
zurückgezogen mit ihrer Familie nebst Hund, Katze, Fröschen und Möwen
und widmet sich ganz ihren Leidenschaften: dem Schreiben und Malen.



Kurzbeschreibung



'Blaues Wasser, warme Luft, zärtliche Küsse im Meer. Rachel und Grayson verbringen erotisch prickelnde Tage in einem Ferienhaus in Griechenland. Hier würden sie am liebsten für immer bleiben, doch England und die Uni rufen. Nur zu gut, dass die beiden genau wissen, wie sie sich den Alltag versüßen können - doch zu Hause trifft Rachel auf einen unerwarteten Gast …'


Meine Meinung



Ich habe die anderen Bände nicht gelesen, das heißt, ich kannte die Reihe vorher noch nicht, aber man kommt als Leser gleich gut ins Geschehen hinein, woraus ich folgere, dass man 'Betört ' auch gut als stand alone lesen kann.?
Die Exposition ist sehr sinnlich. Erotisch, aber nicht ordinär, was ich sehr gut finde, ein wenig gewundert habe ich mich aber über die Stilbrüche. Es ist die Rede von "werbetauglichen Bauchmuskeln" und "sie war aber auch eine romantische Heulsuse." Und ich wunderte mich zunächst auch über den etwas hochtrabenden Namen des Protagonisten, "Grayson Wolf".Das Pärchen funktioniert nach dem Muster : Gegensätze ziehen sich an. Rachel McIntyre ist keck und impulsiv, Grayson ein grüblerischer Beau, der weiser zu sein scheint, als es sein Alter vermuten lässt. Rachel ist überglücklich, als sie einen Nebenjob in einer Autowerkstatt ergattert, doch leider ist nicht alles eitel Sonnenschein...

Das Buch ist nicht schwer zu lesen, jedoch habe ich auch etwas über die Stilbrüche gegrübelt, und die Rechtschreib - bzw . Flüchtigkeitsfehler wie "Jana" statt "Lana" etc. können in der 2. Auflage sicher behoben werden.

Es ist ein typischer Young Adult Roman, der mit einem Schuss Erotik gewürzt ist, daher ist die Leseempfehlung ab 16 Jahren gerechtfertigt; für jüngere Kinder (bzw Teenies) ist "Betört" nicht unbedingt geeignet.

Der Anfang des Romans gefiel mir sehr gut, im weiteren Verlauf blieb die Erzählung aber etwas hinter meinen Erwartungen zurück, um dann aber mit einem schönen Ende zu überzeugen. Alle Leser, die das YA - Genre lieben, dürften zu "Betört" greifen. Es kann aber sicherlich nicht schaden, die gesamte Trilogie zu lesen : 1.Berührt - 2.Begehrt - 3.Betört . Obwohl man den vorliegenden Band, wie gesagt , auch gut als stand alone lesen kann.
Rein optisch war mein Ersteindruck des Buches ein sehr guter: Die Klappbroschur macht das Taschenbuch hochwertig und strapazierfähig, das Bild auf dem Cover lässt auf eine erotische story schließen, ohne allzu "billig" zu wirken. Die Umschlaggestaltung hat definitiv ein grosses Lob verdient!



Fazit



Eine interessante story mit einem tollen Pärchen, die Erzählung ist recht unterhaltsam, auch wenn es mir ein wenig an Tiefgang mangelte. Wobei Tiefgang aber auch nicht ein Hauptmerkmal des YA - Genres ist

Daher vergebe ich für "Betört" von Robin Lyall 3,5 von 5 möglichen Sternen!

Veröffentlicht am 19.03.2017

Ira, Lew und Fido

Länger als sonst ist nicht für immer
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Umschlaggestaltung:


Das Cover ist richtig toll und lädt zum Lesen ein.


Zum Inhalt:

"Sommer 1976. In Ostberlin kommt der 9-jährige Lew in eine neue Familie, nachdem seine Eltern Republikflucht begingen. ...

Umschlaggestaltung:


Das Cover ist richtig toll und lädt zum Lesen ein.


Zum Inhalt:

"Sommer 1976. In Ostberlin kommt der 9-jährige Lew in eine neue Familie, nachdem seine Eltern Republikflucht begingen. In einer schwäbischen Kleinstadt wird ein Mädchen namens Ira geboren und muss lernen, dass es von der Mutter nicht geliebt wird und dem Vater nicht zu nahe kommen darf. In einem Dorf in Jugoslawien begibt sich der 4-jährige Fido mit seinem Großvater auf die Reise nach Deutschland und wird nie mehr in die Heimat zurückkehren. Lew, Ira und Fido - zu unterschiedlichen Zeiten begegnen sie einander, lieben und verlieren sich wieder, können nicht finden, wonach sie sich sehnen: einen Ort, an dem sie zu Hause sind. Erst als fast 30 Jahre nach jenem Sommer Iras Vater im Sterben liegt und Lew überraschend eine Nachricht aus Indien erhält, öffnet sich ein Weg in die Vergangenheit, der ein Ankommen 'für immer' noch möglich macht."


[ kleine Anmerkung: Ich denke, "Republikflucht" müsste man in Anführungszeichen setzen, da es kein wertfreier Begriff ist. ]


Mein Leseeindruck:

Besonders gut gefiel mir die Einbindung großer Themen der deutschen Zeitgeschichte. "Zwanzig Jahre vergingen, und die Zeiten änderten
sich, brachten Arbeitslosigkeit in die Städte und Anwerber in die Dörfer." Viele Menschen wissen heute nicht, dass es in den 60ern Anwerbeagenturen -und Anwerber gab, die die "Gastarbeiter" holten. Dass diese nicht aus purer Langeweile kamen,sondern dass es durchaus auch ein Interesse der dt Witschaft und auch der südl.Länder (Devisen etc) gab.
Pia Ziefles Roman ist nicht nur lesenswert, sondern in gewisser Weise auch lehrreich. Die Arbeitsmigration in die BRD, das Unrechtsregime in der DDR, die Irrwege der 68'er Bewegung ( -In den 60/70er Jahren gab es in den westl. Gesellschaften viele Experimente, die traditionelle Familie wurde als 'altmodisch' diffamiert. Kinderladen, Kommunen... ) dies sind die 'Eckdaten' des Buches.
Fidos und Lews Lebensgeschichten fand ich sehr interessant. Die Figur Evi hat keine Vorurteile und nimmt Opa Tadija und dessen Enkel Fido, ein Gastarbeiterkind auf; eine "einfache" Frau mit großen Herzen, die etwas einsam ist und nicht uneigennützig handelt.
Schön, dass alle diakritischen Zeichen im Text richtig gesetzt wurden. Tadija hatte Heimweh nach den Feldern seiner Heimat, des Kombinats, in dem er tätig war. Milena schämte sich evtl. für ihre Herkunft, wollte eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigng, was wohl am leichtesten qua Heirat ging . Es war ihr Status an den Arbeitsplatz gekoppelt, wurde nur jährlich verlängert, wenn überhaupt, im Rahmen der Ölkrise gab es auch sog. "Rückkehrprämien".


Nicht so gut gefallen hat mir, dass im Text damit gearbeitet wurde, Dinge, die zwischen den Zeilen stehen, die der aufmerksame Leser eh "erliest", explizit zu benennen, etwa Evis Eifersucht und ein wenig Eigennutz in Sachen Fido. Man darf dem Leser auch ein wenig "nicht Mundgerechtes" zumuten, imho...
Lews Geschichte ist stark und wird sich im Verlauf der story als stärkster und bester (am besten ausgearbeitete) Strang entpuppen.

Zeitsprung:

Iras Vater Cornelius liegt im Sterben. Ihr böhmischer Opa scheint ein autoritärer Despot gewesen zu sein, Fido der beste Kinderfreund. Iras Mutter Jutta & Cornelius sind 68er, ausländerfeindliche Möchtegernlinksintellektuelle, Jutta ist eine verblendete, egozentrische Kinderschlägerin, Cornelius devot. Ira entwickelt eine Zwangsstörung, findet Trost und Wärme bei Tadija, Fido , Evi. Es entsteht eine Ersatzfamilie.

Lews Geschichte ist weiterhin stark, die Eltern sind nur scheinbar in den Westen geflohen, die Kinder bleiben zurück und sollen vom Staat auf Linie gebracht werden, werden Pioniere.

Iras Vater schien pädophile Neigungen zu haben und nutzte die emotionale Bedürftigkeit seiner Tochter aus... ich musste an die kruden, bekloppten Thesen Cohn-Bendits denken. Später tat er sich auch noch leid und beklagte man habe ihn "hart behandelt".
Hier gibt es wohl eine Kritik im Text an den 68ern, die Vielen als unfehlbar galten und gelten, was ich an sich gut finde, nur habe ich das bei Jasmin Ramadan und Michel Houellebecq pointierter und treffender gelesen. In "Kapitalismus und Hautkrankheiten" ist ein Vater altlinker Professor und pädophil, in "Elementarteilchen" Bruno und Michel Produkte völlig egozentrischer Eltern (Mutter auf Selbstfindungstrip und sexuell exhibitionistisch den Kindern ggüber).

Der Ira - Strang ist mir zu 'dick aufgetragen', beide Eltern wirken fast wie Karikaturen, da hätte dramaturgisch Jutta schon gereicht...
Das mit der Freien Schule lässt an die Odenwaldschule denken...

Der Lew - Strang gefiel mir weiterhin am besten. Lew und Ira hatten mal was miteinander...
Lew und Manuel kamen zu Parteibonzen, Lew sollte zum Schwimmstar werden, Lew suchte seinen Vater in Indien...

Cornelius' Todeskampf, Styx, Mythologie, Erinnerungen, abstossend seine Erinnerungen.
Fido ist rastlos, ein Suchender. Schade, dass die Figur so flach bleibt; Fido mit den 'schwarzen Locken', 'blauen Augen', Iras große Liebe. Weiterhin finde ich den Lew -Strang am Besten, die neuen Eltern sind voll auf Linie, der Chauffeur indes jemand, in dem Lew einen Freund findet.

Im Verlauf der Geschichte hätte ich mir eine detailliertere Figurenzeichnung gewünscht, mehr Tiefgang. Ich denke, dass die Form das Problem ist, denn das Buch ist relativ kurz, die Konflikte zu schnell aufgelöst und die 3 Handlungsstränge m.E. zu wenig kryptisch, ich hätte mir mehr Wendungen gewünscht, an sich wäre jeder Strang auch ein eigenes Buch wert.

Mir gefiel die Lew - story am besten. Er ist Johns Vater & kann sich durch die Aufarbeitung seiner Vergangenheit seiner Rolle dann doch stellen.
Dass Ira Fido belogen hat, fand ich nicht so toll, und wieso Fido nie mehr nach Serbien fuhr, konnte ich nicht nachvollziehen. Toll, dass er aber nach Norddeutschland wollte.
Die Figuren, ausser Lew,blieben mir insgesamt zu blass, die Komposition zu vordergründig und zu wenig kryptisch; andererseits auch sicher gut für manche Leser, von der Autorin so an die Hand genommen zu werden. Sprachlich und stilistisch fand ich es solide. Das offene Ende passte gut, aber mir war die story zu konzise, ich hätte mir mehr Entfaltung gewünscht, denn ich habe das Gefühl, dass die Autorin ihr Potential nicht zu 100 Prozent ausgeschöpft hat. Toll fand ich aber das code - switching und die schwäbischen Einsprengsel.

Der Roman ist gekennzeichnet durch Zeitsprünge, stream of consciousness und eine nicht lineare Erzählweise, was ich per se klasse finde.

"Länger als sonst ist nicht für immer" fand ich vom Aufbau her aber leider etwas unausgewogen, da es eigentlich um drei Lebensgeschichten gehen sollte; die drei Erzählstränge sind für mein Empfinden jedoch unterschiedlich gut ausgearbeitet, sodaß mir der Roman nicht ganz 'rund' erschien.



Fazit:



"Länger als sonst ist nicht für immer" blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück.

Pia Ziefles Erstling "Suna" steht aber schon auf meiner Wunschliste!

Veröffentlicht am 19.03.2017

Vampire in den Goldenen Zwanzigern

Moonshine - Stadt der Dunkelheit
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Johnsons Roman wirkt manchmal wie ein Exzerpt zum Seminarthema " Die Goldenen Zwanziger". Alles wird angeschnitten: Prohibition, die Frauenbewegung, die Bürgerbewegung, Jazz, Einwanderer, Armut.
Jedoch ...

Johnsons Roman wirkt manchmal wie ein Exzerpt zum Seminarthema " Die Goldenen Zwanziger". Alles wird angeschnitten: Prohibition, die Frauenbewegung, die Bürgerbewegung, Jazz, Einwanderer, Armut.
Jedoch wird ersichtlich, dass sich die Autorin wirklich Gedanken gemacht hat & versucht hat, ein Buch zu verfassen, welches nicht seicht und klischeebelanden ist. Die Idee, die "Roaring (!) Twenties" als Hintergrund zu wählen, ist wirklich kreativ. Auch die Figuren sind an sich erfrischend - da ist Zephyr, eine Provinzpomeranze, die in NY als Vampirrechtlerin arbeitet, obschon ihr "Daddy" (der Ausdruck nervte, konnte man ihn nicht übersetzen?) Vampirjäger ist. Die getöteten Vampire zerplatzen, dies fand ich unstimmig.
Es gibt auch Amir, einen Dschinn, und an sich wären alle Zutaten für einen originellen Roman da. Ausserdem gibt es den bösen Vampirboss Rinaldo ( AL Capone, hallo!). Aber der Roman las sich irgendwie sehr zäh. Johnson neigt zu Satzungetümen und "packt" sehr viele Infos in wenig Raum. Mit Zephyr wurde ich nicht warm. Trotzdem gebe ich Sterne für Johnsons Originalität.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Ungenutztes Potential

Nachts kommt die Angst
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Mit einem Wort: ausbaufähig.

Optik: Die optische Aufmachung ist klasse. Die Farbgebung, der Schriftzug. Das Cover ist richtig gruselig.

Verlagsinfo:
"Das Haus des Schreckens In einem kleinen Dorf in ...

Mit einem Wort: ausbaufähig.

Optik: Die optische Aufmachung ist klasse. Die Farbgebung, der Schriftzug. Das Cover ist richtig gruselig.

Verlagsinfo:
"Das Haus des Schreckens In einem kleinen Dorf in der Uckermark hofft die Malerin Alexandra wieder zur Ruhe zu kommen. Doch das Haus, das sie gemietet hat, gilt bei den Dorfbewohnern als Spukhaus. Alexandra meint, Schritte auf dem Dachboden zu hören – dann erfährt sie, dass ihre Vormieterin spurlos verschwunden ist und unlängst fünf Frauen in der Gegend getötet worden sind. Sie freundet sich mit Harris, dem Dorfpolizisten, an, der sie offensichtlich verfolgt. Ob er sich in sie verliebt hat oder sie einfach nur beschützen will, findet Alexandra nicht heraus. Als Theresia, die schöne Kellnerin aus der Dorfkneipe, tot aufgefunden wird, glaubt Alexandra, die Atmosphäre in ihrem Haus kaum noch ertragen zu können. Sie bekommt Warnungen, ihre Sachen zu packen. Will sie jemand in den Wahnsinn treiben? Aber warum? Ein packender Psychothriller voller überraschender Wendungen."

Meine Meinung:

Das Buch hält leider nicht, was die Verlagsinfo verspricht.

An und für sich ist der Roman gar nicht mal so schlecht, man kann ihn flott lesen. Der Anfang ist vielversprechend und spannend. Die Figuren durchlaufen im Verlauf der Geschichte aber leider keine Entwicklung und bleiben eher "Typen" . Ich hätte mir eine tiefergehende Charakterisierung gewünscht. Was den Spannungsverlauf anbelangt, so beginnt die Geschichte sehr spannend. Im Mittelteil flacht sie dann ab, um gegen Ende nochmals mächtig anzuziehen. Manches erschien mir während der Lektüre nicht nachvollziehbar, und ein paar Handlungsfäden wurden am Ende nicht zusammengeführt. Einiges erscheint viel zu konstruiert zu sein.
Die Auflösung überrascht einigermassen, obwohl es in der story Hinweise gab. Gleichwohl war mir die Auflösung aber auch ein wenig zu simpel. Eine buchstäblich kranke Person & Persönlichkeit, deus ex machina ?
Viele Ideen an sich sind nicht schlecht, aber es wird auch Potential verschenkt.

Dass ich viele Handlungselemente als unlogisch empfand, mag vielleicht auch daran liegen, dass die story nicht aus der Ich - Perspektive erzählt wurde. Denn die schliessliche Auflösung wäre mit einem "unreliable narrator" oder dem Stilmittel des unzuverlässigen Erzählens vielleicht viel stimmiger erschienen. Gute Ansätze sind aber auf jeden Fall da. Es hapert aber ein wenig an der Umsetzung.
Die Suspenseelemente sind merkwürdigerweise nicht so richtig bei mir angekommen, die Spannung lässt vor allem in der Mitte zu wünschen übrig.

Von einem Thriller erwarte ich in dieser Hinsicht mehr, dies ist aber nur meine persönliche Meinung.
Manche Elemente erschienen mir auch im Gesamtkontext unlogisch, was aber auch - wie erwähnt - daran liegen mag, dass nicht die Ich-Perspektive zum Erzählen gewählt wurde.

Fazit: Nicht schlecht, aber ausbaufähig.

Da ist noch Luft nach oben! Viele gute Ansätze wurden leider nicht vertieft, viel Potential wurde leider verschenkt.
Der Roman hat jedoch ein interessantes setting zu bieten - die ostdeutsche "Provinz", und man kann ihn sehr flott lesen. Obwohl die Spannung teils nachlässt, gibt es keine grossen Längen in der Erzählung.
Die optische Gestaltung macht das Buch zum Hingucker im Regal.

Veröffentlicht am 18.03.2017

Ziemlich bester Kitsch

Ein ganzes halbes Jahr
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Das Positive zuerst: Den Roman hatte ich in weniger als 1 Woche ausgelesen, man kann ihn flugs 'runterlesen.

Die Optik des Buches ist auch OK.

ABER: Jojo Moyes Roman konnte mich leider nicht begeistern. ...


Das Positive zuerst: Den Roman hatte ich in weniger als 1 Woche ausgelesen, man kann ihn flugs 'runterlesen.

Die Optik des Buches ist auch OK.

ABER: Jojo Moyes Roman konnte mich leider nicht begeistern. Meines Erachtens ist ihr Roman sehr stark vom frz. Filmhit "Intouchables" inspiriert.

Ich habe das Buch gelesen und den Film gesehen. Wie Driss/Abdel ist Lou aus sozial schwachen Verhältnissen, wie Phillippe Pozzo di Borgho ist Will ein Upper -Class -Sprössling, der bereits in jungen Jahren Karriere gemacht hat, eine Firma leitet, wie Phillippe ist Will sportbegeistert, kultiviert, er ist garstig zu Lou wie Phillippe es zu Driss ist... das müssten schon sehr viele Zufälle sein . Es ist das Gleiche in grün, imho. Natürlich entwickelt sich das Ganze dann anders, aber erst im letzten Drittel des Buches. Aber das "Grundgerüst" ist mehr als ähnlich - mangelnde Originalitaet. Wirklich innovativ wäre es gewesen,mal einen Roman über einen nicht so reichen Tetraplegiker zu schreiben, der sich vllt noch mit der Finanzierung, Pflegedienst, Pflegestufe herumschlagen muss, zusätzlich zu den gesundheitlichen Problemen.
Auch finde ich es von der Autorin stilistisch unelegant, explizit auf "Pygmalion" bzw "My Fair Lady" zu verweisen; es ist sowieso ersichtlich und in diesem Sinne fast ein Pleonasmus.

Die Figuren sind auch nicht gut ausgearbeitet - Lous Familie ist das wandelnde working-class-Klischee (nebst ungewollter Schwangerschaft Katrinas), Wills Familie ein upper class -Klischee.

Auch fand ich Lous Entwicklung nicht glaubhaft. Sie verhält sich unverantwortlich, als sie einmal 2 Tage lang nicht den Kathether wechselt. Überhaupt dieser Strang - Will erklärt der Frau die Welt und sie wird durch ihn ein anderer Mensch...ihr Missbrauch ist nach ein paar weisen Worten Wills sogleich verarbeitet... das ist alles so flach.

Lou zieht sich nicht flippig an, weil sie es mag, sondern um das Interesse von Männern nicht zu erregen und weil sie denkt, etwas Farbe in ihr Kleinstadtleben zu bringen. Ihr Freund ist ein tumber Sportler (hint: Gegenentwurf).

Als dann endlich die angekündigte Liebesgeschichte beginnt, ist es schlimmster Kitsch. Sorry. Man fliegt nach Mauritius und überhaupt ist alles ein Traum in weiss und blau.
Ich dachte - was soll das sein, "Salz auf unserer Haut" ?
Aber es kommt, wie es kommen muss.... und Lou wird zur Kunststudentin, die mit Stipendium (natürlich) und Erbschaft in Paris sitzt.

Es hat mich sehr verwundert und auch gestört, dass die Autorin so sehr in Richtung pro Sterbehilfe argumentiert, als wolle sie ein Tabu brechen, das keines mehr ist. Immer wieder beschwört sie die Ausweglosigkeit von Wills Situation, alle Probleme.

Mir war das zu einseitig und vieles fand ich sehr oberflächlich dargestellt.

Fazit: Don't believe the hype. Mich konnte der Roman leider nicht überzeugen.