Paradiessucher
ParadiessucherDie 17-jährige Lenka lebt mit ihrer Mutter, die in einem Friseursalon arbeitet, in einer tschechischen Kleinstadt. In den achtziger Jahren erscheint der Sozialismus unendlich trist. Man soll sich unterordnen, ...
Die 17-jährige Lenka lebt mit ihrer Mutter, die in einem Friseursalon arbeitet, in einer tschechischen Kleinstadt. In den achtziger Jahren erscheint der Sozialismus unendlich trist. Man soll sich unterordnen, gehorchen, nicht aus der Reihe tanzen. Nicht mal richtiges Klopapier gibt es. Ein Konsumparadies ist das Land wahrlich nicht. Die Schule und die konventionellen Fächer langweilen Lenka, und so gibt sie sich keine Mühe. Sie möchte Schauspielerin werden. Nachdem sie zum wiederholten Male nicht an der Schauspielschule angenommen wird, argwöhnt sie : Könnte es sein, dass es nicht an ihrem mangelnden Talent liegt, sondern an fehlenden Beziehungen ? Die Familie ist schliesslich nicht auf Parteilinie. Der Alltag ist dröge, Abwechslung bieten da die Freundin Drobina und der Freund Pavel, der Lenka zwar liebt, aber auf ihre Bedürfnisse nicht unbedingt Rücksicht nimmt.
Früh heiraten, Kinder kriegen, das möchte Lenka nicht.
Eines Tages kommt ein Brief - und ein Urlaub in der BRD wird zum Sprungbrett ins Westparadies. Keine leichte Entscheidung! Doch das neue Leben im Westen ist hart, Lenka und ihre Mutter werden teils diskriminiert und müssen ganz von vorne anfangen. Selbst ein Schulbesuch will erkämpft sein. Und Lenka erkennt, dass Konsumgüter allein nicht glücklich machen.
Doch Lenka boxt sich durch...
Sprachlich und stilistisch sieht der Leser alles mit den Augen des Teenagers. Flapsig, frech, ungestüm und unmittelbar nimmt er teil an den Gedanken und Erfahrungen des Mädchens. Die Ich-Perspektive verstärkt dies stilistisch noch. Der Roman liest sich flott und flüssig, nur hätte ich mir manchmal ein wenig mehr Tiefgang gewünscht, was aber mittels der gewählten Erzählperspektive evtuell schwierig zu realisieren ist.
Als Jugendbuch funktioniert der Roman aber vorzüglich und eröffnet dem Leser neue Perspektiven und Einblicke.
Was heisst es, "fremd" zu sein, und ist es nicht jedem Menschen selbst überlassen, seine Identität zu definieren ?
Der Roman ist empfehlenswert für alle, die ihren Lesehorizont erweitern möchten.