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Veröffentlicht am 24.03.2021

Ein Highlight

Der große Sommer
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Ein Mann läuft über den Friedhof einer Kleinstadt und sucht eine bestimmte Grabstätte. Dabei schweifen seine Gedanken in die Vergangenheit, in den Sommer, der für ihn als 16jährigem Schüler ein prägender ...

Ein Mann läuft über den Friedhof einer Kleinstadt und sucht eine bestimmte Grabstätte. Dabei schweifen seine Gedanken in die Vergangenheit, in den Sommer, der für ihn als 16jährigem Schüler ein prägender war.

Friedrich hat Schulprobleme, um noch einmal versetzt zu werden, sind Nachprüfungen in Latein und Mathe fällig. Statt Sommerferien verdonnert ihn seine resolute Mutter zu einem Aufenthalt bei seinem Großvater, einem strengen und unnahbaren Mediziner.

Trotz aller Vorbehalte empfindet Friedrich den Aufenthalt als prägend. Das liegt sicher auch an der liebevollen Großmutter Nana, die Friedrich von ihrer außergewöhnlichen Liebesgeschichte erzählt und auch an Beate, seiner ersten Liebe, die kurz vor den Ferien im Stadtbad kennengelernt hat. Es liegt aber auch am Großvater, der ihn wie einen Erwachsenen behandelt, nichts fordert, aber Möglichkeiten aufzeigt. Besonders als sein Freund Johannes in eine schlimme Krise gerät.

Ewald Arenz erzählt wunderschön, es ist das zweite Buch, das ich von ihm lese und wieder kann ich von der ersten Seite an in seine Geschichte eintauchen. Er beschreibt die Schmerzen und Freuden des Erwachsenwerdens sensibel und voller Verständnis. Seine Figuren werden lebendig und bleiben im Gedächtnis. Ich glaube, das gelingt nur, wenn ein Autor seinen Protagonisten nahe ist und dies dem Leser vermitteln kann. Man leidet mit ihnen, freut sich mit ihnen und streift mit ihnen durch die Treffpunkte ihres Sommers, ob es das nächtliche Eindringen ins Schwimmbad oder die Treffen in einer alten Bauruine sind.

Wenn dieser Sommer zu Ende geht, geht auch Friedrichs Kindheit zu Ende und mit dem Rückblick schließt sich der Kreis.

Ich sage das nicht oft, aber dieses Buch hat mich richtig beglückt.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Kann ein Roboter morden?

Inspektor Takeda und die stille Schuld
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Bei einem Brand in einer Seniorenresidenz sterben acht Bewohner. Die Brandermittlung ergibt sehr schnell den Hinweis auf ein Verbrechen und so kommen die Kommissare Claudia Harms und Ken Takeda ins Spiel. ...

Bei einem Brand in einer Seniorenresidenz sterben acht Bewohner. Die Brandermittlung ergibt sehr schnell den Hinweis auf ein Verbrechen und so kommen die Kommissare Claudia Harms und Ken Takeda ins Spiel. Takeda ist ein japanischer Beamter und im Rahmen eines Austauschprogramms zwei Jahre in Hamburg. Mit Kollegin Harms verbindet ihn ein kompliziertes, bis ins Private reichendes Verhältnis.

Kurz danach erschüttert ein weiterer Brandanschlag die Öffentlichkeit. Diesmal wird ein pflegebedürftiges älteres Ehepaar getötet. In beiden Fällen finden Claudia und Ken eine Gemeinsamkeit. Es war ein Pflegeroboter im Einsatz. Diese Roboter werden von einer Hamburger Firma in Zusammenarbeit mit einem japanischen Konzern entwickelt und erprobt. Lisa, so der sympathische Name der Maschine, soll den älteren Patienten bei Handreichungen Hilfestellung geben. Aber sowohl der ambulante Pflegedienst, wie auch die PflegerInnen der Seniorenresidenz stehen dem Einsatz mehr als skeptisch gegenüber. Lisa scheint wesentlich mehr zu können, als bekannt und die Mitarbeiter fühlen sich – zu Recht – von Lisa überwacht.

Dr. Nakamura, leitender Wissenschaftler bei der Entwicklung, hinterlässt bei Befragungen auch einen zwiespältigen Eindruck bei Ken und Claudia.

Der fünfte Band der Inspektor Takeda Serie von Henrik Siebold ist nicht nur ein sehr spannender Krimi sondern packt auch ein gesellschaftlich heißes Eisen an. Die Pflege, ob ambulant im eigenen Heim oder in einer Pflegeeinrichtung, leidet unter ständiger Personalnot. Kann eine Maschine, wie der Pflegeroboter da Abhilfe schaffen? Ist es ethisch vertretbar, einen Teil der menschlichen Kontakte einer auf Zuwendung programmierten Maschine zu überlassen? Und wo ist die Grenze der Einsatzmöglichkeiten einer KI? Genauso wichtig ist auch die Frage, wer die Programmierung überwacht?

Waren die Opfer nur zufällig ausgewählt oder gibt es über den Pflegeroboter hinaus noch Gemeinsamkeiten bei den Opfern? Der Plot hält mit diesen Fragen den Spannungsbogen durchgehend sehr hoch und bis zum Schluss rätselte ich über Motiv und Täter. Daneben finde ich bei den Krimis von Siebold die Auseinandersetzung zwischen der deutschen und japanischen Kultur besonders interessant. Mit Claudia und Ken treffen nicht nur zwei völlig unterschiedliche Charaktere aufeinander, ihre persönliche Beziehung wird durch die kulturellen Unterschiede noch herausfordernder.

Wie der Autor aktuelle gesellschaftliche Themen mit einer wendungsreichen und fesselnden Krimihandlung verbindet, ist beeindruckend. Mir hat dieses Buch wieder ausnehmend gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Küsten-Krimi

Fischland-Lügen
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Wenn auf Fischland skrupellose Immobilienhaie ihre Fuß fassen wollen, regt sich der Widerstand. So auch als Falk Clasen ein exklusives Golfresort plant. Überhaupt scheinen Clasens Geschäfte mehr als dubios ...

Wenn auf Fischland skrupellose Immobilienhaie ihre Fuß fassen wollen, regt sich der Widerstand. So auch als Falk Clasen ein exklusives Golfresort plant. Überhaupt scheinen Clasens Geschäfte mehr als dubios und er geriet schon ins Visier der Behörden. Als dann auch noch der Sicherheitschef unter merkwürdigen Umständen verschwindet, sieht Kay Dietrich, Ex-Polizist und nun als freiberuflicher Ermittler tätig, seine Chance, sich dort einschleusen zu lassen. Kassandra Voß, Pensioninhaberin und schon mehrfach in Polizeiermittlungen verstrickt, ist natürlich mit von der Partie.

Fischland und die Krimis von Corinna Kastner gehören zusammen. Die Fischland-Serie begleitet Kassandra, ihren Onkel Heinz und Lebensgefährten Paul bei ihren detektivischen Aktionen. Früher gehörte auch Kay Dietrich fest dazu, aber bei einem ihrer letzten Fälle entzweiten sich die Freunde. Nun scheint sich die Chance zu bieten, die Freundschaft wieder zu kitten.

Wieder ein sehr spannender Fall, den die Autorin sehr gelungen mit persönlichen Verwicklungen verquickt. Dabei spielt natürlich auch das Fischland, ganz besonders Wustrow, eine große Rolle. Die Landschaftsbeschreibungen finde ich dabei wieder ausgesprochen gelungen. Tatsächlich hat mIch die Reihe schon einmal zu einem Fischland –Besuch inspiriert. In diesen reisearmen Zeiten kann man sehr gut damit ein wenig Fernweh stillen. Ich mag diese stimmungsvollen Küsten-Krimis sehr gerne lesen und besonders gefällt mir, wie in den Krimi auch eine kleine Liebesgeschichte eingewoben wird. Zwischen Kay, Kassandra und Paul herrschte schon in den vergangenen Bänden eine gewisse Spannung und so war ich sehr gespannt, wie sich das Verhältnis der drei weiterentwickelt.

Man kann diese immer in sich geschlossenen Bände auch einzeln lesen, auch ich habe sie erst späte entdeckt und nicht alle und auch nicht in Reihenfolge gelesen und hatte nie Verständnisprobleme.

Die lebendige Erzählweise der Autorin überzeugt mich immer wieder und bei wie Fotografien steht mir das Bild der beschriebenen Orte vor Augen. Vielleicht liegt es auch am besonderen Blick von Corinna Kastner, die auch eine sehr gute Fotografin ist. Auch die stimmungsvollen Cover-Fotos stammen von ihr.

Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Krimis aus der Feder der Autorin.

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Sticken kann tödlich sein

Der Club der toten Sticker
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Was wäre Schwäbisch Hall ohne Siegfried Seifferheld? Ein nach einer Schussverletzung früh pensioniertem Kriminalkommissar, der es mit seinem anfangs belachten Hobby Sticken inzwischen zu einigem Ansehen ...

Was wäre Schwäbisch Hall ohne Siegfried Seifferheld? Ein nach einer Schussverletzung früh pensioniertem Kriminalkommissar, der es mit seinem anfangs belachten Hobby Sticken inzwischen zu einigem Ansehen gebracht hat, aber das Ermitteln einfach nicht lassen kann.

Doch dieses Mal sieht es gar nicht gut für ihn aus. Er selbst gerät in Mordverdacht, nachdem die Mitglieder eines Männerstickclubs einer nach dem anderen umgebracht werden und immer eine seiner Visitenkarten am Tatort gefunden wird. Also muss er in eigener Sache aktiv werden.

Schwäbisch Hall ist nur auf den ersten Blick ein gemütliches Hohenloher Städtchen. Das liegt an der Fantasie der Autorin Tatjana Kruse, die sich immer wieder sehr gelungene Plots um meinen heimlichen Helden Siggi ausdenkt. Inzwischen fühle ich mich Siggis turbulenter, frauendominanter Familie schon heimisch, auch wenn in diesem Fall Siggi nur mit Hovawart Onis an der Front kämpft. Gattin Marianne ist in Erbschaftsangelegen abwesend und Schwester Irmi ist mit Ehegatten Pastor Helmerich in Urlaub. Aber wer weiß, wozu es gut ist, denn mit attraktiven Gunda, die unbedingt Siggis Biografie schreiben möchte, müsste sich er sich sonst noch den Eifersuchtsattacken Mariannes erwehren.

Die Tätersuche gestaltet sich temporeich und spannend, denn wenn der stadtbekannte Siggi auf der Fahndungsliste steht, muss er sich einiges einfallen lassen um unerkannt auf Mörderjagd zu gehen.

Tatjana Kruse hat ihre LeserInnen gut im Griff, da jagen sich urkomische Ereignisse und die Gag-Dichte ist hoch und immer bestens getimt. Und selbst die lädierte Hüfte hindert Siggi nicht, sich in filmreife Verfolgungen und Actionszenen zu werfen. Man fürchtet um seine Gesundheit, aber er hat eben immer noch ein Ass im Ärmel. Die Spannung ist dem Humor ebenbürtig und die Autorin hat ganz offensichtlich selbst viel Freude mit ihren liebenswert-skurrilen Figuren.

Ein rundum gelungener Krimi mit jeder Menge Spaß und Action.

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Veröffentlicht am 18.03.2021

Im "Herbstglück" wird gemordet

Schach mit toter Dame
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Lotte Minck hat mit Loretta Luchs eine Figur geschaffen, die schon seit vielen Bänden ihre immer größer werdende Fan-Gemeinde unterhält.

Loretta arbeitet eigentlich in einem Call-Center, doch unbestritten ...

Lotte Minck hat mit Loretta Luchs eine Figur geschaffen, die schon seit vielen Bänden ihre immer größer werdende Fan-Gemeinde unterhält.

Loretta arbeitet eigentlich in einem Call-Center, doch unbestritten ist ihr Talent in Mordfällen zu ermitteln, man könnte auch sagen, ihr fallen mitunter die Leichen vor die Füße. Ihre Neugierde, gepaart mit Beobachtungsgabe und Ideenreichtum lassen sie oft einen Schritt vor Kommissarin Küppers sein, was das Verhältnis nicht einfach macht. Außerdem hat Loretta einen bunten Freundeskreis, der immer bereit ist, sie in ihren Ermittlungen tatkräftig zu unterstützen.

Als zwei befreundete alte Damen Loretta bitten, einem Todesfall in ihrer luxuriösen Seniorenresidenz zu untersuchen, ist sofort dabei. Es passt ganz ausgezeichnet, dass sich die Küchenhilfe krankgemeldet hat, so kann Loretta als Aushilfe anheuern. Ihre Spezialität ist ja das Ermitteln undercover und prompt stolpert Loretta über ein weiteres Mordopfer.

Die Krimikomödien von Lotte Minck sind eine wunderbare Mischung aus Slapstick-Humor, spannenden Ermittlungen und liebenswert, skurrilen Figuren. Egal ob man Fan ist und keinen Band auslässt oder Neueinsteiger, der Spaß am Krimi ist garantiert. Dazu gibt es immer wieder einige Kostproben vom Ruhrpott-Slang und Mentalität. Dafür ist meist der Sidekick Frank zuständig, der immer ein kleines Glanzstück abliefert. Daran merkt man auch, wie liebevoll sich die Autorin ihre Figuren ausdenkt und weiterentwickelt, damit schafft sie für mich den ganz eigenen „Loretta-Kosmos“, der den Charme ihrer Krimis ausmacht.

Ein ganz besonderes Augenmerk sollte man auf die Cover Gestaltung richten. Ommo Wille ist der Künstler, der den Umschlägen ihr unverwechselbares Aussehen gibt. Liebevoll gezeichnete Szenen mit kleinen, manchmal versteckten Details, die genau zum Fall passen.

Wieder perfekt gelungen mit dem kleinen Wermutstropfen: ich habe es immer viel zu schnell durchgelesen.

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