Spannung mit Niveau, Gesellschaftskritik und Kulturvergleich
Inspektor Takeda und die stille SchuldOhne die Vorgängerbände zu kennen, bin ich problemlos in den fünften Band neu eingestiegen und kam mit den Protagonisten und der Handlung problemlos zurecht. Der Schreibstil ist flüssig, durch die kurzen ...
Ohne die Vorgängerbände zu kennen, bin ich problemlos in den fünften Band neu eingestiegen und kam mit den Protagonisten und der Handlung problemlos zurecht. Der Schreibstil ist flüssig, durch die kurzen Kapitel sowie den häufigen Ortswechsel ist der Handlungsablauf abwechslungsreich und spannend aufgebaut.
Der Krimi ist – abgesehen davon, dass er von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen spannend und interessant ist - aus mehrerer Hinsicht bemerkenswert und beeindruckend:
Die Grundthematik, in der sich die Krimihandlung bewegt, nämlich der Einsatz von Pflegerobotern ist nicht nur ob des allseits bestehenden Pflegekräftemangels und der Überalterung der Gesellschaft hochaktuell, das Thema bewegt doch fast jeden; entweder weil man Eltern oder Großeltern in dieser Situation hat oder sich selbst Gedanken darüber macht, wer einen einmal pflegen wird. Die Thematik wird nicht nur oberflächlich gestreift, sondern durchaus die zweispältigen Gefühle und Empfindungen angesprochen.
Der zweite wichtige Aspekt, der behandelt wird, die technische Entwicklung der Roboter, deren Vor- und Nachteile fand ich sehr informativ, bietet reichlich Stoff für Diskussionen und zum Nachdenken. Wie menschlich soll so eine Maschine wirken? Was soll sie können und dürfen?
Dadurch, dass sich das Ermittlerteam aus einer Deutschen und einem Japaner zusammensetzt, ergibt sich automatisch die Möglichkeit, die Unterschiede zwischen europäischer und japanischer Denk- und Lebensweise aufzuzeigen, was mich teilweise zum Schmunzeln anregte, mir aber vor allem viele interessante Einblick in die japanische Kultur bot.
All diese Themen sind unaufdringlich und gut dosiert in die packende Ermittlungsarbeit eingewoben. Es gibt keine Längen oder langweiligen Passagen. Wie das Ermittlerduo fragt man sich als Leser bis zuletzt nach dem Motiv und wer die Brandanschläge verübt hat.
Die temperamentvolle, impulsive Deutsche und der stille, zurückhaltende Japaner bilden ein sympathisches Ermittlerteam, das – Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an – sich auch privat zueinander hingezogen fühlen.
Last but not least lernt man auch die verschiedenen Seiten von Hamburg kennen – da fühlen sich Einheimische vermutlich wohl und Menschen wie ich, die Hamburg noch nicht kennen, bekommen Lust, sich die Stadt einmal anzusehen.
Ich habe schon lange keinen derart niveauvollen Kriminalroman gelesen. War total begeistert!