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Veröffentlicht am 21.03.2021

»Nur Liebe vermag überhaupt jemand am Leben zu erhalten.« (Oscar Wilde)

Fritz und Emma
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2018. Jakob Eichendorf wechselt mit seiner Ehefrau Marie als Dorfpfarrer in das kleine Dorf Oberkirchbach in der Pfalz. Während Jakob sich sofort wie zuhause fühlt, ist es für Marie, die eher den Trubel ...

2018. Jakob Eichendorf wechselt mit seiner Ehefrau Marie als Dorfpfarrer in das kleine Dorf Oberkirchbach in der Pfalz. Während Jakob sich sofort wie zuhause fühlt, ist es für Marie, die eher den Trubel einer Stadt liebt, eher gewöhnungsbedürftig. Die anstehende 750-Jahrfeier des Dorfes scheint für Marie daher ein willkommener Grund, nicht nur die Dorfbewohner besser kennenzulernen, sondern auch mehr Schwung in die recht träge Gemeinschaft zu bringen, die sich inzwischen sogar zwischen Alt und Jung in zwei Dorfhälften separiert hat. Dabei trifft Marie auf den 92-jährigen miesepetrigen Fritz Draudt und die gleichaltrige Emma Jung, die seit fast 70 Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt haben. Marie erfährt, dass die beiden sogar mal vorhatten zu heiraten und ist neugierig auf ihre Geschichte. Vor allem aber möchte sie versuchen, die beiden wieder miteinander zu versöhnen. Ob das wohl klappt?
Barbara Leciejewski hat mit „Fritz und Emma“ einen wunderbar gefühlvollen Roman vorgelegt, der das romantische Leserherz höher schlagen, aber auch auf einer Achterbahn der Gefühle reiten lässt. Der flüssige, bildhafte und einfühlsame Erzählstil keine Wünsche offen und präsentiert dem Leser über zwei unterschiedliche Zeitebenen eine Geschichte, die auf der einen Seite wie ein Märchen klingt, auf der anderen aber wohl wie aus dem Leben gegriffen ist. Wechselnde Perspektiven, die den Leser mal in der Gegenwart neben Marie verweilen lassen, um sie bei ihrem Neustart in Oberkirchbach zu erleben, mal in die Vergangenheit des Jahres 1947 führen, um bei der Fritz‘ Rückkehr aus dem Krieg sowie Emmas großen Erwartungen dabei zu sein, machen diese Geschichte durchgängig nicht nur zu einem großen Lesevergnügen, sondern schicken den Leser gleichzeitig durch das gesamte Gefühlsbarometer. Gerade die bittersüße Liebesgeschichte von Fritz und Emma, die von vielen Schicksalsschlägen geprägt ist und die beiden über Jahre die Einsamkeit wählen lassen, lässt einen oftmals schlucken und erkennen, dass es damals wohl vielen Paaren so ergangen sein muss. Dabei lässt die Autorin während ihrer Erzählung durchgängig gekonnt Hoffnungsschimmer durchblitzen, die ab und an auch sehr humorig daherkommen und an denen auch die einnehmende Dorfgemeinschaft einen Anteil hat. Auch die Gegenwartsgeschichte um Marie und Jakob ist abwechslungsreich und gibt der Handlung von Fritz und Emma genau den richtigen empathischen Rahmen, den dieser Teil des Romans benötigt.
Die Charaktere sind ausgesucht liebevoll und lebendig in Szene gesetzt, besitzen sie doch glaubhafte menschliche Eigenschaften, die sie dem Leser sofort ans Herz wachsen lassen und ihm das Mitfiebern leicht machen. Leciejewski hat eine authentische bunte Dorfgemeinschaft erschaffen, in denen einige Protagonisten die Hauptrollen übernehmen. Marie ist eine freundliche und recht resolute Frau mit dem Herz auf der Zunge. Sie hält nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg und packt die Dinge an. Ehemann Jakob ist feinfühlig, liebenswert und hilfsbereit, eben genau so, wie man sich einen Mann in seiner Position für sich selbst wünscht. Fritz ist ein grummeliger, sturer und bärbeißiger alter Mann, der in seinem Leben durch allerlei Höhen und Tiefen musste. Sturheit ist auch Emmas zweiter Vorname, die sich sogar ihren Geburtstag mit Fritz teilt, weshalb die beiden sich in ihrer Art nicht sehr unterscheiden, denn sie gehören einer aussterbenden Generation an, die zu viel erlebt hat.
„Fritz und Emma“ ist ein wunderschöner Roman über Neuanfang, alte Gefühle, Schicksalsschläge, Verlust, Enttäuschung und vor allem über die Liebe. Die Geschichte ist wie eine wärmende Decke, in die man sich einkuscheln kann. Warmherzig, zauberhaft, bittersüß und ein wenig märchenhaft, gerade das ist eine Kombination, der man nicht widerstehen kann. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight! Besser geht es nicht – Chapeau!

Veröffentlicht am 21.03.2021

„Drei können ein Geheimnis für sich behalten, wenn zwei von ihnen tot sind.“ (Benjamin Franklin)

Die Stärke der Töchter
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1937. Inzwischen sind die Nazis mit Adolf Hitler an der Macht, was auch die Firmengemeinschaft um Paul Friedrich von Falkenbach und die Brüder Wilhelm und Heinrich Lehmann zu spüren bekommen. Die drei ...

1937. Inzwischen sind die Nazis mit Adolf Hitler an der Macht, was auch die Firmengemeinschaft um Paul Friedrich von Falkenbach und die Brüder Wilhelm und Heinrich Lehmann zu spüren bekommen. Die drei eint ein gut gehütetes Geheimnis, doch immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Heinrich den alten Kriegskameraden Albert Zeidler ermordet hat. Paul Friedrich will sich allein mit Wilhelm über seinen Verdacht austauschen und bei ihm Rat einholen, doch dazu ist Wilhelm erst einmal nicht in der Lage, da er aufgrund seiner Enttäuschung über seinen Sohn Leopold einen Schwächeanfall erleidet. Währenddessen erfährt Wilhelmine von Falkenbach von einem Angebot an ihren Vater, das Grundstück ihrer jüdischen Nachbarn zu erwerben, was ihr die Augen öffnet über das nun in Deutschland herrschende Regime…
Ellin Carsta hat mit „Die Stärke der Töchter“ den zweiten Band ihrer historischen Falkenbach-Saga vorgelegt, der nicht nur mit einem gut recherchierten geschichtlichen Hintergrund glänzt, sondern auch mit einer spannenden Handlung, die von alten Geheimnissen, Geschäftsinteressen und Freundschafts- sowie Familienbanden beherrscht wird. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Schreibstil packt den Leser von Beginn an und lässt ihn sich schnell wieder am Starnberger See einfinden, wo er die drei Unternehmerfreunde erneut begleiten darf wie auch ihre Familienmitglieder. Die zwischenmenschlichen Beziehungen und Verwicklungen bieten einiges an Unterhaltungswert und Spannung, vor allem, da sich die politische Situation in Deutschland durch die Nazis und ihre neuen Erlasse immer weiter zuspitzt und auch Einfluss auf die Überzeugung der Familien nehmen. Gegenseitiges Denunzieren schürt eine Stimmung der Angst und des Misstrauens. Paul Friedrichs Verdacht macht die Freundschaft der drei Unternehmer zu einem Drahtseilakt, der durch die Unpässlichkeit von Wilhelm noch weiter verschärft wird. Auch Wilhelmine ist als Akteurin für einige Überraschungen gut, die in ihrer Familie für Unruhe sorgen. Überraschende Wendungen halten die Spannung durchweg auf einem guten Niveau.-
Detailliert ausstaffiert Charaktere mit menschlichen Ecken und Kanten wirken lebendig und glaubhaft, so dass sie den Leser von Beginn an mitziehen, der ihren Schicksalen aufmerksam folgt und mitfiebert. Paul Friedrich ist der geborene Geschäftsmann, der gewieft seine Chancen sondiert und clever alles abwägt. Manchmal ist er nicht leicht zu durchschauen und man darf gespannt sein, ob er mit seinen Handlungen Erfolg haben wird. Wilhelm hat sich mit seinem Sohn Leopold überworfen, was ihn gesundheitlich außer Gefecht setzt. Leopold kocht sein eigenes Süppchen und muss nun Verantwortung übernehmen. Die Frage ist nur, ob er bereit dafür ist, denn bisher ist er eher durch Eskapaden aufgefallen. Wilhelmine von Falkenberg ist eine aufgeschlossene Frau mit politischem Interesse. Sie ist entsetzt über die Entwicklungen in Deutschland und muss sich vorsehen, ihre Meinung so offen kundzutun. Aber auch weitere Protagonisten wie Carla und Irma besetzen wichtige Rollen in dieser Geschichte.
„Die Stärke der Töchter“ steht seinem Vorgänger an Spannung und Verwicklungen in nichts nach. Die Mischung aus historischem Hintergrund, Familiengeschichte und Geheimnissen lässt den Leser an den Seiten kleben und das Buch nicht aus der Hand legen. Kurzweilige Lektüre mit absolut verdienter Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 19.03.2021

"Zahme Vögel singen von Freiheit, wilde Vögel fliegen." (John Lennon)

Freiflug
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70er Jahre. Katharina Berner ist zwar in einer wohlhabenden und erzkonservativen Unternehmerfamilie aufgewachsen, doch hat sie sich schon früh von deren Vorstellungen distanziert und arbeitet nun nach ...

70er Jahre. Katharina Berner ist zwar in einer wohlhabenden und erzkonservativen Unternehmerfamilie aufgewachsen, doch hat sie sich schon früh von deren Vorstellungen distanziert und arbeitet nun nach einem erfolgreich absolviertem Studium als einzige Juristin in einer großen, durchweg männlich besetzten Anwaltskanzlei in Köln. Allerdings ist das Arbeiten dort für sie als Frau ein täglicher Stresstest, denn die männlichen Kollegen lassen sie immer wieder spüren, dass es nur um Geld und Macht geht und Frauen dabei nichts zu suchen haben. Als Rita Maiburg sie als Anwältin konsultiert, weil sie aufgrund ihres Geschlechts bei der Lufthansa als Pilotin abgelehnt wird, sieht Katharina nicht nur die Chance, sich endlich selbstständig zu machen, sondern auch dem damals herrschenden verstaubten Rollendenken einen Denkzettel zu verpassen…
Christina Drews hat mit „Freiflug einen sehr unterhaltsamen historischen Roman basierend auf wahren Tatsachen vorgelegt, der mit einer fesselnden Geschichte durchweg überzeugen kann. Der flüssige und bildhafte Schreibstil nimmt den Leser mit in die 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, wo er in Katharina und Rita zwei aufgeschlossene und emanzipierte Frauen kennenlernt, deren Familienhintergrund zwar völlig verschieden ist, doch ihr Wunsch nach Gleichberechtigung sie eint. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und lässt das Schicksal von Rita Maiburg, die es tatsächlich gegeben hat, wieder lebendig werden, während sie die damaligen gesellschaftlichen Strukturen und das vorherrschende Rollendenken mit in ihre Geschichte hineinfließen lässt. Frauen waren damals eher dazu auserkoren, sich dem Mann unterzuordnen, für Heim und Herd zu sorgen. Studienplätze, ein eigener Beruf – all das wurde eher abschlägig beschieden und Frauen meist nicht zugetraut. Durch Frauen wie Rita Maiburg, die sich eine Ablehnung als Lufthansapilotin aufgrund ihres Geschlechts nicht gefallen ließ und mit einer Klage für ihr Recht kämpfte, den Beruf ausüben zu dürfen, hat sie vielen von uns den Weg geebnet, endlich in die Riege der Männerdomänen einzufallen, um uns dort ebenfalls zu beweisen. Auch andere damals zeitgemäße Themen lässt die Autorin neben in ihrer Handlung miteinfließen wie z.B. die Reformierung des Scheidungsrechts, technische Errungenschaften und Drogenkriminalität und lässt die Geschichte dadurch zu einem Pageturner werden. Der Leser klebt förmlich an den Seiten und kann sich kaum trennen. Die immer wieder wechselnden Perspektiven bringen Spannung in die Handlung und öffnen dem Leser gleichzeitig die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonistinnen, während er einen Abriss des damaligen Zeitgeschehens auf sehr unterhaltsame Weise miterlebt.
Mit viel Liebe zum Detail wurden die Charaktere zum Leben erweckt, menschliche Ecken und Kanten lassen sie sehr glaubwürdig und authentisch wirken, so dass der Leser sie regelrecht vor Augen hat und vor allem mit den Hauptprotagonistinnen sympathisiert. Katharina ist eine kluge und selbstsichere Frau, die in ihrer eigenen Familie für ihre Wünsche keinerlei Rückhalt bekommt. Da sie den von ihnen vorgezeichneten Weg ablehnt, gilt sie als schwarzes Schaf. Sie muss sich alles selbst erkämpfen ohne Netz und doppelten Boden. Rita ist eine Frau, die sich nichts verbieten lässt. Sie kann sich auf den Rückhalt ihrer Familie verlassen und lässt es sich nicht gefallen, nicht in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten. Sie ist mutig und kämpferisch. Aber auch Katharinas Familie, Eva sowie Ritas Freund Frank sind interessante Weggefährten, die man kennenlernen sollte.
„Freiflug“ ist ein sehr unterhaltsamer und tiefgründiger Romanmix aus Realität und Fiktion über das Rollenbild der 60er/70er Jahre, die damalige Frauenbewegung und Ritas Kampf gegen Giganten: die Lufthansa und die BRD. Absolute Leseempfehlung für eine Geschichte, die das Kopfkino bei der Lektüre durchgängig am Laufen hält!

Veröffentlicht am 19.03.2021

"Berlin schmeckt nach Zukunft, dafür nimmt man den Dreck und die Kälte gern in Kauf." (C. Zuckmayer)

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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1920 Berlin. Die 30-Jährige Ärztin Magda Fuchs lässt nach dem tragischen Tod ihres Mannes alles hinter sich und tauscht das eher piefige Hildesheim gegen die Spreemetropole, um dort eine Anstellung als ...

1920 Berlin. Die 30-Jährige Ärztin Magda Fuchs lässt nach dem tragischen Tod ihres Mannes alles hinter sich und tauscht das eher piefige Hildesheim gegen die Spreemetropole, um dort eine Anstellung als Polizeiärztin anzutreten. Berlin bemüht sich zwar, den Regelbetrieb als schillernde Großstadt wieder aufzunehmen, doch überall sind noch die Spuren des Krieges sichtbar, vor allem bei den Menschen. Schon bald lernt Magda nicht nur die Schattenseiten Berlins kennen in Form von alltäglicher Gewalt, Hunger und Armut, sondern hat auch bei einem Mordfall ihren ersten Einsatz. Die Konfrontation mit den Schicksalen vernachlässigter und verwahrloster Kinder, die schutzlos teils missbraucht und verkauft werden sowie deren Mangelernährung und die prekären Lebensverhältnisse der armen Familien, mit denen Magda tagtäglich zu tun hat, treibt sie um. Durch ihre Arbeit lernt Magda die Fürsorgerin Ina kennen, die sich mit unermüdlichem Einsatz für die Kinder einsetzt und findet in ihr schon bald eine gute Freundin. Aber auch Frauen wie Celia von Liebenau, Doris Kaufmann und Ruth Jessen kreuzen Magdas Weg…
Das Autorenduo Helene Sommerfeld hat mit „Das Leben, ein ewiger Traum“ den Auftakt für ihre neue historische Trilogie um die Polizeiärztin Magda Fuchs vorgelegt, der mit einer akribischen Recherche und einer spannenden Handlung ausgezeichnet zu unterhalten weiß. Der flüssige, bildgewaltige, gefühlvolle und teils dialektgefärbte Erzählstil lässt den Leser schnell in die Seiten abtauchen, wo er sich im Berlin der Goldenen Zwanziger wiederfindet und nicht nur Magdas Fußstapfen folgt. Den Autoren gelingt es wunderbar, das Aufstreben der Stadt lebendig werden zu lassen und die Gegensätze zwischen Arm und Reich besonders hervorzuheben. Während die reichen Bonzen sich schon wieder herausputzen und in den Lokalen auf den Tischen tanzen, darbt die restliche Bevölkerung vor sich hin, leidet Hunger und ums Überleben kämpfen. Gerade das Schicksal der Kinder geht bei der Lektüre besonders an die Nieren und als Leser durchläuft man dabei so manche Achterbahn der Gefühle. Über wechselnde Perspektiven erhält der Leser nicht nur Einblick in die Welt von Magda, sondern darf auch Celia näher kennenlernen, die in einer arrangierten Ehe ausharren muss, während sie lieber Medizin studiert hätte. Die Autoren bilden das damalige Rollenbild der Frau der unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten sehr gut ab, wobei gerade ihre Protagonistinnen für einen neuen Zeitgeist stehen, denn sie wirken selbstbewusst, kämpferisch, mutig, stark und lassen sich nicht unterkriegen.
Eine ausgewogene Vielfalt an Charakteren macht die Handlung vielschichtig, alle sind mit glaubhaften menschlichen Eigenschaften ausgestattet, die es dem Leser leicht machen, sich an ihre Fersen zu heften. Magda lässt sich auf das Abenteuer ein, für ihren Neuanfang den Kleinstadtmief gegen die Großstadt einzutauschen. Sie ist mutig, hilfsbereit, stark und hat das Herz am rechten Fleck. Auch Ina besitzt ein mitfühlendes und fürsorgliches Herz, kümmert sich aufopfernd um die ihre Schutzbefohlenen. Celia ist noch sehr jung und naiv, doch ihre Träume musste sie schon früh begraben. Sie sitzt in einem goldenen Käfig und sehnt sich danach, diesem zu entkommen. Aber auch Doris, Ruth und Kuno Mehring haben wichtige Rollen in dieser vielseitigen Handlung.
„Das Leben, ein ewiger Traum“ ist ein gelungener Auftakt, der mit einer spannenden Geschichte, starken Frauen und deren Lebenswege sowie mit seinem verwebten farbenprächtigen historischen Hintergrund überzeugt. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!

Veröffentlicht am 14.03.2021

"Ich habe mein Schicksal selbst geschmiedet und ich bereue nichts." (Romy Schneider)

Romy und der Weg nach Paris
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Schon im Alter von 15 Jahren spielte die aus einem berühmten Elternhaus stammende Romy Schneider neben ihrer Mutter in Filmen mit, doch ihren internationalen Durchbruch erlebte sie als 17-jährige mit den ...

Schon im Alter von 15 Jahren spielte die aus einem berühmten Elternhaus stammende Romy Schneider neben ihrer Mutter in Filmen mit, doch ihren internationalen Durchbruch erlebte sie als 17-jährige mit den Verfilmungen über die österreichische Kaiserin Sissi. 1958 trifft die nun 20-jährige Schauspielerin bei Dreharbeiten zu dem Film „Christine“ auf den damals noch unbekannten französischen Schauspieler Alain Delon, die beiden verleiben sich ineinander, so dass Romy noch im gleichen Jahr nach Paris zieht, um dort nicht nur mit Alain zusammen sein zu können, sondern endlich auch den Stempel ihrer berühmten Paraderolle loszuwerden und anspruchsvollere Filmengagements als Charakterdarstellerin zu ergattern. Mit ihrem Umzug nach Paris verlor Romy Schneider einiges an Sympathien ihrer deutschen und österreichischen Anhänger, doch war es für sie auch ein Befreiungsversuch, der Fuchtel ihrer ehrgeizigen, bevormundenden Eltern zu entkommen und sich mehr auf sich selbst zu konzentrieren. Während Alain Delon langsam zum Weltstart mutierte, bekam Romy selbst kaum Filmanagebote, was sich erst mit der Begegnung von Luchino Cisconti änderte, der sie gemeinsam mit Delon auf eine Bühne in Paris brachte und ihren großen Durchbruch besiegelte. Nach vier Jahren Verlobungszeit bricht 1963 die Beziehung zwischen Romy und Alain entzwei, weil Delon seine Freiheit nicht aufgeben wollte und aufgrund dessen Untreue, wie es Romys Vertraute Coco Chanel ihr im Vorfeld schon prophezeit hatte…
Michelle Marly hat mit „Romy und der Weg nach Paris“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman mit autobiografischen Zügen vorgelegt, der nicht nur Anfänge der berühmten Schauspielerin Romy Schneider nachzeichnet, sondern vor allem ihre Pariser Zeit und ihre Beziehung zu Alain Delon in den Fokus rückt, wobei auch ihre eigenen Entwicklung sehr gut herausgearbeitet wird. Der flüssige und empathische Erzählstil lässt den Leser in der Zeit zurückreisen, um die Entwicklung von Romy Schneiders leben miterleben zu können. Aufgewachsen bei der Großmutter und dann in einem Internat geparkt, weil ihre berühmten Eltern ständig ihren Verpflichtungen als bekannte Schauspieler nachgingen, stand Romy mit dem Einfluss ihrer Mutter schon früh vor der Kamera und wurde bald selbst zum Star. Doch immer mehr fühlte Romy sich eingeengt und bedrängt, Rollen zu spielen, die sie nicht mehr erfüllten. Die Begegnung von Alain Delon gab ihr die Möglichkeit, dem Druck ihrer Mutter und ihres Stiefvaters zu entkommen, um nicht nur der Liebe eine Chance zu geben, sondern auch ihre Weichen für ihre schauspielerische Karriere zu stellen. Marly lässt den Leser ganz nah an die an sich zweifelnde Romy Schneider heran, die gegen Vorurteile zu kämpfen und mit viel Disziplin und harter Arbeit eine längere Durststrecke zu überwinden hat, bis sich der langersehnte Erfolg als Charakterdarstellerin einstellt, die dann auch endlich in Frankreich als Ikone verehrt wurde. Auch die Entwicklung vom süßen Mädchen zur charismatischen eleganten Frau mit Hilfe von Coco Chanel ist in Marlys Darstellung gut gelungen.
Charakterlich war Romy Schneider eine ewig Suchende, eine Frau mit großer Sehnsucht, verletzlich, sensibel und voller Selbstzweifel. Doch sie war auch eine Persönlichkeit mit viel Hingabe für ihren facettenreichen Beruf, der sie viel Kraft und Energie kostete.
„Romy und der Weg nach Paris“ lässt den Leser an einer sehr interessanten Phase im Leben des Weltstars Romy Schneider teilhaben, der nicht nur ein Auf und Ab in ihrer beruflichen Entwicklung aufzeigt, sondern auch feinfühlig mit der Persönlichkeit der äußerst begabten Schauspielerin umgeht. Großes Kino mit absoluter Leseempfehlung!