spannende Story mit schwieriger Protagonistin
Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der DolcheDie Legend-Trilogie der Autorin habe ich von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Daher war ich sehr gespannt auf den neuen Reihenauftakt. Zwar konnte das Buch für mich nicht ganz mit Legend mithalten, ...
Die Legend-Trilogie der Autorin habe ich von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Daher war ich sehr gespannt auf den neuen Reihenauftakt. Zwar konnte das Buch für mich nicht ganz mit Legend mithalten, gefallen hat es mir allerdings schon:
Marie Lu entwirft ein ebenso erschreckendes wie faszinierendes Szenario. Eine schwere Krankheit hat vor Jahren große Teile der Bevölkerung vernichtet; wer überlebt hat, ist entstellt. Während die Gezeichneten in einem Land vergöttert werden, werden sie im nächsten verachtet, gejagt und hingerichtet.
Doch das Blutfieber hat nicht nur optische Makel hinterlassen. Einige der Erkrankten haben spezielle, sehr unterschiedliche magische Fähigkeiten entwickelt. Und wenn diese Begabten nun auf die Jäger treffen, sind große Konflikte vorprogrammiert. Vor allem, wenn die Gezeichneten es auf den Thron abgesehen haben...
So gerät Protagonistin Adelina in einen Machtkampf aus Geheimnissen, Verrat und Intrigen – eine spannende Story beginnt.
Adelina ist die Ich-Erzählerin der Geschichte, die immer wieder von kleinen Passagen aus der personalen Sicht weiterer Charaktere unterbrochen wird. Diese kurzen Absätze geben Einblicke und Ausblicke, was um Adelina herum geschieht. Dadurch erhält man als Leser immer wieder einen Wissensvorsprung bezüglich neuer Intrigen oder verborgener Pläne, die die Spannung zwar steigern, insgesamt waren diese Perspektivwechsel aber so selten und knapp gehalten, dass ich sie vermutlich auch nicht vermisst hätte.
Adelina hat mir bis zum Schluss ein paar Schwierigkeiten bereitet. Es gab mehrere Situationen, in denen ich sie gern geschüttelt und angeschrieen hätte – viele ihrer Entscheidungen waren für mich nicht nachvollziehbar. Allerdings hat sie es auch wirklich nicht leicht: Kaum hat sie ihre Fähigkeiten entdeckt, ist sie auch schon gezwungen, sie so gut wie möglich im Kampf einzusetzen. Sie übt eifrig und zielstrebig. Dabei macht sie eine unglaubliche Entwicklung durch – die mir stellenweise aber etwas zu schnell ging, da manche Fähigkeiten quasi aus dem nichts kamen.
Adelina ist keineswegs die typische liebenswürdige, zarte Hauptfigur. Sie hat zwar schwache, verletzliche Momente, aber sie wächst genauso oft über sich hinaus und kämpft verbissen und mit unglaublicher Härte. Dabei offenbart sich immer wieder ihre dunkle, fiese Seite. Sie trägt so viel Wut und Zorn in sich, sodass es teilweise schwer ist, sie zu mögen – faszinierend wird sie dadurch aber absolut und ich bin unglaublich gespannt, wie sie sich weiter entwickeln wird.
Adelina ist allerdings nicht die einzige Figur, über die ich gerätselt habe. In der Gemeinschaft der Dolche trifft sie auf sehr verschiedene Charaktere, die nur schwer einzuordnen sind und sich sehr unterschiedlich, manchmal auch widersprüchlich, verhalten.
Die Geschichte ist düster und brutal, teilweise sogar eklig. Marie Lu scheut keine bildhaften Beschreibungen grausamer Kämpfe, die man sich manchmal lieber nicht so detailliert vorgestellt hätte.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ziele der einzelnen Charaktere ist die Handlung von Beginn an spannend und verzwickt. Wem kann Adelina vertrauen? Wer ist auf ihrer Seite? Wer nutzt sie aus? Und vor allem: Wer wird am Ende gewinnen? Marie Lu gelingt es, mich mehrfach zu überraschen, sogar zu schocken. Besonders das Ende, das mit allerlei Action und Dramatik daherkommt, kam für mich absolut unerwartet. Der weitere Verlauf der Handlung bleibt sehr offen. Der Epilog deutet bereits neue Figuren mit eigenen Zielen an und macht auf jeden Fall schon jetzt Neugierig auf Das Bündnis der Rosen.
Spannende Geschichte voller Geheimnisse, Blut und Intrigen. Marie Lu fesselt mich mit ihrem packenden Szenario - mit Protagonistin Adelina habe ich mich aber bis zum Schluss schwer getan. Sie ist keine Figur, die man einfach so ins Herz schließt – doch auch das verleiht der Geschichte einen gewissen Reiz. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.