ein sehr bewegender Familienroman
Durch meine Geburt in der DDR im Jahre 1983 habe ich mich in den letzten Jahren verstärkt mit der der Teilung Deutschlands und der DDR befasst und freue mich deswegen, dass ich „Geteilte Träume“ von Ulla ...
Durch meine Geburt in der DDR im Jahre 1983 habe ich mich in den letzten Jahren verstärkt mit der der Teilung Deutschlands und der DDR befasst und freue mich deswegen, dass ich „Geteilte Träume“ von Ulla Mothes im Rahmen der Lesejury Bloggeraktion vorab lesen durfte.
Ich habe schon in einigen Filmen und Büchern von dieser grausamen Praxis der "Zwangsadoption" in der DDR erfahren und macht mich so wütend und emotional, besonders, weil ich gerade selbst zum ersten Mal Mutter geworden bin.
Das Buch handelt von der 18-jährigen Ingke, die 1992 erfährt, dass sie als Baby in der damaligen DDR adoptiert wurde. Für die junge Abiturientin beginnt eine Suche nach ihren leiblichen Eltern, ihrer Identität und der Wahrheit. Neben den Schwierigkeiten, plötzlich mit zwei Familien konfrontiert zu sein und nicht zu wissen, wo man hingehört, kommen hier noch erschwerend die politischen Umstände in der DDR hinzu.
In die Rahmenhandlung im Jahre 1992, die aus Ingkes Sicht erzählt wird, webt die Autorin geschickt Rückblenden in die Vergangenheit Ingkes und ihrer Familienmitglieder mit ein, die die Begebenheiten von Kriegsende bis 1992 nach und nach aufdecken. Die Handlung bleibt so bis zum Schluss spannend. Entsprechend leicht liest sich der Roman, wobei die Sprache immer niveauvoll, eloquent und authentisch ist.
Die Figuren sind sehr überzeugend gezeichnet. Jeder hat seine Eigenheiten und handelt in sich schlüssig. Einzig bei Ingke kann ich die extrem negativen Gefühle ihrer Adoptivfamilie gegenüber manchmal nicht in Gänze nachvollziehen, auch wenn die Situation natürlich nicht leicht für einen jungen Menschen ist.
Meine Kritik betrifft vor allem den Schlussteil. Hier läuft es mir zu harmonisch. Während über den gesamten Text Spannungen realistisch dargestellt werden, wirkt ein Happy End in dieser Form angesichts der großen Probleme sehr unrealistisch. Hier hätte ich mir beispielsweise gewünscht, dass manche Konflikte offen bleiben und der Leser sich selbst etwas mit diesem dunklen Teil der deutsch-deutschen Geschichte auseinandersetzen kann.
Dennoch kann ich uneingeschränkt eine Leseempfehlung aussprechen, das Buch liest sich gut, die Themen sind interessant und die geschichtlichen Zusammenhänge durchaus schlüssig und realistisch.