Abgefahrener und makabrer Manga-Horror mit Lovecraftscher Atmosphäre!
Uzumaki DeluxeIn Kurouzu geschieht Seltsames: Ein Einwohner nach dem anderen dreht durch. Schuld daran scheinen die Spiralen zu sein... Kirie glaubt anfangs nicht an die düsteren Theorien ihres Freundes Shuichi, doch ...
In Kurouzu geschieht Seltsames: Ein Einwohner nach dem anderen dreht durch. Schuld daran scheinen die Spiralen zu sein... Kirie glaubt anfangs nicht an die düsteren Theorien ihres Freundes Shuichi, doch logische Erklärungen gibt es nicht. Der Horror zieht seine Kreise! ... (Klappentext)
">>Das liegt an dieser Stadt. Sie ist mit Spiralen verseucht! Verlass Kurouzu, so schnell Du kannst.<<"
(S. 91)
Kurouzu ist ein kleines und beschauliches Städtchen in dem Kirie und ihr Freund Shuichi leben. Shuichi fällt als Erstes auf, dass mit dem Städtchen etwas nicht stimmt und das nicht nur weil er nun auswärts zur Schule geht, sondern sein Vater sich äußerst seltsam benimmt.
Shuichis Vater ist nämlich seit Kurzem von Spiralen besessen. Alles was eine Spiralform hat fasziniert ihn und er starrt stundenlang darauf. Dann beginnt er diese Dinge zu sammeln und lässt sich Dinge mit Spiralformen herstellen, anschließend ist er von Spiralen so besessen, dass er darauf besteht nur noch Lebensmittel zu sich zu nehmen, die wie eine Spirale aussehen. Dies steigert sich immer mehr, bis es auch zu körperlichen Veränderungen und schließlich zu seinem Tod unter äußerst schaurigen Umständen führt.
Während Kirie und Shuichi nun denken, dass das nun endlich vorbei ist, beginnt der wahre Horror nun erst so richtig. Der Wahnsinn hat nun nämlich auf Shuichis Mutter übergegriffen, jedoch auf ganz andere Art und Weise. Seine Mutter leidet nämlich seit dem Tod ihres Mannes an Spiralphobie, die zu besonders makabren Selbstverletzungen führt. Nun ist selbst Kirie klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, doch es scheint schon zu spät zu sein, denn plötzlich scheinen Menschen nicht nur dem Wahnsinn zu verfallen, sondern verändern sich auch körperlich - die Spirale des Horrors beginnt sich zu drehen und wird immer schneller.
"An dem Tag, an dem sie starb und ihr Körper verbrannt wurde, bildete sich eine weitere schwarze Spirale am Himmel über unserer Stadt."
(S. 74)
Der Horror beginnt langsam, steigert sich jedoch rasch und nach nur wenigen Seiten steckt man in einer Horrorwelt voller archimedischer und logarithmischer Spiralen. Spiralen, die sich drehen und so die Figuren in den Wahnsinn treiben. Spiralen, die die Figuren herumwirbeln, ein- oder aussaugen und in jedem und allem vorhanden sind.
Es wird hier nicht nur gruselig, sondern vor allem brutal, makaber und grausam, während einem gleichzeitig eine psychedelisch anmutende und lovecraftsche Atmosphäre umgibt.
"Was war das bloß auf ihrer Stirn?! Als ob sich eine Spirale in ihren Schädel bohrte..."
(S. 96)
Dabei hält sich Junji Ito auch zeichnerisch nicht zurück und schafft es auf intensive Weise all den Horror, all die Atmosphäre an die LeserInnen zu transportieren.
Die Illustrationen sind, bis auf wenige Ausnahmen, in schwarz-weiß gehalten und stecken voller Liebe zum Detail. Diese lassen den Horror dadurch erst so richtig bei einem einziehen und einem in den Kopf des Autors blicken.
Die Handlung ist in der Deluxe-Gesamtausgabe in 19 Kapitel unterteilt und jedes Kapitel enthält eine mehr oder weniger in sich abgeschlossene Story, die jedoch alle aufeinander aufbauen und zusammen eine große Gesamtstory ergeben.
So enthält dieser Manga, unter anderem, eine Story über Menschenschnecken, Schwangere, die sich wie Moskitos benehmen und nach Blut gieren, oder eine Story in der sich eine Hauterkrankung ausbreitet, die Hörner aus einem wachsen lassen, ein aufgelassener Leuchtturm plötzlich wieder zu leuchten beginnt und vieles mehr ... vor allem viele Wirbelstürme.
">>Es war einfach sensationell in seinem Schneckenhaus ... seine Weichteile zu verspeisen ... meinen ganzen Körper in seine feuchten, wundervollen Windungen hineinzupressen ...<<"
(S. 553)
Doch die Storys enthalten nicht nur makabren und brutalen Horror, sondern auch durchaus Tiefe. Es werden zum Beispiel Mobbing, Hass, Geltungssucht und krankhafte Besessenheit thematisiert, die die Figuren in eine ganz eigene Spirale des Abgrundes hinabziehen.
">>Spiralen saugen alles in sich ein. Das Auge folgt dem Muster bis ins Zentrum. Alle, die von der Spirale besessen sind, wollen die Aufmerksamkeit anderer.<<"
(S. 175)
Die Aufmachung darf hier nicht unerwähnt bleiben.
Die Deluxe-Gesamtausgabe kommt nämlich in einer qualitativ hochwertigen Hardcover-Ausgabe daher.
Ich habe sowohl die englische, als auch die deutsche Ausgabe gelesen und empfehle eindeutig die deutsche Ausgabe. Diese enthält, im Gegensatz zur englischen Ausgabe, nicht nur ein Nachwort des Autors zur Entstehung der Geschichte, sondern gleich drei und zusätzlich noch eine bisher unveröffentlichte Story, welche mit "Verschollenes Kapitel" betitelt ist.
Fazit:
"Abgefahrener geiler und kranker Scheiß" war das Erste, was mir durch den Kopf ging, aber das kann man ja schlecht als Fazit einfach so stehen lassen.
Dieses Buch war mein erster Manga überhaupt und für mich somit der Einstieg in die Manga-Welt ... und was für einer!
Ich liebe komplexen Horror, dabei kann es gerne auch durchaus brutal und makaber zur Sache gehen, und ich bin auch ein Fan der Werke von H.P. Lovecraft. Junji Ito hat dies alles in diesen fantastischen Manga gepackt und das in einem tollen Zeichenstil (zum Glück alles andere als lieblich). Danach wird man seinen Kaffee mit ganz anderen Augen umrühren.
Nicht nur, dass dies nicht mein letzter Manga war, sondern auch mit Sicherheit nicht mein letzter Ito.
© Pink Anemone (auf dem Blog mit vielen Bildern aus dem Manga, Autoren-Info, Leseprobe und Rezept zum Manga)