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Veröffentlicht am 22.03.2017

Wo ist Tim?

Blutfährte
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"Blutfährte" ist der Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe aus der Feder von Silvia Stolzenburg. Gleich am Anfang geht es richtig zur Sache, eine spannende Szene im Wald, die Rätsel aufgibt.

Szenenwechsel ...

"Blutfährte" ist der Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe aus der Feder von Silvia Stolzenburg. Gleich am Anfang geht es richtig zur Sache, eine spannende Szene im Wald, die Rätsel aufgibt.

Szenenwechsel ins BWK Ulm, Sanitätsfeldwebel Tim Baumann ist im Nachtdienst, er beobachtet eine Szene, die ihn dazu bringt, unterzutauchen. Als er mehrere Tage unerlaubt abwesend ist wird Oberleutnant Mark Becker beauftragt, Tim zu finden. Der Oberarzt weist darauf hin, dass Medikamente verschwunden sind und Tim diese evtl. entwendet hat.

Wenige Tage später wird in einem Hotel in Stuttgart ein Toter gefunden, es scheint eine Verbindung zu Tim Baumann zu geben. Mark Becker ermittelt gemeinsam mit der Oberkommissarin Lisa Schäfer, für die der Fall eindeutig zu sein scheint. Doch Mark hat seine Zweifel....

Die Story ist durchweg spannend, ein Fall bei dem man als Leser wunderbar miträtseln kann. Allerdings legt die Autorin einige falsche Spuren, so dass ich bis zum Ende auf der falschen Fährte war. Umso überraschender die Wendung, die der Thriller nimmt.

Man erlebt die Handlung aus Sicht von verschiedenen Personen, zumeist aus der Sicht von Mark und Tim. Diese unterschiedlichen Sichtweisen haben mir sehr gut gefallen, man kann sich so ein gutes Bild von dem jeweiligen Protagonisten machen und lernt ihn gut kennen.

Die Figuren wirken authentisch und sind schön gezeichnet, Menschen die einem im real life begegnen könnten. Vor allem Mark kommt sehr sympathisch rüber, er ist hartnäckig und verbeißt sich in den Fall, weil ihm etwas merkwürdig vorkommt. Er ermittelt ohne Rücksicht auf seinen Job, wohl wissend dass es für ihn unangenehme Konsequenzen haben könnte.

Wie von Silvia Stolzenburg gewohnt ist der Schreibstil flüssig und detailliert, da ich einige der Handlungsorte kenne hatte ich die Szenerie bildlich vor Augen. Viele Kapitel enden mit einem Cliffhanger, die Handlung ist temporeich, zum Ende hin fällt es schwer, das Buch überhaupt mal zur Seite zu legen. Mir hat der Thriller sehr gut gefallen, vor allem da der Hauptprotagonist aus dem Umfeld der Bundeswehr kommt, das ist mal etwas ganz anderes als die üblichen polizeilichen Ermittler.

Fazit: Spannender Thriller mit einem neuen sympathischen Protagonisten, ich bin jetzt schon auf die Fortsetzung gespannt.

Veröffentlicht am 18.03.2017

menschliche Abgründe

Wassersarg
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Es ist tiefster Winter, das Wetter eisig, die Landschaft verschneit. Was der Spaziergänger mit seinem Hund auf den ersten Blick für eine Schneewehe hielt, entpuppt sich als Leiche. Kommissarin Lisa Sanders ...

Es ist tiefster Winter, das Wetter eisig, die Landschaft verschneit. Was der Spaziergänger mit seinem Hund auf den ersten Blick für eine Schneewehe hielt, entpuppt sich als Leiche. Kommissarin Lisa Sanders und Oberstaatsanwalt Thomas Fehrbach beginnen mit den Ermittlungen, denn der Tote wurde übel zugerichtet, mit einem schweren Gegenstand zu Tode geprügelt. Relativ schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen ehemaligen Kinderschänder- und Mörder handelt, er erst vor wenigen Monaten aus der Haftanstalt entlassen wurde. Seine frühere Ersatzmutter Berta hatte ihn vermisst gemeldet und mit dem Hinweis auf eine einzigartige Tätowierung den entscheidenden Hinweis gegeben. Die ersten Ermittlungen gehen in das Umfeld der getöteten Jungen, hier offenbart sich, dass beide Familien nie über den Tod des Kindes hinweg kamen. Sollte hier das Mordmotiv zu suchen sein?

"Wassersarg" ist nach "Kiellinie" und "Kielgang" der dritte Fall für Lisa Sanders von der Mordkommission Kiel und Oberstaatsanwalt Thomas Fehrbach. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind kann man den Krimi gut ohne Vorkenntnisse lesen, trotzdem empfehle ich die Reihe von Beginn an zu lesen, einfach weil es so viel mehr Spaß macht, wenn man die Protagonisten gut kennt.

Die beiden müssen in dem Fall zusammen ermitteln, was sich wegen der komplizierten Beziehung anfangs als schwierig gestaltet. Ich habe mich gefreut das alte Team wiederzusehen, es fühlt sich fast wie ein Treffen mit alten, lieb gewonnenen Bekannten an. Der Fall, der auf den ersten Blick in eine klare Richtung zu deuten scheint, gestaltet sich schwieriger als erwartet, vor allem, als es einen weiteren Mord gibt. Hängen die Mordfälle zusammen?

Das Thema ist berührend und wird wohl jeder Mutter an die Nieren gehen. Schon der Gedanke, ein Kind bei einem Gewaltverbrechen zu verlieren, ist entsetzlich. So ist die Mutter eines kleinen Jungen auch nie darüber hinweggekommen, die Ehe zerbrochen, sie selbst ein menschliches Nervenbündel, eine leere Hülle. Wenigstens hat sie ihre Schwester, die sich um sie kümmert. Auch die Familie des anderen getöteten Jungen ist an dem Unglück zerbrochen, die Mutter hat sich umgebracht, der Vater ist zwar wieder verheiratet, kann mit der Vergangenheit aber nicht abschließen. Ein schwieriges Thema, das nahe geht. Insofern ist die Wut und der Hass auf den Mörder nur zu verständlich.

Jedenfalls nimmt der Fall eine überraschende Wendung, die überhaupt nicht vorhersehbar ist. Es geht um alte Geheimnisse, die nie ans Licht kamen. Ich habe bis zum Schluss im dunklen getappt, gerätselt und Vermutungen angestellt. Letztlich wird aber alles zur Zufriedenheit und stimmig aufgeklärt.

Interessant ist die private Entwicklung was die Beziehung zwischen Fehrbach und Lisa angeht und was Lisas Schwester betrifft, hier möchte ich aber nicht mehr verraten.
Fazit: Wieder einmal konnte mich Angelika Svensson mit ihrem bildhaften Schreibstil überzeugen, der so viel Atmosphäre vermittelt. Beim lesen dringt die Kälte aus den Seiten, ich fühlte mich direkt in die Winterlandschaft versetzt. Dazu die sympathischen, mal auch weniger sympathischen Charaktere die authentisch wirken und die tolle Kulisse an der Küste. Für mich ein rundum perfekter Krimi den ich uneingeschränkt empfehlen kann. ich freue mich auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 14.03.2017

Die Macht der Bilder...

Dark Noise
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Die Macht der Bilder.... nur was ist, wenn die Bilder lügen? Nicht das zeigen, was wirklich war? Manipuliert sind?

Zafer ist der typische Nerd. Ein junger Typ der nur in der Dunkelheit seine Hinterhauswohnung ...

Die Macht der Bilder.... nur was ist, wenn die Bilder lügen? Nicht das zeigen, was wirklich war? Manipuliert sind?

Zafer ist der typische Nerd. Ein junger Typ der nur in der Dunkelheit seine Hinterhauswohnung verlässt, und auch dann nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Selbst sein Essen bestellt er online, telefoniert nicht gerne, meidet menschlichen Kontakt. Dafür gehört er in seinem Job als Bildretuscheur zu den besten. Er ist schnell, gut und seine Arbeit macht ihm Spaß, vor allem wenn er von allen unbemerkt seine kleinen Monster in den Videos hinterlässt.

Momentan arbeitet er für einen Sender, retuschiert die Schriftzüge von Markenprodukten in einer Vorabendsoap heraus. Auch hier hinterlässt er zu seinem Vergnügen ab und an kleine Monster. Ein Flügel der aus einer Schachtel herauslugt, eine Raupe, Dinge, die von den Zuschauern nicht bemerkt werden.

Als er per Mail einen neuen Auftrag von einem ihm unbekannten Absender erhält, sieht er es als Herausforderung. Wobei der Job für ihn nicht wirklich schwer ist. Sein Auftraggeber ist zufrieden, der nächste Job, den er von dem Unbekannten bekommt, ist da schon aufwendiger. In einem Video einer Überwachungskamera soll er einen Mann heraus retuschieren, einen anderen in einen weiteren Überwachungsclip einfügen. Zafer führt die Aufträge aus, ohne zu hinterfragen welche Konsequenzen daraus entstehen können. Als er kurz darauf sein Bankkonto checkt ist er über den hohen Betrag, der darauf als Bezahlung eingegangen ist erschrocken, macht sich zum ersten mal Gedanken, wer der geheimnisvolle Auftraggeber sein könnte. Erst als er seinen gefälschten Clip in den Nachrichten sieht wird ihm bewusst, was er angerichtet hat. Denn der Mann, den er nachträglich in den Clip eingefügt hat, wird wegen Mordes gesucht.

Margit Ruile packt hier ein ganz aktuelles Thema an, das verfälschen und gezielte Streuen von falschen Bildern. So gut gemacht, dass es nicht bermerkt werden kann. Beim lesen fragt man sich unwillkürlich, ob es diese Manipulationen schon tatsächlich gibt. Definitiv ein Thema, das nachdenklich stimmt. Die beiden Protagonisten, Zafer und später Emiliy sind wunderbar charakterisiert, vor allem Zafer kommt sehr sympathisch rüber. Zafer, der menschenscheu ist und zum ersten mal Interesse an einem Mädchen hat. Man lernt ihn kennen, erfährt auch, wieso er so geworden ist.
Der Plot wird abwechselnd aus zwei Perspektiven erzählt. Einmal aus der des Erzählers wenn es um Zafer geht, dann aus der Ich-Perspektive von Emily.

Die Geschichte fand ich von Anfang an fesselnd, sie hat einen mystischen Touch und eine düstere Atmosphäre, viel spielt sich in der Dunkelheit ab. Ganz klasse ist der Schreibstil mit seinen teils philosophischen Gedanken, ich konnte ganz tief in die Story eintauchen. Die Autorin entwirft ein düsteres, fast beängstigendes Zukunftsszenario, in dem Menschen auf Schritt und Tritt überwacht werden können, sogar gezielt gesucht werden. Mehr wird hier aber nicht verraten.

Fazit: Ein Stoff der zum nachdenken anregt, wunderbar geschrieben und sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 10.03.2017

Der zweite Fall für Dominik Dornach

Solothurn streut Asche
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Die Fortsetzung von "Solothurn trägt schwarz" beginnt spannend. In der Solothurner Einsiedelei wird eine katholische Nonne ermordet aufgefunden. Ein Aschekreuz ziert ihre Stirn, was hat es zu bedeuten?

Parallel ...

Die Fortsetzung von "Solothurn trägt schwarz" beginnt spannend. In der Solothurner Einsiedelei wird eine katholische Nonne ermordet aufgefunden. Ein Aschekreuz ziert ihre Stirn, was hat es zu bedeuten?

Parallel wird bei einem Politiker der patriotischen Fortschrittspartei eingebrochen, der Täter, ein Migrant stirbt nach einem Kampfgemenge.

Dominik Dornach und Kollegen ermitteln in beiden Fällen, sie stoßen auf eine katholische Gemeinschaft, es scheint Verbindungen in die rechtsextreme Szene zu geben. Hängen die Morde zusammen?

Der zweite Teil der Reihe um den Solothurner Ermittler Dominik Dornach beginnt spannend und behandelt ein brisantes Thema. Auch wenn man den Vorgänger nicht kennt, sollte es keine Probleme bereiten, in die Handlung zu finden, da die Protagonisten gut charakterisiert werden. Trotzdem würde ich empfehlen, zuerst den ersten Teil zu lesen, um die Personen von Anfang an kennenzulernen. Im zweiten Teil steht nicht Dominik, sondern mehr die Staatsanwältin Angela Casagrande im Mittelpunkt, man erfährt hier einiges über sie und ihr Privatleben. Mit von der Partie ist auch das Stammpersonal, Jana Cranach, Dominiks Tochter Pia und ihre Freundin Manu, Dornachs Kollegen Pia und Karin. Einige neue Personen kommen dazu, auch diese sind gut gezeichnet und wirken authentisch.

Die zwei Handlungsstränge sind schnell fesselnd, so dass ich die Finger nicht mehr von der Story lassen konnte. Eingeschoben werden in Kursivschrift zwischendurch Kapitel, die von einer lang zurückliegenden Vergangenheit erzählen. Erst gegen Ende offenbart sich, wie alles miteinander zusammenhängt. Dabei wendet sich der Fall in eine Richtung, die ich so nicht erwartet habe, ein Thema das betroffen macht.

Die Spannung ist gut aufgebaut, steigert sich von Seite zu Seite bis zum großen Showdown. Letztlich werden alle Fragen beantwortet und alle losen Enden verknüpft.

Fazit: Großartige Fortsetzung der Reihe, unbedingt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 07.03.2017

dichter Plot, fesselnd und spannend

Sturmläuten
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"Sturmläuten" ist schon der vierte Fall für den sympathischen Hauptkommissar John Benthien, für mich war es der erste Fall. Da die Personen so gut beschrieben sind hatte ich keinerlei Probleme, mich zurechtzufinden, ...

"Sturmläuten" ist schon der vierte Fall für den sympathischen Hauptkommissar John Benthien, für mich war es der erste Fall. Da die Personen so gut beschrieben sind hatte ich keinerlei Probleme, mich zurechtzufinden, hatte nach kurzer Zeit schon den Eindruck, Benthien, seine Familienverhältnisse und seine Kollegen zu kennen. In diesem Fall wird es für Benthien ganz persönlich, denn auf dem Grundstück seiner Fast-Schwiegereltern wird in einem hohlen Baumstamm die Leiche einer Frau gefunden, die dort schon längere Zeit gelegen haben muss. Die Ermittlungen beginnen.

Ich steige oft als Quereinsteiger in bestehende Reihen ein, mal klappt es problemlos, mal habe ich Schwierigkeiten, weil die Charaktere zu blass bleiben und Vorwissen fehlt. So einen glatten Einstieg wie bei "Sturmläuten" hatte ich noch nie, nach wenigen Seiten fand ich mich in fast vertrauter Atmosphäre, hatte das Gefühl die Protas schon lange zu kennen. Das ist zum einem dem anspruchsvollen sowie atmosphärischen Schreibstil geschuldet, aber vor allem der detaillierten Beschreibung der Protagonisten, über die man ganz nebenbei die nötigen Details erfährt, um sie als authentische Persönlichkeiten wahrzunehmen. Benthien hat mir als Hauptprotagonist sehr gefallen, er ist ein Typ der das Herz auf dem rechten Fleck hat, der nicht stur nach Vorschrift ermittelt, sondern seinen Verstand einsetzt. Er ist menschlich und vor allem sehr sympathisch. Auch die anderen Protagonisten sind schön gezeichnet, alles unverwechselbare Charaktere mit Ecken und Kanten, wobei auch einige zutiefst unsympathische Zeitgenossen dabei sind.

Der Fall scheint verzwickt, vor allem als es eine weitere Tote gibt. Zudem sind die Ermittlungen erschwert, weil jemand Außenstehendes eingreift. Und dann gerät Benthien selbst ins Fadenkreuz, wird verdächtigt. Parallel zur Haupthandlung gibt es noch einen anderen Strang, bei dem man rätseln kann, wie er in die Geschichte passt. Zudem gibt es noch mehrere kleine Nebenschauplätze, Handlungen, die die Geschichte streifen oder dicht mit ihr verwoben sind. In kurzen Kapiteln und schnellen Wechseln baut sich die Geschichte auf und bleibt damit immer im Fluss. Die Handlung ist so verzwickt, an allen Ecken und Enden gibt es Probleme, Verbrechen, Geheimnisse, der Plot ist dicht und undurchschaubar. Gerade diese Vielzahl an Handlungen macht den Reiz des Krimis für mich aus, ich konnte hier rätseln und eigene Vermutungen aufstellen und wurde am Ende dann doch überrascht.

Positiv zu erwähnen ist die Stimmung an der Küste, die die Autorin perfekt transportiert. Man erlebt die Wetterlagen, die Natur hautnah mit, dramatisch wird es, als eine Sturmflut naht.

Fazit: Perfekter Krimi mit einem stimmigen, dichten Plot. Klasse geschrieben, atmosphärisch und interessante Charaktere. Sollte man sich als Krimi-Fan nicht entgehen lassen. Zählt zu meinen Krimihighlights des Jahres.!