Eine unterhaltsame, gut erzählte Geschichte, die die Rolle der Frau hinterfragt
Der Roman "Johanna spielt das Leben" von Susanne Falk erscheint im Picus Verlag.
Die junge Johanna kommt aus einfachen Verhältnissen und wird Schauspielerin kleiner Rollen am Burgtheater in Wien. Sie ...
Der Roman "Johanna spielt das Leben" von Susanne Falk erscheint im Picus Verlag.
Die junge Johanna kommt aus einfachen Verhältnissen und wird Schauspielerin kleiner Rollen am Burgtheater in Wien. Sie lernt den Juristen Georg von Neuendorff kennen, verliebt sich, wird schwanger und heiratet. Wie in den 50er Jahren üblich, drängt ihr Mann sie, die Schauspielerei an den Nagel zu hängen und sich traditionell um Kind und Küche zu kümmern. Doch das ist nicht Johannas Welt, sie braucht die Anerkennung, den Beifall und möchte ihre Selbstständigkeit nicht aufgeben. Ihre Tochter Lore gibt sie in die Obhut ihrer Mutter und Tante Mitzi, die ein wenig wunderlich ist.
Dieser Roman hat mich sehr gut unterhalten, obwohl ich mit der Protagonistin so meine Probleme hatte. Johanna liebt die Bühne, ihre einfache Herkunft, die Mutter ist Putzfrau und der Vater Kriegsinvalide, ist ihr nicht peinlich, doch das ist nicht ihre Welt. Sie ist dabei, am Burgtheater Fuß zu fassen und sich dort einen Namen zu machen.
Die Handlung spielt in zwei Zeitsträngen, die die junge Johanna von 1949 bis 1951 zeigen, und auch ins Jahr 1961 springen. Durch ständige Zeitwechsel gewinnt die Geschichte an Spannung, nach und nach fügen sich einzelne Teile zu einem Ganzen und am Ende überrascht noch ein, meiner Meinung nach unnötiges, Familiengeheimnis.
Das Theaterleben wird mit früheren Schauspielgrößen wie Josef Meinrad oder Rudolf Wessely gefüllt. Wir erleben Johannas Leben auf der Bühne, ihre Rollen und ihr Ehrgeiz zeigen sich deutlich. Ein Leben als Frau und Mutter ist nicht ihr Wunsch, sie sieht ihr Leben im Rampenlicht auf der Bühne. Die Rollen im wahren Leben als Ehefrau und Mutter spielt sie und hält sie nur kurz aus, immer lockt die Bühne.
Leider wurde mir Johanna nicht sympathisch. Sie ist oberflächlich und egoistisch, lebt nur für das Theater und wirkt in ihren Rollen als Geliebte, Mutter und Tochter ziemlich gefühlskalt. Zeitlich bringt sie ihre Proben und die Beaufsichtigung ihres Kindes kaum unter einen Hut. Sie lässt Lore ständig in der Obhut ihrer Oma und deren wunderlicher Schwester, wohl wissend, dass ihre Mutter in der Zeit putzen geht und allein ihre Tante sich um das Kind kümmert. Was im Buch auch zu einem Problem wird. Allerdings habe ich nicht das Gefühl gehabt, dass Johanna die Schauspielerei aus dem Gefühl der Selbständigkeit heraus wichtig war, sondern mehr aus Gründen der Selbstdarstellung und Erfolg.
Ich habe diesen Roman sehr interessiert gelesen, der eingängige Erzählstil zeigt Wiener Charme und hat mir auch gut gefallen. Über einige Aussprüche durch Johannas trockenem Humor konnte ich lachen, gleichzeitig ärgerte mich aber auch ihr Egoismus.
Die Geschichte liest sich unterhaltsam, zeigt sehr anschaulich den Zeitgeist bezüglich der Rolle der Frau in der Gesellschaft dieser Zeit. Und auch wenn ich mit Johanna nicht warm wurde, so wertschätze ich den schönen Erzählstil und runde auf 4 Sterne auf.