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Veröffentlicht am 06.04.2021

Witziger Roadtrip mit ein paar Schwächen

Reise mit zwei Unbekannten
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"Museen, Reisen und Literatur" trifft auf "Technik, Whiskey und Tour de France" - das klingt nach einer spannenden Mischung mit Situationskomik! Mit diesen Schlagworten stellen sich die beiden Protagonisten ...

"Museen, Reisen und Literatur" trifft auf "Technik, Whiskey und Tour de France" - das klingt nach einer spannenden Mischung mit Situationskomik! Mit diesen Schlagworten stellen sich die beiden Protagonisten aus Zoe Brisbys Roman „Reise mit zwei Unbekannten“ in der Mitfahrzentrale vor. Dabei ist Alex ist jung, depressiv und vorsichtig; Maxine alt, lebenslustig und aus dem Altenheim ausgebüxt. Die beiden machen sich gemeinsam auf den Weg nach Brüssel und was sie gemeinsam erleben hat sich für mich an vielen Stellen nach Roadtrip Movie angefühlt.

Eigentlich versprach das Buch alles, was ich gerne mag: Etwas verschrobene Charaktere, eine gemeinsame Reise, Humor, aber auch ernste Themen wie Depressionen, Alter, Einsamkeit und Alzheimer. Trotzdem ist bei mir der Funke beim Lesen nicht so richtig übergesprungen. Das hatte viele verschiedene Gründe. Zum einen bedient sich die Autorin häufig langen Dialogen. In einem Film mag das durchaus funktionieren, zum Lesen waren sie mir jedoch häufig zu langatmig und konstruiert. Auch das Stilmittel der Überziehung hat für mich nicht immer so richtig funktioniert. Ab und zu wurde es mir einfach zu klamaukig. Die kleinen Eigenheiten, die einen Charakter besonders machen, habe ich zu Beginn des Buches noch erfreut wahrgenommen (verdrehte Sprichwörter, eine Handtasche mit witzigen Gegenständen etc.), im Laufe der Geschichte war ich dann aber schon fast genervt von der Häufigkeit, mit der darauf explizit hingewiesen wurde. Zu häufig hatte ich das Gefühl, die Geschichte wird mir nun noch einmal erklärt. Den Umgang mit den ersteren Themen des Buches habe ich nicht als besonders feinfühlig empfunden, sondern oft als Bruch, der nicht so richtig zum Rest der Geschichte passt. „Man muss nur mal was erleben, dann wird man die Depression schon los “ Diese Message finde ich sehr fragwürdig.

So ist eine ganz schöne Liste mit Dingen zusammengekommen, die mich beim Lesen etwas gestört haben. Trotzdem habe ich mich beim Lesen zwischendurch gut unterhalten gefühlt, sodass ich am Ende das Fazit „ganz nett“ ziehen konnte. Ein Buch, das man ohne große Erwartungen an einem entspannten Tag im Urlaub lesen kann!

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Emotionaler Feelgood Roman mit ein paar Schwächen

Der Liebesbrief
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Ruth Sabertons „Der Liebesbrief“ versprach auf dem Klappentext eigentlich alles, was ich an Büchern liebe: Ein Setting in Cornwall, Zeitsprünge in die Vergangenheit, mysteriöse Geheimnisse und natürlich ...

Ruth Sabertons „Der Liebesbrief“ versprach auf dem Klappentext eigentlich alles, was ich an Büchern liebe: Ein Setting in Cornwall, Zeitsprünge in die Vergangenheit, mysteriöse Geheimnisse und natürlich eine große Portion Herzschmerz und Liebe. Das klingt für mich nach einem perfektem, seichten Lesevergnügen für kuschelige Stunden. Das Buch liefert eigentlich auch genau das, hat mich jedoch trotzdem nicht hundertprozentig überzeugt.

Im Buch begleiten wir die Künstlerin Chloe beim Aufbruch in ein neues Leben. Nach dem Verlust ihres Mannes zieht sie aus London in ein altes, verschrobenes Pfarrhaus in einem Küstendorf. Wir erleben ihren Umgang mit der Trauer, die ihr auch ihre Kreativität genommen hat. Im Dorf wird sie schnell von den Bewohnern intergriert und beginnt zusammen mit dem Histroriker Matt, die Vergangenheit des Poeten Kit Rivers zu erforschen. Sie entdeckt das Tagebuch von Daisy, die kurz vor Beginn des zweiten Weltkriegs im ebenfalls im Pfarrhaus lebte. Der zweite Handlungsstrang erzählt ihre Geschichte.

Die großen Themen des Buches wie Trauer, Neubeginn, Krieg und Liebe bieten eigentlich das perfekte Setting für große Liebesgeschichten. Ohne zu viel vom Plott zu verraten, hatte ich mir von der Lektüre einfach etwas mehr versprochen. Mir sind im Buch mehrere, kleine Logikfehler aufgefallen, die mich im Lesefluss gestört haben. Außerdem ist Daisy zu Beginn ihrer Geschichte gerade einmal 16 Jahre alt, sodass ich ihre Liebesschwüre oft noch eher in der Teenie-Ecke als die Einzig-Wahre-Liebe eingeordnet habe. Chloes Geschichte war dagegen über weite Strecken sehr vorhersehbar und hat sich kaum weiterentwickelt, um dann auf den letzen Seiten sehr schnell abgehandelt zu werden. Auch der Mystery-Faktor kam mir im Buch leider zu kurz.

Auch wenn ich aus diesen Gründen nicht so begeistert war wie erhofft, hat mir das Buch doch ein paar Stunden schöne, seichte Unterhaltung geboten.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Seichter Familienroman

Marigolds Töchter
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Marigolds Töchter ist ein leichter und seichter Familienroman, der sich rund um Marigold und ihre Familie dreht. In einem idylischen englischen Dörfchen lebt Marigold (Ende 60) mit ihrem Mann Dennis, ihren ...

Marigolds Töchter ist ein leichter und seichter Familienroman, der sich rund um Marigold und ihre Familie dreht. In einem idylischen englischen Dörfchen lebt Marigold (Ende 60) mit ihrem Mann Dennis, ihren beiden Töchtern und ihrer Mutter Nan. Marigold ist eine sehr herzenswarme Frau, die sich liebend gerne um die Familie und ihren Mann Dennis kümmernd, mit dem sie glücklich verheiratet ist. Die Autorin arbeitet ganz verschiedene Charaktere heraus: Das Nesthäckchen Suze, die noch zuhause lebt und auf eine Karriere als Influencerin hofft, die etwas schrullige, ständige mosernde, aber liebenswerte Nan und schließlich die künstlerisch begabte Daisy - Typ perfekte Tochter- , die nach 6 Jahren im Ausland zurück nach Hause kommt, um eine Trennung zu verarbeiten.

Die Handlung selbst dreht sich rund um das Thema Demenz. Marigold beginnt langsam vergesslicher zu werden und benötigt zum ersten Mal in ihrem Leben Hilfe. Es wird sehr eindringlich beschrieben, wie schwierig es für sie, die sich ihr ganz Leben immer zuerst um andere gekümmert hat und alles im Griff hatte, nun ist, mit der zunehmenden Unsicherheit umzugehen.

Ihre Töchter und die anderen Dorfbewohner finden teils herzerwärmende Ideen um ihr den Umgang zu erleichern. Die Handlung entwickelt sich ruhig und vorhersehbar und außer der obligatorischen Liebesgeschichte für Daisy, die wieder auf die Füße kommen muss passiert auch sonst nicht sehr viel. Die Charaktere und ihre Handlungen sind teilweise sehr klischeebeladen und ein großer Spannungsbogen wird nicht aufgebaut.

Trotzdem habe ich das Buch ganz gerne gelesen - es ist für einen regnerischen Herbsttag auf dem Sofa als leichte, schnelle Lektüre geeignet.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Gute Grundidee - leider zu knapp erzählt

Der Ort der verlorenen Herzen
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Der Ort der verlorenen Herzen – der Buchtitel des Romans von Claire Stihlé trägt auch in der Geschichte zentral zur Handlung bei. Es handelt sich dabei um ein Chalet in den Bergen, indem Anouk die Weihnachtsfeiertage ...

Der Ort der verlorenen Herzen – der Buchtitel des Romans von Claire Stihlé trägt auch in der Geschichte zentral zur Handlung bei. Es handelt sich dabei um ein Chalet in den Bergen, indem Anouk die Weihnachtsfeiertage verbringt. Zusammen mit vier weiteren Gästen, die wie sie ein eher einsames Leben führen. Für Anouk hat das Chalet eine besondere Bedeutung, denn sie kam dort zu Welt.

Die Grundidee des Romans, Anouks Vergangenheit, kombiniert mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten der anderen Gäste, eingeschneit zur Weihnachtszeit finde ich eigentlich sehr spannend. Trotzdem konnte ich mit dem Roman nicht so richtig warm werden. Der Stil ist sehr gut lesbar, die Atmosphäre ist schön beschrieben und kommt gut rüber, aber die Geschichte wurde meiner Meinung nach einfach zu schnell „abgehandelt“. Die Handlung hat nur knapp 270 Seiten, obwohl die Idee durchaus genügend Stoff für einen dicken Schmöcker bieten würde. So wird alles sehr schnell aufgelöst und erklärt, die Persönlichkeiten haben keinen Raum für eine echte Entwicklung. Insgesamt hat sich dadurch bei mir auch keine richtige Spannung aufgebaut. Ich habe den Roman an einem Abend gelesen und für mich war das Buch leider insgesamt zu seicht und leider enttäuschend.

Für mich persönlich daher nur 2,5 Sterne, ich hatte mir einfach mehr erwartet. Trotzdem bin ich sicher, dass dieses Buch auch Fans finden wird, die sich eine leichte, weihnachtliche Liebesgeschichte wünschen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Ein Elternberuhigungsbuch – kein Ratgeber, aber was dann?

Wir werden das Kind schon schaukeln
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„Wir werden das Kind schon schaukeln“ von Sophie Seeberg möchte kein Ratgeber im klassischen Sinne sein, sondern ein Elternberuhigungsbuch, das mit einem Augenzwinkern typische Probleme löst und Eltern ...

„Wir werden das Kind schon schaukeln“ von Sophie Seeberg möchte kein Ratgeber im klassischen Sinne sein, sondern ein Elternberuhigungsbuch, das mit einem Augenzwinkern typische Probleme löst und Eltern so ihren herausfordernen Alltag besser meistern lässt. Die Autorin ist Familienpsychologin in einer Beratungsstelle und berichtet von Fällen aus ihrem Alltag.

Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, da ich die Idee hinter dem Buch sehr lobenswert finde. Viel zu oft vermitteln Ratgeber das Gefühl, alles anders, besser, effizienter machen zu müssen. „Einfach mal durchatmen, nicht perfekt sein“, eine positive Herangehensweise – all das klang mir vielversprechend.

Leider hat mir der Schreibstil der Autorin jedoch überhaupt nicht gefallen. Die Kapitel beinhalten zu großen Teilen in Dialogform wiedergegebene Geschichten mit klischeebeladenen Rollenbildern. So unterhält die Autorin sich mit ihren zwei Freundinnen (eine zurückhaltend, organisiert, ordentlich, die andere impulsiv und chaotisch) über diverse Probleme. Die Dialoge wirken konstruiert und wiederholen sich ständig. In den Erzählungen aus dem Berufalltag empfand ich den Ton oft als süffisant und überheblich. Daher fand ich es streckenweise sehr anstrengend mich überhaupt zum Weiterlesen zu motivieren, was sehr schade ist, da ich die Tipps im Buch wertvoll und interessant finde. Fazit: Leider nicht mein Fall, aber ein guter Grundgedanke!

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