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Veröffentlicht am 08.04.2021

Gelungener Abschluss der Ruhrpott Trilogie

Eine Sehnsucht nach morgen
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Der dritte und letzte Teil der "Ruhrpott-Saga" spielt Ende der 60er Jahre. Bärbel hat mittlerweile ihr Medizinstudium abgebrochen und kehrt nach einer unglücklichen Beziehung Hals über Kopf zurück zu ihrer ...

Der dritte und letzte Teil der "Ruhrpott-Saga" spielt Ende der 60er Jahre. Bärbel hat mittlerweile ihr Medizinstudium abgebrochen und kehrt nach einer unglücklichen Beziehung Hals über Kopf zurück zu ihrer Familie, wo ihr natürlich auch ihre Jugendliebe Klaus wieder über den Weg läuft. Ihre große Schwester führt ihren eigenen Buchladen und wünscht sich ein Kind mit ihrer großen Liebe Johannes und ihr kleiner Bruder Jakob demonstriert gegen Springer und bekommt Probleme in der Schule. Außerdem wohnt nach Oma Mines Tod nun Tante Clärchen, eine entfernte Verwandte mit im Haus und schmeißt den Haushalt.

Ich habe mich sehr über das "Wiedersehen" mit der Familie gefreut und darüber, mitverfolgen zu dürfen, wie es mit ihnen weiterging. Jeder ist auf seine Weise sympathisch und vor allem wirken sie sehr authentisch. Es war interessant, in die 60er Jahre abzutauchen, wo einiges noch etwas anders lief als heute. Der Schreibstil der Autorin war auch diesmal wieder angenehm lesbar und die Handlung fesselnd. Nun bin ich etwas traurig, dass die Geschichte nun endgültig zu Ende ist.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Eine große Liebe

Fritz und Emma
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Die Journalistin Marie zieht 2018 mit ihrem Mann Jakob nach Oberkirchbach, einem kleinen verschlafenen Dorf in der Pfalz, weit weg von jeder größeren Stadt, weil dieser dort seine erste Pfarrstelle antritt. ...

Die Journalistin Marie zieht 2018 mit ihrem Mann Jakob nach Oberkirchbach, einem kleinen verschlafenen Dorf in der Pfalz, weit weg von jeder größeren Stadt, weil dieser dort seine erste Pfarrstelle antritt. Jakob freut sich auf seine Arbeit und ist bereit, sich auf das Leben als Dorfpfarrer voll einzulassen, aber Marie fällt es schwer, sich in Oberkirchbach einzuleben, zumal es dort keine Arbeit in ihrem Beruf für sie gibt. Nachdem das Pfarrerehepaar aber in die Vorbereitungen des Dorfjubiläums mit einbezogen wird, ist Maries Ehrgeiz geweckt, zumindest wieder für mehr Leben im Ort zu sorgen und auch die Bewohner des Neubaugebietes am Ortsrand einzubeziehen. Außerdem lernt sie die beiden 92-jährigen Fritz und Emma kennen, die sich anscheinend bis auf's Blut hassen, obwohl sie am gleichen Tag geboren wurden und von Anfang an eng befreundet und bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sogar ein Paar waren. Maries Ehrgeiz ist geweckt, mehr darüber herauszufinden, was damals passiert ist und die beiden wieder zu versöhnen.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich mag es, dass er auf verschiedenen Zeitebenen zwischen der Vergangenheit von Fritz und Emma und der aktuellen Zeit wechselt. Sowohl die beiden alten Protagonist:innen als auch Marie und Jakob sind mir sehr ans Herz gewachsen. Marie ist nicht die klassische Pfarrersfrau, wie Luther sie sich wohl gewünscht hätte, sondern sie will beruflich ihren eigenen Weg gehen und nicht darauf reduziert werden, die Ehefrau des Dorfpfarrers zu sein. Aber, sie liebt Jakob sehr und bewundert ihn für seine Leidenschaft, mit der er alles tut. Dennoch verzweifelt sie an den Rahmenbedingungen, die dessen Tätigkeit mit sich bringt und dem Leben in einem kleinen Dorf, aus dem das Leben immer mehr verschwindet, weil die Jungen für die Arbeit wegziehen und die Menschen in den Neubaugebieten am Ortsrand nicht wirklich dazu gehören. Somit ist der Roman auch in gewisser Weise ein Gesellschaftsportrait. Aber Marie gibt nicht so schnell auf. Auf jeden Fall bietet der Roman eine gute Portion Tiefgang, ist zugleich aber auch sehr gut lesbar. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und lebendig und man kann sich sehr gut in die Hauptfiguren hineinversetzen.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Angriff des Killer-Heilbutts?

Der weiße Heilbutt
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Der weiße Heilbutt ist der neunte Band der humorvollen Krimireihe um den Dorfpolizisten Thies Detlefsen und seine Fredenbüller Freunde. Diesmal befinden sie sich auf Amrum, wo sie eigentlich Urlaub machen ...

Der weiße Heilbutt ist der neunte Band der humorvollen Krimireihe um den Dorfpolizisten Thies Detlefsen und seine Fredenbüller Freunde. Diesmal befinden sie sich auf Amrum, wo sie eigentlich Urlaub machen wollen, aber ein riesiger weißer Fisch in Strandnähe und ein abgetrennter Fuß am Strand lassen sie nicht so recht zur Ruhe kommen und Thies und Nicole beginnen ganz offiziell mit den Ermittlungen.

Der Krimi ist humorvoll geschrieben und nimmt so manchen aktuellen Trend auf die Schippe. Zugleich fehlt aber auch eine Dosis Ernsthaftigkeit nicht, in dem beispielsweise Investoren angesprochen werden, die ohne Rücksicht auf die Natur und die Bewohner Luxushotels auf den Nordseeinseln errichten wollen. Die Spannung bleibt fast bis zum Schluss erhalten und die Protagonisten sind gewohnt liebenswert. Auch der Lokalkolorit kommt nicht zu kurz und am liebsten möchte man mit nach Amrum reisen und Tage am Strand verbringen und abends leckere Fischgerichte essen.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Vergangenheit und Gegenwart

Stay away from Gretchen
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Tom Monderath, 45 Jahre alt und mehr oder weniger überzeugter Junggeselle ist ein bekannter Nachrichtensprecher. Seine Mutter Gretchen, 84, lebt wie er nach Abstechern ins Ausland auch wieder, in Köln. ...

Tom Monderath, 45 Jahre alt und mehr oder weniger überzeugter Junggeselle ist ein bekannter Nachrichtensprecher. Seine Mutter Gretchen, 84, lebt wie er nach Abstechern ins Ausland auch wieder, in Köln. Es häufen sich jedoch die Zeichen, dass sie langsam geistig abbaut und dement wird, immer wieder kommt es zu mehr oder weniger gefährlichen Vorfällen. Dies führt dazu, dass Tom quasi gezwungenermaßen mehr Zeit als bisher mit seiner Mutter verbringt und so auch auf immer mehr Spuren aus deren Kindheit und Jugend in Ostpreußen und nach der Flucht vor den Russen in Heidelberg stößt. Ab und an gelingt es ihm auch, ihr Erinnerungen aus dieser Zeit zu entlocken, aber bei einem bestimmten Punkt macht sie dicht und sein journalistischer Ehrgeiz ist geweckt, mehr über die Vergangenheit seiner Mutter und die Rolle des großen, dunkelhäutigen amerikanischen Soldaten zu erfahren. Zeitgleich steckt Europa mitten in der großen "Flüchtlingswelle" und es kommt vermehrt zu Protesten gegen die Aufnahme von weiteren Asylsuchenden, zum Beispiel in Heidenau, und Tom ist durch seine Arbeit besonders mit der Thematik konfrontiert.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich mag Bücher, die auf mehreren Zeitebenen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln. Hier ist dies besonders gut gelungen, indem der Leser immer wieder automatisch Parallelen zwischen den Flüchtlingen aus Ostpreußen am Ende des Zweiten Weltkrieges und jenen aus Syrien heute sieht. Immer wieder werden echte gesellschaftliche Ereignisse in die Handlung einbezogen und dem Leser so wieder ins Gedächtnis gerufen.
Und auch die Geschichte des 45 jährigen Sohnes, der damit klar kommen muss, dass seine Mutter langsam dement wird, ihr so aber auch nahe wie nie zuvor kommt und manch ihrer Verhaltensweisen in seiner Kindheit nun besser versteht, ist eine sehr wichtige und berührende.
Der Schreibstil der Autorin hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Berlin von unten

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Die Frauen- und Kinderärztin Magda Fuchs tritt nach der Ermordung ihres Mannes 1920 eine Stelle als Polizeiärztin in der Metropole Berlin an, um ihr altes Leben hinter sich lassen und vergessen zu können. ...

Die Frauen- und Kinderärztin Magda Fuchs tritt nach der Ermordung ihres Mannes 1920 eine Stelle als Polizeiärztin in der Metropole Berlin an, um ihr altes Leben hinter sich lassen und vergessen zu können. Berlin ist nach dem 1. Weltkrieg zwar am Aufblühen, die Folgen des Krieges und eine große Kluft zwischen Armen und Reichen ist aber überall spürbar und durch ihre Arbeit wird Magda mit besonders schlimmen Schicksalen konfrontiert. Dazu kommt, dass Frauen wenig Rechte zugestanden werden, sie sollen heiraten und sich dann vollkommen dem Leben als Ehefrau und Mutter widmen. Da Magda auch kaum Geld für ihre Arbeit bekommt, zieht sie zunächst in die Pension Bleibtreu, in der auch mehrere andere Frauen ein Zimmer gemietet haben, unter anderem eine junge Verkäuferin vom Land, die für einen Film entdeckt werden möchte. Celia, die Tochter der Vermieterin ist dagegen eine der reich verheirateten Ehefrauen, die dafür ihren Traum, Medizin zu studieren, aufgeben musste. Sie begegnet Magda dann zunächst auch sehr distanziert und leicht eifersüchtig. Aber Magda lernt nach und nach auch noch weitere starke Frauen kennen, die etwas für die ärmsten der Armen und zudem für die Gleichberechtigung der Frau bewirken wollen.

Bei dem Buch hat mich das Cover, das zeigt, dass es sich um einen historischen Roman mit einer weiblichen Protagonistin handelt, der in Berlin spielt, direkt angesprochen. Außerdem ist mir das Autorenduo bereits von einer anderen Reihe um junge Ärztinnen bekannt. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht und ich fand es sehr spannend, mit der sympathischen Protagonistinnen und ihren Mitstreiterinnen ins Berlin der 20er Jahre zu reisen und auch die Schattenseiten der aufstrebenden Metropole kennenzulernen. Der Schreibstil des Autorenpaars ist gewohnt anschaulich und gut lesbar. Sehr hilfreich fand ich auch den Berlin-Plan im Einband, in dem alle Schauplätze markiert waren. So kann man sich noch besser vorstellen, wo alles spielt. Ich würde auf jeden Fall sehr gerne auch die restlichen Bände dieser Trilogie lesen.

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