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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2021

Kreativ und wichtig

Räuber
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Oli ist 25 Jahre alt und wohnt bei seiner Mutter die Hartz 4-Empfängerin ist. Da sein Vater einen schweren Unfall auf dem Bau hatte, hat Oli seine Ausbildung abbrechen und selbst am Bau anheuern müssen, ...

Oli ist 25 Jahre alt und wohnt bei seiner Mutter die Hartz 4-Empfängerin ist. Da sein Vater einen schweren Unfall auf dem Bau hatte, hat Oli seine Ausbildung abbrechen und selbst am Bau anheuern müssen, um die Fixkosten der Familie tragen zu können.

Amelie ist eine gut situierte Journalistin, derzeit mit ihren zwei kleinen Mädchen in Elternzeit, verheiratet und sucht nach neuen Herausforderungen. Als die ehemalige Sozialwohnung von Olis Mutter dann an eine neue Immoblienfirma verkauft wird und sich abzeichnet, dass die derzeitigen Mieter aus dieser vertrieben werden sollen, wollen Oli und Amelie gemeinsam gegen die Ungerechtigkeiten vorgehen.

Die Sprache dieses Buchs ist angenehm sowie einfach und klar gehalten, was aus meiner Sicht perfekt zu einem so aktuellen, modernen Buch passt. Die Charaktere gefallen mir sehr gut und konnte ich mich sehr schnell in alle diese hineinversetzen. Auch deren Handlungen sind für mich authentisch und nachvollziehbar und sind alle Personen trotz der Vielzahl für mich greifbar. Es wird in der dritten Person erzählt und wir begleiten als Leser immer im Wechsel was verschiedene Personen erleben. Dieser Erzählform finde ich gut gewählt und hat sie in diesem doch umfangreichen Buch für mich Sinn gemacht, da man somit das Gefühl hat, alles mitverfolgen zu können.

Die Geschichte selbst hat mich auch vollkommen überzeugt. Ich finde, dass die Thematik nicht unbedingt eine typische Romanhandlung ist und das Thema Gentrifizierung eher im Journalismus zur Sprache kommt. Aber gerade den Umstand, dass es hier in einem Roman verpackt wurde, finde ich toll und wichtig. Auch die Aspekte, die bei diesem Thema doch eher trocken und theoretisch sind, sind gut aufgearbeitet und für den Leser ohne Anstrengung zu erfassen. So wird man als Leser zum Denken angeregt und trotzdem gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

Frau Mustermann

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Kim Jiyoung, die sogenannte Frau Mustermann Koreas lässt uns in diesem Roman an ihrer typischen Lebensgeschichte teilhaben. So erfährt der Leser, dass diese schon seit frühester Kindheit diskriminiert ...

Kim Jiyoung, die sogenannte Frau Mustermann Koreas lässt uns in diesem Roman an ihrer typischen Lebensgeschichte teilhaben. So erfährt der Leser, dass diese schon seit frühester Kindheit diskriminiert wird, weil sie weiblich ist. Die Erzählung zieht sich weiter durchs Leben der Protagonistin, wobei die Geschichte immer wieder durch Statistiken und Studienverweise unterbrochen wird. Trotzdem handelt es sich um einen Roman und sind diese Verweise im Lesefluss nicht störend. Die Handlungen sich teilweise wirklich schwer zu ertragen und haben bei mir ein beklemmendes Gefühl hinterlassen!

Obwohl dieses Buch nur knapp über 200 Seiten hat, wird es mir definitiv im Gedächtnis bleiben und hat mich zum Nachdenken angeregt. Die Autorin schafft es ganz toll diese Missstände klar aber ruhig zu thematisieren, was perfekt mit der Handlung harmoniert. Ich kann diesen Roman daher uneingeschränkt empfehlen!

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Hat mich begeistert!

Die verschwindende Hälfte
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Stella und Desiree sind Zwillinge und in einem kleinen Ort namens Mallard, in dem die immer heller werdende Hautfarbe der Bewohner für alle eine übergeordnete Rolle zu spielen scheint, aufgewachsen. Die ...

Stella und Desiree sind Zwillinge und in einem kleinen Ort namens Mallard, in dem die immer heller werdende Hautfarbe der Bewohner für alle eine übergeordnete Rolle zu spielen scheint, aufgewachsen. Die beiden Mädchen haben schlimme Dinge erlebt und sind in dem kleinen Ort nicht glücklich. Sie wollen in die weite Welt ziehen, sodass sie eines Tages einfach gemeinsam abhauen. Doch dann trennen sich auch die Wege der beiden Zwillinge...

Vorweg muss ich sagen, dass ich bereits den ersten Roman der Autorin geliebt habe und ich auch von diesem zweiten Buch mehr als begeistert bin.

Die Autorin verstrickt in ihrer Geschichte viele Themen und Denkanstöße im Bezug auf Rassismus, Frauenrechte, zwischenmenschliche Beziehungen, Egoismus, menschliche Unzulänglichkeiten, etc. ohne dass irgendeines davon aufdringlich oder führend ist. Genau das mach dieses Buch für mich aus, dass eben ganz wichtige Thematiken behandelt werden, ohne dass man davon überfahren wird oder sich jemals getadelt vorkommt. Die Erzählung ist allgemein unglaublich ruhig, obwohl sie hochemotional und anspruchsvoll ist. Auch liebe ich die handelnden Personen, da sie für mich greifbar und authentisch sind.

Ich kann dieses Buch nur vollkommen empfehlen und hoffe, dass ich von der Autorin in Zukunft noch viel hören werde.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Dank

Dankbarkeiten
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Michka war immer eine starke, unabhängige Frau, doch in einem gewissen Alter ist es ihr nicht mehr möglich alleine zu leben. Sie fällt oft und vor allem verliert / vergisst sie Wörter, sodass es immer ...

Michka war immer eine starke, unabhängige Frau, doch in einem gewissen Alter ist es ihr nicht mehr möglich alleine zu leben. Sie fällt oft und vor allem verliert / vergisst sie Wörter, sodass es immer schwieriger für sie wird sich zu verständigen. Sie zieht mit der Hilfe von Marie, ihres ehemaligen Nachbarskinds, zu der sie eine besondere Beziehung hat, in ein Pflegeheim und lernt dort auch Jermone, ihren Logopäden kennen...

Die Geschichte wird vor allem aus Sicht von Marie und Jerome erzählt. Unterbrochen werde diese sich abwechselnden Teile noch von Traumsequenzen von Michka, in denen sie wieder ihren ganzen Wortschatz hat. Diese Aufteilung finde ich gut gewählt, da man gleich Zugang zu allen drei Hauptfiguren hat und ein Wechsel immer Abwechslung in Erzählungen bringt.

Die Sprache ist leicht und flüssig zu lesen, auch wenn es einige Passagen gibt, die zum Nachdenken anregen. Auch gibt es immer wieder Passagen, die mich in ihrer grundsätzlichen Traurigkeit trotzdem zum Schmunzeln gebracht haben.

Ich habe schon viele Bücher der Autorin gelesen und war gerade von den letzten Werken nicht restlos überzeugt. In diesem Roman hat sie aber für mich persönlich wieder einmal bewiesen, dass sie Erzählkunst und Übermittlung von Emotionen perfekt versteht und ich hier nicht zu Unrecht eine sehr hohes Niveau ansetze. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Grandios

Echo des Schweigens
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Sophie ist Pathologin bzw. Gerichtssachverständige und arbeitet an einem Jahre zurückliegenden Fall eines Häftlings, der in einer Polizeizelle verbrannt ist. Auch privat ist Sophie mit ihrer kranken Mutter ...

Sophie ist Pathologin bzw. Gerichtssachverständige und arbeitet an einem Jahre zurückliegenden Fall eines Häftlings, der in einer Polizeizelle verbrannt ist. Auch privat ist Sophie mit ihrer kranken Mutter und der Abwesenheit ihres unbekannten Vaters belastet. Als sie den Strafverteidiger Hannes zufällig kennenlernt, beginnen die beiden eine rasante Liebesbeziehung, auch wenn sie beide nicht ahnen können, wie weit ihre beiden Lebenswege miteinander verstrickt sind...

Zu diesem Erzählstrang, der größtenteils in der Gegenwart spielt, gibt es noch einen zweiten in der Vergangenheit, der den Leser mit Lea, einer jungen Jüdin ins Deutschland der 1940er Jahren entführt.

Trotz der aus diesem Umstand entstehenden vielen Personen, findet man sich problemlos in die Geschehnisse hinein und kann diese gut nachvollziehen. Die Personen finde ich gut charakterisiert und habe ich schnell Zugang gefunden. Die Sprache des Romans ist angenehm und trotz der doch eher schwierigen Themen (Recht, Nationalsozialismus, etc.) aus meiner Sicht leicht zu lesen.

Ich persönlich habe aufgrund des Plots mit mehr Gegenwartsroman gerechnet, die meines Erachtens aber im Laufe der Erzählung immer weiter in den Hintergrund rückt und der Historie bzw. Vergangenheit mehr Raum gibt. Dies hat mich aber nicht gestört, da ich auch diese Ausführungen sehr spannend und wichtig für die Geschichte finde. Es handelt es sich aber jedenfalls um einen niveauvollen Roman, da dem Leser viel Raum zum Grübeln gegeben wird und die Handlungsstränge teilweise doch sehr verstrickt sind. Aber gerade dieser Aufbau bzw. die Konstruktion des Buchs hat es für mich geradezu grandios gemacht. Man tappt als Leser sehr lange im Dunkeln, ist aber von den Geschenissen gefesselt.

Für mich persönlich war dieses Buch - nicht zuletzt auch aufgrund der Handlung bzw. Themen, die kombiniert wurden - perfekt und werde ich diesen jedenfalls noch einige Male weiterempfehlen!

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