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Veröffentlicht am 25.03.2021

Eine Mutter auf der Suche nach der Tochter und die Frage, wie weit darf man für die Rettung des Planeten gehen? Heiligt der Zweck die Mittel?

Ungehorsam
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Als die fünfzehnjährige Lara spurlos verschwindet, macht sich ihre Mutter Rebekka auf eigene Faust auf die Suche nach ihrer Tochter, nachdem sie von der Berliner Polizei keine Unterstützung erhält. Ein ...

Als die fünfzehnjährige Lara spurlos verschwindet, macht sich ihre Mutter Rebekka auf eigene Faust auf die Suche nach ihrer Tochter, nachdem sie von der Berliner Polizei keine Unterstützung erhält. Ein fehlender Rucksack sowie eine Isomatte deuten darauf hin, dass Lara freiwillig abgehauen ist, schließlich hatten sich die Streitigkeiten mit ihrer Mutter gehäuft.
Bei ihren Nachforschungen findet Rebekka heraus, dass sich Lara militanten Klimaschützern angeschlossen hat und sich vermutlich bei einer Gruppe von Aktivistinnen versteckt hält. Doch selbst als Rebekka es schafft, sich der Gruppe anzunähern und eine Freundin von Lara kennenlernt, findet sie den Aufenthaltsort ihrer Tochter nicht heraus. Durch den Kontakt zu der Gruppe und einem Aufkommen von Verständnis für das Ziel, für das sie kämpfen, reflektiert Rebekka ihr Verhalten gegenüber ihrer Tochter und bereut, wie wenig Mühe sie sich gegeben hat, Verständnis für deren Ängste um die drohende Klimakatastrophe aufgebracht zu haben. Auf ihrer Suche kommt sie Lara damit zumindest mental näher.

Der Roman beginnt mit der Sorge einer Mutter um ihre verschwundene Tochter. Dabei wird die Entfremdung der beiden deutlich, denn Rebekka hat keine Ahnung, mit welchen Freunden sich Lara umgeben hat und eine falsche Erwartungshaltung an den Tag gelegt, indem die Schule und ein gutes Abitur wichtiger waren, als ein Engagement für Umwelt- und Tierschutz.
Bei der Suche nach Lara rückt der Fokus des Romans bald auf die die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen, auf den Klimawandel und die Angst um die Zukunft des Planeten. Die junge Generation geht erschrocken von den Bränden in Brandenburg auf die Straße, um ein Zeichen zu setzen und durch einen friedlichen Protest, Menschen zum Nachdenken und Umdenken zu bewegen und von den Politikern Maßnahmen statt alleiniges Lamentieren zu fordern. Rebekka ist plötzlich mittendrin - nicht bei den friedlich Protestierenden sondern bei einer Gruppe extremer Klimaschützer, die in den Medien bereits als Ökoterroristen bezeichnet werden. Sie schüren durch Gewalt Ängste, um Aufmerksamkeit für ihre Sache zu erlangen.

"Ungehorsam" ist das Verhalten der Extremisten. Ihr Ziel - die Rettung des Planeten - ist für uns alle relevant und ohne Frage bedeutungsvoll und unterstützenswert. Ihre Aktionen, bei denen unschuldige Menschen gefährdet werden, sind es dagegen nicht.
Der Roman dreht sich um die Entfremdung der Generationen von einander, aber auch um die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt. Er handelt vom Loslassen können und zeigt auf, dass es ausreichend sein kann, seinen Kindern den Weg zu ebnen, sie letztlich aber ihren eigenen Weg gehen zu lassen.
Es ist ein aktueller, aufwühlender Roman, der zum Nachdenken anregt und die Umweltzerstörung anprangert. Er zeigt dabei, wie weit Menschen für ihre Ideale gehen und dass im Kleinen und im Großen ein Umdenken geschehen muss, um die Generationen nicht weiter auseinanderdriften zu lassen und Maßnahmen zu ergreifen, damit die Generation Z noch eine Zukunft hat, die erstrebenswert ist. Eine derart massive Vorgehensweise, wie sie in dem Roman beschrieben ist, kann nicht die Lösung sein.
Während die Umweltthematik und die damit verbundene Gewalt eindringlich dargestellt sind, hatte ich mir die Suche nach Lara spannender vorgestellt. Sie als Person, ihre Motivation, Wut und/ oder Verzweiflung, die sie dazu veranlasst haben, ihr Elternhaus klammheimlich zu verlassen, bleiben etwas außen vor.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Authentischer Roman, der die Metoo-Thematik von drei Seiten beleuchtet und erschütternd rau, aber auch feinfühlig-empathisch geschrieben ist

Das Licht ist hier viel heller
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Maximilian Wenger ist Schriftsteller, dessen letzte Erfolge lange zurückliegen. Inzwischen ist er von seiner Ehefrau getrennt, wohnt in einer Junggesellenwohnung und bemitleidet sich selbst. Seine fast ...

Maximilian Wenger ist Schriftsteller, dessen letzte Erfolge lange zurückliegen. Inzwischen ist er von seiner Ehefrau getrennt, wohnt in einer Junggesellenwohnung und bemitleidet sich selbst. Seine fast erwachsenen Kinder kommen notgedrungen alle vierzehn Tage am Wochenende zu Besuch und würde sich seine Schwester nicht um Wenger kümmern, würde er komplett verwahrlosen.
Wenger blüht erst wieder auf, als er Briefe von einer Frau erhält, die an den Vormieter der Wohnung schreibt. Diese inspirieren ihn zu einem neuen Roman, der den Nerv der Zeit trifft. Was er nicht ahnt, ist, dass auch seine Tochter Zoey die Briefe heimlich gelesen hat und von den Inhalten erschüttert ist - denn sie hat ähnliches erlebt, wie die fremde Frau.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Wenger und seiner 17-jährigen Tochter Zoey geschrieben, so dass man einen Einblick in beide Leben erhält. Beide machen im Verlauf der Geschichte eine Entwicklung durch. Während man Wenger zunächst noch aufgrund seiner Arbeitslosigkeit und dem Verlust seiner Familie bemitleiden mag, zeigt sich bald, dass er doch noch Biss hat, Ehrgeiz entwickelt und von einem Comeback träumt. Dabei ist ihm jedes Mittel recht - über Plagiate oder Ideenraub denkt er gar nicht nach, auch ist seine abwertende Einstellung gegenüber Frauen äußerst fragwürdig.
Zoey ist eine Einzelgängerin, die sensibel ist und künstlerisch begabt ist. Sie möchte Fotografin werden und arbeitet ehrgeizig an ihrem Ziel, ohne dass ihre Eltern eine Ahnung davon haben. Ein Ereignis wirft sie dann jedoch zurück und scheint all ihre Träume zu vernichten sowie ihre negative Einstellung gegenüber ihren Eltern zu manifestieren. Doch auch Zoey lernt zu kämpfen und lässt sich weder von ihrem übergriffigen Chef kleinkriegen, noch von Eltern, die sie nicht verstehen und nicht für sie da sind, wenn sie sie einmal braucht.

Der Schreibstil ist direkt und rau. Die Protagonisten sind frech und nehmen kein Blatt vor den Mund. Während Wenger sarkastisch ist und selbstverliebt nur auf sich und seinen eigenen Vorteil bedacht ist, ist Zoey rebellisch und trotzig gegenüber ihren Eltern, aber feinfühlig in Bezug auf ihren Bruder, mit dem sie ein enges Band verbindet.
Durch die drei unterschiedlichen Erzählstränge um Wenger, Zoey und die anonyme Verfasserin der Briefe ist der Roman abwechslungsreich gestaltet und zieht in seinen Bann. Dabei stellt sich erst im Laufe der Geschichte heraus, was die drei Handlungsstränge mit einander verbindet.

In Zeiten von #metoo-Debatten greift der Roman ein aktuelles Thema auf und zeigt es schonungslos aus Sicht der Opfer. Erschreckend dabei ist, wie schnell Grenzen verschwimmen können und wie wenig Handlungsspielraum bei der Verteidigung oft bleibt. Es ist ein Roman mit polarisierenden Charakteren, der gerade deshalb so einnehmend ist und nachdenklich macht.
Etwas einseitig empfand ich jedoch das vermittelte Männerbild. Bis auf Zoeys homosexuellen Bruder und seinen Freund, erscheinen alle anderen männlichen Protagonisten unsympathisch und frauenfeindlich.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Lebensnahe Geschichte über den Mut, sein Leben in Frage zu stellen, sich mit Problemen zu konfrontieren und eine Veränderung herbeizuführen

Schwester
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Iulia ist Mutter eines 15-jährigen Sohnes, verheiratet mit einem evangelischen Pastor und arbeitet in Teilzeit als Bankerin. Als ihre Stiefschwester Lone, zu der sie früher einmal so ein inniges Verhältnis ...

Iulia ist Mutter eines 15-jährigen Sohnes, verheiratet mit einem evangelischen Pastor und arbeitet in Teilzeit als Bankerin. Als ihre Stiefschwester Lone, zu der sie früher einmal so ein inniges Verhältnis hatte, nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt, kümmert sich Iulia um deren Angelegenheiten und stellt fest, dass sie Lones Alltag überhaupt nicht kennt. Lone arbeitet freiberuflich als Hebamme, nachdem sie vor fünf Jahren ihre Stelle in einem Krankenhaus gekümmert hat. Durch die Schwangeren und jungen Mütter, die Lone bis zuletzt versorgte und die Iulia nun stellvertretend aufsucht, erhält Iulia nicht nur einen Einblick in die schöne, aber auch anstrengende Arbeit als Hebamme, sondern auch über Lone.
Iulia ist selbst eine empathische Frau, die anpacken kann und einen Draht zu den Patientinnen von Lone findet und unkonventionell Hilfe leisten kann. Dabei registriert sie, wie vergleichsweise unbedeutend ihre Arbeit als Bankerin ist und wie wenig Entscheidungsbefugnisse sie hat. Auch ihre Rolle als Frau eines Pastors stellt sie immer mehr in Frage, schafft es kaum mehr, den Gottesdiensten ihres Ehemannes beizuwohnen.

Der Roman ist etwas anders aufgebaut als gedacht - schon aufgrund des Titels hatte ich mir mehr über das Verhältnis der beiden Stiefschwestern zueinander erwartet. Dennoch konnte mich die Geschichte über Iulias Sinnsuche, bei der sich so viel über den Beruf der Hebamme erfahren habe, packen.
Das Buch ist aus wechselnden Perspektiven geschildert, so dass man sich gut in Iulia hineinversetzen kann, aber auch einen Eindruck von Lone und ihren Patientinnen erhält. Dabei zeigt das Buch einen umfangreichen Einblick in den Arbeitsalltag und den Druck, der auf Hebammen lastet: die Erwartungen der Schwangeren und jungen Mütter, die es zu erfüllen gilt, die permanente Verfügbarkeit und Erreichbarkeit, alleinige Verantwortung, die Frage nach einem ausreichenden Versicherungsschutz, finanzielle Nöte und unbezahlt geleistete Zusatzarbeit. Neben diesen beruflichen Schwierigkeiten, hatte Lone mit weiteren privaten Sorgen zu kämpfen, so dass sich unweigerlich die Frage stellt, ob es sich bei der Karambolage mit dem Trecker um einen Unfall handelte oder um einen selbst gewählten Ausweg.
Durch den Unfall und den Kontakt Iulias zu Lones Patientinnen wird bewusst, wie nah Leben und Tod beieinander liegen, denn nicht immer geht eine Schwangerschaft glücklich aus.

"Schwester" ist ein authentisch und ehrlich geschriebener Roman, bei der eine Frau in ein anderes Leben eintaucht und dabei ihr eigenes beruflich und privat reflektiert. Iulia empfindet keine Freude mehr an ihrer Arbeit in der Sparkassenfiliale, gesteht sich die Distanz zu ihrem Ehemann ein und erkennt, dass sie als Pastorsgattin neben den Gottesdienstbesuchen und dem wöchentlichen Sonntags-Sex nur noch die Erwartungen anderer erfüllt. Es ist eine in einem etwas nüchternen, aber dennoch berührenden Schreibstil erzählte, lebensnahe Geschichte über den Mut, sein eigenes Leben in Frage zu stellen, sich mit verdrängten oder unterdrückten Problemen zu konfrontieren und den Versuch zu wagen, eine Veränderung herbeizuführen.
Daneben sind es jedoch auch die einzelnen kurzen Geschichten über die Schwangeren und jungen Mütter, die mehr als nur physische Betreuung brauchen, frei über ihren Körper entscheiden möchten und nicht in der Masse untergehen wollen - egal ob es um die vor- oder nachgeburtliche Betreuung oder um Hausgeburten als solche geht.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Phantastische Mischung aus Abenteuerroman, Coming-of-Age-Geschichte und Familiendrama - melancholisch, aber mit positiver Botschaft

Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt
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Die elfjährige Nedda ist wie ihr Vater Theo, der für die NASA arbeitete, bevor er aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen entlassen wurde, naturwissenschaftlich interessiert, Sie hält sich gerne in seinem ...

Die elfjährige Nedda ist wie ihr Vater Theo, der für die NASA arbeitete, bevor er aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen entlassen wurde, naturwissenschaftlich interessiert, Sie hält sich gerne in seinem Labor auf und träumt davon, Astronautin zu werden. Zu ihrer Mutter Betheen, die selbst studierte Chemikerin ist, aber seit Gründung der Familie im Wesentlichen auf ihre Kuchenexperimente in der Küche beschränkt ist, findet sie keine Verbindung.
Im Januar 1986 erlebt Nedda die Explosion der Challenger mit und ist erschütternd über den Tod der Besatzung. Die Folgen des Unfalls betreffen jedoch nicht nur die NASA, sondern auch Nedda und ihren gesamten Heimatort in Florida. Ihr Vater experimentierte während der Explosion an "Crucible", einer Art Zeitmaschine, und löste damit ungewollt eine Katastrophe aus. Nur Nedda und ihre Mutter haben eine Vorstellung von seiner Schuld und versuchen die Auswirkungen seines Experiments rückgängig zu machen. Bei der Verfolgung dieses gemeinsamen Zieles lernen sich Mutter und Tochter neu kennen und lösen die Distanz, die all die Jahre zwischen ihnen herrschte, auf.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und erzählt im Jahr 1986 von Nedda und ihren wissenschaftlichen Ambitionen, ihrer engen Verbindung zu ihrem großen Vorbild, ihrem Vater, dem genialen Wissenschaftler, und seinem Wunsch, die Zeit anhalten zu können. Er möchte damit nicht nur den Verlauf seiner Arthritis stoppen, sondern auch verhindern, dass seine geliebte Tochter erwachsen und flügge wird.

In der Zukunft hat sich Neddas Traum erfüllt. Sie ist Astronautin und auf dem Weg zu einem Planet, der zukünftig von Menschen besiedelt werden soll, um die Folgen der Naturkatastrophen auf der Erde zu kompensieren zu können. Sie und ihre drei Kolleg*innen sind Pioniere und bei dem Start des Raumschiffs Chawla war ihnen klar, dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein würde.

Es ist eine Science-Fiction-Geschichte, die bildhaft und so realitätsnah geschrieben ist, dass das Szenario, das tatsächlich von einem realen Ereignis mitausgelöst wird, vorstellbar erscheint.
Es ist einerseits eine Geschichte über Trauer, Liebe und Verlustängste, über Familie und die Beziehungen von Eltern zu ihren Kindern und umgekehrt, die berührend geschrieben ist. Durch Perspektivwechsel ist es möglich, die Gefühle der Hauptfiguren nachzuvollziehen, wobei in Bezug auf Neddas Familie interessant ist, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist und was ein Trauma und die daraus resultierende Sprachlosigkeit mit einer Familie anrichten kann.
Neben den berührenden emotionalen Momenten überzeugt der Roman durch zwei spannende Handlungsstränge in Vergangenheit und Zukunft. Die wissenschaftlichen Details aus Physik, Chemie, Medizin und Raumfahrt machen die Geschichte authentisch, sind jedoch nicht so kompliziert dargestellt, dass es einen laienhaften Leser überfordert. Nach Betheens Experimenten mit Kochrezepten ist es erhebend zu sehen, wie sie als Wissenschaftlerin wieder aufblüht und zusammen mit ihrer Tochter versucht, die Verschiebungen der Zeit wieder in Ordnung zu bringen.
Auch die Situation auf der Chawla ist packend und zeigt sehr anschaulich die Arbeit und Lebenswirklichkeit eines Astronauten mit all seinen physischen und psychischen Strapazen auf eindringliche Weise.

"Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt" ist eine phantastische Mischung aus Abenteuerroman, Coming-of-Age-Geschichte und Familiendrama. Das Buch mutet lange melancholisch an und zeigt die negativen Auswirkungen des Menschen auf die Natur und wie er seine eigene Lebensgrundlage zerstört, vermittelt jedoch am Ende eine positive Botschaft über Zusammenhalt, Freundschaft und Tapferkeit, wie Menschen über sich hinauswachsen können und was sie für höhere Ziele bereit sind zu leisten.

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Psychothriller über Manipulation, Mutterschaft und Verlustängste mit leidenschaftlichen Liebesszenen und einer beklemmenden Atmosphäre

Verity
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Lowen Ashleigh bekommt über ihren Agenten das Angebot, die erfolgreiche Thrillerreihe der bekannten Autorin Verity Crawford als Co-Autorin fortzuschreiben. Verity ist seit einem Autounfall im Wachkoma ...

Lowen Ashleigh bekommt über ihren Agenten das Angebot, die erfolgreiche Thrillerreihe der bekannten Autorin Verity Crawford als Co-Autorin fortzuschreiben. Verity ist seit einem Autounfall im Wachkoma und nicht mehr dazu in der Lage, die neunteilige Reihe zu beenden. Lowen, die noch von der Trauer um ihre verstorbene Mutter gezeichnet ist, hält sich bei ihren eigenen Büchern stets im Hintergrund und scheut sich davor, in der Öffentlichkeit zu stehen. Nach dem Tod ihrer Mutter und einer Räumungsklage ist Lowen allerdings auf finanzielle Zuwendung angewiesen und nimmt das Angebot trotz aller Bedenken an. Zu Recherchezwecken zeiht sie kurzerhand in das Haus von Verity, wo sie gepflegt wird und zusammen mit ihrem Ehemann Jeremy und ihrem fünfjährigen Sohn Crew lebt. Die beiden älteren Zwillingstöchter sind vor dem Autounfall kurze Zeit hintereinander verstorben.

Lowen versucht sich für die Fortsetzung der Buchreihe in Verity hineinzuversetzen und liest ihre Manuskripte und Aufzeichnungen. Dabei stößt sie unerwartet auf eine Autobiografie von Verity. Diese ist geradezu erschütternd zu lesen. Durch diese Offenbarungen wird Lowen bewusst, warum Verity sich so gut in die Antagonisten ihrer Thrillerreihe hineindenken konnte.

"Verity" ist ein spannender Psychothriller, der aus der Perspektive von Lowen geschrieben ist, die ohnehin unter sozialen Ängsten leidet, sich aber nicht nur deshalb in dem großen Haus der Crawfords unwohl fühlt. Lowen ist gebannt von Veritys Aufzeichnungen, die Grausamkeiten enthüllen und erschreckt sich immer häufiger über Erlebnisse in dem Haus oder bei Begegnungen mit der scheinbar wehrlosen Verity. Dies sorgt für eine unheimliche Atmosphäre, weil nicht ganz klar ist, was sich Lowen in ihrer Unsicherheit einbildet und ob die Autobiografie von Verity tatsächlich auch nur ein fiktiver Roman ist, der keine wahren Ereignisse schildert.

Der Wechsel zwischen dem Lesen von Veritys Geschichte und der Arbeit an der Fortsetzung der Buchreihe sorgen für Spannung und die unglaublichen Enthüllungen sowie die unterschwellige Gefahr, die lauert, für eine Sogwirkung. Es ist ein fesselnder Psychothriller über Manipulation, Eifersucht, Mutterschaft und Verlustängste, der mit leidenschaftlichen Liebesszenen und einer beklemmenden, düsteren Grundstimmung für Gänsehaut sorgt.
Das Ende ist so verstörend wie das düstere Geheimnis, das Verity verbirgt. Dabei ist der Plottwist so raffiniert, dass nicht ganz klar ist, ob Verity tatsächlich so gehandelt hat, wie sie erzählt oder ob ihre Aufzeichnungen nur in ihrer Eigenschaft als Autorin entstanden sind. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Dieses etwas nebulöse Ende zeigt, dass nichts so ist, wie es offensichtlich scheint und dass in jedem Menschen etwas Böses steckt.

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