Cover-Bild Ein fauler Gott
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 06.03.2017
  • ISBN: 9783518425879
Stephan Lohse

Ein fauler Gott

Sommer 1972. Benjamin ist vor einigen Wochen elf geworden. Im nächsten Schuljahr wird er ein Herrenrad bekommen, eine Freundin und vielleicht eine tiefe Stimme. Doch dann stirbt sein kleiner Bruder Jonas. Nachts sitzt Bens Mutter auf einer Heizdecke und weint. Ben kommt nun extra pünktlich nach Hause, er spielt ihr auf der C-Flöte vor und unterhält sich mit ihr über den Archäopteryx. An Jonas denkt er immer seltener. Ben hat mit dem Leben zu tun, er muss für das Fußballtor wachsen, sein bester Freund erklärt ihm die Eierstöcke, und sein erster Kuss schmeckt nach Regenwurm. Mit seiner neuen Armbanduhr berechnet er die Zeit.

Voller Empathie und mit anrührender Komik erzählt Stephan Lohse in seinem Debütroman vom Aufwachsen Anfang der Siebzigerjahre, von Teenagernöten und dem Trost der Freundschaft. Vor allem aber erzählt er vom Mut und dem Einfallsreichtum eines Kindes, das seine Mutter das Trauern lehrt und ihr zeigt, dass das Glück, am Leben zu sein, auch noch dem größten Schmerz standhält.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2017

Ein wunderbares Buch über Trauerbewältigung einer Mutter und eines Bruder - herzergreifend und traurig, aber auch zum Schmunzeln.

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Sommer 1972. Benjamin ist vor einigen Wochen elf geworden. Im nächsten Schuljahr wird er ein Herrenrad bekommen, eine Freundin und vielleicht eine tiefe Stimme. Doch dann stirbt sein kleiner Bruder Jonas. ...

Sommer 1972. Benjamin ist vor einigen Wochen elf geworden. Im nächsten Schuljahr wird er ein Herrenrad bekommen, eine Freundin und vielleicht eine tiefe Stimme. Doch dann stirbt sein kleiner Bruder Jonas. Nachts sitzt Bens Mutter auf einer Heizdecke und weint. Ben kommt nun extra pünktlich nach Hause, er spielt ihr auf der C-Flöte vor und unterhält sich mit ihr über den Archäopteryx. An Jonas denkt er immer seltener. Ben hat mit dem Leben zu tun, er muss für das Fußballtor wachsen, sein bester Freund erklärt ihm die Eierstöcke, und sein erster Kuss schmeckt nach Regenwurm. Mit seiner neuen Armbanduhr berechnet er die Zeit...(Klappentext)

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Hier eröffnet sich dem Leser ein wunderbares Buch, welches den Unterschied der Trauerbewältigung zwischen einem Erwachsenen und eines Kindes aufzeigt.
Während die Mutter Ruth, nach dem Tod ihres jüngsten Sohnes Jonas, in ein tiefes Loch fällt und sich an die Vergangenheit klammert, sieht es Ben aus einem fast komplett anderen Blickwinkel und somit in die Zukunft.
Ben trauert auf seine ganz eigene Weise und bemüht sich auch auf diese Weise seiner Mutter Trost zu spenden. Nicht immer nimmt sie dies wahr, doch Stück für Stück scheint er zu ihr durchzudringen.

Es wird abwechselnd aus der Perspektive von Ruth und Ben erzählt. Während sich die Passagen von Ruth eher düster lesen und auch manchmal schockieren, liest sich Bens Perspektive traurig, aber auch mit Witz und Humor.
Der Autor hat es auf eine wunderbare Weise geschafft verschiedene Punkte gekonnt einzufangen und wiederzugeben. Da wären zum Einen die Sichtweise und Gedankengänge eines 11-jährigen Jungen bezüglich Trauer, Tod, Gott, aber auch in Bezug auf Freundschaft, Schule, des Erwachsenwerdens, die erste Knutschparty, etc.
Zum Anderen wurde die Atmosphäre der 70er Jahre wunderbar eingefangen und lässt einen in Erinnerungen schwelgen (zumindest ein bissl, da ich eher ein Kind der 80er bin g).
Aber auch der Kampf einer Mutter gegen die Trauer und den Verlust ihres Kindes konnte mich überzeugen.

Die Schreibweise ist flüssig, wenn auch manchmal die Erzählweise etwas verwirrnd und unzusammenhängend wirkt. Zudem verliert sich der Autor manchmal in irgendwelchen Geschichten, die so gar nichts mit der Handlung zu tun haben und diese somit auch nicht voranbringen. Hier habe ich dann meist quergelesen.
Trotzdem schafft es der Autor mich mit der Geschichte zu fesseln. Trauer und Humor wechseln sich an den richtigen Stellen ab und manchmal liegt beides gar nicht so weit auseinander.
Es regt auch sehr zum Nachdenken an -> vielleicht sollten wir Erwachsenen manchmal mehr wie Kinder sein; uns an der kindlichen Sichtweise hin und wieder ein Beispiel nehmen.

Fazit:
Ein wunderbares und schönes Buch über Trauerbewältigung - herzergreifend, traurig, schockierend, aber auch zum Schmunzeln und Nachdenken.
Trot der oben genannten kleinen Mankos kann ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 06.04.2017

Berührt und irritiert gleichermaßen

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"Ein fauler Gott" ist der Debütroman des Autors Stephan Lohse und wirklich ein beachtliches Werk. Der Autor nähert sich einem sehr sensiblen Thema sehr angemessen, denn es geht um den Tod eines Kindes. ...

"Ein fauler Gott" ist der Debütroman des Autors Stephan Lohse und wirklich ein beachtliches Werk. Der Autor nähert sich einem sehr sensiblen Thema sehr angemessen, denn es geht um den Tod eines Kindes. In diesem Jahr gab es bereits einige tolle Bücher zum Thema Tod und Verlust in den Neuerscheinungen zu lesen, gerade dieses Buch beschreibt jedoch durch den plötzlichen und unverständlichen Tod des kleinen Jonas eine echte Tragödie.
Zurück bleiben Ben, 11 Jahre alt, und seine Mutter. Obwohl die Geschichte vorwiegend mit Bezug zu Ben geschrieben ist, wird auch die Trauerverarbeitung der Mutter ausreichend beleuchtet.
Wie der Titel schon vermuten lässt, ist es ein besonderes Buch. Es steigt sehr stark ein und hat mich spontan unglaublich gepackt. Die Beerdigung des kleinen Jonas hat mich so berührt, dass ich wirklich in Tränen aufgelöst war. Im Verlauf wurde die Geschichte dann nicht weniger interessant, aber teilweise schon etwas merkwürdig. Hierbei hat mich gestört, dass viele Handlungsstränge aufgenommen und dann nicht so recht weitergeführt werden, da alles sehr episodisch wirkt. Es gibt einige wunderbare Nebenfiguren wie den Nachbar Hr. Gäbler, die für mich noch mehr genutzt werden könnten. Gerade die Gespräche mit diesem Nachbarn sind toll geschrieben, beinahe poetisch, und insgesamt ist es ein Buch, aus dem der interessierte Leser viele tolle Zitate mitnehmen kann und wird!
Ich muss sagen, dass ich zwischen dem 2. und dem letzten Drittel des Buches einen kleinen "Hänger" hatte, da die Geschichte schon etwas absonderlich wird und teilweise sehr viele Details genannt werden. Das hat den Lesefluss für mich etwas gestört, daher 1 Stern Abzug.

Insgesamt ein starker Debütroman mit kleinen Schwächen, der nicht unbedingt leicht zu lesen, aber für literarisch interessierte Leser sehr empfehlenswert ist.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Ein sehr berührendes Buch

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Wir haben das Jahr 1972, es ist Sommer. Benjamin ist 11 Jahre alt als sein kleiner Bruder Jonas plötzlich stirbt. Jonas war acht. Bens Mutter sitzt nachts auf ihrer Heizdecke und trauert um ihren verstorbenen ...

Wir haben das Jahr 1972, es ist Sommer. Benjamin ist 11 Jahre alt als sein kleiner Bruder Jonas plötzlich stirbt. Jonas war acht. Bens Mutter sitzt nachts auf ihrer Heizdecke und trauert um ihren verstorbenen Sohn, Ben bemüht sich, ein guter Sohn zu sein. Doch Bens Erinnerung an Jonas gerät schnell ins Vergessene, denn er ist damit beschäftigt zu leben.

»Wie sein Bruder jetzt heißt, weiß Ben nicht, die Seelen haben lateinische Namen.« (S. 7)

Stephan Lohse erzählt in seinem Debütroman „Ein fauler Gott“ eine rührselige Geschichte. Der Schreibstil ist dabei recht einfach, manchmal dachte ich, dass es eher an ein Kinderbuch erinnert, aber das Buch hat keine Thematik, die sich dafür eignet. Dennoch gibt es immer wieder Sätze, die mich begeistert haben. Im Grunde ist der Schreibstil auch sehr passend, denn es wir meistens aus der Sicht des 11-jährigen Bens geschrieben, was teilweise schon recht komisch ist, aber dennoch auch emotional. Gerade den Beginn der Geschichte fand ich sehr traurig, sehr emotional, wie Ben erzählt, was passiert. Aber nicht aus Bens Sicht bekommen wir die Geschichte erzählt, auch aus Ruths Sicht, der Mutter von Ben, gibt es immer mal wieder Einstreuungen, womit wir auch ein wenig von der Mutter und ihrer Gefühlswelt, in dem Falle rechter Hilflosigkeit erfahren. Wir erleben, wie Ben in den 1970ern sein Leben weiterlebt, wie er von seinen Freundschaften profitiert und Halt findet, und Hilfe bei anderen sucht, um sein Leid, sein Kummer zu verstehen. Und intuitiv schafft es Ben auch, seiner Mutter zu helfen, denn dass sie dringend Hilfe braucht, ist klar.
Sehr gut dargestellt fand ich auch die Gedankengänge von Ben, die wie eines Kindes manchmal ein wenig abdriften, oder uns als Erwachsenen vielleicht seltsam erscheinen, aber wenn man darüber nachdenkt, sicher nicht ganz fremd. Manche von seinen Gedankengängen haben mich doch sehr berührt, andere waren allerdings sehr ausschweifend, beinahe mühsam zu folgen. Weniger wäre hier wohl mehr gewesen.

»Den eigenen Tod sterben wir, den Tod unserer Kinder müssen wir leben.« (S. 102)

Alles in allem ein doch unterhaltsames Buch, dass ich gerne weiterempfehle. Aufgrund der Thematik vielleicht nicht für jeden geeignet, an manchen Stellen ist es doch traurig, andere sind dann doch wieder amüsant.

Veröffentlicht am 28.03.2017

Zutiefst berührend

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Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag (6. März 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3518425879
Preis: 22,00€
auch als E-Book erhältlich


Zutiefst berührend

Inhalt:
Hamburg, 1972. Der achtjährige ...

Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag (6. März 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3518425879
Preis: 22,00€
auch als E-Book erhältlich



Zutiefst berührend

Inhalt:

Hamburg, 1972. Der achtjährige Jonas stirbt. Zurück bleiben sein elfjähriger Bruder Ben und seine Mutter Ruth. Beide trauern um Jonas – jeder auf seine Weise. Und das Leben geht weiter …

Meine Meinung:
Stephan Lohse hat in seinem Debütroman ein sehr trauriges Thema aufgegriffen. Und tatsächlich ist die Grundstimmung auch sehr melancholisch. Aber trotzdem konnte der Autor mich ab und zu sogar zum Lachen bringen, ohne dass es pietätlos gewirkt hätte. Diese Gratwanderung ist ihm sehr gut gelungen.

Abwechselnd wird aus den Perspektiven von Ben und Ruth erzählt. Dabei merkt man sehr schnell, dass Ruth viel mehr mit ihrer Trauer zu kämpfen hat. Ihr fällt es sehr schwer, wieder in den Alltag zurückzufinden. Immer wieder wird sie von der Trauer um ihren Sohn überrollt.

Währenddessen ist Ben viel auf sich allein gestellt, findet allerdings Halt bei seinen Freunden und einem Herrn in der Nachbarschaft, wo er sich nicht verstellen muss, sondern einfach Kind sein darf. Fragt Ben sich anfangs noch, ob der Teil der Mutterliebe, der bisher Jonas vorbehalten war, nun auf ihn übergeht, muss er bald feststellen, dass der tote Jonas sogar eine noch größere Konkurrenz ist als der lebende. Ein toter Jonas kann sich alles erlauben, über ihn darf man nichts Schlechtes sagen.

Eindringlich erzählt Lohse von der Beziehung zwischen Ben und Ruth, von ihren Gemeinsamkeiten und ihren Unterschieden. Dabei zeichnet er ein authentisches Bild der frühen 1970er Jahre, die sich doch von der heutigen Zeit in vielem unterscheiden. Leser, die in den sechziger Jahren geboren sind, werden sich in der Geschichte mit ihren Anspielungen auf politische Ereignisse oder bestimmte Markennamen eher zurechtfinden als sehr junge Leser. Doch wenn man offen für Altes und Neues ist, sollte einen das nicht hindern, dieses Buch zu lesen. Eine Bereicherung ist es allemal.

Einige kleine Kritikpunkte habe ich aber doch. So sind leider nicht alle verwendeten französischen Ausdrücke korrekt, und die Verwendung von Metaphern finde ich zum Teil etwas übertrieben. Einige Ereignisse fand ich zu langatmig beschrieben, ohne dass sie viel zum Fortgang der Handlung beigetragen hätten. Doch das sind wirklich nur Kleinigkeiten, die nicht allzu schlimm sind. Im Großen und Ganzen ist es ein wunderbares Buch, das einen zutiefst berührt.

★★★★☆

Herzlichen Dank an den Suhrkamp Verlag für das Rezensionsexemplar für die Leserunde auf LovelyBooks.de.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Wie geht man mit Trauer um?

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So tragisch traurig die Geschichte ist, ist es doch auch schön in eine Zeit zurückversetzt zu werden, in der man selber seine Kindheit durchlebt hat. Stephan Lose schafft dies mit Leichtigkeit, in einfachen ...

So tragisch traurig die Geschichte ist, ist es doch auch schön in eine Zeit zurückversetzt zu werden, in der man selber seine Kindheit durchlebt hat. Stephan Lose schafft dies mit Leichtigkeit, in einfachen Worten, aus der Sicht eines 11-jährigen.

Der Tod reißt eine Lücke in das Leben jeden Menschen. Auch bei Ben und seiner Mutter Ruth ist es nicht anders. Während Ben auf kindlich unbeschwerte Art um den kleinen Bruder trauert, ist Ruth gefangen in einer tiefen depressiven Trauer, welche sie immer mehr und mehr hinunterzieht. Ben findet Ablenkung durch seinen Freund Christophe und erhält liebevolles Verständnis von einem großväterlichen Nachbarn. Ruth hingegen zieht sich zurück, ist allein mit ihrer Trauer, findet keinen Weg aus dieser schmerzlichen Schwärze. Bens Umgang mit seiner Trauer ist mitunter recht amüsant zu lesen, kindlich unbeschwert eben. Fernab von Handy, PC und Internet erlebt man mit ihm eine fast unbeschwerte Kindheit. Ruth täglicher Kampf mit sich ist bedrückend, sie zieht sich zurück, stellt Ben gegenüber eine Unbeschwertheit zu Tage, ganz der erwachsenen Meinung dem Kind ihre Trauer nicht zeigen zu dürfen. Die Abwertsspirale, welche sie umgibt, ist bedrückend greifbar. Ein hoch und tief der Gefühlswelt umgibt sie.

Der Titel passt gut zur Geschichte. Gott doch einfach faul gewesen sein. Für Ben steht das fest, denn wie sonst wäre es möglich, dass er Jonas in so jungen Jahren aus dem Leben gerissen hat. Für solche Gedanken muss man kein Atheist sein. Auch Menschen, die gläubig sind, und einen tragischen Todesfall durchleben wird es ähnlich in ihren Grübeleien ergehen.

Was hat das Coverbild mit dem Titel zu tun? Nun mit dem Titel direkt vielleicht nicht, doch die Rakete findet auch in der Geschichte ihren Platz.

Mein Fazit:

Ein tröstliches Buch der Trauer. Dem Autor ist der Umgang mit ihr und all den verschiedenen Facetten gut gelungen diese zu durchleuchten. Besonders Ben mit seiner kindlichen Art die Dinge zu sehen fand ich sehr tröstlich. Ben zeigt, dass man auch in der größten Trauer lachen und Freude am Leben haben darf. Ein schönes Debüt, dass man nicht in einem durchlesen kann, denn man hat immer mal wieder Momente in denen man verweilen und pausieren muss.