Hier haben wir es leider mal wieder mit einem "mismatch" zu tun - dieses Buch und ich, das passt einfach nicht. Und dabei erkenne ich durchaus an, was Joshua Groß auf- und durchzieht - aber das war nicht meins. Ich habe mich beim Lesen tatsächlich hier und da schlicht zu alt für dieses Buch gefühlt - und ne, das war nicht so schön.
Kurz mal zum Inhalt: Es geht hier um Joshua (aha!), einen typischen Vertreter der Millennial-Generation. Er erhält, aus unbekannten und unerklärlichen Gründen ein Stipendium für eine Stelle in Miami, inklusive coolem Appartement. Die dahinter steckende Firma bleibt genau so ein Mysterium wie die Frage, was Joshua eigentlich machen soll. Versorgt wird er per Drohne, mit allem, was wichtig ist: Geld, Essen (in Form von Astronautennahrung) und jeder Menge Weed. Life's a beach?
Nicht so ganz, denn die Langeweile und Unwissenheit treibt den Protagonisten zur Recherche, dessen Ergebnis ein mehr als nur einnehmendes Computerspiel ist. Dort verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Realität - und nur dort? Durch Zufall lernt Joshua dann Claire kennen, doch die Beziehung der beiden ist und bleibt unschlüssig und unstet. Den Reigen verschwommener Charaktere ergänzen Jellyfish P. und Hajo, ersterer ein berühmter Rapper und Ex von Claire, letzterer seine fürsorgliche rechte Hand. Joshua und Jellyfish freunden sich an und gehen auf Reisen auf "gewöhnliche", sprituelle und schließlich virtuelle Art. Wo geht's zum echten Leben zurück? I lost track...
Die ganze Welt hier ist weird und strange und nun ja - ich bin von Anfang an nicht wirklich gut reingekommen, und es wurde leider auch nicht besser. Die Sprache ist sehr überdehnt, wobei: Teilweise waren ein paar wirklich schöne Sätze, Formulierungen und Gedanken dabei. Leider gingen die meist in diesem omnipräsenten Grundrauschen der hippen, coolen Welt unter oder wurden von ihr überlagert. Respekt, das so durchzuziehen, mir war es zu viel.
Dabei liegen Vergleiche natürlich auf der Hand (letztlich sogar mehr, als mir lieb war). Ich fand Allegro Pastell von Leif Randt ja wirklich toll, und auch hier lebten die Ich-bezogenen Millenials (Tanja und Jerome, ich werd euch nie vergessen!) in ihrer eigenen, ätzenden Nerv-Blase. Aber trotz allem war mir das weitaus "angenehmer", es hat mir mehr Spaß gemacht. Hauptgrund hierfür ist vermutlich die Realität, die in "Allegro" doch deutlich präsenter ist. Joshua und Claire (und ihre merkwürdige Welt) haben mich weit weniger erreicht. "Miami" liest sich sich in einigen Belange ähnlich, aber weitaus weniger unterhaltsam, eher nerviger.
Außerdem kamen mir beim Lesen immer wieder andere Vergleiche in den Kopf, die mich abgelenkt haben. Beim allumfassenden Computerspiel, das sich auch in der Realität auswirkt, habe ich an Erebos gedacht, bei jedem Drohnen-Cameo und natürlich dem Kühlschrank jedes Mal an QualityLand. Auch hier wieder: Kann das Buch nichts für, hat ihm aber auch nicht dabei geholfen, in meiner Gunst zu steigen. Außerdem bin ich kein großer Fan von Quallen, die hier quasi das verbindende Element darstellen ;) Da kann man sicher viel drüber sprechen und spekulieren, ebenso wie über die Auflösung zwischen Realität und virtueller Welt, über Überwachung und Verfolgung, über Klarheit und Verblendung - wem's Spaß macht, nur zu, aber ich bin raus.
Kurzum also: Gut gemacht, aber nicht für mich. Sprachlich ist es mir zu drüber, inhaltlich war es mir zu konfus. Ich habe mich in diesem Buch nicht wirklich gut zurecht gefunden (ich sag ja, zu alt...) und glaube nicht, dass auf Dauer viel hängen bleibt.