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Veröffentlicht am 15.04.2017

Rezension | "Das Scherbenhaus"

Das Scherbenhaus
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"Das Scherbenhaus" ist seit langem mal wieder ein Thriller, der mich richtig packen konnte und den ich geradezu verschlungen habe. Es war mein erstes Buch von Autorin Susanne Kliem, aber es wird sicher ...

"Das Scherbenhaus" ist seit langem mal wieder ein Thriller, der mich richtig packen konnte und den ich geradezu verschlungen habe. Es war mein erstes Buch von Autorin Susanne Kliem, aber es wird sicher nicht mein letztes gewesen sein.

Besonders angesprochen hat mich bei diesem Psychothriller die Spannung, die von vorne bis hinten präsent war; mal ganz eindeutig im Mittelpunkt, aber sehr oft auch unterbewusst und unterschwellig. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was es mit diesem Scherbenhaus, dem "Safe Haven", auf sich hat, wer Caralas Schwester umgebracht hat und das vertuschen will. Und wieso jeder, der in diesem Haus wohnt, auf seine ganz eigene Art verdächtig wirkt und Geheimnisse zu haben scheint. Des Weiteren hat die Geschichte bei mir auch ein oder zwei sehr intensive Gänsehaut-Momente geschaffen, die mir wirklich nahe gingen. Damit meine ich zum Beispiel, wie sich Carla vor dem Mörder im Keller versteckt oder der Streit zwischen Milan, Christian und Carla in deren Schlafzimmer. Die Szenen waren wirklich heftig und haben den Thriller in einem noch besseren, spannenderen und unheimlicheren Licht erscheinen lassen.

Bemerkenswert fand ich ebenfalls, dass der Plot von vorne bis hinten logisch, durchdacht und gleichermaßen packend war. Mir persönlich sind keine inhaltlichen Patzer, keine unlogischen Szenen oder ein zu komplexer, verwirrender Plot aufgefallen. Natürlich muss man wachsam sein und den Ereignissen genau folgen, um eine Chance zu haben, den Mörder zu erraten. Denn es werden viele falsche Fährten gelegt und oft ist es so, dass nichts so ist, wie es scheint – manchmal aber eben schon.

Auch die Charaktere mochte ich alle sehr gerne. Nicht nur, weil sie real und gut ausgearbeitet waren, sondern auch, weil jeder einzelne Charakter eine Rolle spielt und nur wenige als Füllstoff dienen. Natürlich sind manche Figuren vordergründiger als andere, allerdings kamen mir während des Lesens alle gleich wichtig vor. Schließlich betrachtet man ja auch jeden als potenziellen Mörder ;)

Einziges Manko an der Geschichte war für mich, dass ich relativ schnell erraten hatte, wer Ellens Mörder/-in ist. Es war nicht wirklich offensichtlich, allerdings hatte ich mich schon recht schnell festgelegt und am Ende hatte ich dann auch Recht behalten. Das Mordmotiv allerdings und wie die ganze Geschichte zusammenhängt, auch mit Carlas Stalker, dem "Safe Haven" und den Mitbewohnern hat mich sehr überrascht und hat mich auch sehr zufrieden stellen können.

Gefallen hat mir ebenfalls der Schreibstil der Autorin, die es nicht nur geschafft hat, ihren Figuren Leben einzuhauchen, sondern auch durch detaillierte Beschreibungen und Ausführungen eine bewunderswerte Spannung aufzubauen. Das ist mir bei einem Psychothriller auch sehr wichtig.

Fazit
Neben einem tollen Cover und einem überzeugenden Schreibstil schafft die Autorin mit "Das Scherbenhaus" eine spannungsgeladene Geschichte, die mehr als gelungen ist. Wer einen komplexen Psychothriller mit unterschwelliger Spannung mag – so wie ich – ist bei Susanne Kliem mit ihrem neuen Buch genau richtig.
[4,5 Sterne]

Veröffentlicht am 15.04.2017

Rezension | "AchtNacht"

AchtNacht
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Ich war doch schon sehr überrascht, so schnell wieder ein Buch von Sebastian Fitzek in den Händen halten zu können, nachdem erst im Oktober "Das Paket" erschienen ist und sofort von mir verschlungen wurde. ...

Ich war doch schon sehr überrascht, so schnell wieder ein Buch von Sebastian Fitzek in den Händen halten zu können, nachdem erst im Oktober "Das Paket" erschienen ist und sofort von mir verschlungen wurde. Der Klappentext verrät über "AchtNacht" ja nicht besonders viel, ebenso war mir der Film "The Purge", zu dem das Buch einige Parallelen aufweisen soll, völlig unbekannt, so dass ich mich unvoreingenommen auf Ben Rühman und das aus dem Ruder gelaufene psychologische Massenexperiment einlassen konnte.

Obwohl sich die Geschichte von Anfang an sehr gut lesen lässt, habe ich einige Zeit gebraucht, um in ihr gefangen zu sein und mich voll und ganz auf die AchtNacht einlassen zu können. Ich habe mich lange gefragt, was Ben Rühmanns "Nutzlosigkeit" im Job und im Privaten, seine Familie und die Tragödie, die er miterleben musste (und teilweise noch muss) mit dem psychologischen Experiment zu tun haben und inwieweit diese Schilderungen den Verlauf der Geschichte beeinflussen wird.

Der Wechsel der verschiedenen Erzählpersonen- und perspektiven haben bei mir den Eindruck einer sehr langen Einführung nur verstärkt, weswegen ich etwa 100 bis 150 Seiten das Gefühl hatte, der Autor schaffe keinen optimalen Spannungsbogen. Erst sehr viel später wurde mir klar, dass sowohl die verschiedenen Perspektiven, als auch die lange Einführung nötig waren, um die Entstehung und den Verlauf der AchtNacht als ganzes zu erkennen und vor allem auch zu verstehen. Viele Zusammenhänge und Parallelen habe ich da noch nicht gesehen. Denn wie bei allen Büchern des Autors sträubt Fitzek sich nicht, falsche Fährten zu legen, spannende und unerwartete Wendungen einzubauen und den Leser mit einem vielschichtigen Plot zu verwirren.

Am meisten überrascht hat mich jedoch, dass ich mir an mancher Stelle wirklich vorstellen konnte, sowas auch im realen Leben zu erfahren. In Zeiten von Terror und Hass, von Diskussionen und Uneinigkeit in Kombination mit der Idee eines Irren, dem Know-How eines Technikfreaks und dem Internet als passendes Werkzeug habe ich mich doch gefragt, wie leicht sich so etwas umsetzen ließe – und wie viele Gestörte im Endeffekt mitziehen und durch die Straßen laufen würden. Mich überrascht in diesem Zusammenhang jedes Mal aufs neue, wie Fitzek realitätsnahe Probleme und "Störungen" in einer Gesellschaft/einem Land/eines Kontinents/der Welt so mühelos in seinen Büchern verarbeitet. Und den Leser letztlich dazu bringt, genau das unterbewusst zu hinterfragen. Wie er die Themen Snowden und Predictive Policing in "Das Joshua-Profil" aufgegriffen hat, fand ich schon toll, aber diesmal hat mich Fitzek wirklich beeindruckt.

Das Ende hat mich, im Gegensatz zu "Das Paket", nicht enttäuscht, jedoch war es für mich auch nicht besonders außergewöhnlich. Auf mich wirkte es auf der einen Seite zu "einfach" und zu "schlicht", auf der anderen Seiten hat es einen beunruhigenden Eindruck hinterlassen, weil man die Geschichte zwangsläufig im Kopf weiterspinnt und so auf ein unlösbares Problem trifft. An dieser Stelle möchte ich natürlich nicht zu viel verraten.

Auch wenn es viele anders sehen, war für mich der Schreibstil wieder super. Ich mag das Kopfkino, das mir in jedem Buch des Autors bereitet wird. Weil er so viel erzählt wie nötig, aber auch Spielraum für Fantasie und eigene Gedanken lässt. Sei es bei der Beschreibung der Charaktere, der Umgebung oder der Gefühle des Einzelnen. Die unterschwellige Spannung fand ich toll, auch wenn sie sich bei mir erst nach circa 150 Seiten eingestellt hat.

Fazit
"AchtNacht" ist für mich ein toller Action-Thriller, der mich überzeugen konnte; bei dem ich aber auch weiß, dass Sebastian Fitzek das eigentlich besser kann. Die kontroverse Diskussion und die viele Kritik kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn ich kann das Buch aufgrund einer grandiosen Gesellschaftskritik, eines sympathischen Hauptprotagonisten und eines doch sehr erschreckenden Plots (mit vielen verschiedenen Verstrickungen) empfehlen.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Absolut spannend!

Bound - Tödliche Erinnerung
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Als absoluter Karen Rose Fan habe ich mich sehr auf diesen Romantic Thriller gefreut und zugegebenermaßen auch einiges erwartet. Obwohl mich das Cover nicht wirklich mitreißen konnte (ich finde es für ...

Als absoluter Karen Rose Fan habe ich mich sehr auf diesen Romantic Thriller gefreut und zugegebenermaßen auch einiges erwartet. Obwohl mich das Cover nicht wirklich mitreißen konnte (ich finde es für ein Buch mit dem Hauptinhalt Thriller unpassend), konnte mich alles andere an diesem Werk mitreißen.

Am meisten überzeugt hat mich bei "Bound – Tödliche Erinnerung" die Hauptgeschichte, die nicht nur spannend erzählt und überraschend geendet hat, sondern auch viele verschiedenen Verstrickungen zum besten gibt. Diese machen den Leser unweigerlich selbst zum Ermittler und animiert ihn zum Raten, Informationen sammeln und Verdächtige genauer anschauen. Ich selbst hatte auch eine Reihe von Verdächtigen, von denen nach und nach einer weggefallen ist. Und auch wenn ich ganz genau gelesen und jede Information aufgesaugt habe, lag ich am Ende doch daneben. Zusätzlich haben mir die "Action"-Szenen sehr gut gefallen. Gerade am Ende wurde alles sehr schnell und dynamisch dargestellt, so dass ich ein perfektes Kopfkino zu den Geschehnissen auf den Buch- bzw. eBook-Seiten hatte.

Auch die verschiedenen Charaktere sind definitiv ein Pluspunkt bei "Bound". Sie sind glaubhaft dargestellt und sehr greifbar. Nicht nur Eve, die als hilfsbedürftiges Opfer ihre Erinnerungen gerne wieder hätte, sondern auch das ganze L.O.S.T.-Team, das aus sehr unterschiedlichen Personen besteht, aber durch das Können und die Fertigkeiten des Einzelnen sehr interessant wirkte. Auch wenn ich am liebsten von Gabe gelesen habe, war ich doch auch gespannt, wie die anderen Mitglieder des Teams arbeiten und wer welchen Part bei der Aufklärung der Geschehnisse hat. Bei der Ausarbeitung der Figuren hat die Autorin bei mir auf jeden Fall einen tollen Eindruck hinterlassen – obwohl natürlich Klischees dabei nicht auszuschließen sind. Ich habe allerdings schon so viele Romantic Thriller gelesen und keiner kam dabei ohne Klischees aus, daher erwarte ich sie einfach im Vorhinein bei jedem Buch mit diesem Genre.

Die Chemie zwischen Gabe und Eve nimmt natürlich – man sieht es am Cover – einen großen Teil der Geschichte ein. Die Beziehung fand ich glaubwürdig dargestellt und hat mir gut gefallen. Eve, die dringend Hilfe benötigt und sehr einsam wirkt, dazu noch Gabe mit seiner strengen, maskulinen Art und einer sehr mysteriösen Vergangenheit, ist eben eine Mischung, die sehr gut funktioniert und die überzeugt. Mir hätte es allerdings ein wenig besser gefallen, wenn sie sich gegenseitig länger hätten zappeln lassen. Die Spannung und das Herzklopfen lassen bei solchen Plots oft sehr schnell nach und gehen in den allgemeinen Ereignissen unter, sobald die Charaktere sich das erste Mal näher gekommen sind – so ging es mir hier leider auch. Trotzdem fand ich die Liebesgeschichte schön und interessant umgesetzt. Sie hat sich gut mit den Thriller-Elementen ausbalanciert; ebenso die erotischen Szenen.

Wie vorher schon erwähnt hat mich der Schreibstil der Autorin sehr angesprochen – mehr, als erwartet. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen, was erahnen lässt, dass der Schreibstil locker, flüssig, aber auch sehr spannend und fesselnd ist. Ich warte schon gespannt auf den zweiten Teil der L.O.S.T.-Reihe.

Fazit
Meiner Meinung nach ist "Bound – Tödliche Erinnerung" ein gelungenes Buch, das aufgrund der spannenden Erzählung und des guten und logischen Aufbaus des Plots nicht nur meine Erwartungen übertroffen hat, sondern auch dadurch Lust auf den Folgeteil macht. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, welchen Charakter der nächste Romantic Thriller ins Visier nimmt.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Rezension | "Heart. Beat. Love" von James Patterson & Emily Raymond

Heart. Beat. Love.
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James Patterson ist dem ein oder anderen sicher ein Begriff, aber dann doch eher als Thriller-Autor, statt als Schöpfer eines Jugendbuchs. Auch wenn ich kein einziges seiner anderen Werke gelesen habe ...

James Patterson ist dem ein oder anderen sicher ein Begriff, aber dann doch eher als Thriller-Autor, statt als Schöpfer eines Jugendbuchs. Auch wenn ich kein einziges seiner anderen Werke gelesen habe – und das als Thriller Fan – war ich doch sehr gespannt auf sein Buch und die darin entwickelte Geschichte. Im Endeffekt stecken in "Heart. Beat. Love." viele Überraschungen, ein sehr interessanter Plottwist und letztlich auch sehr, sehr viel Liebe von den Autoren.

Das Buch selbst hat mir unglaublich gut gefallen. Zwei furchtlose, junge Menschen, die die Reise ihres Lebens antreten, sich selbst ein wenig besser kennen lernen, aber auch den anderen, den Freund, der einen immer begleitet hat und für den man doch etwas mehr empfindet, als nur Freundschaft. Diese ganze Buchidee fand ich toll. Ging es nicht jedem schon mal so, dass er einfach ausbrechen und abhauen wollte? Nicht über Konsequenzen nachdenken, nicht über das Morgen? Sondern einfach ins Auto setzen und losfahren. Und genau das machen Axi und Robinson. Man wird mehr oder weniger direkt in die Geschichte hineingeworfen, was mir den Einstieg ein wenig erschwert hat, aber auch sehr gut zum Buch gepasst hat. Diese Leselust hat mich direkt gepackt und mich in der Geschichte gefangen gehalten – viel zu sehr wollte ich den Abenteuern der beiden folgen und wissen, welchen Ort sie als nächstes für sich entdecken.

Besonders beeindruckt haben mich die beiden Hauptprotagonisten. Axi und Robinson sind sehr unterschiedlich und denken ganz anders. Und das ist auch der Grund, weswegen diese Reise für beide funktioniert. Weil sie sich ergänzen konnten, der eine den anderen zurückgehalten hat, aber der andere den einen nun auch mal überzeugen musste, was zu wagen und alle Hemmungen hinter sich zu lassen. Die Chemie zwischen den beiden hat mir sehr gut gefallen. Sie wirkten nie wie Kinder oder wie Jugendliche, über die man die Augen verdreht und sich dachte: Wie kann man nur so kindisch und naiv sein. Im Gegenteil: Es sind zwei junge Menschen, die ihr Leben leben, jeden Moment genießen, jeden Ort und jede Aktivität und jede Kleinigkeit zu schätzen wissen. Somit können sie auch frei und furchtlos sein, wunderbare Dinge erleben und sich vollkommen aufeinander einlassen. Und dabei wirkten sie für mich vollkommen echt und real.

Dass das ganze Buch nicht nur von einem einzelnen Roadtrip handelt, dass es nicht nur um die Reise an sich geht und um zwei junge Erwachsene, die die Welt entdecken, dass es keine ausgelassene, sorgenfreie Geschichte ist, war mir zwar von vornehinein klar – schließlich weist der Klappentext ja auch darauf hin – aber der Umschwung zum "Ernst des Lebens" hat mich ziemlich kalt erwischt und mich nicht loslassen können. Die Geschichte schlägt einen sehr traurigen, emotionalen und kummervollen Ton an, der mich von vorne bis hinten berührt hat und auch nach Ende des Buches in mir nachgehallt hat.

Ein absolutes Highlight für mich ist die wunderschöne, sehr liebevolle und einmalige Aufmachung des Buches. Die eingefügten und sehr passenden Bilder haben mich anfangs zwar ein wenig irritiert, mich dann aber doch sehr angesprochen. Dadurch, dass sie genau zeigen, was gerade passiert oder wo sich Axi und Robinson gerade aufhalten, wurde man auf eine besondere Art in die Geschichte integriert, die mir vor allem in traurigen Momente richtig ans Herz gegangen sind.

Der Schreibstil des Autors ist relativ nüchtern und schlicht gehalten, was es mir nicht immer so leicht gemacht hat, einen Bezug oder eine Bindung zur der Geschichte und/oder zu den Figuren aufzubauen. Es wird nur andeutungsweise auf die Gefühle der Protagonisten eingegangen, ausschweifende Beschreibungen und Ausschmückungen wurden möglichst vermieden. So lag der Fokus ganz klar auf der eigentlichen Geschichte und deren Fortgang. Großartige Abschweifungen gab es keine, aber manchmal hätte ich mir doch mehr Einsicht in die Gedanken und Gefühle der beiden gewünscht. Nicht nur, was die Entwicklung einer Beziehung zwischen Axi und Robinson betrifft, sondern auch, was die Reise in den beiden selbst verändert.

Bei diesem Buch (siehe Bild oben) handelt es sich um eine limitierte Geschenkausgabe, die mir um einiges besser gefällt, als das eigentliche Cover. Meiner Meinung nach spiegeln die wunderschönen, knalligen und auffälligen Farben die ausgelassene und schöne Lebensweise und Stimmung von Axi und Robinson wesentlich besser wider. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Fazit
Für mich ist "Heart. Beat. Love." ein wunderschönes Buch, das einem Reisetagebuch gleicht und den Leser mit auf einen unvergleichlichen Roadtrip nimmt. Mir hat die lustige, schöne und teilweise sehr emotionale Geschichte gut gefallen. Mich konnte sie überzeugen und ich kann sie auch guten Gewissens weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Rezension | "Und jetzt lass uns tanzen" von Karine Lambert

Und jetzt lass uns tanzen
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"Und jetzt lass uns tanzen" ist ein Buch, das mich schon direkt und von Anfang an überrascht hat. Der Klappentext spricht zwar von langjänhrigen Ehepartnern, doch trotzdem hätte ich die beiden Hauptprotagonisten ...

"Und jetzt lass uns tanzen" ist ein Buch, das mich schon direkt und von Anfang an überrascht hat. Der Klappentext spricht zwar von langjänhrigen Ehepartnern, doch trotzdem hätte ich die beiden Hauptprotagonisten eher um die 50 geschätzt, als um die 70. Natürlich habe ich mich dann auf eine komplett andere Geschichte und eine andere Sicht einstellen müssen, was mich allerdings nicht wirklich gestört hat. Ich wusste schließlich, dass mich da ein tolles Buch erwartet ;)

Womit ich ebenfalls nicht gerechnet habe, ist der Pageturner-Effekt, der dieses Buch bei mir ausgelöst hat. Zugegeben habe ich in der letzten Woche nicht allzu viel gelesen und daher 2 1/2 Tage für das kurze Buch gebraucht, aber die Charaktere, der Plot und der Schreibstil haben mich vollständig eingenommen. Die Geschichte an sich ist wunderschön erzählt und hat in mir sehr unterschiedliche Gefühle ausgelöst. Die ersten paar Seiten, die den Tod der beiden Ehepartner aufarbeiten, fand ich sehr traurig, denn ich habe den Schmerz der beiden Hauptprotagonisten durch das Buch hindurch eindeutig wahrgenommen. Ich habe sehr mit beiden mitgelitten, obwohl der eine ein wenig besser damit umgehen konnte, während es den anderen sehr lange zu beschäftigen scheint. Aber ich habe auch viel geschmunzelt und mich für beide sehr gefreut, als sie sich kennenlernen und fast sofort aneinander Interesse bekunden.

Maguy und Marcel mochte ich beide ab der ersten Seite. Sie sind zwei typische alte Menschen: klagen über ihre Wehwehchen, sitzen dauernd beim Arzt, reden mit fremden Leuten zuerst über ihre Kinder und fragen sich, was sie mit ihrem Leben noch anfangen können. Aber gerade deshalb sind mir beide ans Herz gewachsen, gerade deshalb haben mir beide so gut gefallen; auch in ihrem Umgang miteinander. Maguy hat mich sehr an meine eigene Oma erinnert, weshalb ich mich sofort mit ihr verbunden gefühlt habe.

Während ich ohne Probleme warm mit den beiden Hauptfiguren wurde, gab es noch andere Charaktere, beispielsweise die Kinder von Maguy und Marcel, die mir überhaupt nicht gefallen haben und deren (anfängliche) Missgunst und Abneigung für mich auch völlig fehl am Platz waren. Klar, beide Familien trauern noch um das verlorene Familienmitglied und man möchte sein verbliebenes Elternteil so "kurz" nach dem Tod des Ehepartners nicht unbedingt mit einem neuen Menschen zusammen sehen, doch Marcel und Maguy sind sehr glücklich miteinander und tun sich gut. Sie passen auf einander auf und geben sich gegenseitig einen Sinn.

Der Schreibstil der Autorin ist meiner Meinung nach etwas anspruchsvoll. Er lässt sich zwar leicht lesen, ohne große Stolpersteine, aber die Wortwahl und die verschiedenen Metaphern sowie Vergleiche waren schon sehr poetisch, tiefsinnig und eindrucksvoll. Ich habe mir mehrere Zitate notiert, die mich nicht losgelassen haben. Dadurch hat mich die Geschichte nur noch mehr berührt und nachdenklich zurückgelassen – vor allem das Ende. Schließlich bekommt man im Leben nicht ständig eine zweite Chance.

Auch das Cover verdient großes Lob. Die Gestaltung hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen und zusammen mit dem Klappentext und dem Titel des Buches hat mich die äußere Optik und das "oberflächliche" Paket direkt überzeugt; ein Buch, das alleine deswegen sicher schon in Erinnerung bleibt.

Fazit
"Und jetzt lass uns tanzen" ist ein wunder-, wunderschönes Buch, das nicht nur "Ja" zum Leben und zur Liebe sagt, sondern auch zeigt, wie wertvoll letzteres ist; dass es niemals zu spät ist und dass sich uns auch im hohen Alter Chancen bieten, die man ergreifen sollte. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen; ein paar mehr Seiten hätte ich mir jedoch gewünscht, um die Beziehung von Maguy und Marcel noch reifen zu sehen.
[4,5 Sterne]