Profilbild von carobu

carobu

Lesejury Profi
offline

carobu ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit carobu über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Frauenchicksale in einem interessanten Umfeld

Der letzte Harem
0

"Der letzte Harem" präsentiert die Lebenswege der Freundinnen Fatima und Elisa in einem interessanten Kontext: dem letzten Harem des osmanischen Sultans Abdülhamid.

Peter Pranges Roman punktet mit einer ...

"Der letzte Harem" präsentiert die Lebenswege der Freundinnen Fatima und Elisa in einem interessanten Kontext: dem letzten Harem des osmanischen Sultans Abdülhamid.

Peter Pranges Roman punktet mit einer wunderbaren Charakterdarstellung und der Beschreibung der orientalischen Kultur.. Leser/innen erhalten umfassende Einblicke, wie sich Frauen in die muslimische Kultur innerhalb und außerdem des Harems einfügen. Elisas und Fatimas Wünsche, ihre Ziele und was sie antreibt, wie sie sich fühlen und wie sie ihre Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen, werden hervorragend dargestellt. Leser/innen erhalten einen detaillierten Einblick in das Leben des Harems, in die Gesetze des Harems und ebenso in die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit, der die Haremsfrauen in der "wirklichen Welt" ausgesetzt sind. Unter dem Gesichtspunkt, dass das Leben von Frauen in diesem Kulturkreis maßgeblich fremdbestimmt wird, lernen Leser die Feinheiten der muslimischen Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu verstehen.


Während die Schicksale von Fatima und Elisa im Fokus der Geschichte stehen, kommt der historische Aspekt zu kurz. Besonders die diplomatischen Entscheidungen, die zum Beitritt des osmanischen Reiches in den 1. Weltkrieg geführt haben, die Beweggründe, die sie auf die Seite des Deutschen Reiches gebracht haben, als auch die Klärung der Armenischen Frage, dem gerade auch politisch aktuellen Völkermord an den armenischen Einwohnern der Türkei, hätten ausführlicher beleuchtet werden können. Hier wurde das volle Potenzial der Romanthematik nicht ausgenutzt.

Obwohl ich mir mehr historischen Hintergrund gewünscht hätte, war "Der letzte Harem" ein sehr spannender und höchst unterhaltsamer Roman, den ich gerne auch ein zweites Mal lesen werde.

Die Schicksale und Wege von Fatima und Elisa, die sich nach der Auflösung des Harems allein durch die Welt kämpfen müssen, fesseln die Leser/innen bis zum letzten Wort.

Veröffentlicht am 25.03.2021

Tolle Charakterentwicklung in der Gegenwart - mäßige Handlung in der Vergangenheit

Die Perlenschwester
0

CeCe d'Applièse, die vierte der sechs Schwestern, ist unter ihren Schwestern nicht für ihre sanftmütige, freundliche Art bekannt. Vielmehr wird sie für ihre ruppige, dominante Art, insbesondere gegenüber ...

CeCe d'Applièse, die vierte der sechs Schwestern, ist unter ihren Schwestern nicht für ihre sanftmütige, freundliche Art bekannt. Vielmehr wird sie für ihre ruppige, dominante Art, insbesondere gegenüber ihrer Schwester Star kritisiert. Doch hinter der harten Schale verbirgt sich ein unsicherer Kern - CeCe fühlt sich im Inneren verlassen - und traut sich erst nach einem einschneidenden Ereignis, den Spuren ihrer Herkunft zu folgen. Die führen sie an die Nordküste Australiens, wo sie auf den Spuren der Familie Mercer, einer bekannten Perlentaucherfamilie, wandelt. Dort ergrundet sie nicht nur die Geschichte von Kitty Mercer, sondern auch die der Aborigines.

Die Perlenschwester ist der erste Roman, den ich lese, der in Australien spielt. Daher fand ich das Setting besonders interessant. Es war faszinierend für mich, etwas über das Leben und die Kultur der Aborigines zu erfahren - und auch darüber, wie sehr sie in der Vergangenheit und auch teils noch heute diskriminiert und ausgeschlossen werden.

CeCe fand ich als Person besonders interessant, da sie, ähnlich wie ihre Schwester CeCe ganz anders ist, als erwartet und von ihren Schwestern beschrieben. Auch ihre Entwicklung ist zu spannend und zu sehr Hauptthema das Buches, als dass ich hier etwas davon vorwegnehme. CeCe hat viele Charaktereigenschaften, die sie menschlich machen. Sie hat Fehler, und das macht sie im ersten Moment unsympathisch - und dann doch wieder sympatisch als Protagonistin. Sie bietet einen erfrischenden Kontrast zu den Schwestern, die mehr oder minder perfekt sind - und deren Fehler praktisch keine sind.

Die Gegenwartsgeschichte hat neben einer drastischen Charakterentwicklung auch einen spannenden Aspekt: die Geschichte von Ace. Bis zum Ende fragt man sich: Wer ist er? Was hat er getan? Und war er es wirklich?

Die Vergangenheitsgeschichte von Kitty Mercer sehe ich etwas kritischer. Hier findet weder eine spannende Charakterentwicklung statt, noch ist die Geschichte wirklich spannend. Vielmehr ist sie konfus - und es hat mich gestört, dass die Reihenfolge, mit der Informationen preisgegeben wurden, sehr willkürlich waren. So wirkten manche Handlungsstränge so, als seien sie zwischendurch einfach vergessen worden - was sehr schade ist. Neben dieser Kritik ist die Geschichte auch gut zu lesen, und auch unterhaltsam. Im Vergleich zu den Geschichten aus den Vorgängerromanen, insbesondere der Sturmschwester und der Schattenschwester, aber sehr viel schwächer.

Trotzdem ein Roman, der sich gut lesen lässt. CeCes Entwicklung ist ein Highlight - ebenso ist sie sehr aufschlussreich was die Stellung der ABorigines betrifft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2021

Spannende, aber teilweise verzweigte tragische Liebesgeschichte

Die Mitternachtsrose
0

"Die Mitternachtsrose" beschreibt die Lebens- und Liebesgeschichte der Inderin Anahita, die kurz vor dem ersten Weltkrieg als Begleiterin der Prinzessin Indira nach England kommt, und sich dort in Lord ...

"Die Mitternachtsrose" beschreibt die Lebens- und Liebesgeschichte der Inderin Anahita, die kurz vor dem ersten Weltkrieg als Begleiterin der Prinzessin Indira nach England kommt, und sich dort in Lord Donald Asbury verliebt. Obwohl beide beschließen zu heiraten, kommt das Schicksal anders. Nach monatelanger Funkstille heiratet Donald die reiche Amerikanerin Violet, vergisst Anahita jedoch nie. Beide haben gemeinsam ein Kind, das jedoch in seinem dritten Lebensjahr verschwindet und für tot erklärt wird. Anahita glaubt bis zu ihrem 100. Lebensjahr nicht an den Tod ihres Sohnes - und beauftragt ihren Enkel Ari, sich der Suche nach dem Kind anzunehmen. Dies führt Ari, einen erfolgreichen Unternehmer, nach Asbury Hall.

Der Roman ist, wie viele Romane von Lucinda Riley, sehr packend und einfühlsam geschrieben. Wie immer gelingt es der Autorin wunderbar, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verbinden. Und obwohl man zu Beginn keinen Zusammenhang zwischen den Handlungssträngen zu sehen glauben scheint - taucht er im Laufe der Geschichte immer deutlicher auf.

Die Charaktere sind gut gestaltet. Besonders Hauptperson Anahita hat ein spannendes Leben, das viele Höhen und Tiefen mit sich bringt. Mir hat besonders gut gefallen, dass Anahita kein klassisches, armes Mädchen ist, das ganz alleine in der Welt steht, sondern dass sie viel Unterstützung von zahlreichen Freunden hat. Das ist - insbesondere wegen ihrer Persönlichkeit - auch realistischer als die häufig gewählte dramatischere Variante, die hier nicht gut gepasst hätte. Gut gefallen hat mir auch Indira, die mit allen Ecken, Kanten, aber auch ihren Vorzügen sehr gut dargestellt wird. Sie ist weder eine perfekte, noch eine unausstehliche Prinzessin. Natürlich gibt es auch eine Antagonistin, in Form von Lady Maud Asbury. Hier hätte ich mir mehr gewünscht: Lady Maud wird als bösartiger Drache dargestellt - doch es hätte mich interessiert, wie und warum sie so geworden ist, wie sie ist.

Die Charaktere der Gegenwart finde ich weniger überzeugend. Die Schauspielerin Rebecca Bradley konnte ich nicht besonders gut in die Storyline einordnen. Ich glaube, man hätte sie gar nicht gebraucht. Ihre Geschichte verwässert die ansonsten stringente und schöne Handlung etwas - und bis zum Ende habe ich auf das fehlende Puzzleteil gewartet, das auch Rebecca mit der Geschichte verbindet. Ari ist in Ordnung, allerdings finde ich, dass man ihm noch mehr Aufmerksamkeit hätte schenken können.

Die Handlung ist größtenteils stringent und spannend - aber für mich zu voll gepackt. Die Geschichte wäre auch ohne die Liebesprobleme von Rebecca großartig gewesen - warum Lucinda Riley sich entschieden hat, diese Storyline mit aufzunehmen, verstehe ich nicht. Trotz allem fand ich die Handlung sehr spannend. Gefreut hat mich, dass ich insbesondere am Ende des Romans noch überrascht werden konnte.

Die Sprache ist leicht und sehr verständlich - man braucht nicht viel Konzentration um dem Roman zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2021

Düstere Geschichte

Sturmhöhe
0

Sturmhöhe stand schon lange auf meiner Leseliste, da ich mich für Klassiker interessiere. Bereits in den ersten Seiten wurden meine Erwartungen an die Handlung sehr zerstreut. Vermutlich habe ich zu viel ...

Sturmhöhe stand schon lange auf meiner Leseliste, da ich mich für Klassiker interessiere. Bereits in den ersten Seiten wurden meine Erwartungen an die Handlung sehr zerstreut. Vermutlich habe ich zu viel Jane Austen gelesen - und daher eine klassische, englische Liebesgeschichte erwartet. Das trifft auf das Buch jedoch in keinster Weise zu - und das macht es gerade interessant.

Das Buch beschreibt die Lebensgeschichte von Heathcliff, der, schlecht behandelt in seiner Kindheit, Rache nehmen will und seine früheren Peiniger, insbesondere Hintley Earnshaw und Edgar Linton sowie deren Nachkommen in die Armut und in den Ruin treibt.

Das Buch ist zu Beginn relativ zäh zu lesen. Man muss sich schon durchkämpfen, und den entsprechenden Willen haben diesen Klassiker zu beenden. Zuletzt nimmt die Geschichte an Fahrt auf - und man möchte auch wissen, wie sie für die Opfer von Heathcliffs Rache und Heathcliff selbst endet - dennoch ist sie zu keinem Zeitpunkt 100% spannend.

Die Charaktere sind alle sehr interessant, weil sie alle unsympathische Züge aufweisen. Niemand wird als Held idealisiert, vielmehr werden die dunklen Tiefen eines jeden Charakters dargestellt. Es gibt keinen einzigen Charakter und Protagonisten, den man nicht irgendwann hasst. Dennoch gelingt es Bronte sehr gut, dass man für jeden zu einem bestimmten Zeitpunkt wirklich tiefes Mitleid empfindet.

Die Sprache liest sich vergleichsweise gut, dennoch braucht es eine Weile, um das Buch zu lesen - wenn man wirklich verstehen will und nicht überfliegt.

Insgesamt halte ich Sturmhöhe für ein schriftstellerisches Meisterwerk - allein wegen der Darstellung der Charaktere und den Gefühlen, die es im Leser hervorruft. Das sind jedoch überwiegend negative - sodass ich, nachdem ich den Klassiker einmal beendet habe - das Buch nicht erneut lesen würde. Wer positive Geschichten mag, der ist hier falsch aufgehoben. Dafür eignet sich die Geschichte für jeden der gerne düstere Dystopien liest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.01.2021

Spannender Roman über den französischen Widerstand

Der Lavendelgarten
0

Emilie de la Martinière erbt das Château ihrer verstorbenen Eltern in der Provence. Die Tierärztin möchte dieses Erbe bewahren - und das Château renovieren. Nach einem Einbruch steht ihr der Engländer ...

Emilie de la Martinière erbt das Château ihrer verstorbenen Eltern in der Provence. Die Tierärztin möchte dieses Erbe bewahren - und das Château renovieren. Nach einem Einbruch steht ihr der Engländer Sebastian zur Seite. Sie heiraten schnell - doch Emilie wird in ihrer Ehe bald unglücklich. Bei einem Besuch in der Heimat erzählt ihr der Winzer Jean mehr über ihre Familiengeschichte - und führt sie erst nach Paris, dann ins Château in den Zeiten des zweiten Weltkriegs - wo die englische Spionen Constance, Sebastians Großmutter, die Bekanntschaft von Emilies Vater und ihrer Tante macht - und sich dabei in den Tiefen der französischen Widerstandsbegegnung verstrickt.

Der Roman ist, insbesondere durch die zweigeteilte Storyline, sehr typisch für Lucinda Riley. Durch die Perspektivwechsel zwischen zwei Zeiten bleibt er durchweg spannend - ich habe ihn innerhalb von nur einem Tag verschlungen.

Die Charaktere sind größtenteils interessant. Emilie ist eine intelligente, und doch recht naive Frau, die unter ihrem mangelnden Selbstbewusstsein leidet. Sie hat ihre Schwächen - was sie in meinen Augen zu einer tollen und lebensnahen Protagonistin macht. Insbesondere aber Emilies Vater ist für mich der beste Charakter der Geschichte - denn ihm traut man aus Emilies Erzählungen heraus nicht zu, welche Rolle er in den Zeiten des Weltkriegs gespielt hat.

Bei Constance hat die Autorin in meinen Augen zu viel Komplexität eingebaut. Es hätte keinen Unterschied gemacht, ob Constance eine englische Spionin oder eine französische Verwandte der de la Martinières ist. Letzten Endes spielt die englische Spionin nur an einer Stelle des Romans eine Rolle - und geht ansonsten total unter. Hier hätte auch der Gewissenskonflikt, unter dem Constance, als Spionin mit einer Aufgabe und zur Untätigkeit verdammt, eindeutig eine größere Rolle spielen können. Das hätte dem Spionageaspekt der Geschichte vielleicht einen größeren Sinn gegeben - so läuft dieser Handlungsstrang ins Leere.

Gut gefallen hat mir die Romanze zwischen Sophia und Frederick - aber auch hier bleibt die Geschichte leider weitestgehend oberflächlich. Die Liebesgeschichte birgt sehr viel ungenutztes Komfliktpotential - und wird (unglaubwürdigerweise) von den meisten Parteien als akzeptabel wahrgenommen.

Insgesamt ist der Roman gut zu lesen und kurzweilig - bleibt aber an der Oberfläche des historischen Geschehens - obwohl das Thema mehr Potential dafür bietet. Dennoch eine schöne Empfehlung für einen gemütlichen Sonntagnachmittag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere