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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2021

Sprachgewaltiges Buch

Vom Aufstehen
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Für ihre Erzählung „Vom Aufstehen“ hat Helga Schubert den Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 gewonnen. Und ich behaupte: zu Recht! Das gleichnamige Buch mit weiteren Erzählungen von ihr erschien im März bei ...

Für ihre Erzählung „Vom Aufstehen“ hat Helga Schubert den Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 gewonnen. Und ich behaupte: zu Recht! Das gleichnamige Buch mit weiteren Erzählungen von ihr erschien im März bei dtv.

Die Sprachgewalt des Buchs ist atemberaubend. So still manche Kapitel daherkommen, so wortgewaltig schafft Helga Schubert eine Atmosphäre, der man sich nicht erwehren kann.

In einzelnen, unterschiedlich langen Kapiteln schreibt die Autorin über ihre Kindheit in Kriegsjahren, die ihr den Vater geraubt haben, das Leben als Schriftstellerin in der DDR, die sie geprägt hat, bis hin in die heutige Zeit, in der sie im stolzen Alter von 80 Jahren auf ihr bewegtes Leben zurückblicken kann. Am meisten beeindruckt haben mich allerdings die Schilderungen der Beziehung zu ihrer Mutter, für die exemplarisch folgender Satz der Mutter an die mittlerweile erwachsene Tochter steht: „Wenn du doch damals nach der Flucht gestorben wärst.“ Dennoch schreibt die Autorin frei von Hass.

Alleine aufgrund der teils poetischen, teils fast nüchternen Sprache, die einen durchweg in ihren Bann zieht, ist dieses Buch schon lesenswert. Außerdem ist die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit, insbesondere auch der DDR-Zeit absolut lesenswert. Von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Wichtiges Zeitzeugnis

Mein Name ist Selma
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Im btb-Verlag ist Anfang März ein sehr wichtiges Buch zum Holocaust erschienen: „Mein Name ist Selma – Erinnerungen einer Widerstandskämpferin und Holocaust-Überlebenden“ von Selma van de Perre.

Die jüdische ...

Im btb-Verlag ist Anfang März ein sehr wichtiges Buch zum Holocaust erschienen: „Mein Name ist Selma – Erinnerungen einer Widerstandskämpferin und Holocaust-Überlebenden“ von Selma van de Perre.

Die jüdische Niederländerin schreibt in ihrem autobiografischen Roman über ihre Erlebnisse vor Kriegsbeginn bis in die Nachkriegszeit. Da die Niederländer die Gefahr lange unterschätzen, kommt die Besetzung ihres Landes durch die Nazis für viele überraschend. Aufgrund der Repressalien und Trennung von ihrer Familie schließt sich Selma im Alter von 20 Jahren unter einem Decknamen der Widerstandsbewegung an. 1944 wird sie schließlich verhaftet und zunächst in das Durchgangslager Vught und schließlich in das KZ Ravensbrück deportiert. Mit viel Glück überlebt sie und lebt später in England.

Auch wenn man bereits vieles über diese Zeit und all die Schreckenstaten der Nazis gelesen hat, so ist es dennoch immer wieder unglaublich, wie grausam Menschen sein können und was damals wirklich passiert ist. Umso erstaunlicher ist es auch, wie mutig Menschen wie Selma waren und Widerstand geleistet haben.

Mein einziger Kritikpunkt ist der Sprachstil, der recht einfach, zuweilen etwas umständlich formuliert daherkommt. Das kann aber auch von den diversen Übersetzungen vom Englischen ins Niederländische und dann ins Deutsche herrühren.

Das Buch ist ein Zeitzeugnis, das erschüttert - aber auch Mut macht. Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Toller Roadtrip

Reise mit zwei Unbekannten
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Ich hatte mich bei Zoe Brisbys „Reise mit zwei Unbekannten“ auf eine leichte, heitere Lektüre eingestellt - nichts weiter. Und doch ist dieser Roman so viel mehr als das.

Eigentlich bin ich keine Fan ...

Ich hatte mich bei Zoe Brisbys „Reise mit zwei Unbekannten“ auf eine leichte, heitere Lektüre eingestellt - nichts weiter. Und doch ist dieser Roman so viel mehr als das.

Eigentlich bin ich keine Fan von humorvollen Büchern, aber dieses hier hat meinen Geschmack genau getroffen. Die Geschichte handelt vom 25-jährigen Alex, der in einer tiefen Depression steckt und der fast hundertjährigen Maxine, die aus einem Altenheim getürmt ist. Beide bilden eine Fahrgemeinschaft in Richtung Brüssel. Die beiden Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten, begeben sich auf ein gemeinsames Abenteuer, das natürlich anders verläuft, als geplant.

Die beiden Protagonisten sind dermaßen sympathisch und authentisch gezeichnet, beide mit ihren Eigenheiten, die sie so liebenswert machen und dennoch nicht übertrieben dargestellt. Interessant ist auch die Erzählweise des Buchs. Die Innensichten wechseln ständig, von einem Satz auf den nächsten, zwischen Alex und Maxine, sodass der Leser Einblick in beider Gefühlswelt bekommt und sich ständig im Wechsel der unterschiedlichen Gedankengänge befindet.

Hinter der heiteren Geschichte steckt allerdings viel mehr. Die beiden Protagonisten haben mit ihren Problemen zu kämpfen, die auch auf der Reise immer wieder zu tieferen Gedankengängen führen und so versucht einer dem anderen zu helfen. Natürlich werden auch Stereotype bedient und an manschen Stellen ist die Geschichte etwas unglaubwürdig, was ihrem Charme aber keinen Abbruch tut.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung. Die meist heitere Geschichte hat dennoch Tiefgang, ist sprachlich toll umgesetzt und lässt einen mit einem Glücksgefühl zurück.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Gute Entscheidungshilfe

Maßvoll impfen
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Als Mutter von 3 kleinen Kindern bin ich gezwungen, eine Impfentscheidung für meine Kinder zu treffen und um diese möglichst fundiert treffen zu können, habe ich Dr. med. Stephan Noltes Buch „Maßvoll impfen ...

Als Mutter von 3 kleinen Kindern bin ich gezwungen, eine Impfentscheidung für meine Kinder zu treffen und um diese möglichst fundiert treffen zu können, habe ich Dr. med. Stephan Noltes Buch „Maßvoll impfen – Risiken abwägen und individuell entscheiden“ gelesen, das in einer aktualisierten und u. a. um Corona erweiterten Neuauflage im Kösel-Verlag erschien.

Nachdem Dr. Nolte Grundsätzliches über Impfungen beschreibt, widmet er sich den einzelnen Impfungen und Impfstoffkombinationen, beschreibt dann Risiken, Kritisches zu Gremien, Verbänden und deren Veröffentlichungen, um dann in den letzten Kapiteln eine Entscheidungshilfe zu Impfungen zu geben. Während der Fokus auf den Impfempfehlungen der STIKO für Kinder liegt, werden aber auch Reiseimpfungen und das Thema Corona behandelt.

Das Buch ist gut strukturiert und durch die Zwischenunterschriften in den einzelnen Kapiteln kann man auch später noch leicht etwas Konkretes nachschlagen. Dr. Nolte ist kein Impfgegner, sondern setzt sich mit fundiertem Wissen mit den Inhaltsstoffen, Wirkungsweisen, Empfehlungen, Gesetzen und der Pharmaindustrie auseinander, was in diesem Umfang natürlich bei keiner Impfaufklärung durch den Arzt erfolgen kann.

Mein einziger Kritikpunkt betrifft das Fehlen konkreter Zahlen z. B. zur Wirksamkeit von einzelnen Impfungen. An einigen Stellen werden Risiken beziffert, an vielen Stellen wird jedoch z. B. nur von hohen oder kaum wahrscheinlichen Szenarien gesprochen. Die Entscheidung an vielen Stellen auf die Nennung konkreter Zahlen zu verzichten, wurde womöglich aufgrund der besseren Lesbarkeit und der fundierten Einordung der Zahlen in den Kontext durch den Fachmann getroffen.

Das Buch kann in jedem Fall ein wertvoller Ratgeber bei der Entscheidungsfindung für oder gegen Impfungen sein. Ich kann die Lektüre allen Eltern schon vor der Geburt empfehlen, da das Thema Impfen bereits bei den ersten Arztbesuchen eine Rolle spielt und die Aufklärung durch den Arzt erfahrungsgemäß recht knapp ausfällt.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Lehrreiche Geschichte mit tollen Illustrationen

Lächeln gefunden
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Bär ist gerade aus dem Winterschlaf erwacht und entdeckt in seinem Spiegelbild im Wasser ein Lächeln, von dem er nicht weiß, wem es gehört. Er macht sich auf die Suche nach dem Besitzer des Lächelns und ...

Bär ist gerade aus dem Winterschlaf erwacht und entdeckt in seinem Spiegelbild im Wasser ein Lächeln, von dem er nicht weiß, wem es gehört. Er macht sich auf die Suche nach dem Besitzer des Lächelns und bringt dabei ein Waldtier nach dem anderen zum Lächeln und lernt so, dass man ein Lächeln immer weiterschenken kann, ohne sein eigenes zu verlieren.

Die Geschichte ist kindgerecht erzählt, sodass meine fast 5-jährige Tochter ihr gut folgen konnte. Der Aufbau dabei ist typisch für eine Kindergeschichte, indem ein Tier nach dem anderen zum Bär kommt und sich so langsam ein Muster der Handlung ergibt und die kleinen Leser gemeinsam mit dem Protagonisten einen Lerneffekt haben.

Die Illustrationen sind sehr niedlich, ohne kitschig zu sein. Die einzelnen Seiten sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet, wirken dabei aber keineswegs überladen oder unruhig.
Auf der letzten Seite befindet sich eine Bärenmaske zum Basteln. Wir haben das natürlich gleich ausprobiert und mit ein wenig Hilfe gelang es meiner Tochter. Unter einem angegebenen Link kann man sich noch einen Umschlag zum Basteln herunterladen. Schön fände ich es, wenn man dort auch die Vorlage für die Maske finden würde, da meine jüngere Tochter natürlich auch eine haben wollte. Ich habe dann kurzerhand meine Bastelkünste zur Schau gestellt und selbst eine aus braunem Karton gebastelt, die aber nicht ganz so gut ankam, wie das Original.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich wieder mal bei der Übersetzung. Während im Englischen die Bezeichnung der Tiere als Name gut klingt, vermisse ich im Deutschen die Artikel. Meines Erachtens würde beispielsweise der Satz „Kaum war Hase gutgelaunt davongehoppelt, schleppte sich Igel auf die Lichtung“ mit Artikeln, also „der Hase“ und „der Igel“ besser klingen.

Dennoch ist es eine lehrreiche Geschichte in einem schön bebilderten Buch und absolut lesenswert.

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