gut konstruiert, temporeich und sehr unterhaltsam
Nach dem Schmerz
Hannah Gold ist heute eine gefeierte Cellistin. Aber sie kann keinen Schmerz mehr empfinden, seit sie als kleines Mädchen von sieben Jahren in die russische Botschaft verschleppt und dort im Angesicht ...
Hannah Gold ist heute eine gefeierte Cellistin. Aber sie kann keinen Schmerz mehr empfinden, seit sie als kleines Mädchen von sieben Jahren in die russische Botschaft verschleppt und dort im Angesicht ihres Vaters, einem Wirtschaftssekretär im Staatsministerium der DDR, gefolgert wurde, um den Code zu erhalten, der ein Schließfach mit CD-ROMs öffnen soll, auf denen geheimen Stasi-Daten gespeichert sind. Ihr Vater schwieg, Hanna überlebte, ihr Vater kam in sibirische Gefangenschaft und galt als tot.
Bei einem Konzert 27 Jahre später meint sie, ihren tot geglaubten Vater im Publikum zu sehen. Und tatsächlich, er ist es. Aber Hannah will mit ihm nicht reden, er ist ein Fremder für sie und sie hat die Ereignisse von damals nicht überwunden. Da explodiert kurz nach ihrem kurzen Gespräch eine Autobombe, als ihr Vater einsteigt. Hannah will auf einmal wissen, was es mit den Rosenholz-Dateien auf sich hat, vor allem, was damals passiert ist und ob ihr Vater wirklich nicht wusste, wo sie sind oder ob er ihr den Schmerz hätte ersparen können, wenn er geredet hätte. Auch der abgehalfterte Journalist David Berkoff ist auf der Suche nach den Dateien, da er mit einem Artikel darüber hofft, beruflich wieder zu alter Größe zurückzufinden. Aber nicht nur er ist hinter den CDs her, auch ehemalige KGB und Stasi-Mitarbeiter sowie der Verfassungsschutz. Eine aufregende Jagd beginnt.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Tempo ist hoch, immer wieder gibt es sehr spannende Szenen, wo man atemlos gar nicht schnell genug weiterlesen kann. Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet. David Berkoff, der ziemlich heruntergekommen ist durch Alkohol- und Drogenkonsum. Will er Hannah helfen oder spielt er ein falsches Spiel? Hannah, tief traumatisiert, Musik ist ihr Leben, aber sie fühlt kaum noch etwas, da ihre Seele sie vor Schmerzen schützen will. Es war teilweise recht bizarr, wie sie sich diese Schmerzunempfindlichkeit zu nutze macht. Ihre Zerrissenheit konnte ich gut nachempfinden. Das Buch bringt auch überraschende Wendungen und hielt bis zum Schluss die Spannung. Einige Passagen waren nicht so fesselnd, z.B. wenn David vor sich hin philosophiert, aber da konnte man auch mal wieder Atem holen. Für ein Debüt eine für mich sehr gelungene Story, die mich gut unterhalten hat. Von dem Autor würde ich gern mehr lesen.