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Veröffentlicht am 03.06.2021

Schlagfertig und voll schwarzem Humor

Scarlett & Browne - Die Outlaws
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Jonathan Stroud ist einer meiner Lieblingsautoren. Seine Bartimäus-Reihe ist sensationell und die Lockwood & Co– Bücher lese ich nach wie vor rauf und runter. Scarlett & Browne lässt sich mit keiner der ...

Jonathan Stroud ist einer meiner Lieblingsautoren. Seine Bartimäus-Reihe ist sensationell und die Lockwood & Co– Bücher lese ich nach wie vor rauf und runter. Scarlett & Browne lässt sich mit keiner der beiden anderen Reihen vergleichen und ist doch ein typischer Stroud.

Das Setting ist außergewöhnlich. Statt von Zauberern beherrscht oder von Geistern heimgesucht, ist England dieses Mal von einer nicht näher definierten Umweltkatastrophe zerstört. Eine Assoziation mit dem Wilden Westen Amerikas, wie wir ihn aus einschlägigen Filmen kennen, drängt sich anfangs vermutlich vielen auf. Doch statt weitläufiger Prärie, einsamen Cowboys und rollender Steppenläufer prägen dichte Wälder und unübersichtliche Sumpfgebiete die Landschaft. Die Tiere sind zu riesigen, gefräßigen Monstern mutiert. Und auch die Menschheit hat sich drastisch verändert. Es gibt nur noch wenige Städte. In ihnen herrschen strenge Regeln und sogenannte Glaubenshäuser, die jeden verfolgen, der von der Norm abweicht. In dieser Gesellschaft, die alles und jeden radikal ausmerzt, der anders ist, kämpfen Scarlett und Albert ums Überleben.

Beide Charaktere sind so herrlich skurril konzipiert wie nur Jonathan Stroud sie erschaffen kann. Wer seine anderen Bücher kennt, weiß, wovon ich spreche. Scarlett ist kämpferisch, zäh, mit einem ausgeprägten Überlebensinstinkt. Aber sie ist auch ungehobelt und schreckt nicht vor sinnloser Gewalt zurück. Albert dagegen ist der Inbegriff von Naivität, er stolpert über seine eigenen Füße und hat großes Talent, sich ständig in Schwierigkeiten zu bringen. Der Kontrast zwischen beiden Figuren sorgt für großartige Szenen und ironische Wortgefechte, eine tolle Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, Slapstick und Abenteuer.

Die Handlung besteht größtenteils aus einer rasanten Verfolgungsjagd mit hohem Unterhaltungswert, Witz, aber auch Gewalt und Grausamkeit. Scarlett und Albert sind zwar aus unterschiedlichen Gründen, aber durch gewisse Umstände gemeinsam auf der Flucht. An ihrer Seite reist der Leser durch das zerstörte England und lernt diese neue Welt, die hauptsächlich aus Gefahren besteht, kennen.

So vielschichtig das neue England auch präsentiert wird, bleibt es aber doch relativ schwierig zu fassen. Es fehlen Erklärungen, was genau zur Zerstörung des Landes geführt hat oder wie die Gezeichneten entstanden sind. Dass nicht alles auf einmal verraten, sondern nach und nach erklärt wird, mag durchaus gewollt sein, doch etwas mehr Kontext hätte meine Verwirrung an einigen Stellen sicherlich verhindert.

Abgesehen davon ist das Buch genial, abenteuerlich, unterhaltsam, getragen von charismatischen Protagonisten und mit dem typischen Humor gespickt, der in allen Büchern von Stroud zutage kommt. Mal sehen, was Scarlett und Albert im nächsten Abenteuer erleben, denn Vieles ist noch im Dunkeln geblieben.

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Veröffentlicht am 03.06.2021

Nervenkitzel pur

Heart & Hazard Series / Heart & Hazard Series - Schatten der Vergangenheit, Bd. 2
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Ich habe das Buch an einem einzigen Nachmittag auf dem Sofa durchgesuchtet. Es ist sowas von spannend und actiongeladen, dass man während des Lesens keine Verschnaufpause hat. Erst als es zu Ende war, ...

Ich habe das Buch an einem einzigen Nachmittag auf dem Sofa durchgesuchtet. Es ist sowas von spannend und actiongeladen, dass man während des Lesens keine Verschnaufpause hat. Erst als es zu Ende war, habe ich gefühlt wieder Atem geholt.

Der zweite Band der Heart & Hazard Reihe dreht sich um Sebastian und seine frühere Partnerin Nadine, die man bereits im ersten Band ein bisschen kennenlernen durfte. Die beiden verbindet eine düstere Vergangenheit, in der es um die Machenschaften der geheimnisvollen Organisation Blizzard geht. Auch in Band zwei zieht Blizzard die Fäden im Hintergrund, mit grausamen Experimenten und Intrigen. Aus all dem entwickelt sich eine fesselnde Handlung, in der sämtliche Elemente vertreten sind, die für mich einen großartigen Thriller ausmachen.

S.L. Marchs Schreibstil finde ich nach wie vor unfassbar packend, sogar noch besser als in Band eins. Sie schreibt mit so viel Emotion, die einen mitreißt. Dazu kommt eine komplexe Gesamthandlung, mit der sämtliche Nebenhandlungen irgendwie verbunden sind. Es gibt Rätsel, Action, große Gefühle, Abgründe, einfach alles. Auch die Figuren sind hervorragend und abwechslungsreich ausgearbeitet. Super spannendes Lesevergnügen! Also auf zu Band 3!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Zum Träumen gemacht

Zehn, neun, acht - der Fuchs sagt gute Nacht
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Mitten im idyllischen Schlummerwald lebt Familie Fuchs. Der Tag neigt sich dem Ende, doch der kleine Fuchs mag noch nicht ins Bettchen gehen. Er nutzt die verbliebenen zehn Minuten vor der Schlafenszeit, ...

Mitten im idyllischen Schlummerwald lebt Familie Fuchs. Der Tag neigt sich dem Ende, doch der kleine Fuchs mag noch nicht ins Bettchen gehen. Er nutzt die verbliebenen zehn Minuten vor der Schlafenszeit, um zusammen mit seinen zehn Mäusefreunden durch den Wald zu stromern. Dabei begegnet er vielen verschiedenen Waldbewohnern. Er macht eine Bootsfahrt mit dem Biber, lauscht dem abendlichen Froschkonzert und der Geschichte von Mama Dachs. Bei jedem Halt verabschiedet sich ein Mäuschen und der Fuchs wünscht eine Gute-Nacht. Als das letzte Mäuschen schlafen geht, ist dann endlich auch der kleine Fuchs müde von all den Abenteuern. Während seiner Wanderung ist die Dämmerung der Nacht gewichen und im Schlummerwald ist es dunkel geworden. Zum Glück kommt Papa Fuchs und nimmt den kleinen Fuchs mit nach Hause, wo auch er sich schläfrig ins Bett kuschelt.

In diesem Bilderbuch kommen viele Kleinigkeiten zusammen, die die Geschichte zu einem zauberhaften Gutenacht-Buch machen. Seien es die wundervollen Illustrationen, die von innen zu leuchten scheinen und somit eine Atmosphäre kreieren, die sich wie die Ruhe eines lauen Sommerabends anfühlt, während man den kleinen Fuchs auf seinem Spaziergang durch einen märchenhaften Wald begleitet. Oder seien es die Reime, die eine zuckersüße Geschichte erzählen. Neben den vielfältigen – und wunderschön illustrierten – Waldbewohnern können Kinder ein erstes Zahlenverständnis entwickeln, indem sie auf jeder Seite die Mäuschen zählen. Von Seite zu Seite verabschiedet sich ein Mäuschen. Da heißt es aufpassen, genau gucken und lieber noch einmal nachzählen, wie viele Mäuse übrig geblieben sind, bis auch wirklich alle ins Bett gegangen sind.

Ein rundum gelungenes und liebevoll gestaltetes Bilderbuch, das man richtig gerne liest und betrachtet. Es transportiert eine angenehme Stimmung, die einen nach all der Aufregung des Tages entspannt. Mit jedem Mäuschen, das sich verabschiedet, kommt das Kind selbst ein Stück weiter zur Ruhe, bis es ihm wie dem kleinen Fuchs geht und es beruhigt einschlafen kann. Was will man als Eltern mehr?

Vielen lieben Dank an Penguin Junior für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Eine Maus reist durch die Zeit

Einstein
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Nachdem Torben Kuhlmann seine Mäusehelden in einem Luftschiff über den Ozean, bis zum Mond und in die Tiefen des Meeres hat reisen lassen, schickt er in seinem vierten Band die kleine Maus Berti auf eine ...

Nachdem Torben Kuhlmann seine Mäusehelden in einem Luftschiff über den Ozean, bis zum Mond und in die Tiefen des Meeres hat reisen lassen, schickt er in seinem vierten Band die kleine Maus Berti auf eine Reise durch die Zeit.

Es ist aber auch zu ärgerlich! So lange hat Berti das größte Käsefestival in Bern herbeigesehnt und dann verpasst er es um einen einzigen Tag. Er kann nur mit ansehen, wie die Stände in der Markthalle bereits wieder abgebaut werden und der liebliche Käseduft verweht. Wie wunderbar wäre es, wenn man die Zeit zurückdrehen könnte. Dieser Gedanke lässt Berti nicht mehr los und er beginnt, sich mit dem Thema Zeit zu beschäftigen. Mit viel Erfindungsreichtum und der Hilfe von Albert Einstein und seinen Theorien baut er sich eine Zeitmaschine. Wie kompliziert so eine Zeitreise ist, erfährt die kleine Maus am eigenen Leib und erlebt ein maustastisches Abenteuer.

Wie schon bei den drei vorangegangenen Mäusegeschichten schlüpft auch hier Bastian Pastewka in sämtliche Rollen und erweckt Kuhlmanns ideenreiches Abenteuer mit viel Witz und Sprachgefühl zum Leben. Mit meisterhaftem Können interpretiert er verschiedene Dialekte und sorgt damit für ein hohes Maß an Unterhaltung. Allzu schnell sind die 55 Minuten vorüber, obwohl man nur zu gern weiter an Bertis Seite durch die Zeit reisen möchte.

Ihr seht, auch das vierte Abenteuer lohnt sich. Obwohl Zeit ein schwierig zu begreifendesThema für Kinder ist, findet Torben Kuhlmann einen Zugang, der sowohl verständlich als auch nachvollziehbar ist. Und mit Bastian Pastewkas Inszenierung einen großen Unterhaltungswert erfährt.

Vielen lieben Dank an den Hörverlag für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Schluss mit geschlechtsspezifischen Rollenbildern

Rosa Räuberprinzessin – Tierisch schöne Weihnachten!
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In dem beschaulichen Örtchen Sonnenbühl beginnt die Adventszeit und Rosa kann die damit einhergehenden Weihnachtsfreuden kaum erwarten: Backen, Basteln, Wichteln, Lieder singen und vor allen Dingen das ...

In dem beschaulichen Örtchen Sonnenbühl beginnt die Adventszeit und Rosa kann die damit einhergehenden Weihnachtsfreuden kaum erwarten: Backen, Basteln, Wichteln, Lieder singen und vor allen Dingen das Krippenspiel zum 4. Adventssonntag, an dem sogar der Bürgermeister zu Gast sein wird. Doch leider erkrankt Rosas Lehrer am Krönchen-Virus und das Krippenspiel droht auszufallen.

Geschlechtertypische Rollenbilder werden in diesem Buch aufgebrochen und demontiert. Rosa mag zwar alles Glitzernde, rosa Rüschenkleider und natürlich ihre Krone. Aber genauso mag sie Rennen und Raufen. Bei drei älteren Brüdern vermutlich nichts Ungewöhnliches. Doch auch in den Nebencharakteren wird sämtliches Schubladendenken gründlich auf den Kopf gestellt. Keine Figur ist, wie man sie auf den ersten Blick einschätzen würde. Dadurch verläuft die Handlung abwechslungsreich und unvorhersehbar.

Die kreierte Atmosphäre erinnert an Astrid Lindgren-Bücher; eine idyllische Kleinstadt, umgeben von viel Natur. Eine kindliche Lebenswelt voll Spiel und Spaß, in der jeder gern leben würde.

Insgesamt – und das gilt für die gesamte Reihe – ein absolut empfehlenswertes, fröhliches und kunterbuntes Kinderbuch, in dem mit Stereotypen gebrochen und Kindern gezeigt wird, dass sie sein können, wie immer sie wollen. Dass sie sich für alles interessieren und alles machen können, ganz ohne irgendwelche Beschränkungen. Um diese Moral strickt sich eine herzerwärmende Geschichte, die perfekt zur Weihnachtszeit passt.

Ich bedanke mich beim cbj Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

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