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Veröffentlicht am 31.07.2020

Norbert Paulini und die Bücher

Die rechtschaffenen Mörder
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Dieses Buch handelt von Büchern und Norbert Paulini. Er ist der Hauptprotagonist der Geschichte. Oder sind es am Ende doch die Bücher? Jedenfalls wächst Paulini als Einzelkind in den Sechziger- und Siebziger ...

Dieses Buch handelt von Büchern und Norbert Paulini. Er ist der Hauptprotagonist der Geschichte. Oder sind es am Ende doch die Bücher? Jedenfalls wächst Paulini als Einzelkind in den Sechziger- und Siebziger Jahre in Dresden auf. Seine Mutter führt leidenschaftlich ein Antiquariat, verstirbt aber früh, so dass Norbert primär mit seinem Vater, einem rechtschaffenen Schaffner, und Frau Kate, der Vermieterin in der Villa Kate, aufwächst. Die Mutter ist zwar weg, aber alle ihre Bücher aus ihrem ehemaligen Antquariat kommen in die gemeinsame Wohnung von Vater und Sohn. Und irgendwann beginnt der Sohn zu lesen und entfremdet sich weiter von Vater und allen anderen Leuten. Paulini Junior interessiert sich ausschließlich für das Lesen - naja, und auch ein bisschen für Leute, die lesen. Er beschließt als Beruf, Leser zu werden. Daraus ergeben sich verschiedene Probleme, da Leser an sich ja kein Beruf ist. Auf einigen Umwegen findet er aber eine Lösung für sein Problem: Er reaktiviert das Antiquariat seiner Mutter in der gemeinsamen Wohnung. Als das skurile Unternehmen immer erfolgreicher wird, und Paulini Junior heiratet, zieht der Vater in den Dachstock. Das Antiquariat wird zu einer Art kulturellem Zentrum und beschränkt freigeistigen Treffpunkt im damaligen Dresten der DDR. Paulini hat alle Energie und sein ganzes angelesenes Wissen und Denken in das Antiquariat gesteckt. Er als Person steht nicht so sehr im Zentrum dieses kleinen intellektuellem Zirkels. Es sind die Bücher. Und dann kommt 1989 die Wende und alles wird anders...

Der Rechtschaffene Mörder ist ein Buch über Bücher und einen Außenseiter, der für und von Büchern lebt. Paulini heiratet, hat einen Sohn und seine Liebschaften. Er wächst mit und durch seine Bücher organisch in das ehemalige DDR-System hinein, indem er sich eine Oase und einen kleinen geistigen Freiraum schafft, an dem andere Leute gerne teilhaben und teilweise auch stark davon profitieren lässt. Paulini ist hochgebildet durch sein Lesen und von scharfem Verstand. Nur mit der realen Welt hat er es nicht so. Diese Welt will er von sich fern halten. Mit dem DDR-System mag er sich noch knapp arrangieren, aber die Wende und der Westen ist zu viel für ihn. Es interessiert ihn nicht und vernichtet seine Oase. Das mag jetzt alles nicht besonders spektakulär klingen, aber das Buch ist extrem gut geschrieben. Die Geschichte von Paulini wird von verschieden Protagonisten aus dessen Umfeld geschildert, so dass über die 320 Seiten langsam ein differenziertes Bild von Paulini entsteht. Ein Buch über einen von Büchern Besessenen, das trotz der Tragik, die mit Paulini einhergeht, einen selbst zum Nachdenken und träumen anregt. Mein Fazit: LESEN!

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Wunderbare Beschreibung der Äolischen Inseln

Das Herz des Hais
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Nun, in diesem kurzen Roman geht es um ein kinderloses Ehepaar aus Basel. Die Beiden sind Kunstmaler und seit zehn Jahren verheiratet. Sie ist etwas erfolgreicher als er, voller Temperament und auf der ...

Nun, in diesem kurzen Roman geht es um ein kinderloses Ehepaar aus Basel. Die Beiden sind Kunstmaler und seit zehn Jahren verheiratet. Sie ist etwas erfolgreicher als er, voller Temperament und auf der Suche nach etwas, von dem sie nicht so genau weiß, um was es sich hierbei handelt. Er ist ein sehr sanftmütiger, beinahe femininer Typ. Die beiden machen zusammen Ferien und fahren in den Süden und verweilen dann auf den Äolischen Inseln.

Dieses Buch erschien in den 1950er Jahren, ja, und man merkt es dem Text an. Er wirkt teilweise etwas altbacken, hat ein paar surreale Momente und spielt ein paar Wortspiele. Aber, und nun kommt es, der Text ist absolut lesenswert, da er einzigartig gut gelungene Beschreibungen von Landschaften, Wetter und der Natur im Allgemeinen und im Besonderen beinhaltet. Die beschriebene Natur und die Menschen werden wie gemalt, mit sehr treffenden Worten skizziert und ins Leben geholt. Besonders die Beschreibung der Äolischen Inseln und ihren Bewohnern zu jener Zeit werde ich nicht mehr vergessen. Ein gutes, kurzweiliges Buch, dem man das Alter leider ein bisschen anmerkt.

Fazit: Nicht uneingeschränkte Leseempfehlung - aber für einen Fan der Äolischen Inseln ein Muss.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Ist das nun ein gutes Buch?

Allegro Pastell
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Tanja ist eine Schriftstellerin in Berlin, die unter einem Schreibstau leidet, 29 Jahre alt, sehr attraktiv und sexuell ziemlich aktiv. Ja, und sie führt mit Jerome eine Fernbeziehung, der als Webdesigner ...

Tanja ist eine Schriftstellerin in Berlin, die unter einem Schreibstau leidet, 29 Jahre alt, sehr attraktiv und sexuell ziemlich aktiv. Ja, und sie führt mit Jerome eine Fernbeziehung, der als Webdesigner arbeitet, etwas älter als Tanja ist und auf dem Land wohnt. Was die beiden verbindet, ist ihre seltsame Art, über sich selbst und alle anderen zu reflektieren. Und ihre eigenartige, irgendwie unverbindliche Beziehung zu führen. Die Beiden wirken total verkorkst, innerlich völlig zerfleddert, haben äußerlich alles soweit unter Kontrolle solange es noch cool und locker wirkt. Denn wer will schon ein Kontrollfreak sein, außer er/sie macht es gerade zu seinem/ihrem Markenzeichen oder Spleen.

Drogen, Sex, wechselnde Partner, Beziehungen, neue Medien, etwas Selbstreflexion, einfach alles gut durchgerührt sowie ausreichend geschüttelt und anschließend zwischen zwei Buchdeckel gut strukturiert verpackt. Reicht das für ein gutes Buch? Ich weiß es nicht. Finde ich das Buch gut? Ehrlich gesagt weiß ich auch das nicht. Schlecht finde ich es jedenfalls nicht, aber vom Hocker hat es mich auch nicht gehauen. Vielleicht ist das Buch etwas zu belanglos, vielleicht auch etwas zu speziell geschrieben. Aber auch da, die Sprache ist nicht abstoßend, aber sie überzeugt mich auch nicht wirklich.

Mein Leseeindruck: Die Figuren sind allesamt überzeichnet, berechnend, stark auf ihren Vorteil und ihre äußerliche Wirkung bedacht und trotzdem der Welt gnadenlos ausgeliefert. Vielleicht geht es in dem Buch am Ende ja auch um die Unmöglichkeit, das Nicht-Kalkulierbare wie zum Bespiel die Liebe, durch strenge, aber völlig abwegige Selbst- und Fremdanalyse sowie eine daraus anscheinend stringent folgende Verhaltenskontrolle, in den Griff zu bekommen. Und vielleicht geht es darum, wie man sein Leben in Einklang mit allen Tipps, Tricks und Trends der marketingverseuchten Medien und professionell orchestrierten Kommunikation in allen Bereichen designen soll, um dabei absurderweise als freies, autonom entscheidendes, sich selbst entsprechend der ausgewählten Richtlinien als sich individualisierendes Mitglied der menschlichen Gemeinschaft zu erfahren und am Ende auch als solches zu reüssieren. Reüssieren über was? Vielleicht geht es im Buch um diese Themen, aber vielleicht ist diese Einschätzung zu überkandidelt geraten, und ich habe das Buch nicht verstanden. Vielleicht ist das Buch einfach ein missratenes Gedankenexperiment oder ein Schlüsselroman einer Generation. Ich weiß es nicht, aber mir kommt der Text etwas zu arg konstruiert und ausgefeilt, ja und auch zu sehr als Lehrstück daher.

Fazit: Lesen - warum eigentlich nicht? Vielleicht ist es wirklich ein guter Text.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Was für ein erschütterndes Buch

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
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Um nicht zu spoilern kann ich nur sagen, dass es in diesem Buch um einen letzten langen Urlaub eine Sohnes mit seiner Mutter in Frankreich in einem verschlafenen Touristendorf in der Nähe des Meeres handelt. ...

Um nicht zu spoilern kann ich nur sagen, dass es in diesem Buch um einen letzten langen Urlaub eine Sohnes mit seiner Mutter in Frankreich in einem verschlafenen Touristendorf in der Nähe des Meeres handelt. Beide Menschen sind ziemlich kaputte Wesen.

Gleich vorweg: Mir persönlich hat dieses Buch nicht gefallen, obwohl es sich um sehr gut gemachte Literatur handelt. Ich fand das Leiden der beiden eng miteinander verknüpften Menschen unerträglich. Die Geschichte wird sehr feinfühlig und absolut gekonnt erzählt, keine Frage, aber mir fehlte die Hoffnung in diesem Text. Weil es in diesem Fall keine Hoffnung gibt? Vielleicht mag das so sein, aber solche Bücher habe ich schon mehr als genug gelesen. Mir fehlt im Text der Aufbruch, das Nach-Vorwärts-Schauen, irgendeine innere positive Kraft. Darum kann ich das Buch aus inhaltlicher Sicht leider nicht zur Lektüre empfehlen.

Fazit: Gute Literatur, aber für mich zu negativ.

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Veröffentlicht am 04.03.2021

Ein verstörendes Buch, das mich etwas ratlos zurücklässt.

All das zu verlieren
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Adèle ist Journalistin, Mutter eines kleinen Kindes, Ehefrau eines Chirurgen und sexsüchtig. Sie redet sich ein, dass sie es geniesst, die Männer zu kontrollieren, sich zu verlieren, ein Doppelleben zu ...

Adèle ist Journalistin, Mutter eines kleinen Kindes, Ehefrau eines Chirurgen und sexsüchtig. Sie redet sich ein, dass sie es geniesst, die Männer zu kontrollieren, sich zu verlieren, ein Doppelleben zu spielen. Die Gründe für dieses teilweise gefährliche und mit der Zeit auch für die Frau extrem belastendes Doppelleben, werden nur angedeutet, lassen aber auf Schlimmes schliessen. Kein Mensch würde sich sonst so ein Leid selbst antun.

Das Buch lebt von den sehr starken, auch expliziten Bildern und vielen bewegenden Aussagen. Das Leiden einer Frau in unserer Gesellschaft, in der das Leben und die Rechte von Frauen für viele immer noch nichts Wert ist, kommt aus dem Text klar heraus. Adele wurde schon immer auf eine menschenverachtende Art und Weise als (Lust-)Objekt betrachtet, so dass sie ihren eigenen weiblichen Körper selbst als ein ihr fremdes Objekt betrachtet, den sie den durchwegs kaputten Männern zur Verfügung stellt. Ja, die Sachen werden im Text beim Namen genannt. Da hilft auch Geld, Ansehen, Intelligenz und eine Familie nichts. Im Gegenteil, um so mehr kann den Bach runtergehen.
Das Buch war für mich harte Kost, da es auf seine Art unglaublich brutal ist. Nur für Erwachsene.

Fazit: Bedingte Leseempfehlung, da schonungslos und brutal.

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