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Veröffentlicht am 26.04.2021

Clever konstruierter Kriminalfall im historischen Kontext

Verlorene Engel
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Der 6. Fall für Max Heller in der noch jungen DDR hat es sowohl kriminalistisch als auch persönlich in sich für den gestandenen Oberkommissar. Wir schreiben das Jahr 1956 und der Staatsdienst ist geprägt ...

Der 6. Fall für Max Heller in der noch jungen DDR hat es sowohl kriminalistisch als auch persönlich in sich für den gestandenen Oberkommissar. Wir schreiben das Jahr 1956 und der Staatsdienst ist geprägt von Observation. Sei es das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) oder die russischen Geheimdienste – es ist an der Tagesordnung, dass Max Heller sich mit Bespitzelung auseinandersetzen muss. Ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits kann das bei Ermittlungen durchaus hilfreich sein, andererseits weiß man nie, ob man nicht selbst permanent beobachtet wird.

 

Schwierige Rahmenbedingungen also auch diesmal wieder, als Max Heller und seine Kollegen versuchen, einen Vergewaltiger zu stellen, der in Dresden sein Unwesen treibt und schon diverse Frauen in seine Gewalt gebracht hatte. Doch bisher überlebten zumindest alle die Angriffe. Als Ende Oktober jedoch eine junge Frau tot aufgefunden wird, geraten die Ermittler unter Druck und müssen schnell Ergebnisse liefern…

 

Max und seine Kollegen tun ihr Möglichstes, um den Täter dingfest zu machen. Doch sie scheinen immer irgendwie hinterher zu hinken, und der Fall entwickelt sich so gar nicht in Richtung Aufklärung…

 

Dazu kommt, dass Max auch privat Sorgen hat. Seine Adoptivtochter Anni wird immer schweigsamer, entzweit sich mit ihrer besten Freundin und hinterfragt ihre Herkunft. Jahrelang haben Max und seine Frau Karin überlegt, wann wohl der beste Zeitpunkt ist, mit Anni darüber zu sprechen, dass sie nicht ihre biologischen Eltern sind. Doch Anni scheint etwas zu ahnen und die beiden Adoptiveltern fühlen sich mit der Situation überfordert, zumal Max gerade so gar nicht den Kopf dafür frei hat.

 

Wie immer in seinen Romanen ist es Frank Goldammer gelungen, ein sehr authentisches Bild vom Leben im früheren Dresden, diesmal in den 1950er Jahren, zu zeichnen. Auch wenn die politischen Verstrickungen diesmal weniger Raum einnehmen und der Kriminalfall deutlich dominiert, ist es auch diesmal wieder ein Vergnügen, Max Heller durch seine (und auch meine) Stadt zu begleiten, seine Gedanken zu lesen, seine Sorgen mitzuerleben und – natürlich – mit ihm auf Mörderjagd zu gehen.

 

Der Kriminalfall hat es diesmal wirklich in sich und ist – wie ich finde – unheimlich clever konstruiert. Bis auf die letzten Seiten ergeben sich immer neue Wendungen. Ich hatte ziemlich früh einen Verdacht bezüglich des Vergewaltigers, fand ihn zwischenzeitlich bestätigt und machte daher den Fehler, nur darauf zu warten, dass er endlich enttarnt wird. Doch kurz vor Ende stellte sich heraus, dass mich mein Gefühl getrogen hatte und auch mein Verdacht Nr. 2 stellte sich schließlich als Irrtum heraus. Nee, also Kriminalkommissarin wäre dann wohl doch keine Alternative zu meinem Verwaltungsjob ;)

 

Fazit:

Auch dieser 6. Fall war wieder spannend bis zum Schluss und bot viel Raum zum Miträtseln und „Mitermitteln“. Ich bin vom Gesamtpaket Krimi + historischer Roman komplett überzeugt und sehe mit einer Träne im Knopfloch dem September entgegen, wenn Max in seinem letzten Fall („Feind des Volkes“) ermitteln wird. Ich hoffe jetzt schon sehr, dass Frank Goldammers Computer bereits voll ist mit neuen Manuskripten und Ideen!

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Kanzlerin im (Un-)Ruhestand

Miss Merkel: Mord in der Uckermark
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Wie Angela Merkel in diesem Roman lakonisch feststellt, ist sie es gewohnt Putins Mist aufzuräumen. Deshalb scheut sie sich auch nicht, die Hinterlassenschaften ihres Hundes mit gleichem Namen selbst in ...

Wie Angela Merkel in diesem Roman lakonisch feststellt, ist sie es gewohnt Putins Mist aufzuräumen. Deshalb scheut sie sich auch nicht, die Hinterlassenschaften ihres Hundes mit gleichem Namen selbst in eine kleine Kack-Tüte zu befördern. Mit diesem witzigen Bild vor Augen startete ich in die Abenteuer der Kanzlerin im Unruhestand und löste mit ihr zusammen das Rätsel um einen vergifteten Adeligen im beschaulichen Kleinfreudenstadt in der Uckermark.

 

Nun ist weder die Uckermark noch Frau Merkel dafür bekannt, viel Potential für dramatische Szenen zu bieten und so war ich gespannt, wie David Safier aus der eher zurückhaltenden und unprätentiös daherkommenden Kanzlerin eine charismatische Mordermittlerin machen würde. Und tatsächlich – es ist ihm geglückt.

 

Schon alleine, sich mit einem Cosy Crime Roman an Deutschlands erste Frau im Staat zu wagen – zu einem Zeitpunkt, in der ihr Ruhestand zwar absehbar, aber aufgrund der aktuellen Entwicklungen kaum vorstellbar erscheint – ist schon eine Leistung. Frau Merkel dann aber so zu porträtieren, dass sie als Protagonistin eines solchen Romans eine gute Figur macht, ist schon ganz großes Kino und ich muss sagen – hier ist es weitestgehend gelungen. Mit einem Hauch weniger Klamauk (Sherlock und Sherlockine hätte es wirklich nicht gebraucht – das wirkte etwas unglaubwürdig) wäre es perfekt gewesen.

 

Das Buch wird getragen von der Privatperson Angela Merkel, die sich im beschaulichen Kleinfreudenstadt mit ihrem Achim zur Ruhe gesetzt hat. Deutlich wird, auch wenn das auf dem politischen Parkett oft zu kurz kam, was für ein eingespieltes Team das Ehepaar ist. Man würde sagen „wie ein paar alte Latschen“. Und das meine ich jetzt komplett positiv und ich finde es schön, dass der Autor das im Buch deutlich spüren lässt und so ein harmonisches Bild vom Ehepaar Merkel-Sauer zeichnet.

 

Über den Kriminalfall möchte ich gar nicht weiter sprechen – den soll am besten jeder selbst hören und sich ein Bild davon machen. Aus meiner Sicht ist er gut aufgebaut, spannend und bis zum Schluss wendungsreich – insbesondere, als „Miss Merkel“ in bester englischer Krimimanier am Schluss alle Verdächtigen versammelt und den Mörder enttarnt, staunt man über die gut konstruierte Geschichte.

 

Als Pluspunkt erwähnen muss ich auch unbedingt Nana Spier, die dieses Hörbuch spricht und damit Angela Merkel ihre Stimme leiht. Frau Merkels Sprechweise ist ja wohlbekannt und ich war sehr angetan davon, wie Nana Spier die Ex-Kanzlerin in ihrem typischen Klang einfängt, ohne sie zu parodieren. Ich hatte immer sofort das Bild von Angela Merkel vor mir und konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie agiert – das ist der Sprecherin unheimlich gut gelungen.

 

Insgesamt ist dieser Krimi ein gelungener Cosy Crime-Roman, der eine Vollblutpolitikerin porträtiert, die noch nicht so richtig im ruhigen Rentnerdasein angekommen ist. Ganz so, wie man sie sich tatsächlich im nächsten Jahr vorstellen könnte. Auch wenn ein paar Stellen des Romans aus meiner Sicht zu klamaukig geworden sind, kann ich das dem Autor gern verzeihen angesichts der interessanten Idee, eine Ex-Bundeskanzlerin auf Mörderjagd zu schicken. Und aufgrund der tollen Audio-Umsetzung empfehle ich, diesen Krimi unbedingt als Hörbuch zu genießen!

 

Was bleibt, ist die Frage: Wird es weitere Fälle mit „Miss Merkel“ geben? Und die Antwort muss ganz klar lauten: „Natürlich! Kommen Sie schon, Herr Safier, Sie schaffen das!“

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Unsere Großeltern - die heimlichen Helden

Stay away from Gretchen
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 Als ich dieses Buch gelesen habe, kam mir an vielen Stellen der Gedanke: Was sind wir heutzutage eigentlich für Schlappschwänze? Wir werden panisch, weil aufgrund einer weltweiten Pandemiesituation das ...

 Als ich dieses Buch gelesen habe, kam mir an vielen Stellen der Gedanke: Was sind wir heutzutage eigentlich für Schlappschwänze? Wir werden panisch, weil aufgrund einer weltweiten Pandemiesituation das Klopapier knapp werden könnte und meckern, wenn wir zuhause bleiben müssen und uns unsere 80qm-Wohnung zu eng wird – trotz Fußbodenheizung und angenehmen 24 Grad im Badezimmer. Unser Tisch ist jeden Morgen, Mittag, Abend gedeckt, wir schlafen satt ein und wachen in unserem eigenen weichen Federbett auf. Wir leben in einer globalen Pandemie und haben keinen Schimmer, wie verdammt gut es uns geht.

 

„Stay away from Gretchen“ beschreibt die Lebenswirklichkeit unserer Großeltern- bzw. Urgroßeltern-Generation. Eine Kindheit im Krieg, mit Bombenalarm, Hunger und Kälte. Eine Flucht aus der vertrauten Heimat, bei minus 20 Grad und mit einem Planwagen, den man selbst ziehen musste. Wieder quälender Hunger. Russische Soldaten, die Frauen beiseite zerrten und ihnen unvorstellbare Dinge antaten. Und wenn man das alles irgendwie überlebt hatte - ein Neuanfang in der Fremde, zu fünft in einer kleinen Holzhütte, weiterhin rationierte Lebensmittel, die zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel waren. Ein blühender Schwarzmarkt, und jeden Tag der schmale Grat zwischen satt werden und ins Gefängnis kommen.

 

Die wenige Hilfe, die der ostpreußischen Flüchtlingsfamilie um Greta Schönaich im Heidelberg des Jahres 1946/47 zuteil wird, kommt von dem jungen amerikanischen GI Robert „Bobby“ Cooper. Robert handelt einfach nur menschlich – und weiß als Afroamerikaner selbst, wie sich Ausgrenzung und Verachtung anfühlt.

 

Es dauert nicht lange, bis sich zarte Bande zwischen dem musikalischen GI und der burschikosen Greta entwickeln – gekrönt im Jahre 1949 von der gemeinsamen Tochter Marie. Als Bobby in die USA reist, um alle Formalitäten für die Hochzeit vorzubereiten, bricht der Kontakt plötzlich ab. Greta steht allein da mit ihrem kleinen Mischlingskind, wird geschnitten, beschimpft und muss letztlich sogar ihr geliebtes Mariele hergeben.

 

Verwunden hat diese Frau ihre vielen Kriegs- und Nachkriegstraumata nicht. Ihr viel später geborener Sohn Tom kennt sie nur als strenge und nicht besonders liebevolle Mutter, die viel Zeit in Kliniken verbrachte und immer wieder depressive Phasen hatte. Erst als sie an Alzheimer-Demenz erkrankt, kommen die Dinge aus ihrer Vergangenheit, über die sie nie geredet hat, zum Vorschein und Tom lernt seine Mutter zum ersten Mal wirklich kennen. Auch wenn er für mich bis zum Schluss eine recht unsympathische Figur blieb, aber diesen Gegensatz brauchte das Buch.

 

Die Demenzerkrankung wird von der Autorin einerseits sehr deutlich, andererseits auch behutsam geschildert – so ambivalent, wie sie sich auch im wahren Leben darstellt. Mit Potential für großartige Lacher und mit Momenten, in denen man einfach nur heulen könnte. Man merkt, dass hier eigene Erfahrungen mit der Erkrankung eines Angehörigen eingeflossen sind.

 

Stay away from Gretchen hat mich durch alle möglichen Emotionen gehen lassen – nicht nur, weil ich miterlebt habe, wie auch mein Großvater in seiner Demenzerkrankung und seiner Wirklichkeit plötzlich wieder Gefangener in einem Steinbruch in Sibirien war. Es ist ein wunderbares Buch, das aufmerksam macht darauf, wie viel wir der Kriegsgeneration verdanken und wie viel Unrecht diese Generation mit Stolz und Biss überstanden hat. Es lehrt uns – gerade in der jetzigen Zeit – unsere Situation kritisch zu hinterfragen und vielleicht wieder in die richtige Relation zu bringen. Es ist ein ganz, ganz wichtiges Buch, das lange nachklingt!

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Tolle Atmosphäre, tolles Setting, toller Krimi!

Nordlicht - Die Tote im Küstenfeuer
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Lange schon habe ich mich auf diesen dritten Teil der „Nordlicht“-Reihe von Anette Hinrichs gefreut. Auch die ersten beiden Teile habe ich als Hörbuch gehört und so wollte ich auch Teil 3 wieder mit den ...

Lange schon habe ich mich auf diesen dritten Teil der „Nordlicht“-Reihe von Anette Hinrichs gefreut. Auch die ersten beiden Teile habe ich als Hörbuch gehört und so wollte ich auch Teil 3 wieder mit den Ohren genießen.

 

Es ist ja gerne mal so, dass beim 3. Teil die Geschichte nicht mehr so spannend wirkt, dass man den Eindruck hat, die Stories werden behäbiger und dass man dem Fall einfach nicht mehr mit soviel Neugier folgt. Das alles war hier gar nicht der Fall.

 

Anette Hinrichs ist es auch diesmal wieder gelungen, einen Krimi mit einer wunderbaren Nordlicht-Atmosphäre zu schaffen. Die Ermittler Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg sind einem mittlerweile ans Herz gewachsen und zu guten Bekannten geworden. Umso gespannter ist man, wie es mit ihnen beruflich und privat weitergeht. Diesmal steht insbesondere Rasmus‘ Privatleben neben dem Fall im Mittelpunkt, da er nach der Geburt seiner Tochter Ida überlegt, wieder nach Kopenhagen zurück zu gehen, um sie regelmäßiger sehen zu können.

 

Der Fall des ermordeten 16-jährigen Mädchens enthält auch diesmal wieder viel Konfliktpotential, denn vieles deutet auf ein familiäres Drama hin: die türkischstämmige Elin hatte einen heimlichen Freund und bereits ihre Unschuld verloren – das Wort „Ehrenmord“ geistert durch die Sondereinheit der deutsch-dänischen Ermittler.

 

Viel Wert wird in diesem Krimi darauf gelegt, dass Leser sich hineinversetzen können in die jeweilige Stimmung. Wenn Rasmus am Strand entlangwandert oder Vibeke in einer alten Ziegelei Spuren sucht, hat man sofort eindrucksvolle Bilder vor Augen.

 

Das liegt zum einen an dem lebendigen Schreibstil der Autorin, die ihre Schauplätze detailliert aber nicht ausufernd beschreibt. Zum anderen aber auch an der Sprecherin Vera Teltz, die ich sehr mag und deren etwas dunklere Stimme aus meiner Sicht für diese Krimis absolut perfekt ist. Dennoch kann sie variantenreich erzählen und gibt auch lakonischen Momenten den richtigen Touch.

 

 

Hier ergänzen sich Geschichte und Sprecherin richtig gut und heraus kommt ein Krimi, der mit nordischer Stimmung punktet, bis zum Ende durchweg spannend ist und von den gut ausgearbeiteten Figuren getragen wird. Kurzum: Tolle Atmosphäre, tolles Setting, toller Krimi!

 

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Spannendes Lesevergnügen in den verruchten 1920ern!

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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„Die Menschen haben ihren inneren Kompass verloren. Sie wissen nicht, in welche Richtung sie gehen sollen. Sie fragen sich nicht mehr, ob das, was sie tun, richtig oder falsch ist. Hinzu kommt der Hunger. ...

„Die Menschen haben ihren inneren Kompass verloren. Sie wissen nicht, in welche Richtung sie gehen sollen. Sie fragen sich nicht mehr, ob das, was sie tun, richtig oder falsch ist. Hinzu kommt der Hunger. Es geht letztlich nur darum, dass etwas Geld einbringt.“ reflektiert der junge Kommissar Kuno Mehring die Situation im Berlin des Jahres 1920 gegenüber der Polizeiärztin Magda Fuchs.

 

Magda ist entsetzt von den Zuständen in dem Berlin, das sie kennenlernt. Aber sie hat eine sehr noble Pension gefunden, die eine Arztgattin in den freistehenden Zimmern ihrer riesigen Wohnung betreibt. Ein Umstand, dessen Hintergründe Magda irritieren – aber im Laufe des Buches werden die Beweggründe offenbar.

Aber was Magda, die nach mehreren Schicksalsschlägen aus dem beschaulichen Hildesheim in den Moloch Berlin gekommen ist, in den Elendsvierteln der Stadt zu sehen bekommt, ist erbärmlich. Bettelnde Kinder, Menschen in Lumpen, nackte Füße bei Minusgraden. Schläge. Krankheiten. Tod. Magda ist sich nicht sicher, ob sie die Arbeit als Polizeiärztin wirklich weiterführen kann. Aber die Schicksale der Kinder, die sie in den Straßen der Stadt kennenlernt, rühren sie so sehr, dass sie Kampfgeist entwickelt. Und so mehreren Verbrechen auf die Spur kommt, die eigentlich nur folgerichtig die Situation in der Stadt porträtieren.

 

Die Frauen, die Magda bei ihrer Arbeit und ihren Recherchen kennenlernt, spiegeln die Facetten des einerseits glänzenden, andererseits elenden Berlin. Ina, die Fürsorgerin, die versucht, Kinder unterzubringen, wenn sich niemand mehr um sie kümmert. Die etwas zwielichtige Anwältin Ruth, die so selbstbewusst auftritt, als könne ihr die Welt nichts anhaben. Die verwöhnte Celia, die in einer reichen, aber völlig unglücklichen Ehe gefangen ist. Die junge Doris, die den Kopf voller Träume hat, und für eine Karriere beim Film alles geben würde. Und die toughe Reporterin Erika, bei der sich Magda fragt, ob sie wirklich so abgebrüht ist, wie sie immer tut.

 

All diese Frauen kämpfen in „Das Leben ein ewiger Traum“ um ihre Freiheit, ihre Träume und zum Teil um ihre Existenz. Wie nah in Berlin Licht und Schatten beieinanderliegen, arbeitet das Autorenpaar, das unter dem Pseudonym Helene Sommerfeld schreibt, eindrücklich heraus. Dabei ist ein mitreißender Roman entstanden, der den Leser mitnimmt in eine andere Welt. Anschaulich und mit großen Emotionen verfolgen die Leser*innen Magdas Weg in eine neue Zukunft – an ihrer Seite der junge Kommissar Kuno Mehring, der als einziger noch nicht vor den Problemen der Stadt resigniert zu haben scheint.

 

Mich hat dieser Roman begeistert, weil er vielschichtig über die Missstände, aber auch die Hoffnungen der Menschen nach dem 1. Weltkrieg berichtet. Weil er die Leser mitnimmt, statt ihnen nur einen Schauplatz zu präsentieren. Mittendrin fühlt man sich, wenn man mit Magda durch die Hinterhöfe geht, wenn man Ruth auf Vernissagen und Bälle begleitet und mit Doris das Nachtleben erkundet.

 

Unwillkürlich fiel mir die Reihe „Fräulein Gold“ ein, als ich diesen Roman las. Denn das Setting und die Handlung haben schon gewisse Parallelen. Und ich muss sagen – Magda Fuchs muss den Vergleich mit der vielgelobten Hulda Gold auf keinen Fall scheuen! Deshalb, Fans von Hulda, lernt unbedingt auch Magda kennen – ihr werdet sie lieben!

 

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