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Veröffentlicht am 29.03.2021

Gefangen auf der Roseninsel

Die Roseninsel
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Die Ärztin Liv nimmt sich eine vierwöchige Auszeit von ihrem Job als Ärztin an der Berliner Charité, denn nicht nur die Strapazen ihrer Arbeit haben ihr zugesetzt und sie ausgebrannt und kraftlos gemacht. ...

Die Ärztin Liv nimmt sich eine vierwöchige Auszeit von ihrem Job als Ärztin an der Berliner Charité, denn nicht nur die Strapazen ihrer Arbeit haben ihr zugesetzt und sie ausgebrannt und kraftlos gemacht. Der eher zufällige Blick auf die Stellenanzeigen weckt ihre Aufmerksamkeit, denn es wird 4 Wochen eine Verwalterin für die Roseninsel am Starnberger See gesucht. Ihre spontane Bewerbung hat Erfolg, so dass sie sich schnellstmöglich auf die Reise nach Bayern macht. Nur mit einem Ruderboot ist die malerische Insel zu erreichen und die dortige königliche Villa mit ihrem Rosengarten somit isoliert von der Außenwelt. LIv ist dort also allein mit sich und ihren Gedanken, ganz so, wie sie es sich gewünscht hat. Kaum hat sie die Villa betreten, ruiniert Liv eine alte Büste, die in tausend Teile zersplittert. Bei der Beseitigung des Malheurs findet sie neben einer getrockneten Rose auch das alte Tagebuch der einstigen Besitzerin Magdalena, da vor langer Zeit die Insel bewohnt hat…
Anna Reitner hat mit „Die Roseninsel“ einen wunderschönen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser vor malerischer bayerischer Kulisse zwischen Gegenwart und Vergangenheit wandeln lässt. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil fesselt den Leser von Beginn an und erlaubt ihm, gemeinsam mit Liv eine abenteuerliche Reise anzutreten, in deren Verlauf so einige Geheimnisse ans Licht kommen werden. Über wechselnde Perspektiven erlebt der Leser zum einen die Gegenwart gemeinsam mit LIv, die selbst so einiges zu verdauen hat, zum anderen öffnet die Autorin dem Leser die Tür zur Vergangenheit, wo er im Jahr 1889 die uneheliche geborene, aber von königlichem Blut abstammende Magdalena und ihr Leben auf der Roseninsel kennenlernt. Beide parallel laufenden Geschichten werden sehr fesselnd geschildert und mit abwechslungsreichen Wendungen spannend gehalten. Beiden Zeitebenen gelingt es auf ihre ganz eigene Art, den Leser in den Bann zu ziehen und das Buch nicht aus der Hand legen zu können. Gerade das Schicksal von Magdalena geht nah, denn sie wird auf der Roseninsel regelrecht wie in einem Gefängnis gehalten. Obwohl sie mit allem versorgt wird, ist ihr eine Flucht von der Insel unmöglich. Als unehelicher Abkömmling des bayerischen Königs Otto, dem Geisteskrankheit beschieden wurde, muss Magdalena auf Befehl ihres Stiefbruders ein einsames Dasein fristen. Die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten hat die Autorin sehr gut in ihre Handlung miteinfließen lassen. Die Geschichte überzeugt auch durch die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen, die dem Leser während der Lektüre im Kopf schöne Bilder hervorzaubern und den Wunsch aufkommen lassen, diese kleine Insel sowie den Rosengarten selbst einmal in Augenschein zu nehmen.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig in Szene gesetzt worden. Mit ihren menschlichen Ecken und Kanten schleichen sie sich schnell ins Leserherz, der regen Anteil an ihrem Schicksal nimmt und mit ihnen hofft, bangt und fiebert. Liv wirkt zu Beginn fahrig, überarbeitet, unterkühlt und nervlich völlig neben der Spur. Doch je mehr Abstand sie gewinnt, umso mehr öffnet sie sich, wirkt warmherziger und offener. Johannes ist ein ehrlicher und empathischer Mann, der ebenso hilfsbereit wie hartnäckig sein kann. Magdalena kann sich der ihr auferlegten Verbannung nicht erwehren. Sie wirkt zurückhaltend und eingeschüchtert, doch im Verlauf wird sie mutiger und wagt es, mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg zu halten.
„Die Roseninsel“ ist ein wunderbarer Mix aus Gegenwart und Historie, Schicksalsschlägen, Geheimnissen, Liebe und Neuanfang vor einer zauberhaften Kulisse. Spannende Unterhaltung bis zum finalen Schluss ist hier garantiert, deshalb ist hier die absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

Veröffentlicht am 29.03.2021

Nichts ist wie es scheint...

Das Geheimnis von Zimmer 622
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2018 Genf. Der Autor selbst erhofft sich, durch den Besuch in den Schweizer Alpen von einigen persönlichen Schicksalsschlägen etwas Abstand zu gewinnen. Er mietet sich im luxuriösen Hotel Palace de Verbier ...

2018 Genf. Der Autor selbst erhofft sich, durch den Besuch in den Schweizer Alpen von einigen persönlichen Schicksalsschlägen etwas Abstand zu gewinnen. Er mietet sich im luxuriösen Hotel Palace de Verbier ein, doch an Erholung ist bald nicht mehr zu denken. Durch die Bekanntschaft mit seiner Zimmernachbarin, der Engländerin Scarlett Leonas, erfährt Joël Dickere eher zufällig von einem 15 Jahre zurückliegenden ungelösten Mordfall in Hotelzimmer 622. Doch dieses Zimmer gibt es gar nicht. Dicker und Leonas, beide neugierig geworden, machen sich auf Spurensuche und geraten dabei schnell in Turbulenzen…
Joël Dicker hat mit „Das Geheimnis von Zimmer 622“ nicht nur einen sehr unterhaltsamen, spannenden Roman vorgelegt, sondern schildert die Handlung aus eigener Sicht, indem er sich selbst zum Protagonisten macht. Der flüssige, bildhafte und teils amüsante Schreibstil des Autors nimmt den Leser mit in die Schweizer Alpen, um mit Dicker einen alten Mordfall aufzuklären anstatt eine Auszeit zu nehmen. Während der Leser erst einmal einiges über die schriftstellerische Karriere Dickers erfährt, rollt dieser im Hintergrund langsam den alten Mordfall auf, indem er erst einmal die Protagonisten nebst ihren Lebensumständen auftreten lässt. Über wechselnde Zeitebenen wird der Leser dann Zeuge der Nachforschungen von Dicker und seiner Zimmernachbarin Leonas in der Gegenwart, sowie über die Entwicklungen 15 Jahr zuvor, wo nach und nach innerhalb der alten Bankiersfamilie Ebnezer eine aberwitzige Geschichte aus Verrat, Eifersucht, Rache, Intrigen, Gier und Machtspielchen entsteht, die letztendlich den Mord zur Folge hat. Dickers Talent, seine Handlung aus mehreren Perspektiven und mit vielen überraschenden Wendungen interessant zu gestalten, macht sich auch in dieser Geschichte wieder bemerkbar, denn der Leser steht konstant einigen Rätseln gegenüber, die es zu lösen gilt, was die Spannung immer weiter in die Höhe treibt. Bis man erst einmal weiß, um wen es sich bei dem Opfer handelt, landet man öfters allerdings auch in einer Sackgasse. Dem Leser wird durch gut konstruierte Verwicklungen konstant Konzentration abgefordert, bis der Fall schlussendlich aufgeklärt ist.
Die vielen Charaktere sind sehr differenziert ausgestaltet und teilweise aberwitzig in Szene gesetzt, so dass der Leser sich schon bald auf dem Beobachtungsposten wiederfindet und seine eigenen Nachforschungen anstellt, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Dicker selbst stellt sich nicht gerade als Sympathikus dar, während Scarlett immer etwas geheimnisvoll wirkt, resolut und vor Impulsivität strotzend. Der bunte Reigen der weiteren Protagonisten vereint so ziemlich alles in sich, was es an Tiefen, Untiefen und fragwürdigen Existenzen gibt. Neben Schiffbrüchigen, Mitläufern, Bösewichten und Racheengeln gibt es auch die Künstlerseelen und die Betrogenen. Doch muss der Leser sich die Mühe machen, ganz genau hinzuschauen, um ihre Maskerade zu durchbrechen, denn nichts ist wie es scheint.
„Das Geheimnis von Zimmer 622“ unterhält mit einer spannenden Geschichte voller überraschender Wendungen und fordert dem Leser bei der Lektüre einiges an Kombinationsgabe ab. Liebe, Lug und Betrug werden hier sehr intelligent verwoben, so dass die Auflösung auch eine Erlösung ist. Brilliant und fesselnd bis zum Schluss. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.03.2021

"Für Wunder muss man beten, für Veränderungen aber arbeiten." (Thomas von Aquin )

Liv - Neuanfang mit Hindernissen
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1959. Das kleine beschauliche Dorf Vierbrücken im Schwarzwald wird für die Isländerin Liv Benediktsdottir zum Zufluchtsort, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Dabei ist sie sehr darauf bedacht, ...

1959. Das kleine beschauliche Dorf Vierbrücken im Schwarzwald wird für die Isländerin Liv Benediktsdottir zum Zufluchtsort, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Dabei ist sie sehr darauf bedacht, dass niemand erfährt, wer sie eigentlich ist. Doch bereits ihre ersten Schritte im Dorf katapultieren sie mitten hinein in die Aufmerksamkeit der Dorfgemeinschaft, wo sie sich bald einlebt und Freunde gewinnt, während andere sie eher misstrauisch beäugen und nicht so wirklich wissen, was sie von Liv zu halten haben. Nicht nur die Begegnung mit den diversen Eddis von Vierbrücken und der Gans „Fräulein Ansgar“ bringen Farbe in Livs Welt, sondern auch Tierarzt Ben Schuster lässt ihr Herz höher schlagen. Doch dann wird Livs Inkognito gelüftet und das Chaos ist perfekt…
Elisabeth Büchle hat mit „Liv-Neuanfang mit Hindernissen“ einen wunderschönen Roman vorgelegt, der nicht nur mit einer herzerwärmenden Protagonistin aufwartet, sondern überzeugt ebenso mit abwechslungsreichen Handlung und einer bunt gewürfelte Dorfgemeinschaft nebst ihren schrulligen Macken. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil, der zudem einiges an Humor zu bieten hat, lässt den Leser Livs Fußstapfen in Vierbrücken folgen und während ihrer Geheimmission über die Schulter sehen. Liv entpuppt sich schon bald als All-Round-Talent in allen Lebenslagen und gewinnt damit schnell Respekt, denn sie ist eine unkonventionelle Frau, die sich in keine Schublade sortieren lässt. Schon die bildhaften Beschreibungen der Landschaft eröffnen dem inneren Auge des Lesers gleich einer Pop-Up-Karte wunderbare Bilder von Seen, Wäldern und den typischen Schwarzwaldhäuschen, wobei auch die eine oder andere Dorfbewohnerin in Tracht hindurchfegt. Nicht nur die wunderbar zusammengestellte Gemeinschaft sorgt für allerlei Stimmung und sich aneinanderreihende aberwitzige Szenen, auch die schlagfertigen Dialoge und so manche überraschende Wendung lassen den Leser regelrecht an den Seiten kleben. Mit viel Empathie und einem wunderbaren Witz gibt die Autorin dem Lesenden das Gefühl, mitwirkender Teil ihrer Geschichte zu sein. Der unteraufdringlich eingewebte christliche Aspekt vermittelt dem Leser gleichzeitig wichtige Botschaften wie Vertrauen, Hoffnung und Vergebung.
Ein bunter Strauß voll liebevoll inszenierter Charaktere nimmt den Leser von Anfang an ihre Mitte. Es ist fast so, als trete der Leser mit den ersten Worten ein Filmset, dessen Entwicklung sich wie ein Überraschungsei erst nach und nach für ihn offenbart. Liv ist eine Wucht: unkonventionell, zupackend, fröhlich, freundlich, offen, herzlich und mit der nötigen Schlagfertigkeit ausgestattet, weshalb man sie einfach sofort ins Herz schließt. Friseuse Rita breitet ihre Flügel über Liv und unterstützt sie, wo es nur geht. Auch die Binokelspieler sind recht speziell wie auch Marianne Stein, die ihre Nase in Angelegenheiten steckt, die sie nichts angehen, nur weil sie die Konkurrenz loswerden will. Aber auch Ben Schuster, Fräulein Ansgar sowie die unterschiedlichen Eddi-Nummern bringen die Lachmuskeln zum Vibrieren oder sorgen für allerlei abenteuerliche Szenen.
„Liv-Neuanfang mit Hindernissen“ überzeugt mit herrlich gezeichneten Charakteren, einer tiefgründigen, warmherzigen Geschichte, die zudem einiges an Humor bietet und dem Leser die eine oder andere Weisheit wieder ins Gedächtnis ruft. Ein wunderbar erzählter Pageturner, der eine absolute Leseempfehlung verdient. Chapeau – besser geht es nicht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2021

"Vertrauen heißt an Gott zu glauben mitten in allem Warum." (Nancy Parker Brummett)

Flucht nach Mattingley Hall
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Wohlbehütet aufgewachsen als einziges Kind in einem reichen Elternhaus sieht die junge Lady Jasmin Devereux einer aussichtsreichen Zukunft entgegen. Mit Hubertus Argyle, einem einflussreichen Zeitungsverleger, ...

Wohlbehütet aufgewachsen als einziges Kind in einem reichen Elternhaus sieht die junge Lady Jasmin Devereux einer aussichtsreichen Zukunft entgegen. Mit Hubertus Argyle, einem einflussreichen Zeitungsverleger, ist sie verlobt und sieht der Hochzeit aufgeregt entgegen. Als sie Hubertus einen Überraschungsbesuch in seinen Londoner Geschäftsräumen abstattet, muss sie erkennen, dass sie ihn in ihrer Naivität angebetet und sein berufliches Handeln und Tun bisher nicht hinterfragt hat. Hubertus geht für die Auflagensteigerung seiner Zeitung über Leichen und schert sich nicht darum, dabei die Existenzen und den Ruf von Menschen zu zerstören. Diese Erkenntnis lässt Lady Jasmin in Mattingley Hall Zuflucht suchen, wo sie sich inkognito als Hausangestellte verdingen will. Doch ihr Versteck bleibt nicht lange geheim …
Nicola Vollkommer hat mit „Flucht nach Mattingley Hall“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser auf eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert nach England einlädt. Der flüssige, bildreiche und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser sofort für sich ein und lässt ihn bis zum Ende regelrecht an den Seiten kleben, Lady Jasmin bei ihren Erlebnissen über die Schulter zu sehen und auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Die Autorin hat gut recherchiert und spickt ihre Handlung mit historischen Details über die damaligen gesellschaftlichen und alltäglichen Gepflogenheiten, die dem Leser ein gutes Bild vermitteln. Nicht nur die beschwerliche Art des Reisens wird thematisiert, auch die Unruhen der Arbeiter finden hier Erwähnung. Interessant ist auch der Ausflug in die Pressewelt, die keine Hemmungen hat, mit fingierten Nachrichten die Auflage zu steigern und sich dabei recht fragwürdiger Methoden bedient. Jasmin selbst ist so behütet aufgewachsen, dass ihr diese Welt vollkommen fremd ist und sie einen recht naiven Blick auf das wirklich Leben hat, bis die doch recht skrupellose Art ihres Verlobten ihr die Augen öffnet und sie selbst in die Schusslinie gerät. Die Geschichte liest sich aufgrund der verknüpften Themen sehr kurzweilig und spannend. Dabei wird der christliche Aspekt unaufdringlich miteingewebt. Es geht darum, Vertrauen in Gott zu haben und daran zu glauben, dass er in jeder Lage an der Seite derer ist, die ihn brauchen und sich in seine Hände begeben.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit glaubhaften menschlichen Ecken und Kanten versehen, so dass der Leser sich schnell mit ihnen wohlfühlt und mit ihnen hofft, bangt und mitfiebert. Lady Jasmin wurde bisher durch ihre Familie vor den Gefahren des Lebens geschützt, weshalb sie zu Beginn etwas versnobt, aber auch sehr naiv wirkt. Doch im Verlauf der Handlung besinnt sie sich nicht nur auf die ihr vermittelten christlichen Werte, sondern gewinnt an Selbstsicherheit, Demut und Stärke dazu. Hubertus ist ein Wolf im Schafspelz, der nur an sich selbst denkt und ohne Rücksicht auf Verluste andere ins Unglück stürzt. Ebenso leisten weitere Protagonisten mit ihren Auftritten überzeugende Arbeit, so dass die Geschichte durchweg spannend und unterhaltsam ist.
„Flucht nach Mattingley Hall“ ist ein historischer Roman, der mit einer Mischung aus Liebe, Geheimnissen und Intrigen vollends überzeugen kann und für sehr spannende Lesestunden sorgt. Absolute Leseempfehlung für einen echten Pageturner!

Veröffentlicht am 27.03.2021

"In einer Welt, in der du alles sein kannst: Sei freundlich!" (Anne Barns)

Bernsteinsommer
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Christina hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und ist als ausgebildete Konditorin die Besitzerin eines gut besuchten Cafés in Hanau. Sie steckt mitten in der Scheidung von ihrem Ehemann, und nebenbei ...

Christina hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und ist als ausgebildete Konditorin die Besitzerin eines gut besuchten Cafés in Hanau. Sie steckt mitten in der Scheidung von ihrem Ehemann, und nebenbei unterstützt sie ihre Mutter bei der Versorgung ihres schwer an Alzheimer erkrankten Vaters, der immer wieder aus seiner Pflegeeinrichtung ausbüchst. Früher hat er noch gemalt, doch er erinnert sich immer weniger, so bleiben Christina einige wunderbare Gemälde, die in ihrem Café einen Ausstellungsort gefunden haben. In einem seiner lichten Momente bittet ihr Vater Christina, ihm seine Malsachen mitzubringen. Als sich Christina in seinem Arbeitszimmer auf die Suche macht, findet sie eine Mappe mit wunderschönen Bildern, unter anderem ein Ölbild der Kreidefelsen von Rügen, das mit CS signiert ist. Christina denkt im ersten Moment daran, dass es von ihrem Vater stammt. Doch schon bald findet Christina Hinweise, die sie anhand Spuren ihrer Familiengeschichte auf die Insel Rügen führen…
Anne Barns hat mit „Bernsteinsommer“ wieder einmal einen wunderschönen Unterhaltungsroman vorgelegt, der nicht nur stimmungsvolle Landschaftsbilder einfängt, sondern neben Gaumenfreuden auch mit ernsteren Themen aufwartet. Der locker-flüssige, farbenprächtige und anrührende Erzählstil vermittelt dem Leser schon mit dem Prolog eine geheimnisvolle Botschaft, die sich erst im Verlauf der Geschichte offenbart. An der Seite von Christina erlebt der Leser allerlei Schicksalsschläge, die es zu meistern gilt, während der ganz normale tägliche Wahnsinn auch noch zu bewältigen ist. Da gilt es, sich nicht nur von dem Ex-Mann monetär über den Tisch ziehen zu lassen, sowohl Mutter als auch Vater zu unterstützen, sondern auch das Café steht vor dem Aus, weil der Vermieter sich gern seiner Mieter entledigen möchte und so nötige Renovierungsarbeiten nicht ausführt. Doch alles verpackt Barns mit der nötigen Leichtigkeit, so dass die doch teils recht prekären Situationen die Stimmung nicht drücken, sondern mit viel zwischenmenschlicher Wärme und einem Hoffnungsschimmer locken. Auch die Begegnung mit Protagonisten aus vorangegangenen Büchern der Autorin lassen die Geschichte wie ein Schnack in großer Freundesrunde wirken, bei dem der Leser zu Gast sein und nebenbei die herrlichsten Küchlein verkosten darf. Auch gute Freundinnen und die Liebe kommen in dieser Handlung nicht zu kurz.
Die Charaktere sind besonders liebevoll und lebendig in Szene gesetzt, ihre menschlichen Ecken und Kanten wirken so glaubwürdig, dass man als Leser das Gefühl hat, sie bereits persönlich zu kennen und sie so sehr nah an sich heranlässt. Christina ist eine Frau, die anpacken kann, sich um andere kümmert und sich vor allem ihrer Verantwortung bewusst ist. Insgeheim leidet sie neben der Trennung von ihrem Mann auch unter dem krankheitsbedingten Gedächtnisschwund ihres Vaters, lässt sich aber nicht unterkriegen. Liljana ist nicht nur Mitarbeiterin im Café, sondern auch eine herzensgute Freundin mit viel Optimismus und einem offenen Ohr für Sorgen. Thea und Ludwig sind warmherzige Menschen, die Christina ihr Haus und ihr Herz öffnen, während Pia und Jana sie wunderbar ablenken, auf Streifzüge mitnehmen und in die Herstellung von Karamell einweihen. Lukasz, der sich als Herzensbrecher und Stütze entpuppt und nicht zuletzt Emma, Autorin Susanne Oswald und viele weitere Protagonisten, die die Geschichte lebendig und abwechslungsreich gestalten.
„Bernsteinsommer“ präsentiert einen wunderschönen, empathischen Mix aus Familie, Freundschaften, Liebe, herrlichen Bildern, Inselflair und Köstlichkeiten, berührend verpackt. Eine Geschichte, die neben all den ernsten Themen die Freude am Leben nicht vermissen lässt. Absolute Leseempfehlung!