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Veröffentlicht am 28.03.2021

Facettenreiche Kurzgeschichten, die man am besten bei einem Gläschen Absinth genießt; inkl. histor. Infos

Der Kuss der grünen Fee
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„Die Grüne Fee“, so schrieb einst Frankreichs großer Dichter Baudelaire über den Absinth, „ist der Zaubertrank, der dem Leben seine feierliche Färbung gibt und seine dunklen Tiefen aufhellt.“
Doch damit ...

„Die Grüne Fee“, so schrieb einst Frankreichs großer Dichter Baudelaire über den Absinth, „ist der Zaubertrank, der dem Leben seine feierliche Färbung gibt und seine dunklen Tiefen aufhellt.“
Doch damit hat er das Modegetränk der Belle Epoque unterschätzt: Sein Genuss konnte durchaus selbst in dunkle Tiefen führen.
Zehn Autorinnen und Autoren, die unterschiedlicher nicht sein könnten, haben die heutige Wiederentdeckung des Absinths zum Anlass genommen, ihre jeweils eigene - heitere, skurrile oder ganz und gar finstere - Sicht auf die Blütezeit der „Grünen Fee“ zu präsentieren...
(Klappentext)

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"Das Wasser tröpfelte aus dem Brouilleur über den Zucker in das Absinthglas. Die Tropfen, die in die hellgrünge, klare Flüssigkeit eintauchen, werden nach kurzer Zeit milchig. Alexander legt seinen Kopf auf den Tisch, ganz nahe vor das Glas, sodass es sein gesamtes Sichtfeld einnimmt. Mit jedem auftreffenden Tropfen erzittert die Flüssigkeit von Neuem. Opaken Meteorschweifen gleich wabert das Wasser durch den Absinth, vermischt sich immer mehr damit und lässt allmählich das ganze Getränk erblinden."
(S. 101 - aus "Pandoras Büchse" von László I. Kish)



Zehn Kurzgeschichten von zehn AutorInnen die unterschiedlicher und facettenreicher nicht sein könnten, doch alle entführen einen in die Zeit, in der Absinth äußerst populär war.
Und so erlebt man ergreifende und auch spannende Storys, in denen die Grüne Fee ihren Auftritt hat. Sei es als Medizin, als Schmuggelware oder als Verursacherin von Visionen und Rauschzuständen.

Diese zehn Kurzgeschichten stelle ich Euch nun alle kurz vor, um Euch einen ganz besonderen Blick auf diese Anthologie werfen zu lassen.

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1. "DES MORDES SCHULDIG" von Kathrin Lange

Frankreich 1797 und Dr. Pierre erwacht wieder einmal schreiend aus einem Alptraum. Seit 4 Jahren beruhigt die junge Marie ihn, ohne jedoch zu wissen was ihn quält. Nur einmal sagte er, dass er des Mordes schuldig wäre.
Marie würde zu gerne wissen, was Pierre so quält und ob er deshalb damals aus Paris flüchten musste.
Eines Tages ist es soweit und die Vergangenheit holt beide ein, als ein früherer Bekannter plötzlich vor der Tür steht, mit dem Auftrag Pierre zu töten. Die Vergangenheit wurde zur Gegenwart und nun muss Pierre vor Marie die Karten auf den Tisch legen.

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2. "MILCHKRIEG" von Christiane Güth

Hier befindet man sich in einem Schweizer Amtsgericht im Jahre 1913 und lesen aus der Sicht einer äußerst empörten Dame.
Ihr Mann, der liebe und ruhige Reto, hat Absinth geschmuggelt. Zwischen den Milchkannen, welche sie ausliefern. Man stelle sich das mal vor!
Einen kleinen Denkzettel wollte sie ihm verpassen, doch wer hätte ahnen können, dass das nach hinten losgeht? Doch auch diesmal lässt sich die resolute Dame nicht unterkriegen.

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3. "VOM GLÜCK UND UNGLÜCK AM RANDE DES ABGRUNDS" von Aje Andrea Brücken

Eine Geschichte über eine aufgeweckte und sehr spezielle Frau mit romantischen Todesphantasien, Hang zu Mutproben und unterschütterlichem Mut.
Wie sie ohne Begleitung nach Berlin reist, um im strahlenden Schein des Halleyschen Kometen zu sterben, dabei den Einbrecher Max kennenlernt und all das ihr weiteres Leben beeinflusst.
Natürlich hilft ihr dabei hin und wieder ein Gläschen der grünen Fee.

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4. "DAS OHR" von Peter Hoeft

Hier begleitet man den französischen Maler Paul Gauguin, welcher von Vincent van Gogh nach Südfrankreich eingeladen wurde, um eine Kunstgalerie zu gründen. Die beiden geraten mehrmals aneinander, bis schließlich einer das Ohr verliert.

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5. "MÄDCHEN FÜR ALLES" von Gisela Witte

Das Mädchen Anna ist auf der Suche nach einer Anstellung für Hausmädchen und schon bald hat sie auch eine gefunden. Sie scheint einen Glücksgriff gemacht zu haben. Nicht nur das sie endlich ihr erstes eigenes Kämmerchen hat, auch mit den beiden Kindern der Gnädigen kommt sie wunderbar zurecht. Doch wieso lässt man sie nie mit dem Herrn des Hauses alleine?
Eine kleine Geschichte über den sogenannten Butterfly-Effekt.

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6. "PANDORAS BÜCHSE" von László I. Kish


"Die Fläche zwischen Alexander und dem Rücken der Gaswand war übersät mit Vogelkadavern. 180.000 Kilo verflüssigtes Chlor hatten ihre Ernte begonnen. Die Tiere starben leise. Bevor das überraschte Angstgeheul des Feindes begann, war es für einen kurzen gespenstischen Augenblick vollkommen still ...
>>Gott vergib uns<<, murmelte Alexander.
Dann brach die Hölle los."
(S. 119)



Mit Absinth möchte ein junger technischer Assistent der Chemie vergessen. Er möchte vergessen was er mit seinem Mentor Fritz Haber erforschte, entdeckte und schließlich produzierte. Diese Produktion führte zum ersten Gaskrieg der Neuzeit.
Was als Erfindung für die Menschheit gegen den Hunger begann, endete mit dem Giftgaseinsatz im ersten Weltkrieg.
(Mein absoluter Favorit)

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7. "CHERCHEZ LA FEMME" von Ulrike Bliefert

Hier erlebt man die letzten Stunden der sinkenden Titanik aus der Sicht eines Betrügers, Hochstaplers und Mörders. Um diese Katastrophe zu überleben ist ihm jedes Mittel recht.

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8. "MARTHA" von marie Reiners

Die kleinwüchsige Martha arbeitet in einem Varieté als Darstellerin und Prostituierte, um sich und ihre schwer kranke Mutter durchzubringen. Eines Tages wird ein älterer Herr mit Augenklappe auf sie aufmerksam. Er sieht nicht nur böse aus, er ist es auch. Er will sich jedoch nicht mit ihr vergnügen ... er will etwas viel Schlimmeres.

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9. "DER REVOLUTIONÄRE GEIST ODER ILYITSCH TRINKT NICHT" von D.C. Chill

Eine spannende Agentenstory aus mehreren Perspektiven rund um den britischen Geheimdienst, den 1. Weltkrieg und der russischen Oktoberrevolution. Wie Verstrickungen und Missverständnisse zum Tod und zu einer Revolution unter Wladimir Iljitsch Lenin führen können.

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10. "MAGDALENAS TAGEBUCH" von Lisa Lohtander

Eine Story in Tagebuchform, die erschreckend und bedrückend zugleich ist, handelt es sich doch um die Einreise deutscher Frauen in den Kolonialstaat Deutsch-Südwestafrika gegen Ende des 19. Jahrhunderts, um dort Mischehen zu vereiteln.
Ein Bericht voller Missgunst, Neid und Rassismus gegenüber der Bevölkerung, der einem gleichzeitig die Unterdrückung der afrikanischen Bevölkerung aufzeigt.
Eine Story, die aktueller nicht sein könnte.

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Jede Erzählung schließt mit einer "Geschichte zur Geschichte" ab, in der man einen kleinen Einblick in historische Ereignisse erhält, auf die sich die Story bezieht.
Man bekommt hier also nicht nur gute Unterhaltung geliefert, sondern auch interessante historische Fakten.
Für mich als kleiner Historien-Geek also das Sahnehäubchen auf dem Absinth.


"Die Schweiz ist - sozusagen - das Mutterland des Absinth; die Destillation wurde dort trotz aller Verbote nie eingestellt. Eine Einwohnerin des Val-de-Travers namens Berthe Zurbuchen soll - als sie zu einer Geldstrafe wegen Schwarzbrennerei verurteilt wurde - den Richter gefragt haben, ob sie noch im Gerichtssaal zahlen solle oder erst, wenn der Herr Richter das nächste Mal bei ihr vorbeikäme, um sich seine Flasche abzuholen."
(S. 40 - Hist. Info zu "Milchkrieg" von Christiane Güth)



Im Anschluß befindet sich noch die Auflistung aller AutorInnen mit kurzer Biographie.

Fazit:
Es handelt sich hier zwar nicht, wie angegeben, um eine "Krimi-Anthologie", "Absinth-Geschichten" wäre z.B. ein treffenderer Titel gewesen, doch ich fühlte mich trotzdem gut unterhalten.
Es war keine Story dabei, die mir nicht zugesagt oder nicht gefallen hätte und das ist bei einer Anthologie ja fast ein Ding der Unmöglichkeit - zumindest was mich betrifft.
Facettenreiche Geschichten, die mich schmunzeln ließen, mich aber auch gespannt, entrüstet, entzückt oder traurig die Seiten umblättern ließen. Tolle Leserunterhaltung, die man am besten bei einem Gläschen Absinth genießt.

© Pink Anemone (inkl. vilene Bildern aus dem Buch und Leseprobe)

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Eine verrückte Welt voller Liebe zur Literatur, skurrilen Figuren, Action und schrägen Humor

Der Fall Jane Eyre
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Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der Literatur so wichtig genommen wird, dass es eine Spezialpolizei gibt, um sie vor Fälschern zu schützen? Als Geheimagentin Thursday Next ihre neue Stelle in ...

Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der Literatur so wichtig genommen wird, dass es eine Spezialpolizei gibt, um sie vor Fälschern zu schützen? Als Geheimagentin Thursday Next ihre neue Stelle in Swindon antritt, ahnt sie schon, daß ihr die größte Herausforderung ihrer Karriere bevorsteht: Niemand anderes als der Erzschurke Acheron Hades hat Jane Eyre aus dem berühmten Roman von Charlotte Brontë entführt, um Lösegeld zu erpressen. Eine Katastrophe für England, das mit dem seit 130 Jahren tobenden Krimkrieg schon genug Sorgen hat. Aber Thursday Next ist eine Superagentin: clever und unerschrocken. Und wenn sie wirklich mal in die Klemme gerät, kommt aus dem Nichts ihr von den Chronoguards desertierter, ziemlich anarchistischer Vater, um für ein paar Minuten die Zeit anzuhalten... (Klappentext)

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"Der Wachmann, der im Haus seinen Rundgang machte, hörte Acheron nicht kommen. Sein lebloser Körper wurde später unter dem Ausgußbecken gefunden. Lautlos stieg Hades die Treppe hinauf. Dabei hätte er soviel Lärm machen können, wie er nur wollte. Er wußte, dass ihm die Wachleute mit ihren 38ern nichts anhaben konnten, aber mir nichts, dir nichts hineinzuspazieren und sich zu bedienen machte einfach keinen Spaß."
(S. 270)



Dies ist der 1. Band einer ganz besonderen Buchreihe, welche einem in eine abgefahrene Parallelwelt der 80er Jahre katapultiert.
Eine Welt, in der zwar die Computer erfunden wurden, es aber Luftschiffe gibt, eine Welt in der England seit 130 Jahren Krieg mit den Russen um die Krim führt, in der manche Spezialisten durch die Zeit reisen können und, und das ist das Wichtigste, eine Welt in der sich alles um Literatur dreht. So werden z.B. von Kindern Sammelkarten mit AutorInnen getauscht, die Baconiers klopfen an Türen und wollen die Menschen bekehren zu glauben, dass Francis Bakon die Shakespeare-Werke geschrieben hat und es gibt natürlich Spezialeinheiten, welche sich der literarischen Kriminalität entgegenstellen.
Zu einer dieser Einheiten gehört auch Thursday Next, die Protagonistin. Genauer gesagt arbeitet sie als Literaturagentin und sie macht Jagd auf den Superschurken unter den Kriminellen - Acheron Hades. Diesem wird zur Last gelegt das Originalmanuskript "Martin Chuzzlewit" von Charles Dickens aus dem Museum entwendet zu haben.
Da der Täter keinerlei Spuren hinterließ und nicht einmal von den Kameras entdeckt wurde, kann es nur Acheron Hades gewesen sein. Doch was will er mit diesem Manuskript?
Thursday war ihm knapp auf den Fersen, doch dieses Zusammentreffen überlebte sie nur knapp. Für sie ist klar - bei diesem Mistvieh von Schurken muss sie härtere Geschütze auffahren, denn Acheron Hades scheint nicht nur Meister der Manipulation und Täuschung zu sein, sondern nahezu kugelsicher. Wie will man so einen zur Strecke bringen? ... Und die Jagd beginnt.


">>Er verfügt über bemerkenswerte Fähigkeiten. Deshalb dürfen wir auch seinen Namen nicht laut aussprechen. Ich nenne das die Regel Nummer Eins.<<
>>Seinen Namen? Warum nicht?<<
>>Weil er seinen Namen - selbst wenn man ihn nur flüstert - im Umkreis von mindestens tausend Meilen hören kann. Mit seiner Hilfe nimmt er sozusagen unsere Witterung auf.<<"
(S. 32)



Mit dem Einstieg tat ich mir anfangs etwas schwer, da man von der ersten Seite an in diese irre Parallelwelt geworfen wird. Nach ca. 50 Seiten gewöhnte ich mich jedoch an diese Welt und begann sie so richtig zu genießen.
Im Verlauf lernt man diese Welt immer besser kennen, genau wie auch die Protagonisten selbst. Mit ihr erlebt man nicht nur völlig skurrile Grundgesetze, die in dieser Welt herrschen, sondern auch ebenso skurrile Personen. Dabei nimmt der Autor häufig Bezug auf die Literatur, vorzugsweise britische Klassiker. Da hätten wir z.B. Onkel Mycroft und Tante Polly. Na? Kommen Euch diese Namen nicht irgendwie bekannt vor?
Es gibt hier für bibliophile Nerds also unheimlich viel zu entdecken, vor allem, wenn man den ein oder anderen Klassiker kennt, was für zusätzlichen Lesespaß sorgt.


">>Er könnte ja in das Buch auch vorsätzlich hineingesprungen sein. Und dann hat es ihm in dem Roman so gut gefallen, dass er einfach dortgeblieben ist.<<
Victor blickte mich argwöhnisch an. Aus Angst für einen Springer gehalten zu werden, hatte er es nicht gewagt, jemanden von seiner Theorie zu erzählen, und nun kam auf einmal eine Londoner Literatur Agentin daher, kaum so alt wie er, und ging weiter, als er es sich je hätte vorstellen können. Da traf ihn die Erkenntnis.
>>Sie haben es selbst schon mal gemacht, stimmt's?<<"
(S. 213)



Der Schreibstil ist flüssig und der Autor weiß Spannung zu erzeugen. Zudem hat er eine einzigartige Welt erschaffen, die voller Liebe zur Literatur steckt und in der alles anders ist als in unserer Welt.
Dies war anfangs für mich etwas verwirrend, da man, wie schon erwähnt, in diese Welt hineingestoßen wird ohne Zeit zu haben sich auf diese einzustellen. Gleichzeitig beschreibt er diese Welt, als wäre es für ihn das Normalste auf der Welt und das machte es schließlich zu einem kleinen Erlebnis diese Welt zu entdecken.

Die Kapitel sind zudem kurz und werden durch Anekdoten aus Sach- und Fachbüchern aus dieser Welt eingeleitet, wie z.B. aus verschiedenen Geschichtsbüchern oder Biographien, die einem ebenso Einblick in diese verrückte Welt werfen lassen.

Die Figuren und allen voran die Protagonistin Thursday Next, sind wunderbar und facettenreich gezeichnet. Man begegnet hier nicht nur Schurken und Figuren, die man sofort ins Herz schließt, sondern auch skurrilen und nicht ganz durchschaubaren Figuren.

Auch für Spannung und Action wird hier gesorgt, inklusive überraschender Wendungen und äußerst schrägen und trockenen Humor. Und so stürzt man sich mit der einzigartigen und selbstbewussten Thursday in irrwitzige Missionen und Abenteuer.


"Der Geruch von versengter Kleidung stieg mir in die Nase. Ich wich zurück, als eine grelle, orangerote Flamme aus seinem Jackett schlug. Sie setzte seinen Körper in Brand, und wir räumten eilig das Feld, während er in der starken Hitze bis zur Unkenntlichkeit verkohlte; das Ganze dauerte keine vierzig Sekunden..."
(S. 261)



Leider nimmt jedoch Jane Eyre selbst nur eine untergeordnete Rolle ein und wird erst gegen Ende präsent, was mich persönlich ein kleines bisschen enttäuschte. Für das Buch wäre wohl der Titel "Der Fall Martin Chuzzlewit" passender gewesen.

Fazit:
Für einen Buchnerd wie mich, der auch die klassische Literatur liebt, war dieses Buch ein ganz besonderes Erlebnis.
Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten lernte ich rasch diese schräge Welt kennen und vor allem lieben. Am Ende wollte ich daraus überhaupt nicht mehr auftauchen und daher ist für mich klar, dass ich diese Reihe weiterverfolgen werde. Denn was gibt es Schöneres, als in eine verrückte Welt einzutauchen, die sich ganz der Literatur verschrieben hat?

© Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Autoren-Info und Rezept zum Buch "Stanfords berühmtes Krabben-Sandwich")

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Die neuen Wiener Wächter sind wieder da

Austrian Superheroes 4
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Dieser Sammelband enthält alle Einzelhefte Nr. 17 - Nr. 22 und somit alle Hefte, welche im Jahr 2019 erschienen.
Hier konnten sich, wie gewohnt, verschiedene österreichische Comiczeichner und Comiczeichnerinnen ...

Dieser Sammelband enthält alle Einzelhefte Nr. 17 - Nr. 22 und somit alle Hefte, welche im Jahr 2019 erschienen.
Hier konnten sich, wie gewohnt, verschiedene österreichische Comiczeichner und Comiczeichnerinnen austoben - angefangen bei alten Hasen, bis hin zu vielversprechenden Newcomern.

Diese Comicreihe sollte unbedingt chronologisch gelesen werden. Ich versuche so wenig wie möglich zu spoilern, doch inzwischen ist dies nur noch sehr schwer möglich. Falls Ihr diese Reihe also noch nicht kennt, verweise ich auf meine Rezension zum 1. Sammelband.

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">>Es lebt. Aber es ist kein wahres Leben. Es hat sein Leben nur geliehen. Es ist böse, voller Hass. Aber auch der Hass ist nicht sein eigener. Auch er ist geliehen. Wie das Leben, das er vortäuscht. und es ist alt. Sehr alt.<<"
(Aus "Furioso")


Nachdem die Geheimnisse rund um den Basilisken aufgedeckt wurden und dieses Abenteuer zum Abschluß kam, lecken unsere Superhelden ihre Wunden. Da dieses Abenteuer doch sehr traumatisch für alle Beteiligten war, vor allem für Kurt aka CAPTAIN AUSTRIA jr., macht dies jeder auf seine eigene Art und Weise. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Abenteuer zu bestreiten gibt, denn Monster und Gegenspieler gibt es zuhauf.

Und nun wollen wir erstmal sehen, was Euch im Einzelnen erwartet.

17 "Verstrickungen"

Kurt aka CAPTAIN AUSTRIA jr. hängt nach dem Tod seines Vaters sein Superhelden-Kostüm an den Nagel, doch er trifft auf die CSARDASFÜRSTIN und eine geheimnisvolle schwarze und klebrige Masse, die aus dem Boden tritt. Ob er ohne technischen Klimbim und nur mit seinen Superkräften alleine dieser Masse Herr wird?
Inzwischen halten DER BÜROKRAT und LADY HEUMARKT im Hauptquartier die Stellung und unsere Lady erfindet sich neu. Ab nun bekommen die Gegner von "FURIE" eine auf die Gosch.
Und nebenbei erfolgt auch noch ein Diebstahl in der Wiener Nationalbank.

Im Kurzcomic "S.O.S. Mond" geht die Nebenstory rund um die ehemaligen WIENER WÄCHTER und deren Mondlandung im Retro-Stil weiter.

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18 "Captains' Council

Kurt wurde ins CAPTAINS' COUNCIL einberufen und begibt sich dafür nach Bregenz. Dort begegnet ihm eine noch junge und unerfahrene Superheldin namens BRIGANTIA, welche gegen ein Seemonster kämpft. Auch hier scheint dieses schwarze Glibberzeug der Ursprung zu sein.
Ab nun nennt sich Kurt nicht mehr CAPTAIN AUSTRIA, sondern NEMO und wir lernen die Mitglieder des "Rats der Kapitäne" kennen.
Und wieder gibt es einen großen Diebstahl, diesmal im Kunsthistorischen Museum und man erhascht den ersten Blick auf den Dieb.

Im Anschluß kommt man in den Genuss einen weiteren Kurzcomcis mit dem Titel: "Lösungen und Alternativen". Dessen Autor ist niemand Geringeres als der österreichische Autor der Modern Phantastic Erik R. Andara. Und wo Erik R. Andara draufsteht, ist Phantastik (und ein bissl H.P. Lovecraft) drin ... und natürlich eine Story mit Eis und Schnee.
Er erschuf hier eine Story, in der DER BÜROKRAT im Vordergrund steht, der sich mit einem äußerst beängstigendem Problem herumschlagen muss. Einem Problem, dessen Ursprung eine Parallelwelt ist, in der das Leben und die Erde selbst den Untergang geweiht ist und welches ebenso Einfluß auf unsere Welt hat.

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19 "Furioso"

"TASER", so der Name des Diebes, der sein Unwesen in Wien treibt und wie sein Name schon sagt ist seine Superkraft Elektroschocks. LADY HEUMARKT ... öhm ... ich meine natürlich DIE FURIE und DER BÜROKRAT stellen sich ihm entgegen. Das haben sich die beiden jedoch leichter vorgestellt als es ist und müssen sich nach einem Kampf etwas regenerieren.
Währenddessen begibt sich Kurt aka NEMO nach einem Tipp des RATS DER KAPITÄNE nach Triest, um eine Person aufzusuchen, die etwas über die schwarze Masse wissen könnte - LA STREGA. Dieser Besuch führt zu einem Kampf mit dieser Masse und dieser erfordert sogar den persönlichen Einsatz von CAPTAIN VENEZIA (gibt es etwa auch bald ein ISH - Italian Superheroes?)
In dieser Story stellt sich vor allem die Frage wer Freund und wer Feind ist.

Anschließend erwarten einem noch zwei Kurzcomics.
In "Lady H. und die Liebe" ist, wie der Titel schon sagt, LADY HEUMARKT die Protagonistin und sie erzählt einen Schwank aus ihrem Leben ... so, oder so ähnlich. Dieser Zeichenstil traf leider nicht ganz meinen Geschmack, die Story selbst war jedoch ganz witzig.

In "Wasserschaden" besucht unser Donauweibchen ihre Schwester in Bonn. Nach ihrem Verrat (

16) wurde sie von den AUSTRIAN SUPERHEROES ausgeschlossen und das nagt an ihr. Wird sie zurückkehren und die Sache in Ordnung bringen können?

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20 "Hydoria"

Der Kampf gegen die schwarze Masse geht weiter und Kurt bittet, äußerst widerwillig, das Donauweibchen DIANA um Hilfe. Gemeinsam begeben sie sich in die Tiefen der Donau, um ihren Großvater um Rat zu fragen. Dabei schlägt ihnen nicht nur der Hass des nassen Volkes entgegen, sondern sie erlangen auch eine schockierende Erkenntnis darüber was diese klebrige und uralte von Hass zerfressene Masse betrifft.
DIE FURIE und DER BÜROKRAT sind derweilen in Innsbruck, um das dortige Hauptquartier der WIENER WÄCHTER zu reseten und die Manipulationen zu entfernen. Dabei treffen sie auf ROTER ADLER und ihren neuen Schützling BRIGANTIA. Und natürlich verläuft es hier auch nicht ohne Kampf, denn hier scheint ein alter Bekannter aus dem Untergrund wieder aufgetaucht zu sein.
Hier erlangen wir teilweise neue und vor allem interessante Neugikeiten CAPTAIN AUSTRIA jr. betreffend. Eine überraschende Wendung bahnt sich an.

Mit dem Kurzcomic "Die andere Hälfte" geht die Nebenstory mit dem BÜROKRATEN weiter. Wieder aus der Feder von Erik R. Andara und daher wird es wieder phantastisch!
DER BÜROKRAT tritt in die andere existierende Parallelwelt ein. Eine Parallelwelt, in der noch die K & K-Monarchie herrscht, da einst Franz I. Stephan von Lothringen und Gatte von Maria Theresia, eine folgenschwere Entscheidung traf. Diese erfordert nun Opfer und dieses Opfer betrifft unsere Welt. DER BÜROKRAT steht nun ebenfalls vor einer schweren Entscheidung.

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21 "Pantherjagd"

Hier geht es ordentlich zur Sache und wie der Titel schon sagt ist der Gegner diesmal der ehemalige WIENER WÄCHTER "GRÜNER PANTHER". Mit dem haben nämlich unsere SUPERHEROES eine ganz besonders große Rechnung offen. Doch obwohl GRÜNER PANTHER eher als feig gilt, hat er doch große und vor allem heiße Superkräfte und wenn er sich in die Enge gedrängt fühlt ist er gar nicht mehr so feig.
Nun müssen sich die AUSTRIAN SUPERHEROES zusammenraufen und wieder gemeinsam arbeiten. Was das für Auswirkungen hat lest Ihr am besten selbst.
Weiters wird hier zum ersten Mal DER VERWALTER erwähnt und dieser scheint nicht zu den Guten zu gehören.

Anschließend gibt es gleich zwei Kurzcomics.
In "Team Berlin" werfen wir einen Blick nach Deutschland und einen Teil der LDH (= Liga Deutscher Helden).
Auch hier sagte mir der Zeichenstil nicht zu, aber wie immer ist das natürlich Geschmackssache.

In "Kalevala" begibt man sich in einen niederösterreichischen Wald in den 60er Jahren. Hier begegnet man der LA STREGA, welche einer AGDA zu Hilfe eilt. Letztere ist vor allem für die nächste Story von großer Bedeutung.

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#22 "Trauma"

Nach dem Kampf mit GRÜNER PANTHER und dessen Auswirkungen hat sich Kurt freiwillig zu einer Behandlung in die Zentrale SESAM einliefern lassen. Auch Kurts Mutter lässt sich dort behandeln, nachdem sie aus einem mysteriösem Koma erwachte.
In den Gefängniszellen sind TASER und DAIMONIA untergebracht und diese Tatsache führt zu einer Verkettung von Umständen, welche größte Gefahr und somit einen Kampf zwischen Gut und Böse bedeuten.
Dies führt aber auch dazu, dass bisherige Ungereimtheiten und offene Fragen beantwortet werden und der "neue" CAPTAIN AUSTRIA wie ein Phoenix aus der Asche aufersteht.

Mit dem Kurzcomic "Ausmusterung" wird die Nebenstory rund um den ersten CAPTAIN AUSTRIA weitergeführt. Wieder im herrlichen Retrostil gezeichnet und somit dem typischen Wiedererkennungswert für diese Nebenstory.

In "Trainingsstunde" wird wiederum die Nebenstory über die Anfänge der ehemaligen WIENER WÄCHTER weiter erzählt. Diesmal in den Hauptrollen LADY HEUMARKT, DONAUWEIBCHEN und der Hanswurst GRÜNER PANTHER.

Mit einem Comicstrip von Nicolas Mahler, den ich Euch bewusst vorenthalte, um Euch die Überraschung nicht zu verderben, endet der 4. Sammelband von ASH.

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Natürlich enthält auch der 4. Sammelband zu jeder Story ein kleines Making-Of der Comics und somit erhält man gleichzeitig auch einen Einblick hinter die Kulissen.

Trotzdem mich diesmal nicht alle Zeichenstile überzeugen konnten, bin ich weiterhin absolut hin und weg von dieser Comicreihe, welche mit Spannung, Action, überraschenden Wendungen und auch mit Tiefgang daherkommt. Inzwischen ist das eine meiner absoluten Lieblings-Comic-Reihen und ich warte nun sehnsüchtig auf den 5. Sammelband.

© Pink Anemone (auf dem Blog mit vielen Bildern aus dem Sammelband, Angabe von Autoren und Illustratoren, ASH-Comic-Special, Comic-Soundtrack und Rezept zum Comic)

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Die kultige MORBUS-Reihe geht weiter - spannender, gruseliger und blutiger

Der Schlächter von Simmering
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Wien 1984. In der Gemeindebausiedlung Hasenleiten wird der grausam verstümmelte Leichnam der 17-jährigen Schülerin Andrea Reiter aufgefunden. Ganz Wien ist entsetzt über das Gewaltverbrechen. Doch bevor ...

Wien 1984. In der Gemeindebausiedlung Hasenleiten wird der grausam verstümmelte Leichnam der 17-jährigen Schülerin Andrea Reiter aufgefunden. Ganz Wien ist entsetzt über das Gewaltverbrechen. Doch bevor die Polizei den Mörder stellen kann, gibt es weitere grässlich zugerichtete Tote. Der Killer schlägt sogar in der übernatürlichen Bevölkerung der Stadt zu.
Erst als Privatdetektiv Bernd Waidmann durch eine geheimnisvolle Klientin in den Fall hineingezogen wird, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Schon bald wird klar, dass die ermordete Schülerin Geheimnisse hatte.
Schnell geraten Bernd Waidmann und BASILISK zwischen die Fronten. Können sie sich gegen Unterweltganoven, Monster, Hexen, wilde Lust und Rockmusik behaupten und den Schlächter von Simmering aufhalten? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Der Tod wohnt in Simmering. Die Wiener wissen genau: Irgendwann bist reif für den Holzpyjama und landest am Wiener Zentralfriedhof, praktischerweise mit der 71er-Linie direkt zu erreichen."
(S. 33)


Im 11. Bezirk von Wien geht in der Gemeindebausiedlung Hasenleiten die Angst um, denn ein Mörder streift durch die Straßen. Das erste Opfer war die 17-jährige Andrea Reiter. Diese war wahrlich kein Kind von Traurigkeit und hatte es faustdick hinter den Ohren, doch sie hat es nicht verdient so abgeschlachtet zu werden.
Bald kursieren Gerüchte über eine wolfsähnliche Bestie in Wiens Straßen und da wird es für die Mitglieder der Geheimloge BASILISK Zeit dem Ganzen nachzugehen.
Bernd, der nebenher noch als Privatdetektiv arbeitet, bekommt zudem Besuch von einer äußerst verführerischen Dame, welche den Mord an ihrem Liebsten aufgeklärt haben möchte. Auch dieser wurde auf bestialische Art ermordet ... und da waren es schon zwei Opfer.
Die Zeit drängt, denn der Schlächter von Simmering scheint gerade erst so richtig warm zu laufen.

Dies ist der 5. Band der MORBUS-Reihe und spielt zeitlich nach den Geschehnissen von Band 3. und 4.

"Als Robert die Gartenschere sah, begann sein ganzer Körper panisch zu zittern. Fast liebevoll wurde sein rechter Mittelfinger angehoben, dann schlossen sich die scharfen Klingen der Schere bereits um ihn. Mehrmals. Glied für Glied. Finger für Finger."
(S. 23)


In diesem Band lernt man den 11. Bezirk Wiens kennen, wandert durch dessen Straßen, kehrt in das ein oder andere urwienerische Gasthaus und Cafè ein und besucht natürlich auch den Wiener Zentralfriedhof. Dabei lernt man nicht nur skurrile Gestalten kennen, sondern begegnet auch einem Ghul, einer Dame, welche aus dem Roger Rabbit-Film entsprungen zu sein scheint, begibt sich in die Punk-Rock-Szene und raucht mit einem Unterweltboss eine Zigarre. Alles natürlich mit herrlich wienerischem Lokalkolorit, inklusive viel Schmäh, trockenem Humor und Situationskomik.
Bisher klingt das nach einem humorvollen und gemütlichen Schauerroman, doch das täuscht, denn hier wird verstümmelt und es spritzt ordentlich Blut. Für allzu schwache Nerven ist also auch dieser Band nur bedingt zu empfehlen.

Die Story strotzt nur so vor überraschenden Wendungen, die Spannung ist allgegenwärtig und am Ende wartet ein zusätzlicher Twist, der einen überascht aufkeuchen lässt.
Die Figuren sind, wie immer, fantastisch ausgearbeitet und, wie schon erwähnt, herrlich skurril. Im Grunde könnte sich hinter jedem/jeder der Schlächter verbergen und dann kommt doch alles anders als man vermutet und gerätselt hat.

"Das schrille Aufheulen der Sirene irritierte das Wesen einen Augenblick. Bernd nützte den Moment und schoss auf den Verfolger. Das mordlüsterne Wesen zuckte zusammen, als die Kugel ins faulige Fleisch einschlug. Gräuliches Blut spritzte über die Fahrzeuge. Es stank auf einmal, als hätte man einen Güllesilo angezapft."
(S. 61)


Auch der Schreibstil ist gewohnt flüssig und die Erzählweise packend.
Einzig das Korrektorat hat hier ordentlich geschlampt. Leider ist das Ausmaß so groß, sodass die vielen Rechtschreibfehler und grammatikalischen Schnitzer nicht mehr als bloße Schlampigkeitsfehler durchgehen. Wenn erstmal der Lesefluß dadurch ins Stottern gerät, ist es wirklich nicht mehr schön anzusehen, geschweige denn zu lesen. Das war schon fast gruseliger als die Story selbst.
Aber nur fast, denn trotzdem habe ich das Buch inhaliert und mich am Ende zufrieden zurückgelehnt. Wenn ich jedoch bei jedem Schnitzer einen Kurzen gesoffen hätte, wäre ich wohl nicht über 20 Seiten hinaus gekommen.

Im Anschluß erwartet einen noch eine detektivische Kurzgeschichte mit Bernd Waidmann und ein kleiner Auszug über die Geschichte der Jugendbewegung in den 70ern. Ein Dialektglossar darf auch hier natürlich nicht fehlen.

Auch die ein oder andere Illustration ist wieder enthalten. Diesmal von Ronald Putzker und Synthe Sizer, meiner Favoritin unter den ComiczeichnerInnen und das nicht nur österreichweit. Das Cover hat diesmal Jörg Vogeltanz kreiert, der inzwischen sicher jedem der meinen Blog liest bekannt sein sollte.

Fazit:
Dieser Band enthält wieder eine Story ganz nach meinem Geschmack - Spannung, viele Wendungen, trockener und oft morbider Humor, viel Blut und schräge, wie auch unheimliche Figuren. Ich habe das Buch weggeatmet wie nix.
Dem Korrektorat würde ich aber nur zu gerne anständig auf die Finger klopfen!
Von der MORBUS-Reihe war ich, wie inzwischen so manche wissen, von Anfang an begeistert, doch mittlereweile gehört sie zu meinen absoluten Lieblingsreihen.

© Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe, Autoren- und Illustratoren-Info)

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Band 3 der MORBUS-Reihe ist ein 80er SF-Thriller mit Action und Wiener Lokalkolorit. Herrlich skurril und blutig.

Im Zeichen des Terrors
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Wien 1984. Vier Jugendliche auf der Flucht. Verfolgt von einem Spezialkommando. Sie sind Testobjekte für eine Technologie, die nicht von dieser Welt stammt. Ihr Auftrag: zu töten! Es bleiben nur noch wenige ...

Wien 1984. Vier Jugendliche auf der Flucht. Verfolgt von einem Spezialkommando. Sie sind Testobjekte für eine Technologie, die nicht von dieser Welt stammt. Ihr Auftrag: zu töten! Es bleiben nur noch wenige Stunden, bis sie zu gnadenlosen Killermaschinen mutieren.
Kann BASILISK die Vier aufhalten und Wien vor einem Blutbad bewahren? ...
(Klappentext)

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"Der Tod kann überall lauern. Manchmal versteckt er sich besonders gut, um dann umso gnadenloser und unbarmherziger überraschend zuzuschlagen. Er kommt in vielerlei Formen. Vielleicht ist er winzig klein und besucht einen in Form eines giftigen Insekts; vielleicht kommt er auch ganz unauffällig als radioaktive Leuchtfarbe daher. Oder er ist handtellergroß, stammt aus einer anderen Dimension und hockt unter dem Bett."
(S. 113)


Dieser Band besteht aus zwei Kurzgeschichten, welche jedoch zusammenhängen. Man könnte sagen, die Story besteht aus zwei großen Kapiteln und genau diese schauen wir uns nun näher an.

I. Blutrosen

In der Wienere Psychiatrie Baumgartner Höhe geht etwas vor sich.
Da nur wenige Ärzte und kein Pflegepersonal, aber umso mehr Militär, im Pavillon 17 ihre Runden drehen und diese niemanden auch nur in die Nähe lassen, kann es sich nur um ein Geheimprojekt handeln. Dieses Projekt könnte sogar Einfluss auf den Verlauf des Kalten Krieges haben und ihn heiß werden lasssen.
Wenn Wiens Bevölkerung gewusst hätte, um was für ein Projekt es sich dabei handelt und welche Gefahr davon ausgeht, hätte sie die Grenze des Eisernen Vorhangs wohl freiwillig übertreten, um das Weite zu suchen. Hier hat nämlich die paramilitärische Forschungseinrichtung F.A.F.N.E.R ihre Zelte aufgeschlagen und versucht hinter das Geheimnis einer Apparatur namens Tech-X zu kommen, welches in ihre Hände gelangte.
Dafür dienen Jugendliche, vorzugsweise Junkies die keiner vermisst, als Testobjekte. Laura - ein Punk-Girl aus London, Nina und Ralf aus der Wiener Junkieszene und Heinz, der zwar nichts mit Drogen am Hut hat, jedoch geistig beeinträchtigt zu sein scheint. Sie sind die Einzigen, welche nach einem Test noch übrig sind. Sie sind jedoch nicht mehr ganz sie selbst. Durch das implantierte Tech-X sind sie stärker, schneller und nahezu unverwundbar.
Diese vier Jugendlichen schaffen es aus dieser Hölle zu entfliehen, doch damit ist die Gefahr nicht gebannt, zumindest nicht für Wiens Bevölkerung. Die Vier sind nämlich tickende Zeitbomben, die in wenigen Stunden hoch gehen werden und diese Jugendlichen in Tötungsmaschinen verwandelt.
Doch auf dem Gelände der Baumgartner Höhe treiben nicht nur F.A.F.N.E.R ihr Unwesen, sondern auch die Geister vergangener Zeiten, die nicht zur Ruhe kommen. Kein Wunder - geschah hier einst Unaussprechliches.

"Die Sanitäter brachten die betäubten und mit Zwangsjacken gefesselten Jugendlichen in ein Patientenzimmer, das zu einer provisorischen Gefängniszelle umgebaut worden war. Die vergitterten Fenster hatte man mit zusätzlichen Eisenstangen verstärkt, die Holztüren durch stählerne ersetzt. Die vier Überlebenden der Geheimoperation 'Blutrosen' wollte keiner frei herumlaufen lassen."
(S. 17)


In dieser Story wirft man einen Blick auf die Forschungseinrichtung und deren Tätigkeiten, erfährt etwas über das Tech-X, welches nicht von dieser Welt zu sein scheint und begleitet die Jugendlichen auf ihrer Flucht.
Man lernt auch ein Mitglied der Geheimloge BASILISK kennen, das sich einfach nur 'Dr. Trash' nennt. Er nimmt sich ihrer an und holt die Mitglieder Harry, Walter, Bernd und Petra ins Boot. Vor allem Harry und Walter, Chef und Bibliothekar von BASILISK, ist F.A.F.N.E.R nicht ganz unbekannt.
Sie wollen ... Nein! ... Sie müssen den Verantwortlichen das Handwerk legen, die Jugendlichen retten und Näheres über Tech-X in Erfahrung bringen!

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II. Im Zeichen des Terrors

Schon in der ersten Story kommt es zu einigen überraschenden Wendungen und man meint zu wissen um was es sich bei Tech-X handeln könnte, doch das wahre Ausmaß dieser geheimnisvollen Technologie und deren Wirken wird einem erst hier klar.
Die Flucht der Jugendlichen und die Nachforschungen des BASILISKEN-Teams gipfelt hier in seinen Höhepunkt, Ereignisse überschlagen sich, es kommt wieder zu einigen überraschenden Wendungen udn ein neuer Feind betritt die Bühne!

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"Aber dass du ein solches Monster in dir hast, dass ist ein Horror - jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde. Wenn du morgens aufwachst, spürst du es schon hinter deinen Augen sitzen. Wenn du lachst oder weinst, fragst du dich, ob das wirklich du bist oder ob das Vieh deine Gefühle ausprobiert. Und wenn du schlafen gehst, dann weißt du, es bleibt wach und kontrolliert deine Träume."
(S. 77)


Dieser MORBUS-Band verläuft parallel zu den Geschehnissen von Band 4 "Die Herrin der Alpträume". Es ist daher egal, welchen von den beiden Teilen man zuerst liest. Da die Storys der MORBUS-Reihe aufeinander aufbauen, sollte man Band 1 und 2 jedoch schon gelesen haben.

"Im Zeichen des Terrors" unterscheidet sich etwas von den anderen MORBUS-Bänden.
Während die ersten Bände den Genres Mystery-Thriller und Schauerroman zugeordnet werden können, ist dieser Band eher ein 80er SF-Thriller.
Man begegnet hier nicht nur skrupellosen Wissenschaftlern, einer paramilitärischen Organisation und einer Technologie, die aus der Zukunft zu stammen scheint, sondern auch Figuren, die an die "Men in Black" erinnern und mit futuristischen Waffen herumfuchteln. Hier geht es auch wesentlich actiongeladener zur Sache, doch der österreichische Lokalkolorit, inklusive dem trockenen und morbiden Wiener Humor sind dennoch enthalten. Man wechselt zwischen atemlosen Luftanhalten und Schmunzeln und vor allem als WienerIn, bzw. WienkennerIn ist man versucht all die darin beschriebenen Orte während des Lesens zu besuchen. Eine Wienführung mal anders.
Leider werden die Geistererscheinungen in der Psychiatrie Baumgarntner Höhe nicht weiter erwähnt und finden keinen Platz in der Story, was ich persönlich sehr schade finde.

Im Anschluß erhält man noch einen kleinen Einblick in das Archiv von F.A.F.N.E.R und in die historischen Geschehnisse der Baumgartner Höhe (damals und auch heute auch als Spiegelgrund bekannt), des Schirachbunkers und des Terroranschlags vom 20. Juni 1984. Auch ein Dialektglossar ist enthalten.

Natürlich gibt es auch wieder Illustrationen zu betrachten, von denen ich mir viel mehr gewünscht hätte. Diesmal stammen diese von Jörg Vogeltanz und Andreas Joska. Das Cover ist von Illustrator Tommi Kuehberger. Wer die ASH-Comic-Reihe kennt, werden diese Namen sicher bekannt vorkommen.

Fazit:
Obwohl ich auch diesen Band fast in einem Rutsch verschlang, was nicht nur an der spannenden Story, sondern auch am fesselnden Schreibstil des Autors lag, konnte mich die Geschichte nicht vollends von sich überzeugen. Das liegt jedoch definitiv daran, dass ich Mystery und Grusel mehr abgewinnen kann als Science Fiction, ergo reine Geschmackssache.
Ich persönlich hätte eine Story über Geister auf der Baumgartner Höhe bevorzugt. Dies ist jedoch Meckern auf äußerst hohem Niveau.
Für mich ist es noch immer eine der besten Mystery-Thriller-Reihen und das auch noch aus der Feder eines österreichischen Autors.

© Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe und Infos zu Autor und Illustratoren)

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