Der dritte Teil der Auris-Reihe
TodesrauschenJula Ansorge ist immer noch auf der Suche nach ihrem totgeglaubten Bruder Moritz, und sie ist felsenfest überzeugt, dass sie ihn finden kann. Doch nach dem Prozess von Julas Erzfeind Matthias Hegel werden ...
Jula Ansorge ist immer noch auf der Suche nach ihrem totgeglaubten Bruder Moritz, und sie ist felsenfest überzeugt, dass sie ihn finden kann. Doch nach dem Prozess von Julas Erzfeind Matthias Hegel werden er und Jula von der Organisation Remus entführt, für die Moritz eine Bedrohung ist. Unter Folter sollen sie herausfinden, wo Moritz sich versteckt. Doch während der Entführung wird Hegels Trommelfell beschädigt, sodass er nur noch das sogenannte Todesrauschen hört. Für einen Phonetiker wie ihn bedeutet das schwerste Bedingungen.
Wir erleben die Geschichte aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Wir tauchen in die Gedanken von fast allen Figuren mindestens einmal hinein. Im Vordergrund stehen dabei Jula und Elyas, die je einen der großen Handlungsstränge bilden.
Jula ist eine sehr starke Frau. Sie kämpft für sich und ihre Prinzipien und würde niemals ihren Bruder verraten. Ich mochte sehr, dass sie nie aufgegeben hat. Und obwohl sie Hegel nicht ausstehen kann, überwindet sie sich und arbeitet mit ihm zusammen. Die Geschichte um ihre Vergewaltigung in Buenos Aires spielt natürlich eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Allerdings wird es für meine Begriffe zu oft erwähnt, sodass Jula sich dabei nur im Kreis dreht. Das unterbricht teilweise den Lesefluss, tut dem Gesamtkonzept aber keinen Abbruch.
Hegel fand ich schon in den ersten beiden Teilen sympathisch, aber nun scheint auch Jula einigermaßen mit ihm warm zu werden. Ihre Abneigung scheint nicht mehr allgegenwärtig zu sein. Von seinen Fähigkeiten war ich von Anfang an begeistert, nur leider kommen sie in dieser Geschichte für meinen Geschmack viel zu kurz. Ich fand es immer interessant, wie Hegel aus der Höhe der Stimme oder einer bestimmten Intonation alle notwendigen Aspekte heraushören konnte. Das hätte hier weiter ausgebaut werden können.
Die Geschichte ist allgemein actionreicher und brutaler als ihre Vorgänger. Nur nebenbei geht es um die beiden Sprachnachrichten, die Moritz an Jula und Hegel gesendet hat. Im Vordergrund stehen Flucht, Folter und die Suche nach den beiden Entführten. Da wir immer wieder die Perspektive wechseln und immer wieder neue Erkenntnisse erlangen, wird die Story auch nicht langweilig. Außerdem weiß Vincent Kliesch genau, wie man Cliffhanger setzt, sodass der Leser einfach dranbleiben muss.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die Wendung am Ende des Buches. Für mich kam die Auflösung komplett unerwartet, sodass es großen Spaß gemacht hat, sie zu lesen. Der Schluss und wie sich dann alles weiterentwickelt, hat mich ganz schön erschreckt, aber wahrscheinlich ist dies tatsächlich die bestmögliche Lösung. Der Ausblick auf neue Geschichten von Jula und Hegel hat mich auch sehr gefreut.
Das einzige, was man vielleicht bemängeln könnte, sind die unausgereiften Beschreibungen. Es ist tatsächlich schwer, sich den Ort vorzustellen, an dem Jula und Hegel gefangen gehalten werden. Der Leser bekommt nur einen groben Eindruck, die Feinheiten muss er sich selber zusammenreimen. Allerdings kann man auch argumentieren, dass der Fantasie einfach viel Spielraum gelassen wird.
Insgesamt fand ich „Todesrauschen“ sehr stark. Es hat eine spannende Story, viele unterschiedliche Figuren, clevere Cliffhanger und ein Ende, dass in sich zwar die Geschichte abschließt, aber trotzdem Platz für weitere Teile lässt. Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht, und ich freue mich auf mehr. Ich habe das Gefühl, dass die „erste Trilogie“ nun ein Ende gefunden hat, und Jula und Hegel in völlig neue Abenteuer starten können.