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Veröffentlicht am 19.04.2021

Melancholisch und heiter, unterhaltsam und tiefgründig.

Das Glück meiner Mutter
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Wir lernen in „Das Glück meiner Mutter“ den knapp 50-jährigen Philipp Dorn kennen. Er ist ein Krimi- und Drehbuchautor, der Kunst, Architektur, Rotwein und Espresso liebt und seit dem Scheitern seiner ...

Wir lernen in „Das Glück meiner Mutter“ den knapp 50-jährigen Philipp Dorn kennen. Er ist ein Krimi- und Drehbuchautor, der Kunst, Architektur, Rotwein und Espresso liebt und seit dem Scheitern seiner letzten Beziehung alleine lebt.

Eines Tages gönnt er sich sein Traumauto, einen Mini und macht er sich zusammen mit seiner seit drei Jahren verstorbenen Mutter auf in die Toskana, die seine Leidenschaften verkörpert.
Zusammen mit seiner verstorbenen Mutter?
Ja, denn sie, die in einer zerrütteten Ehe lebte und für die er sich zeitlebens verantwortlich fühlte, ist in seinen Gedanken als warme und schmerzliche Erinnerung immer noch sehr präsent.

In dem abgelegen Ferienhaus, das er sich in der Toskana gemietet hat, lässt er seine Gedanken schweifen und landet immer wieder bei seiner Mutter.
Sie hatte kein einfaches Leben. In jungen Jahren musste sie aus Ostpreußen flüchten und in der neuen Heimat, einer schwäbischen Kleinstadt musste sie Ablehnung und Zurückweisung ertragen.
Die folgenden Ehejahre mit ihrem nach Jahren der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Ehemann waren wortkarg und kompliziert und im Alter war die sehr einsam.

Es ist eine sehr spezielle und ambivalente Beziehung, die Mutter und Sohn verband und verbindet.

Eines Nachts entdeckt und beobachtet Philipp in seinem Pool eine schwimmende nackte Frau.
Sie kommen in Kontakt und in den folgenden langen, tiefgründigen und intensiven Gesprächen lernen sie sich kennen und kommen sie sich näher.
Durch den Austausch mit der schönen Fremden, die sich ihrem Vater sehr verbunden fühlt, ihre Stiefmutter jedoch zutiefst ablehnt, kann er so manche seiner persönlichen Fragen beantworten, wodurch er sich auch selbst näher kommt.

Der Autor schreibt unaufgeregt und gemächlich und beschreibt die komplexen inneren Vorgänge und verschiedenen Gefühlslagen seiner Charaktere sehr präzise, so dass man das Gefühl hat, den Figuren ganz nahe zu sein.
Er versteht es, Handlungsorte und Szenen so plastisch zu beschreiben, dass man meint, vor Ort zu sein.

Tommy Bayer hat mit „Das Glück meiner Mutter“ eine gleichermaßen zarte, leise und melancholische wie heitere, tröstliche und hoffnungsvolle Geschichte geschrieben, in der es letztlich um die Thematik Familie geht und die am Ende Fahrt aufnimmt und eine überraschende Wendung bietet.
Der Autor überzeugt mich mit seiner einfachen und schnörkellosen Sprache und seinem unaufgeregten Schreibstil in Kombination mit seiner behutsamen und einfühlsamen Art.

Ich empfehle diesen Wohlfühl- und Unterhaltungsroman, der auch literarisch anspruchsvoll ist, sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 14.04.2021

Ein Schmöker, der sich lohnt!

Die Katze und der General
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Die 1983 geborene Nino Haratischwili ist eine äußerst talentierte Erzählerin, die mit „Die Katze und der General“ einen eindrucksvollen und klugen Roman geschrieben hat, der einen radikalen, schonungslosen ...

Die 1983 geborene Nino Haratischwili ist eine äußerst talentierte Erzählerin, die mit „Die Katze und der General“ einen eindrucksvollen und klugen Roman geschrieben hat, der einen radikalen, schonungslosen und detaillierten Blick auf das sich verändernde Russland der 1990-er Jahre gewährt und für den Deutschen Buchpreis 2018 nominiert wurde.

Der Schmöcker, in dem es im Wesentlichen um den ersten Tschetschenienkrieg (1994-1996) und seine Auswirkungen auf verschiedene Menschen geht, ist nicht nur was seine Dicke, sondern auch was seinen Inhalt und seine Sprache betrifft eine Wucht.


Im Hauptteil geht es vor allem um drei Figuren:
Den General, die Katze und die Krähe.

Der Russe Alexander Orlow ist ein junger, gebildeter und feingeistiger Mann, der sich für Literatur und Sprache interessiert.
Seine Mutter möchte, dass er im Gedenken an seinen Vater, der ein Kriegsheld war, zum Militär geht. Trotz seines anfänglichen Sträubens wird er schließlich Soldat, der im Konflikt zwischen der Kaukasusrepublik Tschetschenien und Russland kämpft.

1995 befindet sich Alexander Orlow mit anderen Soldaten und ihrem anführenden Oberst auf Kriegsurlaub in einem Tal in Tschetschenien.
Der Alkohol berauscht und enthemmt sie derart, dass sie sich grauenvoll an einem Mädchen vergehen.

Alexander Orlow macht mit.
Kann nicht anders, als mitzumachen?
Muss mitmachen?
Als Zeuge?
Als Täter?
Wobei genau?

Bei einem furchtbaren Kriegsverbrechen, das auf einer wahren Begebenheit beruht.
Bei der Misshandlung, Vergewaltigung und Tötung der siebzehnjährigen Nura, die wir im Prolog kennenlernen und die von einer Zukunft träumt, in der sie studieren oder eine Lehre machen kann.

2016 lebt Alexander Orlow in Berlin. Er wird „Der General«“ genannt und ist inzwischen vom Mitläufer zum wohlhabenden und einflussreichen Oligarchen aufgestiegen, der das damalige Verbrechen aufrollen möchte und auf Rache und Vergeltung sinnt.
Dabei ist „die Katze“, eine junge Schauspielerin, die dem geschändeten Mädchen verblüffend ähnlich sieht, Mittel zum Zweck.
Und dann gibt es noch einen Journalisten, der großes Interesse an Alexander Orlows Leben hat und am liebsten eine Biographie über ihn schreiben würde.
Orlow verspricht ihm, dies tun zu dürfen, wenn er ihn bei seinem Projekt, ich nenne es „Abrechnungsfeldzug“, begleitet.
Und so wird aus dem Journalisten „die Krähe“, der Überbringer von Mitteilungen, der in einem niederträchtigen Plan vermittelt.

Wir lernen darüber hinaus eine Vielzahl von weiteren Personen und ihre Schicksale kennen.
Ein Personenverzeichnis anzufertigen macht durchaus Sinn und erleichtert vor allem zu Beginn den Durchblick!

Aus einzelnen Geschichten, Erzählungen und Erinnerungen entsteht mit der Zeit ein komplexes und buntes Bild, das sich trotz seines immensen und einschüchternden Ausmaßes zu betrachten lohnt.

Von Anfang an fesselte mich das Buch, das auf eindringliche und erschütternde Art aufzeigt, welch’ tiefgründige und auch negative Veränderungen der Krieg bei ursprünglich moralisch integren Menschen bewirken kann.

Die Autorin lässt sich viel Zeit, ihre Charaktere und deren Hintergründe detailliert vorzustellen, wodurch man ihnen sehr nahekommt und sich gut einfühlen kann.

Ich empfehle diesen spannenden und psychologisch tiefgründigen Roman, in dem es um Schuld und Sühne, Rache und Vergeltung, Brutalität und Krieg, Macht, Reichtum und Skrupellosigkeit, sowie die Sehnsucht nach Frieden und Erlösung, aber auch um Liebe geht, sehr gerne weiter.

Trotz Brutalität und Horror schafft Nino Haratischwili es auf beachtliche Art und Weise, neben ihrer klaren Sprache immer wieder poetische Sätze und Passagen einzuflechten.

Der Einblick, den man in diese fremdartige russische Welt bekommt, ist grandios und die Erzählkunst der Schriftstellerin faszinierend.

„Die Katze und der General“ ist eine intensive, anspruchsvolle, beeindruckende, packende und schmerzliche Lektüre, die volle Aufmerksamkeit fordert und nachhallt.

Das Ende war insofern gleichermaßen passend, wie etwas unbefriedigend, weil es in gewisser Weise ein offenes Ende ist, das mich mit so manchen Unklarheiten und Fragen zurückließ.
Ab und zu verlor sich die Schriftstellerin in Details, philosophischen Betrachtungen oder Wiederholungen, was zu einer gewissen Ungeduld und einem Anflug von Langeweile führte, aber letztlich sind diese beiden Kritikpunkte Jammern auf hohem Niveau.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Zwei Krisen, eine beeindruckende Sprache und ein packender Plot...

Die Verabschiebung
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Schon mal vorab:
LESEN, LESEN, LESEN!

Die Flüchtlingskrise.
Die Coronakrise.
„Johannes dachte an das englische Wort coronation. Die Krönung von alldem. All das, was bereits geschehen war, und jetzt auch ...

Schon mal vorab:
LESEN, LESEN, LESEN!

Die Flüchtlingskrise.
Die Coronakrise.
„Johannes dachte an das englische Wort coronation. Die Krönung von alldem. All das, was bereits geschehen war, und jetzt auch noch Corona. Die Krönung allen Unglücks.“ (S. 146)

Mit Beginn der Lektüre beobachten wir Johannes, der in ein Flugzeug der Pakistan International Airlines einsteigt.
Das Ziel: Islamabad.
Alle, Personal wie Fluggäste, tragen einen Mund-Nasen-Schutz.

Eigentlich hat er sich geschworen, nie mehr zu fliegen, aber dank Tavor, einem Benzodiazepin mit angstlösender und muskelentspannender Wirkung sowie Vomex, einem Medikament gegen Übelkeit, konnte er sich schließlich trotz Flugangst doch überwinden, den Jumbojet zu besteigen.

Beim Start erinnert er sich an seine Kindheit, in der er mit seiner Familie aufgrund von Beförderungen seines Vaters häufig umziehen musste, an die unzähligen, oft wochenlangen Klinikaufenthalte der Mutter und vor allem und besonders intensiv an seine tierliebe Schwester Julia, die gefühlt nicht mehr von der Seite ihrer Mutter wich, während Johannes sich in seine Hausaufgaben und ins Lernen stürzte und eine Form von Ruhe und Beständigkeit in der Schule fand.
Er selbst erlangte dadurch eine Art Halt, während Julia ihren zunehmend verlor.

Während Johannes nach außen hin als leuchtendes Beispiel dastand, weil er seinen beruflichen Werdegang bis hin zu einer Stelle an der Universität bravourös meisterte, kamen von Julia, die Germanistik und Philosophie studierte und oft im Nirwana verschwand, phasenweise geballt Hilferufe.

Dann lernte Julia den jüngeren, hinreißenden und entwaffnenden Faizan kennen, der aus Pakistan stammte und 2014 in Deutschland einen Asylantrag gestellt hatte.
Er wurde ihr Freund und als solcher im Kreis der Familie aufgenommen.

Höchst amüsiert und zustimmend las ich die Passage, in der Faizan Maultaschen, Rostbraten und Spätzle als nichtssagend und fad empfindet und die Familie mit pakistanischen Gerichten für eine neue gewürzbasierte und geschmacksintensivere Küche zu begeistern versucht.

Ich als begeisterte Anhängerin von Yotam Ottolenghi und Tanja Grandits kann das so gut nachvollziehen!
Ich bin als Schwäbin den genannten Gerichten gegenüber zwar durchaus nicht abgeneigt, koche und esse sie gerne, aber Gewürze geben den Mahlzeiten erst Pfiff und machen sie interessant. Und wenn man einmal seine Geschmacksknospen in diese Richtung gelenkt hat, dann gibt es kein Zurück!

...aber trotzdem zurück zum Buch

Die Liebe von Julia, die inzwischen in einer eigenen Wohnung lebt und Faizan, der ein Mehrbettzimmer in einer Flüchtlingsunterkunft bewohnt, wird von der Furcht vor Abschiebung überschattet, denn Pakistan „gelte de facto als sicherer Herkunftsstaat.“ (S. 25)

„Er war in diesem Land (wenn überhaupt) nur vorübergehend geduldet. Bei der Landesaufnahmestelle hatte er einen Asylantrag gestellt, unter den denkbar schlechtesten Vorzeichen. Das war der Haken.
Dass er aus Pakistan kam und nicht aus einem anderen Land, einem Kriegs- oder Bürgerkriegsland, wie etwa Syrien. Vor der Anhörung in der Landesaufnahmestelle hatte er panische Angst, wohl wissend, dass man seinen Asylantrag wahrscheinlich ablehnen würde, und dies aus zahllosen Gründen, deren Logik er zum größten Teil nicht einmal verstand...“ (S. 22f.)

Jetzt muss ein Anwalt gefunden werden.
Ein Fachmann, der auf Asylfragen spezialisiert ist.
Das wird teuer.
Ob er dem Cricketfan Faizan, der schon bald einen Job in einem Dönerrestaurant findet, wohl helfen kann?

Faizan wird aufgefordert, zu einer persönlichen Anhörung zu erscheinen.
Ein Termin, über den die wildesten und verunsicherndsten Gerüchte kursieren.
Ein Termin, in dem über Bleiben oder Gehen entschieden wird...
Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit: das sich liebende Paar könnte heiraten...

Johannes erzählt letztlich die Geschichte seiner Schwester und ihres Geliebten.
Man kann sich die Geschehnisse und Begebenheiten spielend leicht vorstellen und sich wunderbar in die Protagonisten Faizan und Julia hineinversetzen.

Faizans Ängste sind so nachvollziehbar, seine Panikattacken so verständlich.
Julias Ambivalenz, Verzweiflung, Wut und Angst vor Selbstverlust werden wunderbar beschrieben.

Bereits nach wenigen Seiten war ich mittendrin in der Geschichte und begeistert von Thematik, Plot und Sprache.
Meine Neugierde war geweckt und ich war sehr gespannt wie es weitergehen würde.

Der 1962 in Freiburg/Breisgau geborene Joachim Zelter ist ein genauer Beobachter und begnadeter Erzähler. Er hat ein Gespür für psychologische Vorgänge und für Sprache und spielt mit Wörtern, Ton und Tempo.
Er ist ein Wortakrobat, dem man die Freude am Spiel mit den Wörtern anmerkt.
Diese Wortspiele regen zum Innehalten, Mit- und Nachdenken an, sie faszinieren und es macht Spaß, ihnen zu folgen.
Ein Beispiel möchte ich zitieren:
„Eine immer unwirklicher werdende Wirklichkeit und wirklicher werdende Unwirklichkeit.“ (S. 145)

Der Autor erzählt mitreißend, flott und lebendig. Vor allem gegen Ende wirkt die anschaulich, eindringlich und eindrücklich erzählte Geschichte über Julia und Faizan oft atemlos, wodurch man hautnah Verzweiflung und Dringlichkeit spürt. Mit stakkatoartigen kurzen Sätzen, die wie Paukenschläge oder bulimische Brechattacken wirken, verleiht er seinem Text Intensität und Nachdruck.



Ich flog in kürzester Zeit durch die Seiten, in denen von Menschlichem und Unmenschlichen, von Recht und Unrecht, von Sinn und Unsinn, von Bleiben und Gehen die Rede ist.

Hätte ich mehr als fünf Sterne zu vergeben, ich würde es tun!
„Die Verabschiebung“ ist eine bewegende, berührende, faszinierende und außergewöhnliche literarische Perle mit überraschenden Entwicklungen und einem nicht vorhersehbaren Ende.

Darüber hinaus ist das nur 168 Seiten umfassende Werk in Halbleinen und mit Lese Bändchen ein Hingucker im Regal.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Interessant und unterhaltsam...

Als wir uns die Welt versprachen
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In diesem interessanten, bewegenden, berührenden, aber auch humorvollen Buch lesen wir über die sogenannten „Schwabenkinder“ und tauchen damit in ein vergessenes und düsteres Kapitel der deutsch-italienischen ...

In diesem interessanten, bewegenden, berührenden, aber auch humorvollen Buch lesen wir über die sogenannten „Schwabenkinder“ und tauchen damit in ein vergessenes und düsteres Kapitel der deutsch-italienischen Geschichte ein.

Was sind Schwabenkinder?
Das sind Tausende von armen Bergbauernkinder aus Tirol..., die über drei Jahrhunderte hinweg, vom Anfang des 17. Jahrhunderts bis in die frühen Jahre der Nachkriegszeit nach dem zweiten Weltkrieg, im Frühling über die Alpen gewandert sind, um unter harten Bedingungen in der Fremde und fernab ihrer Familien bei oberschwäbischen Bauern zu malochen.

In drei aufeinander folgenden Abschnitten lernen wir erst zwei Schwabenkinder, die 10-jährige Edna und ihren Freund Jacop, dann die erwachsene Edna auf Reisen und schließlich das Pärchen Adele und Max kennen, das sich um die alte Edna sorgt, die gruß- und spurlos verschwunden ist.

Es ist herzergreifend und macht Spaß, Edna zu begleiten, die als junges Mädchen von ihren armen Eltern an Padre Giovanni verkauft wurde und auf einer mühsamen Reise mit ihm zu schwäbischen Bauern gebracht wurde, um dort für Kost und Logis zu schuften.
Ihre Freundschaft mit Jacop half über manche Härte und Mühsal hinweg.

Die 90-jährige Edna auf ihrem abenteuerlichen und beschwerlichen Roadtrip vom Vinschgau nach Deutschland zu begleiten, macht Spaß und ist sehr bewegend.
Sie, die sich in ihrem abgelegenen Häuschen mit dem verwilderten Garten verschanzte und dort von ihrer freundlichen Nachbarin Adele, der Betreiberin des Dorfladens, mit Lebensmitteln und dem „Stern“ versorgt wird, beharrt darauf, ihre einstige schwere Reise per pedes, Bus und Bahn zu wiederholen.
Wie sie darauf kommt?
Na ja, sie hat im „Stern“ ein Foto vom in Ravensburg verunglückten Jacop entdeckt und blitzartig ploppten alte Erinnerungen sowie der Wunsch ihn zu besuchen und ihm Papagei Emil zurückzugeben, auf.

Die 1977 geborene Romina Casagrande hat mit „Als wir uns die Welt versprachen“ einen wunderbaren Pageturner geschrieben, in dem ich viel Neues lernte und der mich prächtig unterhielt.
Ich mochte sowohl ihren Schreib- Sprach- als auch ruhigen Erzählstil und hatte den Eindruck, mittendrin und dabei zu sein.
Es ist ein authentischer, ungeschönter und glaubhafter Roman über eine innige Verbundenheit, die Zeit und Entfernung trotzt und im Kontext einer grauenvollen historischen Begebenheit entstanden ist.
Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Raffiniert, originell, unkompliziert und soooo lecker!

TANJA VEGETARISCH
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Die Basler Spitzenköchin Tanja Grandits war mir bisher kein Begriff.
Ihr Restaurant STUCKI in Basel war mir auch nicht bekannt.

Jetzt, nachdem ich ihr Kochbuch etliche Male durchgeblättert und einige ...

Die Basler Spitzenköchin Tanja Grandits war mir bisher kein Begriff.
Ihr Restaurant STUCKI in Basel war mir auch nicht bekannt.

Jetzt, nachdem ich ihr Kochbuch etliche Male durchgeblättert und einige Rezepte nachgekocht habe, muss ich sagen:
Tanja Grandits gehört nun, wie Yotam Ottolenghi zu meinen absoluten Favoriten, was Kochbuch-Autoren betrifft und Grandits STUCKI wird genauso wie Ottolenghis Nopi zu den ersten Highlights nach der Corona-Krise gehören.

Abgesehen von den schmackhaften und originellen Rezepten, auf die ich nachher kurz eingehen werde, finde ich äußerst sympathisch und charmant, wie Tanja Grandits Persönliches preisgibt und ihre Tochter Emma integriert, die sogar ein Vorwort verfasst, in dem sie betont, dass vegetarisches Essen für sie kreativer, bunter und fröhlicher als „normales Essen“ ist.
Daheim isst die Familie vegetarisch und gutes Essen gehört für die Autorin zum Lebensglück.
„Tanja vegetarisch“ hat sie vor allem für ihre Tochter Emma, die selbst nicht gern kocht, verfasst.
Es ist eine Zusammenstellung von Emmas liebsten Gerichten.
Tanja Grandits möchte ihrer Tochter gutes Essen neben Liebe und Werten wie Respekt und Dankbarkeit auf ihren Lebensweg mitgeben. Welch‘ schöne Gesinnung!

„Tanja vegetarisch“ ist ein hochwertig und edel gestaltetes Kochbuch, in dem die Köchin auch verrät, welcher Koch was kocht, wenn er für das Mitarbeiteressen im Restaurant zuständig ist und das mit vielen ansprechenden, kunstvoll arrangierten und appetitanregenden Fotos bereichert, aufgelockert und belebt wird.
Die Gerichte werden toll garniert, geschmackvoll angerichtet und durch die Fotos stilvoll in Szene gesetzt.

Es ist in 10 Kapitel unterteilt.
Egal ob im Kapitel Frühstück, Snacks und Sandwiches, Salate, Suppen, Hülsenfrüchte, Gemüse und Kartoffeln, Reis und Pasta, aus dem Ofen, Desserts und Käse, oder in der Schatzkammer, überall fand ich schon beim ersten Durchblättern Rezepte, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen und schon bald klebten etliche Post it an den Buchseiten.

Die gebratenen Sesamnudeln mit Soja-Ei, die Emma am liebsten zum Frühstück isst, sind ruckzuck fertig äußerst raffiniert und lecker.

Die Rosmarinrösti mit Avocadosalsa und die Tortillas mit Kichererbsen und Fenchel schmecken hervorragend. Da hatte Tanja Grandits richtig tolle Ideen.

Äußerst originell und fein sind die Käsewaffeln mit Harissa-Quark. Der Teig besteht aus einer tollen Kombination mit Maismehl.

Höchst Interessant und oberlecker sind die Zucchini-Feta-Fritter mit Koriander-Hummus.
Hummus mit Koriander und roten Linsen! Toll!

Ich könnte jetzt noch „ewig“ so weitermachen, weil ich schon so viele außergewöhnliche und positive Erfahrungen mit Rezepten dieser Köchin gemacht habe, aber sie alle aufzuzählen würde langweilen.

Nur noch ein Beispiel möchte ich erwähnen, weil es ganz aktuell ist. Ich habe es heute Mittag gekocht: „Linsen-Spinat-Curry mit Minze“.
Schon der betörende Geruch beim Zermörsern von Kardamom, Bockshornklee und Koriander lässt einen tief inhalieren und erfüllt einen mit Vorfreude auf das Gericht, das umwerfend riecht und köstlich schmeckt.

Ach ja! Die klassische Crème brûlée ist nicht nur Emmas Lieblingsdessert!

Als ich gegen Ende des Buches auf eine Abwandlung der schwäbischen Kässpätzle, Ziegenkäse-Spätzle mit Salbei, gestoßen bin, wurde ich erstmal hellhörig.
Schweiz? Kässpätzle?
Aber wenn man dann die einleitenden Worten von Tanja Grandits liest, dann erfährt man, dass sie von der schwäbischen Alb kommt. Alles klar!
Da ich auch aus dem Schwabenland komme, kenne ich das Original in- und auswendig.
Tanja Grandits hat eine äußerst leckere Variante der hochkalorischen Wohlfühlbombe kreiert.

Ich kann dieses Kochbuch ohne „wenn und aber“ empfehlen.
Es beinhaltet unfassbar tolle, peppige, farbenfrohe und unkomplizierte Rezepte, die manchmal aufwändig, meist aber mit gut überschaubarem Zeitaufwand nachzukochen sind.
In jedem Fall aber lohnt sich die zeitliche Investition, denn das Ergebnis gelingt und schmeckt immer.

Und gelernt habe ich neben neuen Kochkreationen auch noch etwas anderes: Rande sind rote Beete!
Wer hätte das gedacht? 😂









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