Profilbild von claudi-1963

claudi-1963

Lesejury Star
offline

claudi-1963 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit claudi-1963 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2017

Ein erschütterndes Zeugnis eines der letzten Zeitzeugen

Der letzte Überlebende
0

"Die Leute fragen mich oft, warum ich so lange gewartet habe meine Geschichte zu erzählen. Das ist eine einfache Frage, aber die Antwort ist es nicht." (Sam Pivnik)
Der 13-jährige Szlamek Pivnik, erlebte ...

"Die Leute fragen mich oft, warum ich so lange gewartet habe meine Geschichte zu erzählen. Das ist eine einfache Frage, aber die Antwort ist es nicht." (Sam Pivnik)
Der 13-jährige Szlamek Pivnik, erlebte bisher eine unbekümmerte Kindheit in Bedzin. Doch dann musste mit ansehen wie die Deutschen am 1. September 1939 in Polen einmarschierten. Ab diesem Tag feierte man auch Sams Geburtstag nicht mehr, auch seine Bar Mizwa wurde nicht groß gefeiert. Doch das dies nur der Anfang sein sollte hatte Sam damals nicht gedacht, wie auch, er war noch ein Kind. Der Vater war Schneider, Mutter war eine gute jüdische Mutter, dann gab es noch die Schwestern Hendla, Chana und seine Brüder Majer, Wolf und Josek. Irgendwann kamen sie in das Ghetto in Kaminoka, Sam berichtet: "Da saß ich auf dem Dachboden mit seinen 17 Jahren, trank Pisse, hörte seine Familie schluchzen und draußen schossen die Deutschen". Doch auch diese Zeit verging und sie wurden in ein Lager abtransportiert. Dies war so ein Ort, wo man Männer zu Krüppel prügelte, nur weil sie eine höfliche Frage stellten. Dieser Ort war kein anderer als Auschwitz Birkenau, hier war Schlafen Luxus, Schläge waren an der Tagesordnung, Essen gab es nur spärlich, die Kälte grausam und wer nicht lernte, der starb. Die Hölle konnte nicht schlimmer sein als dieser Ort, aber das sollte nicht Sams letztes Martyrium sein was er erleben musste. Vierzehnmal kann er in dieser Zeit dem Tod entrinnen, er überlebt als einziger seiner Familie und dies ist seine Geschichte.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich neugierig gemacht, da ich schon viele Berichte von Überlebenden gelesen habe. Ich kann Sam nicht oft genug danken, das er uns an seiner wahren Geschichte teilhaben lässt. Diese Berichte und Bücher wühlen und erschüttern mich jedes Mal aufs neue, auch wenn ich schon so viele gelesen habe. Gerade in der heutigen Zeit wo der Antisemitismus wieder zunimmt, müssen wir achtsam sein. Ich habe diese Gelände von Auschwitz vor Jahren besucht, habe selbst mit Zeitzeugen geredet und bin jedes Mal erschüttert was diese Menschen durchlebt haben. Deshalb kann ich Sam auch verstehen, warum er so lange geschwiegen hat. Viele Überlebende können über ihr Erlebnisses nicht reden, nicht mal mit ihren eigenen Kindern. Grausam waren die Bedingungen um das tägliche Überleben in dieser Zeit für Juden. Sam gibt uns in seinem Buch genügend Einblick dazu, auch wie er dies alles als Kind empfunden hat. Dieses Buch schildert Sams Leben zwischen 13 und 22 Jahren, es zeigt auf durch welche Hölle er ganz alleine gehen musste. Und da fragen wir uns allen Ernstes wieso wir immer noch für diese Menschen bezahlen müssen? Menschen, die unser Volk schlimmer behandelt hat als jedes Tier. Immer wenn diese Frage aufkommt, sollte man diesen Sams Bericht vorlesen. Ein Buch, das jeder lesen sollte, damit es nie wieder so weit kommt, das man einem Volk so was antut. Vergebung ist möglich, hat mal ein Überlebender zu mir gesagt, aber vergessen kann man nie. Wir sollten diesen Mensch aufmerksam zuhören, den es werden immer weniger die aus der Zeit berichten können. Deshalb sind diese Zeugnisse aus der Zeit, die Bücher die geschrieben werden um so wichtiger. Ich kann nur jedem raten sich einmal diese Lager anzusehen, manch einem werden da er die Augen geöffnet. Von mir für diesen eindrucksvollen Lebensbericht eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.03.2017

Die Hoffnung auf ein besseres Leben

Der Himmel über Ceylon
0

"Wenn dir kalt ist, wird Tee dich wärmen, wenn du erhitzt bist, wird er dich abkühlen, wenn du bedrückt bist, wird er dich aufheitern, wenn du erregt bist, wird er dich beruhigen."(William Gladstone)
Ceylon ...

"Wenn dir kalt ist, wird Tee dich wärmen, wenn du erhitzt bist, wird er dich abkühlen, wenn du bedrückt bist, wird er dich aufheitern, wenn du erregt bist, wird er dich beruhigen."(William Gladstone)
Ceylon in den Sechzigern, die junge Anjali lebt mit ihrer Mutter in der Hochebene, dort arbeiten sie als Teepflückerinnen. Die beiden sind Dalits (Unberührte), Menschen mit keinen Rechten. Trotzdem will Anjali im Tempel die Götter gnädig stimmen das sie ihr ein besseres Leben schenken, den Tee pflücken ist hart. Dort trifft sie auf Tom einen jungen Engländer, der ihr anbietet, bei seinen Eltern in der Küche zu arbeiten. Anjali bezweifelt, ob er es ehrlich meint, doch am nächsten Tag nimmt er sie mit zum Haus der Eltern und Anjali verliebt sich in Tom. In kurzer Zeit lernt sie einiges dazu, jedoch die anderen Angestellten erkennen sofort das sei eine Dalit ist und meiden sie. Als bei einem prunkvollen Fest ein Ring weg kommt, wird sofort Anjali verdächtig und wenig später auch ins Gefängnis gesteckt. Dort erleidet sie die schlimmsten Vergewaltigungen, Foltern und Pein ihres Lebens, doch wo ist Tom, warum greift er nicht ein? Eines Tages wird sie entlassen und überreicht ihr einen Beutel mit den einzigen Habseligkeiten, die sie hatte. Doch wo soll sie hin, zurück zu ihrer Mutter oder findet sie in Colombo etwas? Das Abenteuer beginnt und Anjalis soll noch vieles in ihrem Leben erleben.

Meine Meinung:
Linda Cuir hat ihr eine sehr emotionale, traurige, spannende und liebevolle Geschichte geschrieben, die mich tief berührt hat. Nach wenigen Seiten war ich sofort in einen Bann gerissen. Diese Geschichte hat wieder Erinnerungen in mir hervorgerufen, die ich 1988 in Sri Lanka (Ceylon) erlebte. Düfte und Bilder hatte ich auf einmal wieder vor Augen, einfach schön. Durch die Beschreibungen bekommt man mit wie die Menschen, das Land aber auch die Armut dort war und teilweise immer noch ist. Auch das damalige Kastenwesen, wie es ebenfalls noch heute in manchen Gegenden existiert, wird hier gut erklärt. So konnte ich mich gut hineinversetzen wie Anjali ergangen sein mag. Den es war die Zeit als England zwar nicht mehr regierte, aber die Engländer immer noch viel Macht in dem Land hatten. Auch zu unserer Zeit 1988 gab es in manchen Regionen des Landes Bürgerkrieg zwischen den Tamilen (Dalit) und der anderen Bevölkerung. Eindrucksvoll beschreibt die Autorin das Leben einer solchen Frau, die kämpfen und wieder aufstehen muss, um im Leben zurechtzukommen. Doch auch Anjali umgibt ein großes Geheimnis, das man als Leser entdecken kann. Von mir 5 von 5 Sterne für dieses traumhafte Buch.

Veröffentlicht am 25.03.2017

Wie ein paar Briefe Leben verändern können

Ein Brief für dich
0

Denk daran wo immer du dich niederlässt: Er ist schon da, der dich getragen, geprägt, geführt und befreit hat. Er ist schon dort, der dich in Ungeahntes, Neues führt. Er ist schon dort. Geh mit ihm, erfahre ...

Denk daran wo immer du dich niederlässt: Er ist schon da, der dich getragen, geprägt, geführt und befreit hat. Er ist schon dort, der dich in Ungeahntes, Neues führt. Er ist schon dort. Geh mit ihm, erfahre ihn, wie du es nie geglaubt. Er ist schon da. Geh - du bist nicht verlassen - Der Herr zieht mit. (Bernhard von Clairvaux)
Esther ist in ihrer Lebensmitte angekommen, die Kinder aus dem Haus und sie einsam und verlassen. Von ihrem Mann ist sie schon seit einigen Jahren getrennt, weil er auf der Suche nach seiner Lebenserfüllung war. Zwar hat sie einen guten Beruf als Filialleiterin in einer Drogerie, doch wenn sie nach Hause kommt, ist sie alleine. Eines Tages bekommt sie einen anonymen Brief und wenige Tage später ruft ein Cousin an, von dem sie Jahre nichts gehört hat. Ihr angeheirateter Cousin Walter braucht dringend Hilfe im Haushalt, da er sich verletzt hat. Weil Esther in seiner Nähe wohnt, bittet er sie um Hilfe, die er ihr auch entlohnen würde. Da Esthers Heizung ausgefallen ist und eine neue viel Geld kostet, nimmt sie das Angebot an, auch wenn ihr Walters schroffe, fordernde Art gar nicht gefällt. Außerdem lernt sie noch bei einem Problem in der Drogerie den sympathischen Hajo kennen. Hajo ist in die Nähe gezogen, weil er auf der Suche ist. Sein Vater hat ihm am Sterbebett ein Geständnis gemacht, mit der Bitte für ihn um Vergebung zu bitten. Wird seine Suche Erfolg haben und wird man ihm vergeben?

Meine Meinung:
Dies ist mein zweites Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Erneut bin ich wieder überrascht gewesen, wie wunderschön diese Geschichte war. An Hand verschiedener Erzählstränge, die später ineinander überfließen wird die Geschichte von mehreren Personen geschildert. Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut, wie ich es auch nicht anders erwartet hatte. Einmal angefangen, hat mich das Buch wieder mal total in den Bann gezogen. Der christliche Glaube spielt in diesem Buch natürlich ebenfalls eine große Rolle, deshalb steht auch vor jedem Kapitel ein biblischer Spruch. Die anonymen Briefe die von einer kranken Frau geschrieben werden, empfand ich als einen herrlichen Einfall, vor allem wenn sich dadurch Leben verändern. Worte haben Macht, Kraft und können das Leben verändern, ob positiv oder negativ. Die Autorin hat dieses Buch geschrieben, als sie selbst in ihrer Familie Leid miterleben musste und ich hatte das Gefühl dies in ihrem Buch zu spüren. Ein wirklich gelungenes, emotionales, mit unter auch humorvolles Buch, das ich nur weiterempfehlen kann und von mir 5 von 5 Sterne bekommt.

Veröffentlicht am 24.03.2017

Was passiert wenn ich mich selbst getötet habe?

Lizardqueen
0

Was passiert, wenn ich mein Leben vorzeitig beende und ich vor dem Aufzug des Himmels oder der Hölle stehe? Diesen Roadtrip einer 17-Jährigen erleben wir in diesem Buch.
Tullio Forgiarini trifft sich nach ...

Was passiert, wenn ich mein Leben vorzeitig beende und ich vor dem Aufzug des Himmels oder der Hölle stehe? Diesen Roadtrip einer 17-Jährigen erleben wir in diesem Buch.
Tullio Forgiarini trifft sich nach Jahren wieder mit seiner ersten Liebe. Inzwischen sind viele Jahre vergangen und haben sie seither nicht mehr wiedergesehen. Sie entschuldigt sich, das sie ihm damals das Herz gebrochen hat, aber sie kam in ein Heim. Dann erzählt sie das sie mit 30 Jahren eine riesige Dummheit gemacht hat. Damit ihre Tochter Nadine alles versteht, hat sie dies alles in jenem Tagebuch aufgeschrieben. Da Tullio Schriftsteller ist, soll er dieses Buch publizieren und darum geht es:
Mona nimmt sich mit 17 Jahren das Leben und findet sich auf ihrer eigenen Beerdigung wieder. Als sie abgeholt wird, um in die Hölle zu kommen, rettet sie der Halbengel Varak. Zusammen erleben sie Dinge zwischen Himmel und Erde und Mona erzählt ihm von ihrem Leben. Dabei sind sie auf der Flucht vor Arnold, dem der Mona in die Hölle holen soll, können sie dies verhindern?

Meine Meinung:
Unter diesem Buch konnte ich mir zu anfangs nichts Richtiges vorstellen. Dass es einen Himmel und eine Hölle gibt, bin ich als Christ überzeugt davon. Jedoch dieses Buch hat selbst mich aufgewühlt und lässt mich mit Fragen stehen, zumal es ja das Tagebuch von Mona ist. Wenn Mona diese Erlebnisse in Wirklichkeit, eine Art Traum oder durch Visionen erlebt hat, dann ist das etwas unfassbares. Das erlebte hat mich nachdenklich gemacht, aber auch teilweise erschüttert. Dieses Buch werden Kritiker sicher, mit gemischten Gefühlen begutachten. Ich vermute auch, das Mona deshalb wollte, das es ein bekannter Autor veröffentlicht. Schrecklich finde ich die Tatsache, das Mona seither verschwinden ist und mit ihr anscheinend noch weitere Bücher. Ich hoffe für den Autor, für Mona, aber auch uns Lesern, dass sie wieder auftaucht. Den ich bleibe am Ende mit so vielen Fragen zurück, die nicht nur ich, sondern sicher auch der Autor gerne wissen würde. Ein Buch, das mich sprachlos macht, weil es so unwirklich scheint, aber doch sein kann. Trotzdem der Autor aus Luxemburger ist, hat er dieses Werk selbst in einem hervorragendem deutsch geschrieben, Chapeau dafür. Die etwas holprige Sprache ruht eher von Monas jungem Alter her. Der Sinn dieses außergewöhnlichen Covers wird einem klar, wenn man das Buch gelesen hat. Ein Buch, das ich jedem nur empfehlen kann, der sich mit Tod, Trauer, Himmel, Hölle und dem Leben danach beschäftigt, es bekommt von mir 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Wiens jüdischer Ermittler und seine mysteriösen Fällen

JAKOB RUBINSTEIN
0

"Mit der Dummheit allein kommt man nicht durch; man braucht auch noch ein bisschen Frechheit dazu." (jüdisches Sprichwort)
Jakob Rubinstein ein jüdischer Privatdetektiv hat es nicht leicht in seinem Gewerbe ...

"Mit der Dummheit allein kommt man nicht durch; man braucht auch noch ein bisschen Frechheit dazu." (jüdisches Sprichwort)
Jakob Rubinstein ein jüdischer Privatdetektiv hat es nicht leicht in seinem Gewerbe in Wien Fuß zufassen. Eigentlich wollte er immer bei der Polizei anfangen, aber ein kleiner Unfall bedeutete das Karriereende. Noch immer hinterlässt dieser Unfall bleibende Schäden bei Jakob, sobald er den Namen des Innenministers Rohrschach hört, bekommt er einen allergischen Niesanfall. Wie gut das ihm der Psychoanalytiker Dr. Konrad ab und an ein paar Klienten zukommen lässt. So muss er z. B. für Frau von Hörig ihre Stieftochter Helene suchen, die seit der Zugfahrt zum Vater spurlos verschwunden ist. Für seinen Freund Nicolas Gazetti muss er herausfinden, was mit seiner Schwester Ilona passiert ist, die seitdem in der Psychiatrie liegt. Der dritte Fall hat mit dem mysteriösen Tod des Malers Kaminsky zu tun, währenddessen ihn der nächste Fall zum NBE Institut bringt. Sein fünfter Fall wird der kniffligste und gleichzeitig gefährlichste für ihn. Beim sechsten bekommt er es mit seinem speziellen Freund Rohrschach zu tun.

Meine Meinung:
Andreas Gruber hat mit sechs wundersamen und mysteriösen Fällen, die alle ineinanderfließen, ein interessantes Buch geschaffen. Sechs Fälle voller Lügen, Intrigen und Verschwörungen, bei denen Wissenschaftler, Psychiatern, Ärzten, Wiener Polizei und das Innenministerium eine große Rolle spielt. Jakob Rubinstein ein jüdischer Detektiv, der durch seinen Scharfsinn selbst die kniffligsten Aufgaben löst. Mit an seiner Seite ist sein homosexueller Freund Nicolas Gazetti, Schreibkraft Lisa und ihre Freundin Ossi, die ihn unterstützen. Humorvoll, spannend und meisterhaft bringt der Autor dem Leser seinen neuen Wiener Ermittler herüber. Die Geschichten sind sehr eigenartig futuristisch, trotzdem kommt Rubinstein für mich authentisch, natürlich vor. Mir hat dieser Detektiv und sein Freund Gazetti sehr gut gefallen und ich musste öfters herzhaft schmunzeln. Der Schreibstil war sehr gut und flüssig, so das ich von Fall zu Fall nur so durch das Buch flog. Ich habe wohl einen neuen Lieblingsautor gefunden und vergebe dem Buch 5 von 5 Sterne.