Time heals nothing by itself – über Trauer und Vertrauen
So wie du mich kennst
Klara und Marie sind Schwestern und seit ihrer Kindheit eng miteinander verbunden, obwohl sie auf den ersten Blick so verschieden sind. Klara, die bodenständige, heimatverbundene Lokaljournalistin verliert ...
Klara und Marie sind Schwestern und seit ihrer Kindheit eng miteinander verbunden, obwohl sie auf den ersten Blick so verschieden sind. Klara, die bodenständige, heimatverbundene Lokaljournalistin verliert ihre Schwester Marie, die es als Fotografin nach New York gezogen hat, bei einem Unfall. Sie bricht auf, um Maries Apartement aufzulösen und entdeckt dabei, dass Marie ihr trotz täglicher Telefonate offenbar auch viel verschwiegen hat.
Anika Landsteiner erzählt die Geschichte der beiden Schwestern in „So wie du mich kennst“ unglaublich eindringlich und mit viel Feingefühl. Ihre Worte transportieren das beklemmende Ohnmachtsgefühl der Trauer, die Wut, das Gefühl von Heimat und Verbundenheit, Kindheit und Familie so intensiv, dass ich den Roman kaum aus der Hand legen konnte. "Ich wusste genau, wann ich in welchen Gang schalten muss, um die Kurven so gleichmäßig wie möglich zu fahren" - genauso fühlt sich auch für mich Heimat an!
Der Roman wechselt zwischen Klaras und Maries Perspektive und so erleben wir als Leser wie wahnsinnig gut die beiden sich kennen, aber eben auch, was der anderen verborgen bleibt. „Man muss die richtigen Fragen stellen, um zu jemanden wirklich durchzudringen“ - diese Erkenntnis von Marie ist bei mir auch nach dem Lesen noch hängen geblieben. Wie oft hören wir einer Erklärung nur halb zu? Sehen nicht richtig hin? Wie schnell entsteht aus dem kleinen Weglassen eines kleinen Erlebnisses eine große Lüge?
Für mich hat in diesem Buch hinter dem wunderschönen, modernen Cover einfach alles gestimmt – vielschichtige Charaktere, komplexe Beziehungen und ein fesselnder Stil. Von mir eine klare Leseempfehlung!