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Veröffentlicht am 07.05.2021

Das Kaffeehaus- Falscher Glanz

Das Kaffeehaus - Falscher Glanz
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Handlung
Kurz nach den erschütternden Ereignissen in Mayerling tritt Sophie von Werdenfels ihre Stellung als Hofdame im Dienste der Kaiserin Sisi an. Sie steht der Einberufung kritisch entgegen und ihre ...

Handlung
Kurz nach den erschütternden Ereignissen in Mayerling tritt Sophie von Werdenfels ihre Stellung als Hofdame im Dienste der Kaiserin Sisi an. Sie steht der Einberufung kritisch entgegen und ihre Befürchtungen bewahrheiten sich. Sophie hat es schwer, am Hofe anzukommen und von den anderen Damen akzeptiert zu werden. Besonders die Gräfin Marie Festetics sieht in ihr eine mögliche Rivalin um die Gunst der Kaiserin. So lassen kleine Spitzen, aber auch Intrigen nicht lange auf sich warten. Und je mehr Sophie von dem Leben am Hofe, welches nach außen hin als glamourös und beneidenswert gilt, insgeheim jedoch zutiefst bigott ist, mitbekommt desto mehr wünscht sie sich zurück in das Kaffeehaus ihres Onkels...

Meinung
Wenn man das Cover betrachtet, fallen sofort einige Ähnlichkeiten zu dem des ersten Bandes auf. Wieder sieht man eine Dame, schick und edel gekleidet in ihrem rosafarbenen Kleid. Diese Farbe wird nicht nur anhand der Blüten auf dem Hut, sondern auch mit dem Namen der Autorin nochmals aufgegriffen. Die Frau besitzt eine besonders Haltung und spontan würde ich sie einer gehobeneren Schicht zuordnen. Allerdings stört es mich diesmal ein wenig, wie stark man ihr Gesicht sieht, mir hätte eine Darstellung aus dem Profil besser gefallen.
Es entsteht auf den ersten Blick der Eindruck, die Frau würde auf einer Straße vor einem einladenden und schicken Café stehen. Allerdings bemerkt man bei einem genaueren Hinsehen sofort, dass der Hintergrund gezeichnet wurde, was dem Cover noch mehr Nostalgie verleiht.
Farblich entsteht ein rundes Bild anhand der gewählten Hauptfarben, die sich in allerhand Details wiederfinden. So liegt am Ende ein stimmiges und ansprechendes Cover vor, welches ich gern mag!
Ebenfalls sehr ansprechend gestaltet wurden die Buchinnenseiten. Diese beherbergen ein Rezept für eine exquisite und im Roman häufig erwähnte Torte. Anhand einer kleinen Abbildung kann man sich davon ein Bild machen und insgeheim hatte ich beim Lesen den Wunsch, selbst mal ein Stück davon zu probieren!
Auf den hinteren Umschlaginnenseiten wurden die drei Teile der Kaffeehaus-Saga nebeneinander abgedruckt, wodurch sich Ähnlichkeiten bei der Gestaltung der Cover erkennen lassen. Zudem wird erwähnt, wann Band drei erscheint, was die Vorfreude auf diesen nochmals erhöht!

Ich habe in den letzten Jahren einige Bücher von Marie Lacrosse gelesen und bisher war ich von jedem einzelnen sehr angetan und begeistert. Immer wieder schafft sie es, geschichtliche Fakten, die Lebensweisen der Personen zur Handlungszeit und eine interessante Geschichte in einem Buch zu vereinen, was stets ein Lesegenuss ist. Und auch der erste Band ihrer Kaffeehaus-Saga konnte mich vollends überzeugen, weshalb ich sehr gespannt darauf war, wie die Reihe weitergeht, was noch am königlichen Hofe passieren wird, welche Rolle Sisi und ihre Familie spielen werden und was mit Sophie und Richard geschehen wird. Je näher der Erscheinungstermin in Sicht kam, desto größer wurde meine Vorfreude und ich war sehr glücklich darüber, vom Bloggerportal ein Rezensionsexemplar zu erhalten. Dafür möchte ich mich nochmals herzlich bedanken, es war wieder sehr spannend in die Welt einzutauchen und die rund 750 Seiten waren gefühlt im Nu ausgelesen...

Es gibt noch vor dem Start der Geschichte ein umfangreiches Zusatzmaterial, was ich sehr gern mochte und mir vor dem Lesen ausführlich angeschaut habe. Drei Zitate wurden eingangs abgedruckt, die einen Bezug zur Geschichte haben und daher sehr passend gewählt wurden.
Als nächstes folgen drei Karten, auf denen die Grenzen der einzelnen Länder zur Handlungszeit, den 1880er und 1890er Jahren, abgedruckt wurden und man sich daher einen Eindruck verschaffen kann, welche Gebiete früher zu welchem Reich oder Land gehört haben. Zudem kann man auf diese Weise Reisewege nachvollziehen und schauen, wohin Kaiserin Elisabeth mit ihrem Gefolge unterwegs war und welche Wege die Truppe dabei zurückgelegt hat.
Weiterhin gibt es noch eine Karte, in dem ein Ausschnitt des historischen Wiens aus dem Jahr 1889 abgedruckt wurde. Hier sind die wichtigsten Handlungsorte eingezeichnet und man kann ebenfalls schauen, wie die Entfernungen zwischen den Häusern aussehen und welche Wege die Protagonisten zurückgelegt haben. Nicht nur vor dem Lesen, sondern auch währenddessen habe ich häufig die Karte aufgeschlagen und geschaut, welche Wege die Personen wohl genommen haben könnten und wie nah manche Orte beieinanderliegen. Daher empfand ich es als sehr hilfreich, dass es so viel Kartenmaterial gibt und man ein Gefühl dessen bekommt, wie Europa mal aufgeteilt war und wo die wichtigsten Orte der Geschichte innerhalb Wiens liegen.

Ebenfalls noch vor dem Beginn der Geschichte wurde ein sehr umfangreiches und genaues Personenverzeichnis abgedruckt. Dieses stellt die Personen vor, man kann schauen, welche fiktiv und welche Figuren historisch verbürgt sind. Und dabei wird auf einen Blick deutlich, dass es ein recht ausgeglichenes Verhältnis dessen gibt, es treten viele Persönlichkeiten auf, die tatsächlich gelebt haben, aber auch solche, die erdacht sind. Es gibt zwischen den beiden Gruppen ein lebendiges und dynamisches Zusammenspiel, alle wurden mit ausdrucksstarken und authentischen Wesen ausgestattet und häufig entstand bei mir der Eindruck, dass alle Figuren tatsächlich gelebt haben könnten. Zwischen den fiktiven und realen Personen gibt es keine Unterschiede, was ich sehr mochte. Sie haben eigene Züge und kleine Macken erhalten, was sie einzigartig macht und was für die Geschichte wichtig war.
Bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, hatte ich mir das Personenverzeichnis ausführlich angeschaut, manche Namen haben sofort wieder einige Erinnerungen hervorgerufen, andere waren neu und mit ihnen konnte ich noch nichts anfangen. Und obwohl ich gedacht hatte, dadurch für den weiteren Fortgang der Geschichte gewappnet zu sein, musste ich doch ab und an nochmals nachschauen, welchen Rang eine Person einnimmt oder wie verwandtschaftliche Beziehungen aussehen. Daher war ich wirklich sehr dankbar für das Verzeichnis!

Allein anhand des zusätzlichen Materials am Anfang erhält man einen positiven ersten Eindruck und dieser setzt sich auch mit dem Start der Geschichte fort. Die Handlung setzt kurz nach dem Ende des ersten Bandes ein und mir sind auf den ersten Seiten direkt wieder einige Details aus dem ersten Band eingefallen. Dies führt nicht nur zu einem überraschend leichten und angenehmen Start in die Geschichte, sondern ich wurde auch direkt wieder in ihren Bann gezogen. Direkt ging die Story interessant und spannend weiter, ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergehen wird und daher entwickelte sich der Roman schnell zu einem Pageturner.
Die Schreibweise ist ein Träumchen. Von der ersten Seite an nimmt sie den Leser an die Hand und führt ihn problemlos und flüssig durch die Geschichte. Die Szenen werden häufig sehr lebendig beschrieben, oft fühlte es sich für mich an, als würde ich mit im Raum stehen und die Atmosphäre einsaugen. Es werden viele Stimmungen vermittelt, die für mich nur selten mit den Protagonisten verbunden. Vielmehr finde ich, dass das Setting und die Stimmung Hand in Hand gehen und ein lebhaftes Zusammenspiel ergeben.
Öfters werden einige Begriffe genutzt, die im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr ganz so üblich sind. Diese tragen viel zur Authentizität bei und lassen ein noch stärkeres Bild der Vergangenheit entstehen. Und für den Fall, dass einem manche Worte unbekannt sind, wurde auch vorgesorgt. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar, wo zahlreiche Begriffe definiert werden und man den Sinn von Wörtern erfahren kann. Sehr praktisch, so muss man das Buch nicht einmal aus der Hand legen, sondern kann direkt darin nachschlagen und sich über bestimmte Begriffe zu informieren.

Es gibt zwei nennenswerte Perspektiven, zwischen denen die Kapitel hin- und herwechseln. Sophie und Richard sind fast durchweg die Erzähler, die Beiden begleitet man auf verschiedenen Wegen und lernt dadurch das Leben zur Handlungszeit kennen. Es war interessant, die Welt aus ihren Augen zu sehen und mitzuerleben, welche Normen damals galten und wie die Gesellschaft agiert hat. Und anhand der Erzählperspektiven ist es auch möglich, Sophie und Richard aus einem anderen Winkel kennenzulernen und einen weiteren Eindruck von ihrem Charakter zu haben (auch wenn dieser ein wenig voreingenommen ist aufgrund der romantischen Gefühle, die die Beiden füreinander hegen...).

Ich finde, dass sich die Spannung lange auf einem konstanten Niveau befunden hat. Es gab nur leichte Schwankungen, meist verlief sie ziemlich geradlinig und daher solide. Man merkt deutlich, dass noch einige ungesagte Dinge im Raum stehen, von denen man natürlich erwartet, dass sie noch innerhalb der Geschichte beantwortet werden. Nie war das Drama zu groß oder unnütz, wenn es mal vorkam passte es hervorragend zur Szene und unterstrich den Ernst der Situation.
Allerdings finde ich die Spannung am Ende etwas schwach. Als schließlich der Moment eintritt, auf den die ganze Zeit hingearbeitet wurde wurde mir die Handlung ein wenig zu hektisch und die Spannung hat deutlich nachgelassen. Zumindest bis zu den letzten ungefähr zwei Seiten, daraufhin ist vieles wieder offen und man kann sich bereits einige Gedanken über den weiteren Fortgang der Geschichte machen, bevor schließlich der finale Band erscheint und man darüber aufgeklärt wird.
Für meinen Geschmack wurden die letzten rund einhundert Seiten zu hektisch beschrieben wären und manchmal hätte ich es mir gewünscht, dass es zu manchen Sachverhalten noch mehr Erklärungen gegeben hätte. Zumal hier teilweise viele Informationen auf einem Haufen waren und ein wenig mehr Platz, um diese auf Anhieb zu verstehen, sehr praktisch gewesen wäre.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich finde, dass die Stimmung vor allem in Verbindung mit den Handlungsorten auftreten. Dies ist auch nicht immer der Fall, wenn es allerdings so war, habe ich die Atmosphäre noch stärker und gelungener wahrgenommen, was ich sehr mochte. Zumal diese nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten vorkam und sie die Bedeutung mancher Szenen nochmals gut unterstrichen hat.
Nur selten habe ich in Bezug auf die Protagonisten etwas von der Stimmung wahrgenommen. Höchstens, wenn sich die Personen eindeutig nicht wohlgefühlt haben oder sie einem kühlen und unsympathischen Charakter gegenüberstanden, hatte ich ebenfalls etwas davon gespürt und konnte das Empfinden der Figuren nachvollziehen.

Ich muss ja ehrlich sagen, dass mein großes Highlight des Romans der Einblick in das Leben am österreichischen Hofe war. Meine Kenntnisse darüber sind sehr dürftig und daher war ich sehr gespannt, wie sich Sophie am Hofe fühlen wird, welche Episoden sie miterlebt, wie die prachtvollen Bauten beschrieben werden und welchen Eindruck man von der kaiserlichen Familie erhält. Und davon bin ich absolut begeistert. Ich mochte es, wie natürlich die Einblicke wirkten, wie man die Personen kennenlernt und wie man all die schönen, aber auch merkwürdigen Momente miterlebt und dadurch einen hautnahen Einblick in dieses Leben erhält. Nicht nur die positiven Seiten werden hervorgehoben, sondern auch allerhand Problemchen und Rivalitäten, die mit einer Rolle als Hofdame einhergehen. Dies zeigt eindrucksvoll, wie das Leben am Kaiserhof ungeschönt aussah und wie schwierig sich dieses gestalten konnte.
Jegliche historische Details wurden schlüssig und gut erklärt. Ich konnte auf Anhieb die beschriebenen Fakten verarbeiten und sie in einen passenden Kontext bringen. Zudem mochte ich es sehr, dass nicht jedes Kapitel voller Informationen ist, sondern es auch immer wieder Abschnitte gibt, die einen Ruhepol bilden.
Anhand ganz vieler Beschreibungen merkt man einfach, wie gut sich Marie Lacrosse in der beschriebenen Welt auskennt. Jede Aussage und jede Handlung passt perfekt und man erhält einen lebendigen Eindruck dessen, wie die kaiserliche Familie wahrgenommen wurde, was sie für kleine Geheimnisse hatten und wie das Leben am Hofe war. Dadurch entsteht eine stimmige Handlung, die mich schnell in ihren Bann gezogen hat.
Zudem gibt es am Ende noch ein ausführliches und interessantes Nachwort. Hier werden nochmals einige Informationen vermittelt, man kann schauen, wie die Autorin manche Quellen interpretiert hat und wo sie ein wenig mit den Daten geschummelt hat, um sie in den für den Roman richtigen Kontext zu bringen. Daher waren diese letzten Seiten nochmals sehr informativ und wichtig, so konnte ich gut mit dem Roman abschließen.

Die Handlungsorte waren diesmal äußerst interessant und abwechslungsreich. Man lernt ganz viele mal mehr, mal weniger prachtvolle Orte am Wiener Hofe kennen, dazu gibt es auch wieder das wunderbare Café Prinzess und einige sehr schicke und staatliche Häuser innerhalb der Stadt, wo angesehene Bürger der Gesellschaft leben. Diese Beschreibungen waren meist traumhaft und sehr lebhaft, ich konnte mir die einzelnen Zimmer, Gänge und Höfe richtig gut vorstellen und mochte es daher sehr, mit den Personen durch die Gegenden zu schlendern! Jedes einzelne Setting hat eine ganz besondere Zeichnung erhalten, die ich sehr mochte und die jeden Ort äußerst interessant erscheinen lässt!

Ich hatte eingangs schon erwähnt, dass es ein Zusammentreffen von fiktiven und realen Figuren gibt. Dieses ist tadellos gelungen, wenn ich das Personenverzeichnis nicht hätte, wäre es mir bei einigen Figuren unmöglich zu sagen, ob sie ein historisches Vorbild haben. Ich mochte die eindrucksvollen und starken Zeichnungen, die jeder Charakter erhalten hat, sie besitzen einen gelungenen Wiedererkennungswert, sie zeigen gesellschaftliche Normen und ergeben gesamt eine bunte und spannende Mischung!
Lediglich mit einer Person habe ich ein paar Probleme und das ist Richard. Ich finde sein Auftreten teilweise etwas schwierig, er ist für mich nicht mehr der sympathische Kerl aus dem ersten Band, sondern viele seiner Aussagen und Handlungen habe ich kritisch betrachtet. Vielleicht kommt es auch daher, dass man ihn nur selten in einer gelösten Stimmung erlebt, häufig ist er entweder beruflich unterwegs oder er befindet sich in Gesellschaft von Personen, denen er nicht sehr positiv zugeneigt ist. Auf jeden Fall hatte ich diesmal große Schwierigkeiten, den Richard wiederzuerkennen, den ich im ersten Band recht gern mochte...
Ich habe bereits ein paar Rezensionen gelesen und in diesem Punkt stimme ich einigen anderen Lesern vollkommen zu: ich würde mir kein Happy End zwischen Sophie und Richard. Wenn die Beiden zusammen sind, mag ich die Dynamiken zwischen ihnen nicht, sie passen für meinen Geschmack nicht zusammen, ich empfinde Sophie deutlich sympathischer als Richard und ich mag es einfach nicht, wenn sie in Szenen aufeinandertreffen. Beide sind interessante Individuen, die einzeln in Ordnung sind, aber nicht zusammen funktionieren. Daher wird es spannend, wie die Autorin diesen Punkt sieht und welches Ende sie für die Beiden parat hält.

Fazit
Vom ersten Band war ich komplett und hundertprozentig begeistert. Diesmal hatte ich zwar auch wieder schöne, spannende und interessante Stunden mit dem Roman, allerdings habe ich auch kleine Punkte, die ich als nicht ganz ausgereift empfand. Dazu zählen die leicht verpuffte Spannung nach dem großen Knall, sowie die etwas hektischen letzten einhundert Seiten und die Charakterzeichnung Richards, die mich diesmal nicht vollkommen überzeugen konnte. Und daher habe ich mich entschlossen, für diese zwei Aspekte einen halben Stern abzuziehen. Den die restliche Handlung und jegliche andere Punkte, die ich in meiner Rezension nenne, empfand ich als unglaublich stark. Angefangen bei den zahlreichen guten Einblicken in den Alltag einer Hofdame, sowie das Leben am Hofe, den tollen Beschreibungen der Handlungsorte bis hin zu der interessanten Darstellung der kaiserlichen Familie. All das, aber auch noch viel mehr konnte mich überzeugen und insgesamt habe ich daher einen überwiegend positiven Eindruck von dem Roman. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das große Finale und werde bis dahin noch einige Vermutungen anstellen, wie die Reihe wohl enden wird!

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Veröffentlicht am 04.05.2021

Die Chocolaterie der Träume

Die Chocolaterie der Träume
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Handlung
Keira hat sich ihren größten Wunsch schon vor einiger Zeit erfüllt: Sie hat in der Valerie Lane eine eigene Chocolaterie eröffnet, wo sie die feinsten Köstlichkeiten per Hand herstellt. Immer ...

Handlung
Keira hat sich ihren größten Wunsch schon vor einiger Zeit erfüllt: Sie hat in der Valerie Lane eine eigene Chocolaterie eröffnet, wo sie die feinsten Köstlichkeiten per Hand herstellt. Immer mehr Kunden verirren sich in die kleine Nebenstraße, um dort Pralinen, Kekse oder schokolierte Früchte zu erstehen und um anschließend immer wiederzukommen. Und auch Keira selbst kann den ganzen Verlockungen, von denen sie tagtäglich umgeben ist, nicht widerstehen. Sehr zum Missfallen ihres Freundes Jordan. Zwar steht Keira zu ihren Kurven und fühlt sich pudelwohl, allerdings verletzten sie die Spitzen ihres Freundes sehr. Ein Lichtblick für sie ist nicht nur ihre Arbeit und ihre Freundinnen, sondern auch ein spezieller Kunde, der regelmäßig ihren Laden besucht...

Meinung
Typisch für die Bände der Valerie Lane Reihe sind die Cover, auf denen jeweils die passenden Läden zu den Protagonistinnen abgedruckt wurden, um die sich der Roman dreht. Diesmal begleitet man Keira mit ihrer Chocolaterie und genau solch eine wurde auf dem Cover abgedruckt. Sie ist in einem auffälligen, aber doch angenehmen Pink gehalten, man erkennt wenige Leckereien durch die Fenster hindurch und insgesamt entsteht ein sehr einladender und gemütlicher Eindruck. Ich mag das Cover sowohl von dem Motiv, als auch von der Farbgebung gern!

Letztes Jahr hatte ich bereits den ersten, sowohl den dritten und vierten Band der Reihe gelesen. Und weil ich diese niedlich, interessant und entspannend fand, wollte ich daher die Lektüre des zweiten Teils nachholen, bevor ich mich schließlich bald den letzten zwei Geschichten widmen werde. Seit Mitte Dezember habe ich das Buch bereits hier liegen, damals hatte ich es mir mit einem Gutschein in der Buchhandlung gekauft und war seitdem schon häufiger in Versuchung, es endlich in die Hand zu nehmen und mit dem Lesen zu beginnen. Jetzt hatte es gut gepasst, ich brauchte mal wieder eine leichte Lektüre für zwischendurch und dafür ist der Roman genau passend.

Es gibt wieder einen niedlichen kleinen Prolog, welcher für mich immer einen leicht magischen Charakter hat. Man fühlt sich direkt von der Geschichte willkommen geheißen, es gibt stets ein paar Informationen über die sagenumwobene Valerie Bonham und man kann sich einen ersten Eindruck verschaffen, zu welcher Jahreszeit die folgende Handlung spielen wird.
Danach gibt es einen direkten Start in die Geschichte, man kann sich bereits auf den ersten Seiten ein Bild machen, wie Keiras Chocolaterie aufgebaut ist und es lassen sich bereits erste Wesenszüge von ihr erkennen.
Auch die Sprache führt dazu, dass ich mich direkt auf das Buch einlassen konnte. Sie gibt sehr gute Umschreibungen der Protagonisten und Orte, ist von der ersten Seite an bildhaft und führt den Leser gut und angenehm durch die Handlung. An keiner Stelle war die Sprache zu hochtrabend, oft hatte sie einen alltagssprachlichen Charakter und ließ sich dadurch sehr flüssig und leicht lesen.
Mir hat es sehr gut gefallen, wie natürlich die Dialoge ausgefallen sind. Sie erscheinen an keiner Stelle als zu konstruiert oder stockend, sondern wirken so, als könnten sie tatsächlich in dieser Weise stattfinden. Dabei wechseln sich auch hierbei immer wieder die Stimmungen ab. Manche Gespräche sind ziemlich tiefgründig und zeigen eine Seite von Keira, die sie häufig ein wenig versteckt, um als taffe Frau dazustehen. Andere Szenen hingegen haben einen angenehmen Humor, der die Situation auflockert und den folgenden Momenten eine fröhlichere Stimmung verleiht.

Jegliche Ereignisse werden diesmal aus Keiras Sicht erzählt. Man kann sich so ein genaues Bild von den anderen Protagonisten machen und ich mochte es, wie tiefe Einblicke es in Keiras Charakter gibt. Man erfährt von ihren Träumen und Ängsten, ihrem familiären Hintergrund und ihren Beziehungen. Es lässt sich genaustens verfolgen, wie sie den anderen Personen im Roman gegenübersteht und welche Erfahrungen Keira gesammelt hat. Zudem kann man genau schauen, wie ihr Alltag aussieht und welche Aufgaben in der Chocolaterie regelmäßig zu erledigen sind. Dadurch entsteht eine lebendige und abwechslungsreiche Perspektive, die mir gut gefallen hat.
Außerdem mag ich es sehr gern, wie man die einzelnen Personen in den Bänden der Reihe aus unterschiedlichen Blickwinkel kennenlernt und man sich so ein großes Gesamtbild machen kann. In jedem Teil kommen neue Züge und Details ans Licht, was jeden Band nicht nur sehr interessant macht, sondern es macht auch Spaß, die Figuren dadurch immer wieder neu kennenzulernen.

Der Großteil der Handlung spielt in der Valerie Lane, dazu gibt es noch wenige Szenen in der Wohnung von Keiras Mutter, sowie in ihrer eigenen Wohnung, die sich sich zusammen mit ihrem Freund teilt. Eines haben alle Orte gemeinsam: Egal, ob sie mit vielen oder wenigen Worten beschrieben wurden, ich konnte mir jedes Setting richtig gut vorstellen. Besonders die Valerie Lane mit den schnuckeligen kleinen Geschäften strahlt eine Wärme und Geborgenheit aus, die man einfach mögen muss.
Mir ist diesmal auch aufgefallen, wie stark die Darstellung der Handlungsorte mit der Stimmung vermischt wurde. Während sie in der Valerie Lane durchweg freundlich und einladend wirkt, ändert sich dies gerade bei Keiras Wohnung stark. Von der ersten Szene, die dort stattfindet bis zur letzten erscheint die Wohnung düster und kalt, sie wirkt wenig lebendig und ich habe mich häufig gefragt, wie die liebenswerte und sympathische Keira sich dort überhaupt wohlfühlen kann. Die Wohnung mitsamt der Einrichtung und ihr Charakter sind zwei verschiedene Stiefel, die nicht zusammenpassen wollen. Auf jeden Fall mag ich die Abwechslung und Stärke der Stimmungen sehr und empfinde diese in dem zweiten Band der Reihe so stark, wie in noch keinem anderen von denen, die ich bisher gelesen habe!

Keira zeigt viele Facetten ihrer Persönlichkeit und scheut sich auch nicht davor, sich auch mal von einer launischen und erbosten Seite zu zeigen. Auf diese Weise lernt man ihr Wesen unglaublich gut kennen und man kann sie gut einschätzen. Das führt dazu, dass mir Keira direkt sympathisch war und ich gern mit ihr die Zeit verbracht habe. Ihre Handlungen, aber auch Aussagen zeugten von einem lebendigen, bodenständigen und freundlichen Charakter, den ich wirklich gern mochte. Zudem war es interessant zu sehen, wie sie sich weiterentwickelt und am Ende noch stärker und selbstbewusster aus den Ereignissen herausgeht.
Ansonsten tauchen nur noch recht wenige weitere Personen auf. Allen voran spielen natürlich die anderen Ladenbesitzer eine Rolle, mit ihnen verbringt Keira die meiste Zeit und es lässt sich deutlich herauslesen, wie groß und stark die Freundschaft zwischen ihnen ist. Dazu kommt noch eine überschaubare Menge an anderen Figuren hinzu, die meist eine kleinere Rolle spielen. Alle haben es gemein, dass sie sehr authentisch und und natürlich auftreten. Ihre Charaktere wurden gut eingefangen und sie treten lebendig auf.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist das etwas überstürzt herbeigeführte Ende. Ich finde, dass die Ereignisse zu schnell abgearbeitet wurden und ich hatte den Eindruck, dass manchmal ein paar mehr Seiten mit einigen Erklärungen nicht schlecht gewesen wären. So konnte ich die Entscheidungen von Keira zwar gut nachvollziehen, aber ich hätte mir ein paar Zeilen dazu gewünscht, wie sie manche Entschlüsse umsetzt. Das Ende ist für mich nicht ganz rund, was ich sehr schade finde. Den ansonsten habe ich absolut nichts zu meckern und bin sehr angetan vom zweiten Band der Valerie Lane!

Fazit
Auch wenn ich die Reihe nicht in der richtigen Reihenfolge lese, macht es immer wieder Spaß in die Valerie Lane zu reisen. Die Wiedersehen mit den Protagonisten gestalten sich stets als schön die Geschichten lassen sich wunderbar und flüssig lesen. Für mich war es eine perfekte Abwechslung zwischen zwei historischen Romanen, die viele geschichtliche Fakten beherbergen. Es handelt sich um eine leichte und nette Lektüre, die mit einem angenehmen Schreibstil, einem wundervollen Setting und mit liebreizenden Charakteren ausgestattet ist. Bis auf das etwas zu hastige Ende habe ich nichts zu beanstanden und ich freue mich schon unglaublich auf Band fünf und sechs, die ich beide noch diesen Monat lesen möchte!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Josephine Baker und der Tanz des Lebens

Josephine Baker und der Tanz des Lebens (Ikonen ihrer Zeit 3)
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Handlung
New York 1924
Als Tänzerin, wenn auch nur in der hinteren Reihe, geht Josephine Baker nicht nur ihrem Traum nach, auf der Bühne zu stehen und die Menschen zu unterhalten, sondern sie unterstützt ...

Handlung
New York 1924
Als Tänzerin, wenn auch nur in der hinteren Reihe, geht Josephine Baker nicht nur ihrem Traum nach, auf der Bühne zu stehen und die Menschen zu unterhalten, sondern sie unterstützt damit ihre Familie in finanzieller Hinsicht. Als ihr angeboten wird, in Paris bei der „Revue Nègre“ mitzuwirken, überlegt die junge Frau nicht lange und tritt die Reise über den Ozean an. In Frankreich angekommen erlebt Josephine eine Welt, in der sie aufgrund ihrer Hautfarbe nur wenig Rassismus erlebt und als Folge dessen geht sie in ihrem Beruf vollkommen auf. Schon bald ist ihr Name weit bekannt, sie ist zum gefeierten Star avanciert und unternimmt Touren in verschiedenste Länder. Bald macht sie nicht nur mit ihrer Performance auf der Bühne, sondern auch mit ihrem Privatleben und weiteren beruflichen Projekten von sich reden. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die ihre Auftritte als zu provokativ und obszön verteufeln und so erlebt Josephine Wellen voller Anbetung, aber auch solche voller Missachtung...

Meinung
Das Cover weist im Aufbau einige Ähnlichkeiten zu den anderen Bänden der Reihe auf. Wieder wurde der obere Teil des Covers ein wenig umrahmt, in der selben Farbe wurde auch die Farbe des Titels abgedruckt. In der unteren Hälfte sieht man eine elegante und stilvolle Dame, die eindeutig die Züge von Josephine Baker trägt. Sie befindet sich in einer großen Stadt, im Hintergrund sind einige Wolkenkratzer zu sehen. Irgendwie bin ich versucht zu sagen, dass mit der Stadt New York dargestellt sein könnte. Allerdings bin ich mir nicht vollkommen sicher und möchte mich daher nicht festlegen.
Insgesamt gefällt mir das Cover wirklich gut. Es hat mit der Einfügung der Dame einen Bezug zur Geschichte, erscheint stimmig und interessant. Farblich passt alles hervorragend zusammen und ich finde, es fällt in einer Buchhandlung durchaus aufgrund des schönen Covers auf.

Wie auch schon bei so vielen anderen Büchern ist mir auch diese Neuerscheinung bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen. Von der Autorin hatte ich letztes Jahr bereits eine Romanbiographie über Audrey Hepburn gelesen, die sehr empfehlenswert war. Allein dadurch wurde mein Interesse geweckt, zudem war ich aber auch auf die Darstellung von Josephine Baker gespannt. Ich habe mich bisher noch nie mit ihrer Person beschäftigt, die Inhaltsangabe klang direkt sehr vielversprechend und ich fand die Vorstellung sehr verlockend, mehr über eine Dame zu erfahren, die ich bisher nur sehr oberflächlich kannte. Daher war es mir eine große Freude, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten und ich möchte mich dafür ganz herzlich beim Ullstein Verlag bedanken!

Als sehr hilfreiches Detail erwies sich die Monats- und Jahresangabe vor dem Beginn neuer Kapitel. Daher hat man stets einen Überblick, in welchem Jahr die folgende Handlung stattfindet, kann schauen, wie alt Josephine Baker mittlerweile ist und was im folgenden auf politischer Ebene geschehen könnte. Und aufgrund der Tatsache, dass sich die gesamte Geschichte letztendlich auf rund 51 Jahre erstreckt, war es wirklich wichtig und sinnvoll, diese Information einzubinden!
Der Roman wird zudem in drei Teile gegliedert, die jeweils einen passenden und das Folgende kurz zusammenfassenden Titel erhalten haben. Zudem werden die Jahre vermerkt, in denen die kommenden Ereignisse spielen und es wurde auch ein Zitat eingefügt, welches Josephine Baker irgendwann in ihrem Leben getätigt hat. Dieses gibt einen winzig kleinen Einblick in ihr Denken und es war ein sehr passend eingefügtes Detail, welches ich gern mochte!

Mir fiel der Start in die Geschichte leicht. Bereits nach wenigen Seiten hatte ich mich an die Schreibweise, die Situation und die Personen gewöhnt und konnte der Handlung problemlos und flüssig folgen. Ich mochte die Umschreibungen jeglicher Szenen sehr, viele Momente hatten eine wunderbar bildhafte Darstellung, was stark dazu beigetragen hat, dass ich die ganze Story als sehr realistisch und lebendig eingeschätzt habe.
Auch die Sprache hat mir richtig gut gefallen. Sie ließ sich locker und flüssig lesen, war meist auf einem einfachen und daher sehr angenehmen Niveau. Anhand von zahlreichen Anekdoten aus Josephine Bakers Leben, aber auch historischer Details erhielt die Schreibweise ein wenig Anspruch und sie zeigte auf, wie die berühmte Tänzerin und Sängerin u.a. den Krieg, aber auch Rassismus erlebt hat.

Insgesamt gibt es eine Vielzahl an Settings. Mehrere Kontinente werden bereist und dabei lernt man geografisch und klimatisch vollkommen verschiedene Länder kennen. Sowohl feine Hotels, Schlösser und Gebäude, als auch einfache Häuser in ärmlicheren Gegenden werden beschrieben weshalb man soziale Unterschiede und Kluften gut erkennen kann. Zudem lässt sich auf diese Weise der Aufstieg der Josephine Baker verfolgen, die einen einfachen familiären Hintergrund besitzt und in einer Gegend aufgewachsen ist, die stark von Armut geprägt war und schließlich anhand ihres Talents, aber auch harter Arbeit und Entbehrungen zu Reichtum gekommen ist und sich einen vollkommen anderen Lebensstil leisten konnte.
Man lernt also verschiedene Orte kennen, ein Großteil der Geschichte spielt in Frankreich. Und obwohl die Settings eigentlich auch gut und umfassend beschrieben wurden, war es für mich meist leider schwer, die Ausmaße von Wohnungen, Häusern und Schlössern mit dem umliegenden Besitz, sowie von Lagern während des Krieges vorzustellen. Die Dimensionen dessen erschienen meist einfach riesig und ich hatte Probleme, mir dies vorzustellen. Daher mochte ich es am meisten, wenn die Geschichte in eher kleineren Räumen oder Gebäuden stattgefunden hat, hier fand ich die Beschreibungen sehr angenehm und lebendig und diese Orte konnte ich mir auch besser in meiner Fantasie ausmalen.

Ich mochte es unglaublich gern, wie viele historische Details eingebunden wurden. Nicht nur tauchen öfter mal berühmte Persönlichkeiten auf, die viel Authentizität in die Geschichte bringen, sondern unter anderem wird auch der Krieg stark thematisiert. Über diesen, und Josephine Bakers Einsatz für Frankreich erfährt man einiges. Mir war es ja gar nicht bewusst, dass sie heimlich als Spionin eingesetzt wurde und ich war einmal mehr von ihrem Charakter und ihrem Einsatz für den Frieden überrascht.
Ganz besonders am Herzen lag es der Sängerin und Tänzerin, dass Menschen jeglicher Hautfarben, Herkunftsländer und Religionen zusammenleben. Über Rassismus, Vorurteile und den Hass gegenüber Menschen anderer Hautfarben wird einiges gesagt, man erhält Einblicke, wie die Menschen in den 1920er Jahren damit umgegangen sind, und welche Unterschiede es in Amerika und in Frankreich hinsichtlich der Toleranz und des Fortschritts gibt. All diese Punkte ergeben einen historischen Hintergrund, der sehr interessant ist und der zeigt, wie sich die Menschen in ihrem Denken und Handeln in den letzten 100 Jahren entwickelt haben und wo auch heutzutage noch immer Verbesserungsbedarf besteht.

Was war ich gespannt auf die Darstellung von Josephine Baker! Ich muss ehrlich zugeben, dass ich über die Dame nur wenige Kenntnisse besitze, sie ist mir vor allem aufgrund ihrer Tänze, aber auch ihrer Grimassen und dem typischen Bananenrock bekannt. Ihre Person ist mir bereits in einigen Romanen über den Weg gelaufen, allerdings habe ich mich tatsächlich noch nie näher mit ihrer Figur beschäftigt. Ich hatte irgendwie gedacht, dass sie etwas verrückt und impulsiv ist, einerseits einfach, gleichzeitig aber auch extravagant daherkommt und sie eine geringere Bildung genossen hat. Ich habe Josephine Baker als etwas oberflächlich eingeschätzt und bin davon ausgegangen, dass sie Skandale, aber auch die Aufmerksamkeit liebt. Und es ist verrückt, was für einen anderen Eindruck ich nach dem Lesen von ihrer Person habe. Ja, sie ist impulsiv und es wäre manchmal vielleicht ganz angebracht gewesen, einiges ein wenig mehr zu durchdenken und nicht direkt zu handeln. Aber mit so einem herzensguten, freundlichen und vor allem tierlieben Menschen hatte ich wirklich nicht gerechnet. Sie hatte viele interessante und fortschrittliche Gedankengänge, die deutlich gezeigt haben, dass sie über vieles nachgedacht hat und sich mit verschiedensten Themen auseinandergesetzt hat. Ein wenig schäme ich mich mittlerweile, sie so beurteilt zu haben, obwohl ich mich noch nie über Josephine informiert habe.
Es war sehr faszinierend, wie viele Facetten sie gezeigt hat und wie sie sich über die ganzen Jahre entwickelt hat. Schließlich lernt man Josephine in dem jungen Alter von elf Jahren kennen und begleitet sie daraufhin über gut fünfzig Jahre ihres Lebens. Hier kann man stark beobachten, welche Wandlung ihr Charakter, ihre Erscheinung, ach, ihre ganze Person durchlaufen und wie sich auch ihr Denken verändert hat. Dies kann man genaustens verfolgen und ich war überrascht, wie mir tatsächlich jede Seite und jede Wandlung von Josephine Baker gefallen hat. Immer wieder konnte sie mich mit Aussagen und Handlungen überraschen und jede Phase ihrer Entwicklung und Reifung konnte überzeugen. Die Autorin hat einen besonderen und interessanten, manchmal sympathischen, vor allem aber herzlichen Menschen gezeigt, den ich nur zu gern mal persönlich auf der Bühne erlebt hätte.
Auch die Darstellung der anderen Charaktere empfand ich als sehr gelungen. Sie traten ebenfalls lebendig und realistisch auf, ihre Handlungen waren gut nachvollziehbar und es gibt eine angenehme, aber keineswegs überfordernde Vielfalt. Auch bei ihnen ist ein Entwicklungsprozess zu erkennen, der die Personen reifer und durchdachter hat werden lassen.
Eine jede Person hat Merkmale erhalten, die sie ausmacht, ein jeder hatte einen hohen Wiedererkennungswert und hat sich von den anderen Figuren abgehoben. Einzig bei den Kindern, die Josephine im Lauf ihres Lebens adoptiert hat, habe ich ein wenig den Überblick mit ihren Namen, aber auch den Herkunftsorten verloren. Manche Namen hatten für mich einen ziemlich ähnlichen Klang und ich musste aufpassen, um niemanden durcheinanderzubringen.

Fazit
Ich war richtig gespannt auf Josephine Baker und wurde schnell von ihrem Wesen in Bann gezogen. Sie ist mir nur selten unglaublich sympathisch gewesen, allerdings habe ich viel Respekt vor ihr und ihrem Werdegang, sowie ihren Überzeugungen. Ich hätte wahrlich nicht gedacht, dass ihr Charakter so vielschichtig ist und für welche Überzeugungen sie sich eingesetzt hat. Ich habe mittlerweile ein komplett anderes Bild von ihr vor Augen und bin unglaublich froh, das Buch gelesen zu haben!
Insgesamt wurde ich gut unterhalten, konnte einiges dazulernen und ich bin der Geschichte mit großem Interesse gefolgt. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich zu benennen: einmal waren mir die Dimensionen des Settings oft zu groß, zum anderen hat mir noch ein Punkt gefehlt, der das Buch herausragend macht. Ich kann nicht sagen, was mir gefehlt hat, aber so war das Buch eine tolle Lektüre, aber nur fast perfekt.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Romy und der Weg nach Paris

Romy und der Weg nach Paris
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Handlung
1958
Bereits mit 20 Jahren ist Romy Schneider ein Weltstar. Mit Sissi hat sie großen Ruhm erlangt, doch sie möchte auch andere Wege gehen und sich nicht nur über ihre Rolle als die Kaiserin definieren ...

Handlung
1958
Bereits mit 20 Jahren ist Romy Schneider ein Weltstar. Mit Sissi hat sie großen Ruhm erlangt, doch sie möchte auch andere Wege gehen und sich nicht nur über ihre Rolle als die Kaiserin definieren lassen. Romy möchte mehr Charakterrollen spielen und sich schauspielerisch immer wieder neu erfinden.
Während Dreharbeiten in Paris lernt Romy den mysteriösen und in der Filmbranche noch unbekannten Alain Delon kennen. Bald schon verwandelt sich die Abneigung in Liebe. Und beginnt durch kleine Fragen von ihm und seinen Freunden ihr Verhältnis zu ihrer Familie zu überdenken. Romy folgt Alain nach Paris, was die Familie absolut nicht befürwortet, sondern auch die deutsche Presse ist von diesem Schritt nicht begeistert. Und dies wirkt sich auch auf ihre Karriere aus...

Meinung
Ich mag das Cover recht gerne. Es gibt wieder eine starke Orientierung an den anderen Bänden der „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ Reihe, es werden recht zarte Farben genutzt und einige wichtige Punkte der Geschichte tauchen bereits im Cover auf. So sieht man eine Dame, die eindeutig Romy Schneider darstellen soll und die in ein zartrosa Kostüm gewandt ist, was einen weiteren Hinweis auf eine Person darstellt, die gute Ratschläge an Romy verteilt. Dazu ist im Hintergrund der Eiffelturm, das Wahrzeichen von Paris, zu sehen, dem titelgebenden Haupthandlungsort des Buches. Und dazu wurde noch ein Auto abgebildet, was einen Hinweis auf Alain Delon sein könnte. Der Titel wurde in einem auffallenden und nicht zu knalligen Pink gehalten, der obere Teil des Romans gestaltet sich sehr simpel und einfach. Insgesamt entsteht auf diese Weise ein durch und durch rundes, ansprechendes und schönes Bild!

Von der bereits genannten Reihe habe ich bereits einige Werke gelesen, wobei vier aus der Feder von Michelle Marly stammen, welche mich bisher allesamt sehr überzeugen konnten. Aus diesem Grund schätze ich die Autorin sehr und freue mich immer wenn ich sehe, dass von ihr ein neues Buch veröffentlicht wird. Dem war auch so, als ich den Roman über Romy Schneider in der Verlagsvorschau entdeckt habe. Mir ist natürlich der Name geläufig und ich habe auch schon Filme von der Schauspielerin gesehen, allerdings habe ich über ihr Privatleben kaum Kenntnisse. Daher war es für mich nicht nur eine Möglichkeit, ein hoffentlich gutes Buch zu lesen, sondern die berühmte Persönlichkeit näher kennenzulernen. Und dafür möchte ich mich beim Aufbau Verlag bedanken, welcher mir freundlicherweise den Roman als Rezensionsexemplar zu Verfügung gestellt hat!

Das Buch wird in drei Teile gegliedert, wobei jeder Teil einem Menschen in Romys Leben gewidmet ist, der sie beruflich oder privat stark beeinflusst hat und ihr mit guten Ratschlägen und offenen Worten, aber auch mit konstruktiver Kritik zur Seite steht. Mir persönlich hat vor allem der erste, sowie der dritte Teil unglaublich gut gefallen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die bedeutende Figur in Romys Leben, um die sich der zweite Teil dreht, nicht ganz so freundlich und sympathisch fand. Er hatte eine etwas undurchschaubare Art, was einerseits zwar wirklich spannend war, gleichzeitig aber auch dazu geführt hat, dass ich ihn etwas merkwürdig und ein wenig gruselig einschätze.
Um chronologisch nicht den Überblick zu verlieren, wird am Anfang neuer Kapitel nicht nur das Datum, sondern auch der Handlungsort der folgenden Szene geschildert. So kann man genaustens beobachten, wie viel reifer und erwachsener Romy wird, wie sie die Fesseln der Gesellschaft, aber auch ihrer Erziehung ein wenig ablegt und sich mehr mit sich selbst befasst.

Ich hatte einen sehr angenehmen und leichten Start in die Geschichte. Innerhalb kurzer Zeit war ich mit der Ausgangssituation, den Personen und der Sprache vertraut und konnte mich leicht auf die folgenden Ereignisse einlassen. Ich war sehr gespannt auf die weiteren Kapitel und bin durchweg flüssig und ohne Probleme durch die Handlung gekommen. Das liegt unter anderem auch an der sehr gut umschreibenden, recht einfachen und lebendigen Sprache, die von der Autorin genutzt wurde. Ich konnte mir viele Aspekte der Geschichte richtig gut vorstellen, sowohl verschiedene Settings, als auch die Personen standen mir vor Augen und ich mochte es, was für eine Erzählsituation dadurch entstand. Denn in vielen Kapiteln habe ich mich wie jemand gefühlt, der während der folgenden Szene anwesend ist und alles genaustens beobachten kann. Sei es das Setting oder die Bewegungen und Gesichtsausdrücke der Figuren. Ganz vieles konnte ich mir sehr bildhaft und farbenfroh vorstellen, was einfach nur besonders war.
Um die Sprache aufzulockern, aber auch um noch den Figuren noch mehr Persönlichkeit zu bieten, wurde für einige Personen häufig ein Hauch von französischen oder englischen Worten genutzt. Das war ein passendes und nettes Detail, es hat stets gut gepasst und kommt nicht zu gehäuft oder üppig vor. Außerdem spricht Romy manchmal mit ein klein wenig Dialekt, was ich irgendwie sehr knuffig fand. Das hat definitiv dazu beigetragen, dass ich von ihr einen so freundlichen und netten Eindruck erhalten habe.
Außerdem wurde sehr darauf geachtet, dass man als Leser die Entscheidungen von Romy, mitsamt ihren Gedanken und auch Gefühlen, die damit einhergehen, gut nachvollziehen kann. Immer wieder wird darauf eingegangen und man kann genau verfolgen, was sie gerade fühlt, denkt, welche Ängste und Sorgen, aber auch Glücksmomente sie erlebt. Das führt dazu, dass ich der Geschichte sehr gut folgen konnte, für mich alles schlüssig und glaubhaft erscheint. Dennoch hat es leider nicht dazu geführt, dass ich Romy als sehr lebendigen und sympathischen Charakter empfand, mir war es nicht möglich, eine Bindung zu ihr aufzubauen.

Von den verschiedenen Settings bin ich sehr begeistert. Insgesamt kommt eine Vielzahl an Handlungsorten vor, die sowohl in Deutschland, als auch in Frankreich verortet sind. Sie erhalten mal mehr, mal weniger genaue Beschreibungen, teilweise kann man auch gut seine Fantasie einsetzen. Jeden einzelnen konnte ich mir wirklich gut und lebhaft vorstellen, ein jeder Ort hat eigene Dynamiken bekommen.
Besonders hat es mir gefallen, wie die Wohnorte von Romy, allen voran ihr Elternhaus beschrieben wurden. Diese Gebäude hatten etwas sehr einladendes und freundliches an sich, ich mochte die Ruhe, die mit ihnen einhergeht und auch die normale Romy, die einfach so agiert, wie sie es möchte und nicht auf mögliche Kameras achten muss. In diesen Kapiteln geht das Setting also deutlich mit der Stimmung einher.
Im Roman tauchen allerhand verschiedene Stimmungen auf, allen voran Romy Schneider durchläuft alle Emotionen und erlebt sowohl freudige und aufregende, als auch traurige und wütende Momente. Hier wird das ganze Spektrum geboten, was Romy, aber auch die anderen Personen menschlich macht.

Abgesehen von sehr sehr wenigen Fakten über Romy Schneider bin ich komplett ahnungslos an die Geschichte rangegangen. Ich konnte zwar einordnen, wie alt sie ungefähr geworden ist und in welchen bekannten Filmen sie mitgespielt hat, allerdings war es das auch schon. Daher war ich natürlich sehr gespannt auf die Handlung und finde auch, dass die Spannung für meinen Geschmack auf einem guten Niveau war. Schließlich wusste ich nicht, welches Kapitel Romy als nächstes in ihrem Leben angeht und wurde daher häufig überrascht und empfand die Geschichte als spannend!

Eigentlich haben die Protagonisten eine gute und abwechslungsreiche Zeichnung erhalten. Ihnen wurden viele Facetten zugeordnet, sie zeigen Emotionen und sie sind keineswegs stereotyp. Manche treten etwas geheimnisvoll und eigen auf, es hat Spaß gemacht, die Figuren zusammen mit Romy kennenzulernen. Aber obwohl sie normalerweise perfekte Voraussetzungen dafür hatten, dass man die Personen als lebendig und meist auch sympathisch wahrnimmt, konnte ich mich nur schwer mit ihnen anfreunden. Ich fand sie in Ordnung, hatte aber bei keinem Charakter das Verlangen, ihn persönlich kennenzulernen. Und das hat mich vor allem bei Romy Schneider gestört. Eigentlich ist sie so eine interessante Person und hat vieles erlebt und eine spannende Karriere hingelegt. Aber auch mit ihr wurde ich nicht warm und konnte dementsprechend auch nicht mit ihr mitfühlen. Das empfand ich als sehr schade, schließlich ist Romy die Hauptperson des Buches und mir ihr verbringt man während des Lesens unglaublich viel Zeit...

Sehr überzeugen konnte mich das Nachwort. Dieses war umfangreich, es gibt einige Einblicke in die Entstehung des Romans, sowie in das Privatleben und die weitere Karriere von Romy Schneider. Anhand dessen kann man sich ein gutes Bild davon machen, wie ihr weiteres Leben verläuft und mit welchen Freunden, aber auch Sorgen sie gelebt hat. Ein sehr informatives Ende des Buches, welches mir gut gefallen hat!

Fazit
Ich hatte wirklich schöne Lesestunden mit dem Roman und habe allerhand Neues über Romy Schneider und ihr Leben lernen können. Das hat wirklich Spaß gemacht und auch deshalb konnte ich der Handlung so problemlos und flüssig folgen. Und natürlich spielen in diesen Punkt noch zahlreiche andere Fakten mit rein, angefangen bei der Schreibweise, über die Spannung bis hin zum Setting. In fast allen Punkten konnte ich überzeugt werden. Lediglich mit den Figuren bin ich nicht ganz warm geworden. Ich kann nicht genau benennen, was mir gefehlt hat. Aber irgendwie wurden sie mir einfach nicht sympathisch, ich konnte mit ihnen nicht mitfühlen und keine Bindung aufbauen. Das war zwar irgendwie schade, trotzdem hinterlässt der Roman bei mir einen sehr guten und interessanten Gesamteindruck!

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Das Dünencafé

Das Dünencafe
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Handlung
Hinter Deutschland und seinen Bewohnern liegen harte Zeiten. Der Krieg, die Inflation, allerhand Ereignisse haben ihre Spuren hinterlassen. Daher sind kleine Fortschritte schon ein großer Erfolg. ...

Handlung
Hinter Deutschland und seinen Bewohnern liegen harte Zeiten. Der Krieg, die Inflation, allerhand Ereignisse haben ihre Spuren hinterlassen. Daher sind kleine Fortschritte schon ein großer Erfolg. Moike Jacobsen ist unendlich glücklich, als im Jahr 1923 ihr Hotel, aber auch ihr kleines Café wieder im alten Glanz erstrahlen und es immer mehr Lichtblicke am Horizont gibt. Allerdings sind diese nur selten familiärer Natur. Moiken hört immer weniger von ihrer Tochter Emma, die mit ihrem Vater und Moikens erster großer Liebe Boy nach Berlin gezogen ist. Die Briefe werden seltener, die Sorgen größer. Und da es sich herumspricht, welche Auswirkungen die Inflation in den Städten auslöst, macht sich Moiken auf den Weg nach Berlin, um nach ihrer Tochter zu suchen.

Meinung
Ich mag das Cover gern. Es wird eine idyllische Szene gezeigt, eine Dame steht auf einer Düne, betrachtet den Strand, das Meer, sowie einen kleinen Pavillon. Sie ist recht sommerlich und leicht gekleidet, könnte vielleicht Moiken, vielleicht aber auch ihre Tochter Emma darstellen, sie besitzt eine aufrechte Haltung und wirkt auf den ersten Blick elegant.
Der Himmel wurde in unterschiedlichen Schattierungen gestaltet, er geht von einem hellen, ganz leicht rotstichigen Ton in ein dunkleres Blau über, vielleicht werden hiermit kommende, schwerere Zeiten angedeutet? Insgesamt ein stimmiges und schönes Bild, es ist farbenfroh und idyllisch, mir gefällt es gut!

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich den ersten Band der Insel-Saga von Sina Beerwald gelesen und seitdem geduldig auf die Fortsetzung gewartet. Mir hatte der Auftakt wirklich gut gefallen, lediglich Kleinigkeiten habe ich ein wenig bemängelt, die mein Interesse am zweiten Teil allerdings nicht getrübt haben. Und als ich das Buch erstmals in der Verlagsvorschau gesehen und die dazugehörige Inhaltsangabe durchgelesen habe, war ich sehr gespannt auf die kommenden Geschehnisse und habe mich auf den Roman gefreut. Daher möchte ich mich herzlich beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Wie gerade eben schon angesprochen ist es für mich ein Jahr her, seitdem ich „Die Strandvilla“ gelesen habe. Deshalb waren mir nicht mehr alle Details im Gedächtnis und gerade auf den ersten Seiten musste ich ab und an ein wenig überlegen, wie die Zusammenhänge sind und was im Vorgängerband geschehen ist. Glücklicherweise wurde manches Erlebnis kurz angesprochen, was bei mir bewirkt hat, dass mir direkt mehrere Informationen und Geschehnisse wieder eingefallen sind. Somit hatte ich im Nachhinein betrachtet einen überraschend guten und einfachen Start in die Geschichte, schon nach kurzer Zeit hatte ich keine Probleme mehr damit, mich auf die Handlung einzulassen und konnte mich vollkommen auf die Personen, das Setting und die Ereignisse einlassen.

Auch diesmal wieder brauchte ich ein paar Seiten, um mich mit der Sprache anzufreunden. Ich kann selbst nicht genau benennen, weshalb. Als ich mich jedoch einmal damit zurechtgefunden hatte, ließen sich die Zeilen problemlos und flott lesen. Es gibt ganz wundervolle Beschreibungen des Settings, immer wieder werden historische Fakten eingebunden, die einzelnen Situationen und Geschehnisse werden authentisch und mit lebendigen Farben beschrieben. Jede einzelne Handlung der Personen ist nachvollziehbar und erscheint realistisch. Zudem kennt man als Leser oft ein paar Hintergrundinformationen, die den Protagonisten nicht bekannt sind, man ist ihnen also im Vorteil und kann daher manche Handlungen deutlich besser einschätzen und bewerten.

Als Erzähler gibt es einen allwissenden, der verschiedene Positionen einnimmt, wohldosiert Informationen preisgibt, gleichzeitig aber auch viele Geheimnisse für sich behält und diese erst nach und nach lüftet. So entsteht eine abwechslungsreiche, spannende und oft überraschende Geschichte, die in vielen Punkten dazu anregt, weiterlesen zu wollen.
Besonders mochte ich es, dass es mehrere Erzählperspektiven gibt, die ein großes Bild der Handlung, der Personen und der Ereignisse entstehen lässt. Aus mehreren Sichtweisen lässt sich die Geschichte verfolgen, man lernt verschiedene Menschen mit eigenen Zielen kennen und kann sich an vielen Stellen im Buch über ihre Gefühle und Gedanken einen Eindruck verschaffen. Anhand der vielfältigen Erzählung bekommt man zudem mehrere Blicke auf die Figuren, kann Handlungen besser einschätzen und der gesamte Roman wirkt am Ende rund und stimmig.
Drei Perspektiven nimmt der Erzähler diesmal ein. Einmal, und ihre Kapitel nehmen den größten Platz ein, verfolgt man Moiken auf ihrem Weg, das Hotel wieder in Schwung zu bringen, aber auch den Kontakt zu ihrer Tochter Emma wieder herzustellen. Dann lernt man in einigen Abschnitten Emma besser kennen und kann sich von der jungen Frau und ihrem Blick auf verschiedene Angelegenheiten ein Bild machen. Und als letztes gibt es noch Adam von Baudissin, den Kopf hinter dem Bau des Hindenburgdamms. Anhand von seinen Kapiteln lernt man vieles über die Entstehung des Damms und die Hintergründe über Kritiker und Befürworter.

Ich finde, dass die Spannung in einem guten Umfang vorhanden ist. Sie hat immer ein wenig variiert, war mal mehr, mal weniger zu spüren und hat an vielen Textstellen dazu beigetragen, dass ich über eine weitere mögliche Fortsetzung der Ereignisse nachgedacht habe.
Nicht jedes Geheimnis wird sofort aufgelöst, sodass man als Leser dazu aufgefordert wird am Ball zu bleiben und weiterzulesen. Bei mir ist dies wahrlich gut gelungen und oft wollte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen. Zudem waren einige markante Punkte deutlich erkennbar, in denen die Spannung stark anstieg, es gibt aber nie zu viel Dramen.
Besonders gut gefallen hat mir der Wechsel von aufregenden und ruhigen Kapiteln. So erscheint die Handlung nie zu hektisch und aufregend, sondern man kann auch einen Blick auf das normale, alltägliche Leben der Personen erhaschen. Dadurch gab es sehr natürliche Sichten auf die Personen und die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, weshalb die Geschichte als authentisch daherkam.

Einige stimmungsvolle Szenen wurden in die Handlung eingebunden, diese fallen nicht zu üppig aus. Meist wird die Geschichte stattdessen ziemlich nüchtern und klar geschildert, wo die Gefühle und Empfindungen eine nicht so große Rolle spielen. Zwar wird manchmal erwähnt, was die Personen gerade fühlen, allerdings hat sich dies nie auf mich übertragen. Daher fiel es mir auch schwer, die Personen zu mögen und zu ihnen eine Bindung aufzubauen. Ich habe zwar Respekt davor, was sie leisten und durchleben, allerdings verspüre ich nicht den Wunsch, die Figuren kennenzulernen.

Ganz traumhaft beschrieben ist das Setting, allen voran all die Handlungsorte von Sylt. Diese erweisen sich als vielfältig, man lernt unterschiedliche Ecken der Insel kennen und sie sind allesamt einfach nur gelungen. Ganz oft hatte ich viele bunte Bilder der einzelnen Orte vor Augen und habe mir so sehr gewünscht, genau jetzt ebenfalls dort zu sein und einige Tage zu verleben. Egal, ob es sich um die Landschaft, die Gebäude oder einzelne Räume handelt: Allesamt wurden sehr lebendig und bildhaft beschrieben und haben ein rundes und schönes Bild von Sylt ergeben.
Spannend war des außerdem, dass es auch einige Kapitel gibt, die in Berlin spielen. Hier wird ein deutlicher Unterschied zwischen der aufregenden Großstadt und der eher beschaulichen und ruhigen Insel deutlich spürbar. Zudem haben die Abschnitte in Berlin ihre ganz eigene Dynamik gehabt und dies hat sich auch auf die Beschreibung des Settings ausgewirkt.

In die Handlung rund um Moiken, Emma, Boy und viele andere wurden auch einige historische Geschehnisse und Details eingebunden. Diese erstrecken sich über verschiedene Themenbereiche, über die, bereits erwähnte, Errichtung des Hindenburgdamms, über die Inflation der 1920er Jahre bis hin zu den Nachwirken des Krieges, aber auch über allerhand politische Entwicklungen. Anhand all dieser Themen bekommt man als Leser einen Überblick über die Gesamtsituation in Deutschland und kann sich von allerhand Punkten, die die Bevölkerung beschäftigen, einen Eindruck verschaffen.
Im Nachwort werden ganz viele Aspekte des Romans nochmals aufgegriffen und anhand dessen kann man sehr gut schauen, wie viel Realität und Wirklichkeit im Buch steckt. Man erhält einige Hintergrundinformationen, die bei mir bewirkt haben, dass ich das Gelesene nochmals Revue passieren lassen habe und dadurch am Ende eine runde und stimmige Geschichte entsteht. Zudem wird so die hervorragende und ausführliche Recherchearbeit der Autorin sichtbar, die einfach tadellos und bewundernswert ist!

Wie schon im ersten Band hatte ich auch diesmal wieder einige Probleme damit, zu den Figuren eine Bindung aufzubauen. Sie haben zwar abwechslungsreiche Wesen mit einzigartigen Merkmalen erhalten, was einen hohen Wiedererkennungswert geboten hat. Und auch die Anzahl der Protagonisten empfand ich als sehr angenehm und eingängig. Allerdings haben mir noch ein Hauch mehr Lebendigkeit, ein paar mehr sympathische Züge gefehlt, um sie zu mögen und mit ihnen mitzufiebern. Sie haben mir zu wenig Tiefe und Facetten gezeigt, von vielen hat man nur eine Seite gesehen, dabei wäre es auch interessant gewesen, weitere Aspekte und Stimmungen von ihnen kennenzulernen.

Fazit
Gesamt betrachtet war es ein wirklich schöner Roman. Es wurden viele historische Ereignisse einbezogen, das Setting war ein Träumchen, die Sprache sehr angenehm und die Spannung sehr häufig spürbar. Und all das hat dazu geführt, dass ich diesen zweiten Band der Insel-Saga von Sina Beerwald sehr gern gelesen habe und das Buch noch besser und runder empfinde als den ersten Band. Mein größter Kritikpunkt ist lediglich der, dass mir die Personen nicht lebendig genug waren und ich ein paar Problemchen bei der Annäherung zu ihnen hatte. Allerdings hat mir dieser Punkt die Freude an dem Roman nicht geraubt und ich freue mich wirklich sehr auf den dritten Teil der Reihe!

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